Brigitte Stefan & Meridian im Kulturhaus Plessa
06.10.1982
Irgendwann
zum
Ende
der
1970er
und
Anfang
der
1980er
Jahre
hatten
der
Punk,
und
damit
verbunden
New
Wave,
Ska
und
Verwandte,
aus
Good
Old
England
den
Kanal
durchschwommen
und
waren
in
Europa,
also
auch
Deutschland,
auf
dem
Festland
angekommen.
Bei
den
deutschen
Nachahmern
machte
ein
Hamburger
Musikmagazin
daraus
eine
„Neue
Deutsche
Welle“
und
die
Plattenfirmen
bekamen
eine
neue
Marke.
Das
Publikum
hatte
eine
neue
Schublade
und
die
„neue
Welle“
eroberte
sich
schnell
die
Rundfunkstationen
und
die
Plattenläden.
Ein
paar
Jahre
waren
das
zackige
Gehopse,
die
Farbe
im
Gesicht
und
das
Gel
in
den
Haaren
sowie
minimalistische
Texte
der
NDW
nicht
mehr
aufzuhalten.
Cool
und
geil
waren
angesagt
und
jeder,
der
schwarze
und
weiße
Tasten
unterscheiden
konnte,
wurde
Musiker.
Alles
schien
neu,
unangepasst,
frech
sowie
aufmüpfig,
beinahe
wie
einst
bei
der
britischen
Beat-Invasion,
und
keiner
wollte
merken,
dass
auch
diesmal
die
Vereinnahmung
durch
die
Platten-
bis
zur
Modeindustrie
auf
den
Fuß
folgte.
Nur
einige
wenige
überlebten
und
wurden
selbst zur Marke oder zu „Berichten von der Mode“ (frei: Depeche Mode) und auf diese weise Kult.
Wie
vorher
auch
schon,
machte
diese
Welle
vor
keiner
Grenze
halt
und
die
ersten
Bands
und
Künstler
in
der
damaligen
DDR,
die
mit
dem
„etablierten
Business“
nichts
anfangen
konnten
und
keine
Lust
mehr
hatten,
sich
textlich
„hinter
vor
Lyrik
strotzenden
Schäfchenwolken“
zu
verstecken,
machten
sich
die
schrill
dadaistische
Formen
zu
eigen
und
bastelten
ihre
„neusozialistischen“
Inhalte
hinein.
Fertig
waren
ein
paar
Bandprojekte,
mit
denen
ich
damals
so
gut
wie
nichts
anfangen
konnte,
aber
für
einen,
der
damals
flockig
auf
die
30
zuging,
war
diese
Musik
zwischen
„99
Luftballons“
und
„Da
Da
Da“
weder
gedacht
und
erst
recht
nicht
gemacht.
Der
„Käfer
auf’m
Blatt“
sprach
mich
gerade
des
Textes
wegen,
aber
auch
durch
die
tollen
Interpretation
durch
Dirk
Zöllner,
noch
an,
aber
in
einem
„Traumarchiv“
von
IC
fühlte
ich
mich
gar
nicht
mehr
wohl.
Während
eine
Band
wie
PANKOW
sich
den
Punk
–
welch
tolles
Spiel
mit
den
Namen
und
Assoziationen
-
noch
als
freche
Inspiration
nahm,
um
daraus
ihr
eigenes
Ding
im
eigenen
Lebensumfeld
zu
basteln,
versuchten
andere
das
gar
nichts
erst,
sondern
nahmen
sich
erfolgreich
die
Blaupause,
die
Mode
und
den
Habitus
und
setzen
nur
noch
die
eigenen
Worte
darauf.
Das
funktionierte
auch
in
der
DDR
und
aus
eher
unbekannten
Combos
wurden
über
Nacht
Stars,
die
von
Rundfunk
und
Amiga
als
„neue
Bands“
gefeiert
wurden.
Dass
sich
im
Untergrund
schon
eine
noch
frechere
und
widerborstigere
Musikergeneration
bereits
„Auf
den
Weg“
machte,
blieb
den
meisten
noch
verborgen.
Aber
die
standen
da
bereits in den Startlöchern und warteten nur noch auf den “Herbst in Peking”.
So
sahen
wir
uns
mit
unseren
Konzerten
für
ROCK-MIX
der
Tatsache
ausgesetzt,
dem
Druck
dieser
„neuen
deutschen
Welle“
nachzugeben
oder
wenigstens
das
für
unser
Konzept
passende
zu
suchen.
Wir
konnten
uns
zwischen
JUCKREIZ,
CHICOREE,
KEKS
und
einigen
anderen
entscheiden
und
fanden
dann
letztlich
zu
BRIGITTE
STEFAN
&
MERIDIAN.
