T
rixi G. – Hommage für Tamara Danz
16.07.2016
Das
Volksbad
Buckau
findet
man
dort,
wo
in
Magdeburg
den
blühenden
Landschaften
der
neuen
Zeit
ganz
offensichtlich
die
Farbe
ausgegangen
ist.
Der
Weg
dorthin
führt
an
einer
ellenlangen
Baustelle
vorüber
und
der
Ortsunkundige
fragt
sich,
wie
er
da
wieder
herausfinden
soll.
Die
Straßen
hier
hinten
sind
eng,
die
Häuserschluchten
hoch
und
der
Himmel
darüber
klein.
Noch
eine
Baustelle.
Sackgasse.
Mir
ist
wie
in
der
berühmten
„Dead
End
Street“
der
Kinks,
die
davon
singen.
Ausgerechnet
hier
findet
man
einen
Lichtblick,
eine
Kulturoase
und
engagierte
Menschen,
die
dieses
Kleinod
mit
Leben
erfüllen.
Tamara
Danz,
die
einmalige
SILLY-Frontfrau
mit
der
unverwechselbaren
Stimme
und
dem
Charisma
eines
Vulkanausbruchs,
starb
am
22.
Juli
1996
an
Krebs.
Das
ist
2016
genau
zwanzig
Jahre
her
und
das
Verrückte
ist,
dass
ich
immer
noch
einen
Kloß
im
Hals
habe,
wenn
diese
Stimme
aus
den
Boxen
kommt,
mir
unter
die
Haut
oder
die
Schädeldecke
geht.
Dann
ist
mir
manchmal
nach
Heulen
und
ich
bin
auch
manchmal
wütend,
weil
dieses
Weib
so
authentisch
daher
kam,
dass
es
gar
nicht
sein
kann,
was
der
Krebs
da
angerichtet
hatte.
Es
gibt
heute
niemanden,
keine
Sängerin
mit
diesem
Format,
die
eine
solche
Lücke
in
jeder
Hinsicht
auch
nur
annähernd
ausfüllen
könnte.
Aber
es
gibt
Beatrix,
diese
zierliche
Frau
mit
ihrem
Mann
und
Gitarristen
Uwe.
Wenn
die
beiden
miteinander
ein
Podium
haben,
dann
erwachen
die
Songs
von
Tamara,
zumindest
ihre
Lieder,
für
ein
paar
Herzschläge
lang
wieder
zu
neuem
Leben.
Dann
ist
es
Zeit
für
eine
Hommage
an
Tamara Danz.
Der
Innenhof
des
ehemaligen
Volksbades
ist
großzügig
angelegt,
atmet
intime
Weite.
Man
tritt
aus
dem
Gebäude
heraus
und
steigt,
wie
auf
einer
Himmelsleiter,
nach
unten.
Unter
einem
gigantischen
Blätterdach
eines
alten
Baumes
fühlt
man
sich
wie
in
einem
Kuppelsaal.
Dort
haben
geschickte
Hände
eine
Bühnenkonstruktion
aufgestellt,
die
wie
von
Natur
aus
so
gewachsen
scheint.
Oben
in
den
Ästen
leuchten
Lampions
und
geben
der
Szenerie
einen
eigenartig
schönen
Glanz.
Plötzlich
ist
es
völlig
egal,
in
welcher
Stadt
ich
bin,
irgendwie
fühle
ich
mich
unter
Freunden,
obwohl
ich
hier
niemanden
kenne.
Unter
dieser
natürlichen
Kuppel
empfinde
ich
die
ersten
Töne
der
Akustikgitarre
irgendwie
besonders
intensiv.
Glasklar,
zart
und
dann
voll
wuchtig
hängen
sich
die
Akkordfolgen
unter
die
Zweige
und
eine
Stimme,
die
Dir
eine
Gänsehaut
über
den
Rücken
jagt,
singt
in
dieser
intensiven
Atmosphäre
das
Lied
vom
„Asyl
im
Paradies“.
Nicht
die
Danz
aus
Berlin,
sondern
TRIXI
aus
Oschersleben
lässt
alle
Fasern
in
den
Herzen
mitschwingen.
Das
macht
ihr
niemand
sonst
nach
und
dennoch
bleibt
die
zierliche
Blonde
musikalisch
ganz
bei
sich
selbst.
