Trinken vom Regenbogen - Tanita Tikaram im Konzert
19.05.2013
Ist
es
wirklich
schon
wieder
mehr
als
20
Jahre
her,
dass
sich
dieser
Ohrwurm
mit
der
Oboe
und
der
warmen
rauchigen
Stimme
von
TANITA
TIKARAM
überall
-
über
Radio,
TV,
Platten
und
CD’
–
in
die
Herzen
vieler
Fans
und
Musikliebhaber
schlich?
Von
diesem
Song
an
war
sie
darauf
„abonniert“,
in
genau
diesem
Stil
weiter
zu
machen
und
keiner
fragte
danach,
ob
die
junge
Dame,
sie
war
damals
gerade
einmal
19
Jahre
jung,
so
unverändert
bleiben
wollte.
Das
Album
„Ancient
Heart“
(1988)
wurde
ein
Millionenerfolg
und
der
Song
„Twist
In
My
Sobriety“
stürmte
die
Charts.
Da
wurde
Plattenindustrie
gierig
und
die
Fans
wollten
mehr.
Sie
aber
hatte
irgendwann
die
Nase
voll
davon,
weil
Musik
für
sie
eben
mehr
als
„Wirbeln
im
Einfachen“
sein
sollte
und
die
Kunst
in
seichte
Routine
auszuarten
drohte.
Sie
machte
sich
rar
in
Deutschland,
fand
weniger
Beachtung,
sie
produzierte
aber
weiter
Platten
und
blieb
nicht
an
ihren
schönen
alten
Liedern
kleben.
Es
geht
ihr
wie
jedem
Künstler,
der
sich
entwickeln
möchte
und
deshalb
nach
vorn
schaut
und
„nicht
zurück
gehen
kann“,
so
der
Titel
ihres
derzeit
letzten
Albums
„Can’t
Go
Back“
(2012).
Mainstream
ist,
so
mein
ganz
persönlicher
Eindruck
von
ihr,
ganz
und
gar
nicht
ihr
Wollen
und
nebenbei
bemerkt,
passt
das
Schwimmen
mit
dem
Strom schon rein optisch nicht zu dieser charismatischen und charmanten Künstlerin.
In
den
vergangenen
zwei
Dekaden
hat
sie
sich
(natürlich)
weiter
entwickelt
und
mit
ihr
hat
sich
auch
ihre
Musik
verändert.
Sie
hat
sich
mit
ihrer
Mischung
von
Folk-
und
Bluesinspirationen,
vermengt
mit
Jazz-
und
Soul-Anleihen,
weiter
Richtung
Zukunft
bewegt,
um
dennoch
mit
ihrem
typischen
rauchigen
Timbre
immer
noch
sie
selbst
zu
sein
und
sofort
wiedererkannt
zu
werden.
Heute
in
Dresden
scheint
sich
also
etwas
nicht
Alltägliches
anzubahnen.
Das
liegt
nicht
am
Dixieland
in
der
Elbemetropole
und
auch
nicht
am
schönen
Wetter.
Es
ist
der
Name
TANITA
TIKARAM,
der
Bewunderer
ihrer
Musik
aus
allen
Himmelrichtungen
vor
die
TANTE
JU
in
Dresden
lockt.
An
den
Kennzeichen
der
Autos
ist
das
gut
ablesbar
und
am
Altersdurchschnitt,
der
sich
versammelt,
natürlich
auch.
Wir
sind
alle
in
die
Jahre
gekommen
und
auch
irgendwie
reifer
geworden.
Die
einen
im
pickfeinen
weißen
Zwirn
und
der
Mann
von
nebenan
noch
immer
in
Jeans
und
Baumwollhemd
darüber.
Ein
kleines
buntes
Völkchen,
das
die
gleichen
gehaltvollen
Erwartungen an Musik mit sich herum trägt.
Der
Bauch
der
alten
TANTE
JU
füllt
sich
langsam.
