Steve Winwood live – Perfektion in Bescheidenheit
12.07.2013
Wäre
ich
persönlich
gezwungen,
die
letzten
50
Jahre
Rockmusik,
so
wie
ich
sie
ganz
persönlich
erlebt,
gehört
und
geliebt
habe,
auf
einen
einzigen
Namen
zu
reduzieren,
bei
dem
man
kein
weiteres
Wort
als
zusätzliche
Erklärung
hinzufügen
müsste,
dann
wäre
einer
meiner
ersten
Wahl
sicherlich
STEVE
WINWOOD.
Wenn
man
bereits
vor
seinem
15.
Lebensjahr
musiziert,
mit
Jazz,
Blues
und
Pop-Musik
experimentiert
hat,
ist
das
schon
sehr
besonders.
Wenn
man
deshalb
im
Alter
von
15
Jahren
von
einem
Profi
gefragt
wird,
um
in
dessen
Band
mitzumachen,
ist
das
außergewöhnlich.
Wenn
man
dann
noch
mit
dieser
Band
und
als
Sänger
aus
dem
Stand
einen
Welthit
landet,
dann
ist
das
schon
mehr
als
selten.
Bis
heute
hat
der
bescheidene
Mann,
bei
allem,
was
er
in
diesen
fünf
Jahrzehnten
gemacht
hat,
seinen
hohen
Anspruch
nicht
ein
einziges
Mal
nach
unten
korrigiert.
Spricht
jemand
heute
von
oder
über
STEVE
WINWOOD,
meint
er
Rockmusik
auf
allerhöchstem
Niveau,
sowohl
textlich,
als
auch
musikalisch.
Alles
andere
lässt
der
Mann, mit dem ewig jugendlichen Lächeln, nicht zu.
So
ist
es
auch
nicht
verwunderlich,
dass
all
die
Bands,
Projekte
und
Konstellationen,
bei
denen
er
beteiligt
war,
einen
außergewöhnlichen
Stellenwert
in
jedem
Rock-Lexikon
einnehmen.
Gleich
ob
die
legendäre
SPENCER
DAVIS
GROUP,
TRAFFIC,
BLIND
FAITH
oder
die
Zusammenarbeit
mit
STOMU
YAMASHTA
oder
gar
als
Studiomusiker
bei
JIMI
HENDRIX,
stets
war
er
auf
der
Suche
nach
Ausdruck
und
frischen
Formen
und
beinahe
nebenbei
entstanden
zeitlose
Songs
wie
„I’m
A
Man“,
„A
Hole
In
My
Shoe“
oder
„Well
Alright“,
die
letztlich
alle
in
beinahe
gerade
Linie
zu
seinen
Projekten
als
Solist
führten.
Immer
blieb
STWEVE
WINWOOD
authentisch
und
stets
war
er,
trotz
allen
Suchens
und
mancher
Wandlung, der, dessen Musik unverwechselbar klingt und den seine Fans liebevoll Stevie nennen.
Als
ich
ihn
im
Juni
2010
gemeinsam
mit
ERIC
CLAPTON
auf
der
großen
Bühne
der
O2
in
Berlin
live
erleben
durfte
(
hier
),
ging
für
mich
ein
Traum
in
Erfüllung.
Mit
den
beiden
stand
quasi
die
Legende
BLIND
FAITH
(blindes
Vertrauen)
auf
der
Bühne
und
natürlich
spielten
sie
deren
große
Songs
im
Jubelsturm
ihrer
Fans.
Im
Gewitter-Sound
der
Hammond-Orgel
erklang
„Gimme
Some
Lovin“
und
als
Höhepunkt
zelebrierten
die
beiden
aus
dem
fernen
„Electric
Ladyland“
den
wilden
Rausch
von
„Voodoo
Chile“,
beinahe
so,
wie
ihn
HENDRIX
mit
WINWOOD
an
der
Orgel
im
Studio
erschaffen
hatte.
Da
war
ich
mit
meinen
reichlich
60
Lenzen
glücklich
wie
ein
Teenager,
der
den
ersten
Kuss
von
seiner
heimlichen
Liebe
bekommen hatte - ein unvergesslicher Augenblick des Glücks.
All
diese
Zeiten
und
Erlebnisse
sind
Vergangenheit
und
doch
stehe
ich
wieder
in
Berlin
vor
einem
Plakat
mit
dem
Konterfei
von
STEVE
WINWOOD
darauf
und
halte
ein
Ticket
in
der
Hand.
Im
Innenhof
vom
Admiralspalast
treffen
sich
beim
Bier
all
jene,
die
wohl
das
gleiche
erlebt
und
gefühlt
haben
müssen,
wie
ich.
Die
Atmosphäre
ist
entspannt
locker
und
beim
Einlass
fühle
ich
mich
wie
inmitten
einer
großen
Familie.