Warum,
das
weiß
ich
heute
nicht
mehr
so
genau,
aber
wahrscheinlich
war
es
so,
dass
die
Jüngeren
im
Team
ihre
Auswahl
trafen
und
bei
den
Älteren
nur
der
Kopf
genickt
hatte.
War
auch
in
Ordnung
so,
hatten
ja
die
Bands,
die
mit
ihrer
Musik
eher
auf
meinen
Geschmack
trafen,
schon
größtenteils
bei
uns
auf
der
Bühne
gestanden.
Nun
waren
mal
die
anderen
Bands
wie
MERIDIAN dran und zuvor hatten wir es auch schon mal mit METROPOL versucht.
An
das
Konzert
mit
BRIGITTE
STEFAN
&
MERIDIAN
selbst
habe
ich
nur
sehr
vage
Erinnerungen,
weil
der
Abend
nun
mal
die
Wünsche
anderer
realisierte.
Mir
waren
rhythmisch
zerhackten
Melodien
und
verkürzte
Sprechgesänge,
so
jedenfalls
empfinde
ich
den
Großteil
der
NDW
noch
heute,
eher
ein
Graus
und
das
Agieren
auf
der
Bühne
sprach
mich
nicht
so
sehr
an,
wie
es
andere
Gruppen
schafften.
Dennoch
bleibt
zu
konstatieren,
dass
MERIDIAN
mit
Brigitte
Stefan
ein
rundum
gelungenes
Konzert
ablieferten.
Das
meist
sehr
jugendliche
Publikum
ließ
sich
von
Liedern
wie
„Linie
6“
oder
„Eitelkeit“
begeistern
und
das
ist
ja
schließlich
die
Hauptsache
bei
so
einem
Konzert.
Die
Frontfrau
der
Band
war
der
optische
Hingucker,
gut
gestylt,
eingefärbtes
Haar
und
enge
Hosen,
und
den
anderen
Musikern
merkte
man
die
Freude
am
Musizieren
ebenfalls
an.
Der
Saal
war
voll
und
die
Besucher
begeistert.
Schöneres
kann
einem
Veranstalter
kaum
passieren.
So
gänzlich
hab’
ich
mich
allerdings
an
diesem
Abend
doch
nicht
aus
dem
Geschehen
heraus
gehalten.
Da
das
eigentliche
Konzert
mit
MERIDIAN
&
Brigitte
Stefan
„erst“
18.30
Uhr
startete
–
(Was
für
eine
Zeit
aus
heutiger
Sicht!)
–
hatten
wir
quasi
als
„Vorband“
bereits
17.°°
Uhr
eine
Etage
tiefer
im
kleinen
Saal
des
Kulturhauses
Plessa
aus
Berlin
POSSENSPIEL
verpflichtet.
Die
heizten
ihrem
Publikum
dermaßen
ein,
dass
bei
keinem
auch
nur
ein
Auge
vor
Lachen
trocken
blieb.
Die
Herren
um
KNIPPE
und
MALTE
haben,
ohne
es
selbst
zu
merken,
denen
im
großen
Saal
dann
doch
im
Voraus
ein
wenig
die
Show
gestohlen.
Nachdem
der
letzten
Ton
im
großen
Saal
verklungen
war
und
die
Massen
nach
draußen
strömten,
waren
POSSENSPIEL
das
alle
bewegende
Gesprächsthema.
Ich
fand
die
frechen
Rock-Kabarettisten
ohnehin
einmalig
und
die
Show dieser „verrückten Truppe“ bot, einen Tag vor dem Republikgeburtstag, haufenweise Momente zum Ablachen.
Beide
Konzerte,
die
an
diesem
6.
Oktober
1982
stattfanden,
waren
zugleich
auch
unsere
letzten,
die
wir
in
dieser
Größenordnung
durchführten.
Von
da
an
wurde
alles
eine
Nummer
kleiner,
intimer
und
deshalb
auch
überschaubarer.
Wir
zogen
in
die
eigenen
Räume
der
„STUBE“
in
Elsterwerda
um.
Dort
entdeckten
wir
die
Liedermacherszene
für
uns
neu
und
setzten
auf
Bands,
die
(noch)
keine
Lust
auf
das
großem
Spektakel
hatten.
Einer
der
ersten
war
damals
ARNO
SCHMIDT
&
BAND
und
eine
weitere,
die
damals
Anfang
der
80er
Jahre
bei
uns
bis
in
den
frühen
Morgen
hinein
rockte
und
rollte,
war
KEIMZEIT.
In
jenen
Tagen
ein
Geheimtipp,
unbekannt,
unbekümmert
und
einfach
nur
die
blanke
Spielfreude
bis
zum
Abwinken.
Das
aber
ist
eine
gänzlich
andere
Geschichte,
denn
als
KEIMZEIT
groß
zu
werden
begannen,
gaben
MERIDIAN
und andere ihre Instrumente schon wieder ab.
Die Autogrammkarte der Band von 1982.