Hannes Wader: „Macht’s gut!“ – das Abschiedskonzert
(Mercury, 16. März 2018)
1. Heute hier, morgen dort
2. Damals
3. Begegnung
4. Schön ist das Alter
5. Schwestern, Brüder
6. Das Bürgerlied
7. Schon morgen
8. Ankes Bioladen
9. Große Freiheit
10. Rosen im Dezember
11. Ich fahr fort
12. Es ist an der Zeit
13. Dass wir so lang leben dürfen
14. Schon so lang
15. Kokain
16. Bella Ciao
17. Sag mir, wo die Blumen sind
Im
Player
rotiert
eine
kleine
Promo-CD,
in
der
Hand
halte
ich
eine
schlichte
Hülle
und
die
Musik
führt
mich
zurück
zu
einem
feuchten
Novembertag
2017.
Im
Theater
von
Helmstedt
gibt
ein
Künstler
eines
seiner
letzten
Konzerte.
Die
Lieder
dieser
CD
wurden
beim
allerletzten
Konzert
von
HANNES
WADER
in
Berlin
mitgeschnitten
und
ich
durchlebe,
Note
für
Note,
Wort
für
Wort,
das
Konzert
in
Helmstedt
ein
zweites
Mal.
Damit
sei
vorweg
schon
einmal
etwas
zur
Qualität der Aufzeichnung gesagt, denn die ist deckungsgleich mit dem Klang in meinen Erinnerungen.
Mein
Erleben
in
Helmstedt
ist
nahezu
identisch
mit
dem,
was
der
Hörer
auf
dem
Berliner
Mitschnitt
zu
hören
bekommt.
Jeder,
der
eines
seiner
letzten
Konzerte
besucht
hat,
lauscht
dem
gleichen
Abschied
und
erlebt
nun,
was
viele
Tausende
an
Erinnerungen
und
Emotionen
teilen,
noch
einmal
mit.
Ich
sehe
HANNES
WADER
die
kleine
Bühne
betreten,
höre
die
Saiten
schwingen
und
dann
singt
er
vom
„Heute
hier,
morgen
dort“,
seine
Hymne.
Es
fühlt
sich
wie
eine
Rückblende
auf
sein
eigenes
Künstlerleben
an
und
auch
ein
wenig
wie
vom
Lebensgefühl
des
Rock’n’Roll,
das
er
mit
„Damals“,
einem
Klassiker
von
Kevin
Johnson
-
„Rock’n’Roll
You
Gave
Me
The
Best
Years
Of
My
Life“
–
neu
gestaltete.
Das
für
ihn
so
typische
Fingerpicking
und
seine
warme
Stimme
sind
es,
die
aus
den
Boxen
klingen
und
Atmosphäre
beim
Hören
schaffen.
Ich
lausche
der
„Begegnung“,
dem
zweiten
Lied,
„das
ich
jemals
geschrieben
habe“
(er
wörtlich
in
Helmstedt),
um
danach
dem
selbstironischen
Bogen
mit
„Schön
ist
das
Alter“
in
seine,
unsere
Gegenwart
zu
folgen.
Die
CD
rotiert
und
das
Konzert
fließt.
Der
Klang
lässt
sicher
jeden,
gleich
ob
dabei
gewesen
oder
nicht,
emotional
mitfühlen
und
nacherleben.
Ganz
auf
das
Wesentliche,
seine
Stimme
und
die
Gitarre,
beschränkt,
fühlt
man
sich
selbst
wie
mittendrin als Zuhörer.
Das
Lied
von
den
„Schwestern,
Brüder“
trifft
mich
auch
im
Wohnzimmer
tief
in
der
Magengrube,
nur
diesmal
genieße
ich
sein
filigran
kunstvolles
Spiel
auf
den
Gitarrensaiten
viel
intensiver.
So
simpel
das
auch
klingen
mag,
der
Mann
singt
dazu,
ohne
ein
einziges
Mal
daneben
zu
greifen.
Der
steht
da
mit
seiner
„Wandergitarre“,
produziert
klingende
Kunst,
er
hält
uns
beim
„Bürgerlied“
einen
Spiegel
vor
und
zeigt
unsere
Verantwortung,
die
wir
haben.
Kein
erhobener
Zeigefinger,
denn
das
Bürgerlied
hat
Historie,
und
ein
feines
Lächeln,
das
man
auch
zu
Hause
hören
kann.
Wieder
tanzen
die
Finger
über
die
Bünde
und
macht
er
uns
„Schon
morgen“
neuen
Mut,
das
Leben
zu
meistern.
Ein
Sänger
mit
der Gitarre – nichts sonst und genau das ist auf dem Silberling eingefangen.
Und
wieder
muss
ich
lachen,
als
es
um
die
„verfolgte
Minderheit“
der
Naturkostbewegung
in
„Anke’s
Bioladen“
geht.