Von
meinem
Platz
in
der
zweiten
Reihe
habe
ich
einen
guten
Blick
auf
die
Bühne,
zumal
die
nette
Dame
aus
Hamburg
vor
mir,
die
extra
für
diesen
Abend
angereist
ist,
tief im weichen Polster ihres Stuhles versinkt.
Pünktlich
nach
dem
letzten
Gong
betreten
die
Musiker
der
Band
die
Bühne
und
als
auch
er
aus
dem
Dunkel
tritt,
brandet
ein
Beifallssturm
durch
die
alten
Gemäuer
des
ehemaligen
Metropol
–
Theaters.
Ein
bescheidenes
Lächeln
und
schon
verschwindet
STEVE
WINWOOD
hinter
seiner
Hammond.
Mit
den
ersten
Tönen
der
Orgel
auf
dem
langsam
anschwellenden
Perkussionsklängen
fühle
ich
mich
wie
in
ein
längst
vergangenes
Gefühl
versetzt
und
als
dann
auch
noch
die
zarten
Töne
einer
Flöte
erklingen,
könnte
man
meinen,
TRAFFIC
sei
aus
der
Gruft
wieder
auferstanden,
so
frisch
klingt
„Rainmaker“
(Regenmacher).
Vom
ersten
Moment
an
ist
es
ein
Spiel
der
Töne
miteinander,
ein
sich
Verbinden
und
Umschlingen,
denen
die
originale
Vorlage
des
Traffic
-
Klassikers
dazu
dient,
den
heißen
Grooves
und
Klängen
viel
Raum
zu
geben.
So
ist
es
auch
kein
Wunder,
dass
der
Klassiker
nahtlos
in
einen
noch
älteren
hinein
fließt.
Ohne
es
wirklich
zu
bemerken,
hat
die
Orgel
von
STEVE
WINNWOOD
das
markante
Intro
von
„I’m
A
Man“
aufgenommen
und
dennoch
klingt
der
Song
eher
nach
Traffic,
denn
wie
damals
von
der
Spencer
Davis
Group.
Von
jetzt
an
wird
das
Konzert
zu
einer
Erlebnisreise
und
wir
im
prunkvollen
Saal
werden
mitgenommen
bei
„Can’t
Find
My
Way
Home“ (Kann meinen Weg nach Hause nicht finden).
Bei
den
ausgefeilten
und
verspielten
langen
Instrumentalpassagen,
so
wie
man
sie
aus
Traffic
-
Zeiten
kennt,
sollte
man
eigentlich
tanzen,
den
Rhythmus
aufnehmen
und
mit
den
Melodien
schwingen,
statt
in
tiefen
Sesseln
zu
versinken.
Aber
ich
spüre
das
Vibrieren
der
Sitzreihe
unter
mir
und
sehe,
wie
sich
Köpfe
wiegen,
die
sich
in
den
Rausch
des
„blinden
Vertrauens“
bei
„Had
To
Cry
Today“
(Musste
heute
weinen)
locken
lassen,
um
mit
„den
Jungs
auf
hohen
Absätzen
und
deren
glimmenden
Funken“
(Low
Spark
Of
High
Heeled
Boys)
einen
Tanz
zu
vollführen.
Es
ist
einfach
irre,
wie
das
alles
zirpt und schwingt!
Vor
uns
agieren
vier
Musiker,
die
mit
ihren
Instrumenten
ein
filigranes,
fast
federleichtes
Klangbild
entstehen
lassen,
das
keinem
festen
Muster,
sondern
eher
den
Intentionen
des
Augenblicks
zu
folgen
scheint.
Der
Mann
hinter
dem
Schlagzeug,
RICHARD
BAILEY,
sowie
EDISON
DA
SILVA
hinter
seinem
umfangreichen
Perkussionsarsenal,
sorgen
für
differenzierte
und
stimmungsvolle
Grooves,
auf
den
sich
der
Alleskönner
PAUL
BOOTH
mit
seinen
Saxophonen,
Klarinette
und
Querlöte
sowie
der
aus
Brasilien
stammenden
Gitarrist
JOSE
NETO,
solistisch
austoben
können
und
zuweilen
berauschend
schöne
Soli
zaubern.
Diese
multikulturelle
Band
fungiert
wie
ein
Schmelztiegel,
sie
rockt,
sie
groovt
und
sie
gibt
dem
stillen
Star
am
Bühnenrand
genügend
Möglichkeiten,
seine
eigenen
Songs
leben
und
pulsieren
zu
lassen.
STEVE
WINWOOD
wiederum
lässt
seinen
Musikerkollegen
genügend
Raum,
um
sich
auf
ihren
Instrumenten
zu entfalten und die Songs zu verzieren.
WINWOOD
selbst
entlockt
seiner
Hammond-Orgel
die
uns
so
vertrauten
Klänge,
bringt
sie
zum
Swingen
und
wagt
lockere
Ausflüge
in
Jazz
-
Gefilde.
