Sky Pilot - Gedanken an einem Tag
10.05.2015
Es
ist
ein
schöner
Tag.
Die
Sonne
scheint,
es
weht
ein
frisches
Lüftchen
und
außerdem
ist
es
Sonntag.
Zwei
Tage
nach
dem
8.
Mai,
dem
Tag
der
Befreiung,
jener
Tag,
der
vor
genau
70
Jahren
das
Ende
eines
barbarischen
Krieges
markierte.
Endlich
schwiegen in Europa die Waffen.
Ich
hatte
gelesen,
dass
hier
ganz
in
der
Nähe
bei
Ballenstedt
ein
kleiner
Flugplatz
zu
finden
sei.
Dort
sollen
heute
Helikopter
in
die
Lüfte
steigen,
aus
denen
sich
dann
Fallschirmspringer
in
die
Tiefe
fallen
lassen,
um
am
Schirm
zur
Erde
zu
gleiten.
So
etwas
hatte
ich
vor
knapp
zwanzig
Jahren
schon
einmal
erlebt.
Damals
waren
wir
im
jungen
Tschechien
unterwegs.
An
einem
ebenso
sonnigen
Tag
saßen
wir
am
Rande
eines
Flugplatzes
und
sahen
dem
Springen
aus
nächster
Nähe
zu.
Damals
hätte
ich
auch
die
Möglichkeit
gehabt,
für
20,00
DM
(!)
einen
Tandemsprung
mitzumachen,
doch
meine
Courage
hat
nicht
gereicht
und
heute
ärgere
ich
mich
ob
der
verpassten
Gelegenheit.
Jetzt
hätte
ich
den
Mut,
so
etwas
zu
tun,
aber
meine
Knochen
signalisieren
Unverständnis
für
eine
solch
späte
Idee.
Also
werde
ich
am
Boden
bleiben
und
dem
Springen
zusehen, so mein Sonntagvormittagsvorhaben.
Der
kleine
Flugplatz
liegt,
malerisch
eingebettet
in
eine
kleine
Senke,
nahe
dem
Örtchen
Badeborn.
In
der
Ferne
kann
man
den
Brocken
entdecken
und
direkt
vor
meiner
Nase
weist
ein
kleines
Schild
auf
einen
Teil
der
Teufelsmauer
hin,
die
sich
hier
bruchstückhaft
über
Quedlinburg
bis
Blankenburg
zieht.
Am
Ortsausgang
liegt
die
ganze
Schönheit
dieser
Landschaft
wie
auf
einem
Tablett
zum
Bestaunen
ausgebreitet
vor
mir.
Ich
fahre
die
Senke
hinunter
zum
Flugplatz
und
stelle
mein
verstaubtes Auto ab.
Eine
himmlische
Ruhe
empfängt
mich
und
wie
aus
dem
Nichts
taucht
diese
Melodie
in
meinem
Kopf
auf.
Es
ist
einer
jener
Songs,
den
man
nur
ein
einziges
Mal
hört,
aber
niemals
wieder
aus
sich
heraus
bekommt.
Eine
ruppig
raue
Stimme
singt
a
capella
davon,
wie
ein
Pfarrer
die
vor
ihm
in
einer
Linie
angetretenen
jungen
Soldaten,
mit
ihren
glänzenden
Bajonetten
auf
dem
Gewehr,
für
das
kommende
Gefecht
segnet,
ehe
die
Musik
mit
melodisch
brachialer
Wucht
losbricht.
Das
war
im
Jahre
1968
und
ERIC
BURDON
&
THE
ANIMALS
schrieben
unter
dem
Eindruck
des
Vietnamkrieges
diese
anklagenden
Zeilen
zu
einer
beschwörenden
Melodie
vom
„Sky
Pilot“:
Der
hässliche
Krieg,
die
Todesfratze,
Drogen,
Angst,
Religion
und
die
ruhig
aufrüttelnde
Dudelsäcke
vor
dem
ausklingenden
Ende
–
das
alles
in
siebeneinhalb
Minuten
und
in
zwei
Teile
verpackt,
die
mir schon damals unter die Haut gingen:
„He smiles at the young soldiers tells them its all right
He knows of their fear in the forthcoming fight
Soon there'll be blood and many will die
Mothers and fathers back home they will cry”
Mein
Vater
war
auch
im
Krieg,
im
Krieg,
den
Hitlerdeutschland
über
die
Welt
gebracht
hatte.
Er
war
ein
Sanitäter
und
Fallschirmjäger.
Wenn
er
auf
Drängen
davon
erzählte,
dann
meist
von
seiner
ersten
Frau
und
den
beiden
Kindern,
die
beim
Bombenangriff
auf
Dresden
im
Keller
verbrannten
und
davon,
dass
er
viele
hässliche
Dinge
gesehen
hatte.
