Dirk Zöllner trifft Werner Karma
07.10.2017
oder “Dirk & das Glück” live im Schloss Köthen
Die
Geschichte
vom
„Dirk
im
Glück“
kennt
wahrscheinlich
inzwischen
jeder,
der
was
mit
Rockmusik
in
deutscher
Sprache
und
dem
ruhelosen
Musikanten
Dirk
am
Hut
hat.
Mir
war
sie
Anlass,
am
Zeitstrahl
zurück
zu
blicken.
Vom
„Käfer
auf’m
Blatt“
bis
zu
diesem
Konzert
im
„Mein
Sommer
’88“,
als
auch
die
Zöllner
auf
der
Bühne
standen,
um
in
den
letzten
Tagen
der
DDR
gegen
Apartheid
anzusingen.
Später
bewunderte
ich
die
„Sieben
Sünden“,
erlebte
seine
BigBand
am
Tagebaurand
von
Gut
Geisendorf
und
traf
ihn
bei
„Semper
Fidelis“,
um
CÄSAR
zu
ehren.
Dass
DIRK
„Scholle“
ZÖLLNER
seine
Autobiografie
„Die
fernen
Inseln
des
Glücks“
im
gleichen
Jahr
2012
zur
Leipziger
Buchmesse
präsentierte,
wie
dort
ebenso
„Mein
Lebensgefühl
Rockmusik“
vorgestellt
wurde
und
er
bei
meiner
Lesung
im
Publikum
zu
finden
war,
das
empfand
ich
ebenso
großartig,
wie
unser
gemeinsames
Wirken
im
Kinofilm
über
den
„Sommer
’88“.
In
diesem
Jahr
nun
die
Geschichte
„Dirk
&
das
Glück“
und
da
wusste
ich,
diese
Musik
mit
der
großartigen
Lyrik
von
Werner
Karma,
das
möchte
ich
nicht
verpassen.
Denn
wenn
ZÖLLNER
und
KARMA
aufeinander
treffen,
kann,
ja
muss
es
eigentlich
spannend
und
sehr
unterhaltsam
werden.
Solche
Symbiosen
haben
inzwischen
Seltenheitswert
in
der
hiesigen
Rock-
Landschaft
und
deshalb
ist
ein
Konzert
wie
ein
Pflichttermin.
Am
Ende
des
Abends
werde
ich
meine
hohen
Erwartungen
bestätigt finden.
Das
Schloss
Köthen
ist
mitten
in
der
Stadt
gelegen,
an
diesem
Herbsttag
sogar
im
Dunkeln.
Im
Regen
laufe
ich
zunächst
in
die
falsche
Richtung.
Einer
Art
Nachtwächter
mit
Gefolge
lockt
mich
und
so
lande
ich
im
Hof
der
Schlossanlage.
Gefunden!
Wie
haben
die
das
eigentlich
Jahrhunderte
vor
mir
gemacht?
Von
Pferden
mit
Navi
ist
ja
nichts
überliefert.
Eine
Stunde
vor
Mitternacht
werde
ich
wieder
Hilfe
eines
Lotsen
benötigen,
um
aus
diesem
nassen
Dunkeldorf mit verbauten Einbahnstraßen heraus zu finden.
DIRK
ZÖLLNER
jedenfalls
führt
sein
Gefolge
sicher
auf
die
Bühne
im
kleinen
Saal,
plaudert
noch
aus
dem
Backstage-
Nähkästchen,
um
dann
mit
uns
zu
einer
musikalischen
Reise
ins
Glück
zu
starten.
Aus
dem
Stand
wirbelt
es
auf
der
kleinen
Bühne.
ZÖLLNER
singt
„(Ich
sag)
Hallo“
und
ganz
zögerlich
ist
aus
den
Stuhlreihen
dann
doch
„Hallo
Dirk!“
zu
erahnen,
aber
„die
Welt
sagt
nix“.
Dafür
fühlt
man
sich
sofort
mitgenommen
in
ein
Deutschland,
das
ziemlich
zerrissen
scheint,
uns
aber
schweigend
fordert,
etwas
für
seine
Veränderung
zu
tun.
Ein
Blues
erzählt
groovend
von
einem,
der
„mit
dem
Herz
durch
die
Wand“,
aber
eigentlich
nur
„Lieb
sein“
will,
während
er
an
der
Realität
beinahe
zerbricht.
Ich
bin
hellwach,
der
Blues
erobert
sich
meine
Beine
und
zum
ersten
Mal
an
diesem
Abend
rammen
die
Worte
sich
in
meinen
Kopf
und
die
Frage,
wie
dieser
Text
bei
Silly
wohl
geklungen
haben
möge,
ist
plötzlich
da.
Ein
Effekt,
der
im
Laufe des Abends noch ein paar Mal auftauchen wird.
Noch
ehe
ich
den
Gedanken
weiter
spinnen
kann,
knallen
uns
die
Zöllner-Band(e)
ihr
„Bleifrei“
um
die
Ohren.
Zu
lieblichen
Piano-Klängen,
einem
Xylophon
gleich,
haut
uns
der
Frontmann
seine
Worte
„Die
Sehnsucht
des
Soldaten
zielt
nicht
auf
Heldentaten,
nicht
mal
auf`n
Sieg.
Er
will
nur
bleifrei
durch
den
Krieg.“
um
die
Ohren.
In
diesen
Momenten
könnten
einen
die
Assoziationen
fast
erschlagen.
Vielleicht
hätten
die
Musikanten
diesen
Song
zur
Wahlkampfparty
der
„Volks“Parteien
„performen“
sollen,
denke
ich
mir
oder
„Scholle“
sollte
den
Song,
als
Single
ausgekoppelt,
an
Frau
von
der
Leyen
senden.