Wenig
später
hat
er
seine
Gitarre
in
den
Händen,
um
uns
mit
„Light
Up
Or
Leave
Me
Alone“
(Brenne
oder
lass’
mich
allein)
zu
entführen,
so
als
stünde
TRAFFIC
von
einstmals
auf
der
Bühne.
Der
Multiinstrumentalist
wechselt
die
Instrumente,
als
wäre
nichts
leichter
als
das.
Von
den
Tasten
der
Orgel
auf
die
sechs
Saiten
der
Gitarre,
von
da
zur
Mandoline
mit
ihren
vier
Saiten
und
dann
erklingt
einer
der
schönsten
Songs,
die
er
jemals
schrieb:
„Back
In
The
High
Life
Again“
(Wieder
zurück
im
vollen
Leben)
ist
auch
live
gespielt
zum
Träumen
schön
und
man
kann
nur
staunen,
wie
die
Stimme
des
Mannes
sich
noch
immer
in
die
Höhen
schwingt
und
in
all
den
Jahren
so gar nichts an Faszination eingebüßt hat. Vor allem bei „Higher Love“ ist das bis ins letzte Detail zu spüren.
In
schlappen
90
Minuten
sind
gerade
einmal
zehn
Songs
nicht
einfach
so
nach
Setlist
gut
gespielt,
sondern
genussvoll,
manchmal
minutenlang,
in
allen
Feinheiten
einem
sachkundigen
Publikum
förmlich
geschenkt
worden.
Es
ist
wie
ein
10-
Gänge-Menü,
das
ein
Meisterkoch
mit
einfachen
Mitteln
seinen
Fans
serviert
und
seine
Freude
daran
hat,
wie
sie
jeden
Happen
des
schlichten
Meisterwerkes
einzeln
in
sich
aufsaugen.
Bis
zu
diesem
Moment
hat
das
Konzert
eine
stetige
Steigerung erfahren und Meister WINWOOD weiß natürlich, um die Dramaturgie solcher Abende.
Nach
dem
Dankeschön
kommen
die
Hits
und
mit
ihnen
die
markante
Bassfigur
aus
den
frühen
1960er
Jahren.
„Keep
On
Running“
und
der
ganze
Saal
antwortet:
„Hey,
hey
hey!“
und
ich
mittendrin,
so
um
die
gefühlten
16
Lenze
jung.
Aus
dem
umfangreichen
Traffic
-
Katalog
folgt
das
wunderschöne
„Dear
Mr.
Fantasy“
und
ein
entfesseltes
Gitarrensolo
von
STEVIE,
der
dabei
greifbar
nah
vor
mir
steht.
Auf
dem
Höhepunkt
und
als
Rausschmeißer
dann
endlich
der
Aufschrei
„Gimme Some Lovin’ (Every Day)“. Was bin ich in diesen Momenten glücklich!
Mag
sein,
dass
der
Name
STEVE
WINWOOD
nicht
so
oft
die
Nummer
1
der
Chartlisten
ausfüllte,
wie
Michael
Jackson,
und
auch
nicht
so
viele
Besucher
zu
Konzerten
lockt,
wie
Robby
Williams.
Mag
alles
sein.
Doch
kaum
einer
hat
selbst,
von
eigener
Hand
und
aus
kreativen
Antrieb
heraus,
innovativ
so
viele
Stile
und
Facetten
in
seine
Musik
einfließen
lassen,
wie
er,
und
sie
zu
einem
unverwechselbaren
Neuen
verschmolzen,
wie
er.
Kaum
einer
hat
dabei
so
wenig
auf
den
eigenen
Ruhm
geschielt
und
die
Posen
gepflegt,
wie
er.
Dieser
Mann
war
und
ist
Garant
einfach
für
Musik,
die
aus
sich
selbst
heraus
fließt,
nur
sich
selbst
und
denen,
die
sie
lieben,
genügen
darf
und
nur
dem
eigenen
Herzschlag
folgt.
Fast
nebenbei
hat
er
so
Rock-Geschichte
geschrieben.
Für
mich
ist
der
kleine
bescheidene
Mann
ein
Synonym
für
allerfeinste
Musik
und
ganz
sicher
ist
er
auch
einer
der
einflussreichsten
Rockmusiker
und
Künstler
der
letzten
vier
Dekaden.
Wenn
schon
mal
der
Begriff
vom
„Superstar“
benutzt
und
auch
ausgefüllt
werden
soll,
dann
bitte
er,
STEVE
WINWOOD,
so
wie
er
mit
seinen
grauen
Koteletten
und
einer
Jeans
ohne
Konfektionsgröße
da
vor
uns
steht
und
die
Musik
einfach
nur
sprudeln
lässt.
Es
ist
wirklich
ein
schönes
Gefühl,
mit
dieser
Musik
aufgewachsen
zu
sein
und
jetzt,
gemeinsam
mit
ihr,
langsam
in
den
Adelsstand
des
reifen
Lebens
einzutreten:
Ich
bin
„back
in
the
high
life
again,
all
the
doors I closed one time will open up again“. So ist es.