Ich
erinnere
mich
der
alten
Fotos
von
einem
Himmel
voller
Fallschirme
und
Flugzeuge,
aus
deren
Bauch
sie
heraus
purzelten.
Viele
in
den sicheren Tod.
Vor
siebzig
Jahren
wurde
das
Schlachten
an
den
Fronten
und
das
Morden
in
den
Konzentrationslagern
endlich
beendet.
Die
Soldaten
der
Roten
Armee
hatten
die
deutschen
Truppen
bis
zurück
auf
eigenen
Boden,
in
die
eigenen
zerstörten
Städte,
getrieben.
Mein
Vater
kam
in
Ägypten
in
ein
englisches
Lager
für
Kriegsgefangene,
wo
er
meinen
späteren
Onkel
kennenlernte.
Dessen
spätere
Frau
in
Leipzig
hatte
eine
Schwester,
auch
in
Leipzig.
Sie
wurde
meine
Mutter
und
ich
1949
sein
erster
Sohn
in
zweiter
Ehe
in
einem
Deutschland,
dessen
Menschen
endlich
Frieden
wollten.
Wie
auch
mein
Vater,
der
den
Rest
seines
Lebens
diesem
Ideal
treu
blieb
und
dem
späteren
Aufrüsten
auf
beiden
Seiten,
West
wie
Ost,
mit
Grauen
aus
prägenden
Erinnerungen
zusah.
Das
hat
er,
neben
seiner
großen
Liebe
zur
Musik,
an
mich
weitergereicht
und
deshalb
geht mir ein Song wie die Ballade vom „Sky Pilot“ so unter die Haut.
Der
kleine
Flugplatz
zu
Füßen
eines
Hügels
liegt
da
wie
im
Schlaf.
Kein
Flugzeug
auf
dem
Rollfeld
und
Helikopter
sind
auch
nicht
zu
sehen.
Mein
Auto
steht
ganz
allein,
beinahe
einsam.
Also
betrete
ich
das
Gelände,
niemand
will
Eintritt
von
mir
und
den
erhofften
Bratwurststand
kann
ich
auch
nicht
sehen.
In
einer
Fliegerhalle
hantieren
zwei
an
einem
einmotorigen
Kleinflugzeug.
Als
ich
sie
nach
dem
Springen
frage,
zucken
sie
mit
den
Schultern
und
meinen,
dass
sie
davon
nichts
wüssten
und
außerdem
würde
bei
dieser
steifen
Brise
sowieso
keiner
springen.
Der
Abtrieb
wäre
zu
groß
und
deshalb
gefährlich.
Ich
nicke
verständnisvoll
und
frage
noch,
ob
ich
denn
mal
in
so
ein
Cockpit
hineinsehen
dürfe.
Ich
darf
und
die
anderen Schmuckstücke auf dem Gelände sehe ich mir auch noch an.
Deutschland
ist
so
schön!
Ich
sehe
auf
die
grünenden
Berge
im
Harz
und
die
quittegelber
Felder
vor
den
Bergen.
Wie
kleine
Nester
schmiegen
sich
kleinen
Ortschaften
in
Senken,
so
dass
man
nur
noch
die
Dächer
und
die
Kirchturmspitze
sieht.
Lange
siebzig
Jahre
haben
wir
nun
Frieden
und
ich
bin,
was
für
ein
historisches
Privileg,
in
dieser
Zeit
aufgewachsen.
Ich
weiß
aber
nicht,
ob
es
gut
ist,
die
Leiden
und
Heldentaten
russischer,
ukrainischer,
lettischer
oder
kasachischer
Soldaten
zu
vergessen,
deren
Völker
die
riesige
Hauptlast
dieses
Weltkrieges
ertragen
mussten.
Ohne
die
Opfer
und
Leistungen
der
Alliierten
schmälern
zu
wollen,
den
einfachen
Menschen
der
damaligen
Sowjetunion
sollten
wir
nie
vergessen,
unseren
ehrlichen
Dank
zu
sagen
und
dabei
ist
es
unerheblich,
welcher
Putin
gerade
dort
im
Kreml
sitzt.
Es
sind
immer
die
einfachen
Menschen
gewesen,
gleich
aus
welcher
Nation
und
mit
welcher
Hautfarbe,
die
sich
an
den
Kriegsfronten
gegenüber
standen,
die
man
aufeinander
hetzte
und
schießen
ließ,
die
später
auch
die
Trümmer
beseitigten
und
doch
wieder
Angst
um
ihre
Kinder
haben
mussten:
in
Vietnam,
in
Afghanistan,
in
der
Ukraine
oder
sonst
irgendwo.
Eigentlich
sollte
nie
wieder
eine
Mutter ihren Sohn beweinen müssen. Eigentlich!
“Sky pilot ... sky pilot
How high can you fly
You'll never, never, never reach the sky.”