Lächelnd
geht
es
zu
bei
der
„großen
Freiheit“,
die
HANNES
WADER
als
wunderbaren
Erzähler
zeigt,
dem
es
gelingt,
intime
Poesie
mit
leisem
Protest
sowie
feinsinnig
guter
Unterhaltung
zu
vereinen.
Davon
zeugen
auch
die
„Rosen
im
Dezember“
und
mit
dem
Volkslied
„Ich
fahr
dahin“
darf
man
wieder
das
zauberhafte
Picking
auf
den
Gitarrensaiten
sowie
die
Schönheit
einer
alten
Melodie
bewundern
und
wirken
lassen.
Da
ist
es
wieder,
das
Kribbeln
und
die
Gänsehaut,
die
nur
Musik
mit
gedanklicher
und
emotionaler
Tiefe
erzeugen
kann.
Deshalb
passt
auch
hier
„Es
ist
an
der
Zeit“,
seine
Version
von
Eric
Bogle’s
„No
Man’s
Land“,
die
den
Australier
in
deutschen
Landen
bekannt
gemacht
hat
und
auch,
wofür
der
deutsche
Barde
steht.
Selbst
auf
einer
CD
wirkt
der
Zwischenapplaus
eines
begeisterten
Publikums,
lässt den Hörer sich mittendrin und live dabei fühlen. Wirklich Klasse!
Auch
seine
Ansage,
nun
endgültig
mit
dem
Konzertleben,
nach
55
Jahren,
aufzuhören,
dort
„Macht’s
gut!“
zu
sagen,
wo
alles
begann
–
in
Berlin
–
stimmt
mich
wieder
etwas
traurig,
wie
in
Helmstedt.
Man
will
es
nicht
glauben,
auch
wenn
HANNES
WADER
kräftig
„Dass
wir
so
lang
leben
dürfen“
dazu
singt,
beinahe
so,
als
würde
er
gerade
erst
beginnen.
Doch
„Schon
so
lang“
holt
den
Hörer
mit
Zugaben
in
die
Realität
zurück.
Sang
er
gerade
noch
„Heute
hier,
morgen
dort“,
klingt
es
jetzt
„Schon
so
lang“
ein
wenig
melancholischer,
auch
wenn’s
mit
„Kokain“
noch
einmal
trotzig
und
bei
„Bella
Ciao“
wieder
ein
nachdenklicher
Abschied
wird.
Die
Begeisterung
des
Publikums
erfasst
auch
mich
noch
einmal
und
fast
ertappe
ich
mich
dabei,
ganz
am
Ende
„Sag’
mir,
wo
die
Blumen
sind“
wieder
mitzusingen.
Ja,
ich
habe
HANNES
WADER
auf
seiner
letzten
(Abschieds)Tour,
zum
ersten
und
einzigen
Mal,
live
gesehen
und
halte
jetzt
die
Konserve
in
den
Händen
und
staune,
wie
schnell
doch
die
Zeit
vergeht.
Da
braucht
man
etwas
zum
Aufheben,
zum
Festhalten und Erinnern. So etwas wie diesen kleinen Silberling.
Diesen
HANNES
WADER
jemals
live
erlebt
zu
haben,
ist
ein
seltenes
Glück,
zumal
in
der
DDR
geboren
und
sozialisiert,
wie
ich.
Nach
den
ersten
Liedern
spüre
ich
die
Intensität
wieder
und
fühle
mich
in
die
Intimität
meines
Live-Erlebnisses
zurück
versetzt.
Wer
die
vergangenen
Dekaden,
von
den
1960igern
bis
heute,
bewusst
Musik
hörend
miterlebt
hat,
der
kann
anhand
dieser
Lieder
quasi
fast
sein
eigenes
Leben
buchstabieren,
seine
Ideale,
falls
unterwegs
verloren,
wiederfinden
und
all
die
Emotionen
noch
einmal
erleben.
Vom
reinen
Folk-Gefühl
bis
zum
bissigen
politischen
Lied
bieten
diese
17
Lieder
alles,
was
es
dazu
braucht,
einen
ganz
besonderen
Künstler,
ganz
allein
und
nur
mit
seiner
Gitarre
auf
einer
großen
Bühne,
nicht
zu
vergessen.
Nun
hat
sich
dieser
Künstler
vom
Tour-Stress,
dem
Leben
aus
dem
Koffer
und
vom
Massenpublikum
verabschiedet.
Diese
CD
schafft
es,
die
Live-Atmosphäre
noch
einmal
in
das
eigene
Wohnzimmer
zu
holen
und
an
das
Gefühl
von
WADER
pur
authentisch
und
nachfühlbar
anzuknüpfen.
Nicht
nur
für
die
Fans des Künstlers ein Muss!
Das Konzert in Helmstedt:
hier