Was
für
ein
Einstieg
in
eine
besondere
Zeitreise:
„Gib
mir
Asyl
hier im Paradies, hier kann mir keiner was tun.“ Doch es kam anders.
Sängerin
BEATRIX
und
Gitarrist
UWE
DUCKE
spielen
ihre
Musik
in
einer
Art
und
Weise,
die
Schlichtheit
und
ein
dichtes
Klangbild
eindrucksvoll
miteinander
verbinden.
Die
betörende
Stimme
von
Trixi,
deren
natürliche
Affinität
zu
der
von
Tamara
staunen
lässt,
legt
mit
viel
Intensität
und
Einfühlungsvermögen
das
Innere
der
alten
Lieder
sehr
emotional
und
nachfühlbar
frei.
Ich
kenne
keinen
zweiten
Gitarristen,
der
es
mühelos
schafft,
die
komplexen
Arrangements
von
SILLY
für
sechs
bzw.
zwölf
Gitarrenseiten
zu
entschlüsseln,
ohne
deren
Klangbild
zu
verbiegen
und
der
Sängern
einen
rhythmischen
Klangteppich für ihre Performance zu legen.
Es
ist
ein
Abend
der
großen
Klassiker.
Nach
„Asyl
im
Paradies“
und
dem
„Traumpaar“,
einer
frechen
Anspielung
auf
die
Wende-„Traumhochzeit“,
lassen
die
beiden
die
kraftvolle
eigene
Interpretation
von
„Schlohweißer
Tag“
folgen.
Das
Gitarrenspiel
ist
voller
Nuancen,
in
meinem
Kopfkino
entstehen
dazu
Bilder,
ähnlich
denen,
wie
sie
auf
der
Bühne
verteilt
herum
stehen.
Auf
ihnen
sind
Momentaufnahmen
von
Textpassagen
bildhaft
festgehalten.
Manchmal
lassen
beide
ihr
Publikum
raten,
welcher
nächste
Song
sich
hinter
einem
solchen
Bild
verbergen
könnte.
Für
den,
der
richtig
liegt,
gibt
es
ein
signiertes
Poster
als
Belohnung.
Die
Gäste
fühlen
sich
einbezogen
und
man
spürt,
dass
die
Erinnerung
an
eine
großartige Künstlerin noch immer sehr lebendig ist.
Eines
dieser
Bilder
zeigt
eine
grüne
Wiese
und
aus
dem
Publikum
ruft
jemand:
„Gras!“
Das
Stichwort
verweist
auf
die
Zusammenarbeit
von
Tamara
Danz
mit
Gerhard
Gundermann
und
wir
bekommen
die
berührende
Ballade
vom
„Gras“
zu
hören,
das
„immer
wieder
wächst“,
aber
eigentlich
vom
„Ich
und
Du“
erzählt.
Ganz,
ganz
großes
Kino
und
ein
Chor
aus
zweihundert
Kehlen,
der
den
Chorus
mitsingt.
Dieses
gemeinsame
Eintauchen
in
die
alten
Lieder
von
Tamara
empfinde
ich
wie
ein
neues
Entdecken
der
Gegenwart.
„Traumpaar“
oder
„Mont
Klamott“
kann
man
nicht
einfach
mal
wegschaufeln!
Sie
sind
ein
Teil
vieler
Biografien
und
treffen
noch
immer
den
Nerv
einer
ganzen
Generation,
zumindest
aber
derer,
die
„Halloween
(in
Ost-Berlin)“
damals
live
am
eigenen
Leben
verspüren
mussten.
Das,
und
noch
vieles
andere
mehr,
machen
diese
Lieder
von
Tamara
Danz,
wenn
schon
nicht
unsterblich,
dann
aber
wenigstens
gültig
für
eine
halbe
Ewigkeit.
Auch
das ist in diesen zwei Stunden zu spüren.
Inzwischen
ist
es
spät
und
die
Dunkelheit
legt
langsam
eine
Decke
über
den
Innenhof.
Es
ist
Zeit
für
die
leisen
und
filigranen
Lieder.
Als
TRIXI
„So
’ne
Kleine
Frau“
anstimmt
und
ihr
Saxophon
die
rauchig
scharfen
Töne
in
die
Nacht
schickt,
rieseln
Schauer
über
meinen
Rücken.