Manche
Besucher
nehmen
auf
einem
der
alten
Sitze
des
Fliegers
Platz.
Die
Halle
ist
fast
noch
leer
und
in
der
Mitte
steht,
einsam
und
verlassen,
ein
leerer
Tisch.
Während
die
Luft
hier
drinnen
schon
jetzt
langsam
den
Schweiß
aus
allen
Poren
treibt,
stellen
sich
die
Lokalmatadoren
namens
KLANGTEPPICH
den
freundlichen
Leuten
vor
der
Bühne
als
Support.
Die
Band
hat
mit
Anja
Riedel
eine
Frohnatur
am
Mikro
dort
oben
zu
stehen
und
genau
so
locker
und
unkompliziert
meistert
sie
ihre
Aufgabe
mit
ihren
Liedern.
Die
schweben
irgendwo
zwischen
Pop
und
Melancholie,
zwischen
Liebe
und
Sehnsüchten,
die
man
haben
kann.
Die
Stimmung
kommt
am
besten
über
die
Rampe,
wenn
sich
die
Sängerin,
so
wie
bei
„Ans
Meer“
und
„Ich
halt’
dich
fest“
ihrer
eigenen
Muttersprache
bedient.
Da
wirken
die
Emotionen
und
die
Klang(Teppich)Bilder
für
mein
persönliches
Gefühl
am
intensivsten
und
wer
noch
niemals
miterlebt
hat,
wie
ein
„Beat-Box-ender“
seine
Beats
mit
dem
Mund
erzeugt,
der
sollte
sich,
aber
nicht
nur
deswegen,
einen
Besuch
der
Kapelle
aus
Dresden
unbedingt
mal
antun.
Kompliment
auch
der
Mannschaft
der
TANTE
JU,
die
es
immer
wieder
schafft,
lokalen
Künstlern
solche
Möglichkeiten
einzuräumen.
Inzwischen
ist
der
beliebte
Live-Club
fast
bis
unter
die
Hutkrempe
gefüllt,
die
Luft
beinahe
wie
in
einer
Sauna,
als
sich
die
Sängerin,
begleitet
von
lautem
Klatschen,
ihren
Weg
durch
die
Massen
bis
vor
zur
Bühne
bahnt.
Plötzlich
ist
sie
da
und
in
das
Toben
vieler
begeisterten
Fans
hinein
erklingen
die
ersten
Akkorde,
zu
denen,
mit
der
Gitarre
in
den
Händen,
die
kleine
zierliche
Person
über
die
Bühne
tänzelt
und
„Good
Tradition“
(1988)
singt.
Es
ist
fast
schon
wie
eine
Erlösung,
so
kommt
es
mir
jedenfalls
vor,
dass
die
weltberühmte
Künstlerin
dort
oben,
frei
und
losgelassen,
ihre
Musik
lebt.
Mit
Leichtigkeit
spannt
sie
den
Bogen
von
ihrem
ersten
Album,
aus
dem
„Good
Tradition“
stammt,
zu
ihrer
aktuellen
Scheibe
mit
„Dust
On
My
Shoes“,
ein
Song
über
das
„frei
sein“,
darüber,
sich
als
freier
Mensch
überall
den
Straßenstaub
auf
seine
Schuhe
holen
zu
dürfen.
Der
Song
ist
im
gleichem
Stil
gehalten
wie
auch
die
frühen
und
dennoch
merkt
man
deutlich,
dass
er
auf
sonderbare
Weise
„reifer“
klingt.
Für
„Make
The
Day“
vom
gleichen
Album
setzt
sich
die
zierliche
Dame
direkt
vor
mich
an
ihr
Piano,
um
diesen
und
noch
einen
weiteren
(„Play
Me
Again“),
sich
selbst
begleitend,
zu
singen.
Da
stehe
ich
einfach
nur
fasziniert
daneben
und
staune,
wie
TANITA
TIKARAM
Stimmungen
modelliert
und
so
Bilder
entstehen
lässt
und
das
alles
mit
einer
dunklen,
rauchigen
Alt-Stimme,
die
manches
Stimmchen
von
heute
richtig
schlicht
alt
aussehen
lässt.