Sicher
ändert
das
nichts,
aber
es
bliebe
ein
gutes
Gefühl
vom
Glück
zurück.
Mit
„Leicht
sein“
bekommt
auch
ANDRÈ
GENSICKE
seinen
Solo-Gesangspart
als
angenehmen
Kontrast
zur
soulgefärbten
Stimme
von
DIRK
ZÖLLNER.
Der
mischt
den
neuen
Songs
auch
älteres
Material
aus
der
Feder
von
WERNER
KARMA,
wie
„Ich
kann
dich
nicht
riechen“
oder
„Wo
ist
der
Hund“,
bei
und
die
fügen
sich
nahtlos
den
aktuellen
Werken
zu.
Mir
fällt
nur
auf,
dass
aktuell
in
diesem
Fall
auch
deutlich
bissiger
zu
bedeuten
scheint.
Unter
den
scharfen
Text
von
„Ghetto“
hat
der
ZÖLLNER
eine
swingende
Melodie
gestrickt,
umso
krasser
wirkt
dann
der
gewollte
Gegensatz,
wenn
er
singt:
„Wie
schützt
man
sich
vor
’ner
Welt,
sein
kleines
und
sein
großes
Geld?
Mit
Glas
Beton
und
Stacheldraht,
mit
’ner
Mauer
um
den
Sonnenstaat?“
.
Ganz,
ganz
großes
Kino
und
wieder
die
Frage,
was
Silly
wohl daraus gemacht hätten.
War
ich
auf
der
Piste
nach
Köthen
noch
eher
skeptisch,
sitze
ich
inzwischen
begeistert
im
Konzert.
Die
Band
um
Zöllner
swingt,
sie
groovt
und
schafft
den
Funk
auch
ohne
die
Bläser.
Kleine
solistische
Parts
unterstreichen
das
exzellente
Können
des
Duo
Infernale.
Wenn
bei
den
älteren
„Lustige
Puppen“
der
Mann
hinter
dem
Mini-Drums,
MARCUS
GORSTEIN,
kurzfristig
zum
Trompeter
wird,
spürt
man
auch
das
Vergnügen,
das
alle
miteinander
haben.
Als
dann
„Die
Affen“
wie
ein
fröhlicher
Reggae
daher
zu
kommen
scheinen,
wird
es
noch
einmal
auf
vielfältige
Weise
richtig
sarkastisch
und
bitter:
„Sie
raffen
und
sie
geben
für
jeden
guten
Zweck.
Sie
dreh
’n
einander
Müll
an,
den
werfen
sie
dann
weg.“
Die
Gesellschaft
bekommt
einen
gigantischen
Spiegel
vorgehalten,
der
einem
Fahrplan
zur
notwendigen
Veränderung
gleicht.
Wieder
drängt
sich
der
vage
Gedanke
an
Silly
auf,
aber
natürlich
weiß
ich
auch,
dass
Texte,
wie
diese
von
KARMA,
gesungen
von
ZÖLLNER,
bei
Silly
inzwischen
einen
großen
Verlust
an
Glaubwürdigkeit
erfahren
würden.
Zumindest
nach
meiner
Erfahrung
und
Verständnis.
Was
für
ein
Glück
also,
das
dieser
Einkaufsbummel
in
Grünau
stattgefunden
hat
und
diese
glückliche
Symbiose
entstanden
ist.
Die
deutsche
Rock-Welt
wäre um einige geile und notwendige Songs ärmer, denke ich.
Zum
Ende
und
vor
den
Zugaben
erleben
wir
noch
„Zwei
Sonnen“,
eine
wunderschöne
Liebesballade
mit
der
zauberhaften
Zeile
„weil
wir
Gott
und
Göttin
sind“
und
den
gelben
Luftballons
als
Symbol
für
die
Leichtigkeit
der
Liebe.
Ich
bin
restlos
begeistert,
habe
die
Augen
geschlossen
und
träume
mir
für
diese
vier
Minuten
die
Frauenstimme
(Steffi
Breiting)
des
Originals
auf
die
Bühne.
Ein
hochemotionaler
Ausklang,
den
auch
die
beiden
Songs
als
Zugaben
kaum
überbieten
können,
obwohl
„Die
Frauen“
den
Typen
namens
„Scholle“
wohl
sehr
oft
zu
seinen
wundervollen
Songs
inspiriert
haben
mögen:
„Und
vor
allem
sind
die
Frau’n
mein
Grund,
von
hier
nicht
abzuhau’n.“
Dem
ist
nichts
hinzu
zu
fügen, außer vielleicht DANKE und geht mir immer wieder genau so!
Dass
ich
dieses
Konzert
ausgerechnet
am
historischen
Datum
7.
Oktober
erleben
darf,
hat
sicher
keine
Bedeutung
mehr.
In
Menschen,
wie
ich
einer
bin,
schwingt
eben
nur
die
Erfahrung
all
dessen
mit,
was
unsereiner
im
Leben
vor
der
Treuhandgründung
aufgesogen
hatte.
Dass
heute
immer
noch
Lieder
wie
„Bleifrei“
oder
„Die
Affen“
geschrieben
und
gesungen
werden
müssen,
hätten
sich
die
„Mauerspechte“
damals
auch
nicht
vorstellen
können
und
wollen.
Doch
die
Welt
ändert
sich
–
ständig
–
und
so,
wie
sie
jetzt
aussieht,
so
darf
sie
auf
gar
keinen
Fall
bleiben.
Ich
wünsche
mir,
diese
Lieder,
auf
CD
oder
live,
können
viele
wachrütteln,
anstoßen
und
Orientierung
geben.
Dann
wäre
schon
eine
Menge an GLÜCK gewonnen.