Ganz
allmählich
steuert
die
Stimmung
ihrem
Höhepunkt
entgegen.
Wir
bekommen
das
intime
„Wo
bist
du“
zu
hören
und
tauchen
in
die
Atmosphäre
von
„Einmal“
ein
und
beim
„Fliegenden
Fisch“
steckt
mir
der
berühmte
Kloß
tief
im
Hals.
Müsste
ich
jetzt
was
sagen,
ich
würde
keinen
Ton
heraus
bekommen.
Mich
haben
Erinnerungen
im
Griff
und
das,
was
ich
mit
diesen
Liedern
ganz
persönlich
verbinde.
Für
einen
kleinen
Moment
sehe
ich
mich
als
den
„Panther
im
Sprung“,
irgendwo
im
Nichts
hängen
geblieben,
und
dann
fangen
mich
die
„Stillen
Abendstunden“
wieder
auf.
Ich
sitze
auf
einer
schmalen
Steinkante,
nur
ein
paar
Meter
von
der
Bühne
entfernt
und
lasse
streichelnd
einen
fremden
Hund
fühlen,
wie
mir
gerade
zumute
ist.
Wer
einen
treuen
tierischen
Freund
in
seiner
Familie
hat,
weiß
um
dessen
Fähigkeiten,
ganz
still,
leise
und
unauffällig
ein
guter
Gesprächspartner
und
Therapeut
zu
sein.
Es
tut
auch nach Jahren noch immer weh: Tamara, Gundi, Cäsar und all die anderen – wir vermissen euch!
Dieser
Abend
mit
diesen
Liedern
und
der
explosiven
Intimität
von
TRIXI
G.
würden
mich
aufwühlen,
mich
für
zwei
Stunden
weich
und
verletzlich
machen,
ahnte
ich
schon
vorher.
Wenn
man
aber
unter
Seinesgleichen
ist,
wird
man
still
und
unauffällig
aufgefangen,
wenn
man
sich
innerlich
fallen
lässt.
Die
beiden
Musiker
BEATRIX
und
UWE
DUCKE
haben
es
tatsächlich
wieder
geschafft
und
sehen
am
Ende
des
Abends
sehr
glücklich
aus.
Doch
noch
will
sie
die
Menge
nicht
gehen
lassen,
soll
der
Zauber
der
Lieder
noch
nicht
zu
Ende
sein.
Als
die
„Hurensöhne“
den
Abend
kurz
vor
Mitternacht
abrunden,
läutet
ein
grandioser
Chor
von
zweihundert
Stimmen
das
große
Finale
ein:
„Hurensöhne
wissen,
wie
man
Liebe
macht.
Hurensöhne
schwören
nicht
und
lügen
nicht,
denn
sie
kommen
und
sie
gehn
in
einer
Nacht.“,
sing
man
laut
hinter
mir.
-
Und dann ist der Abend vorüber, einfach aus, wie auch Tamara, Gundi und Cäsar gingen.
Eigentlich
müsste
man
jetzt
ein
Bier
oder
einen
Schluck
Wein
trinken.
Man
müsste
sich
unter
eine
der
Laternen
setzen
und
reden.
Man
müsste
sich
erinnern,
um
die
guten
Gefühle
daraus
mit
in
den
neuen
Tag
nehmen
zu
können.
Man
müsste
–
und
dann
fahre
ich
doch
wieder
durch
die
engen
und
dunklen
Straßen
am
Rande
einer
Stadt.
Ich
fahre
dort
entlang,
wo
Ideen
vom
„Schlohweißen
Tag“
vielleicht
wieder
zu
Geschichten
werden
könnten,
die
späteren
Generationen
etwas
anderes
bedeuten.
Doch
es
ist
stets
der
gleiche
Kreislauf
vom
Kommen
und
Gehen,
vom
Werden
und
Vergehen,
es
ist
die
ewige
Saga
von
Liebe
und
Schmerz,
die
uns
lachen
und
weinen
lässt.
Und
es
gibt
Lieder,
wie
die
der
Tamara
Danz,
die
von
solchen
Begegnungen
und
Menschen
am
Stadtrand
erzählen
und
sich
in
das
kollektive
Bewusstsein
einbrennen.
Solche
Lieder werden uns alle überleben. So war es und wird es wieder sein.