Sie
wird
begleitet
von
Kontrabass,
Gitarre
und
wahlweise
Saxophon
oder
Klarinette.
Gespielt
von
exzellenten
Musikern,
die
sich
eher
sehr
zurückhalten,
um
diese
einzigartige
Stimme
in
ihrer
Wirkung
noch
zu
unterstützen.
Als
sie
„He
Likes
The
Sun“
von
ihrem
Debut
singt,
drängelt
sich
mir
der
stimmungsvolle
Vergleich
zum
„Smooth
Operator“
einer
gewissen
Sade
auf,
so
lasziv
kommt
das
Stück
daher,
um
dann
doch
für
ein
paar
Sekunden
zwischendurch,
krachend
und
frei
auszubrechen.
Zur
Abwechslung
singt
sie
mit
ihrem
Gitarristen
im
Duett
„Every
Day
Is
New“
(Jeder
Tag
ist
neu),
um
dann
eines
ihrer
ersten
Liebeslieder,
wie
sie
selbst
sagt,
vom
Hin
und
Her
und
vom
Verliebtsein,
wie
ein
Blick
von
einer
hohen
Kathedrale,
im
„Cathedrale
Song“,
förmlich
zur
Gitarre
zu
hauchen,
dass
es
einfach
unter
die
Haut
gehen
muss.
Dabei
findet
sie
immer
wieder
wunderschöne
sprachliche
Bilder,
die
sie
mit
ihrer,
fast
geheimnisvollen
Art
zu
singen
in
unsere
Köpfe
malt.
Besonders
fällt
mir
das
das
bei
„To
Drink
The
Rainbow“
(Vom
Regenbogen
trinken)
auf.
Dabei
wird
ihre
Stimmung
mit
dem
Klang
einer
swingenden
Klarinette
noch
zusätzlich
verfeinert und das Gefühl, etwas in sich aufzusaugen nahezu spürbar.
Inzwischen
ist
die
Luft
beinahe
erotisch
schwül,
wie
der
swingenden
Sound
der
Band,
von
der
warmen
Stimme,
die
verführen,
locken
und
betören
kann,
ohne
dabei
irgendwelche
Posen
zu
benutzen.
Diese
TANITA
TIKARAM
ist
nur
sie
selbst,
sonst
nichts.
Sie
spannt
den
Bogen
von
„Valentine
Heart“
bis
hin
zu
„(All
That
I
Know)
About
Rock’n’Roll“
(Alles,
was
ich
über
Rock’n’Roll
weiß)
und
grinst
dabei
wie
ein
kleiner
Lausejunge,
wenn
das
Saxophon
locker
und
flockig
aus
alten
Rock’n’Roll
-
und
Blues-Standards
zitiert.
Mit
einem
Mal
ist
die
Stimmung
wie
in
einer
Dance-Hall
der
1950er
Jahre,
es
knallt
Rockabilly
von
der
Rampe
und
mit
„All
Things
To
Go“
blitzt
sogar
der
Twist
durch
die
Saiten
vom
Kontrabass. Für mich denke ich, jetzt müsste man Platz und Mut haben, um eine kesse Sohle auf das Parkett zu legen.
Dann
ganz
leise,
lasziv,
beinahe
kriechend,
zupft
sie
eine
Akkordfolge
aus
ihren
Gitarrensaiten
und
mit
einem
Aufschrei
nimmt
die
Masse
Anlauf,
endlich
die
Live-Version
von
„Twist
In
My
Sobriety“
tief
zu
inhalieren.
Darauf
hatten
wir
alle
gewartet,
aber
so,
wie
sie
das
mit
ihrer
Band
macht,
ist
die
Nummer
noch
einmal
einen
Zacken
erotischer,
als
das
Original
ohnehin
schon
in
den
Ohren
klingt.
Ich
könnte
dahin
schmelzen,
stattdessen
perlt
mir
der
Schweiß
aus
all
meinen
Poren,
was
überhaupt
nichts
daran
ändert,
dass
ich
diesen
magischen
Song
mit
allen
Sinnen
verschlinge.
Mann
oh
Mann,
ist
das
einfach
nur
wunderschön,
denke
ich,
und
dann
folgt
der
Titelsong
„Can’t
Go
Back“
des
aktuellen
Albums,
der
vom
Leben
handelt,
wie
sie
meint,
das
mal
süß
und
auch
mal
bitter
sein
kann,
„a
little
bit
bittersweet“.
Wie
recht sie doch hat! Und dann will sie uns einfach wieder in dieses Leben entlassen, will Goodbye sagen.
Geht
natürlich
so
überhaupt
nicht
und
sie
weiß
das.
„All
The
Things
You
Are“
hat
den
Bee-Bop
in
den
Noten
und
den
Swing
im
Rhythmus.
Hier
haben
der
Mann
am
Bass
und
der
mit
dem
Saxophon
noch
einmal
Gelegenheit,
nach
einem
Break,
ihren
Instrumenten
die
Leine
locker
zu
lassen.
Bei
denen
vor
der
Rampe
kommt
das
an,
nur
Platz
zum
Tanzen
hat
hier
keiner.
TANITA
TIKARAM
hat
den
ganzen
Abend
ihre
eigenen
Lieder
erklingen
lassen
und
uns
mit
ihrer
Stimme
berührt.
Ich
brauche
nur
links
und
rechts
sowie
hinter
mich
zu
sehen.
Überall
vor
Glück
strahlende
Augen.
Sollte
jemand
unbedingt
wissen
wollen,
wo
irgendwo
sich
diese
Künstlerin
selbst
sehen
könnte,
bekommt
mit
„Love
Is
In
The
Air“
(1978),
der
einzigen
Cover-Version
des
Abends,
einen
dezenten
Hinweis
darauf,
dass
es
nicht
die
Charts
sind,
nach
denen
sie
schielt,
sondern
die
besonderen
Momente
des
Lebens,
die
sie
für
sich
einzufangen
sucht.
Dieser
alte
Song
von
John
Paul
Young
ist
so
eine
Momentaufnahme,
die
sie
auf
ihre
eigene
Weise
und
ganz
in
ihrem
Stil
interpretiert.
Das
hatte
wirklich
etwas
von
Magie,
von
„Liebe
in
der
Luft“
zu
singen
und
als
leisen
Ausklang
noch
„My
Love“,
ganz
allein
zur
Gitarre
gesungen
und
solo
im
Spot
zu
stehen,
hinten
dran
zu
hängen.
Anschließend
fiel
wohl
jedem
der
Gang
nach draußen, zumal in den prasselnden Regen, unheimlich schwer.
Es
war
ein
wenig
Folk,
ein
wenig
Soul,
vielleicht
eine
Prise
vom
Americana
und
dazu
etwas
Swing
und
Rock’n’Roll.
Zu
beschreiben
ist
das
schwierig,
diese
Musik
zu
erleben
aber,
ein
Hörgenuss
von
ganz
besonderer
Güte.
Eine
vor
Magie
strotzende
Stimme
spielt
Melodien
und
die
Sinne
der
Zuhörer
tanzen
und
träumen
dazu.
Das
mit
den
Träumen
im
Kopf,
dieses
„schwach
sein“,
braucht
man
ab
und
an,
um
die
Realität
wieder
fassen
zu
können.
Danach
hat
mir
der
Regen
draußen
nichts
anhaben
können
und
von
der
Magie
habe
ich
mir
so
viel,
wie
irgend
möglich,
mitgenommen,
um
sie
bei
Bedarf
auspacken
zu
können.
Dann
werde
ich
ein
wenig
„vom
Regenbogen
trinken“,
um
danach
wieder
stärker
sein
zu
können.