Q
uedlinburg – wo junge scharfe Hexen SIXen
01.08.2015
Keine
Frage,
im
Herzen
bin
ich
noch
immer
ein
Brandenburger.
Einer,
der
vom
Südbrandenburgischen
Waldrand
kommend,
seinen
ständigen,
polizeiamtlich
gemeldeten,
Wohnsitz
in
den
Harz
verlegt
hat,
wo
die
Hexen
tanzen.
In
Sichtweite
zum
Brocken
und
zur
benachbarten
Burg
Regenstein
genieße
ich
mein
neues
Leben
hier
und
weigere
mich
starrsinnig,
alt
zu
werden. Zumindest versuche ich es.
In
Quedlinburg
ist
an
diesem
Wochenende
Gildefest
und
ein
helles
Köpfchen
hat
bei
der
Planung
an
die
vielen
Rockmusikliebhaber
gedacht.
Da
muss
ich
tatsächlich
erst
in
diese
wunderschöne
Gegend
ziehen,
um
die
Nummer
Eins
der
brandenburgischen
Rock-Kapellen
bei
einem
ihrer
Konzerte
erleben
zu
können.
SIX
sind
eingeladen
worden
und
sollen
inmitten
der
Stadt,
im
Angesicht
der
vielen
alten,
vom
Fachwerk
durchzogenen
Häuser,
rocken.
Das
wollte
ich
mir
nicht
entgehen
lassen,
obgleich
mir
Stehkonzerte
inzwischen
ein
Gräuel
sind.
Auch,
wenn
die
Kulisse
noch
so
schön
ist.
Zudem
hatte
mir
ein
guter
Freund
vor
geraumer
Zeit
einfach
mal
so
ein
Exemplar
ihres
aktuellen
Albums
„Gebrannte
Kinder“
geschenkt.
Das
machte
mich
zusätzlich
neugierig.
Und
nun
will
ich
endlich
wissen,
wie
wahr
die
vielen
Vorschußlorbeeren
wirklich sind. Man hatte mich gewarnt.
Also
stelle
ich
meine
Schüttel
in
einer
der
Nebenstraßen,
abseits
vom
Stadtkern,
ab.
Auf
der
anderen
Seite
wird
kaum
ein
Parkplatz
zu
finden
sein
und
die
paar
Meter
bis
zum
historischen
Marktplatz
sind
gerade
noch
für
meine
müden
Knochen
zu
schaffen.
Dort
gelandet,
entrichte
ich
dem
Gildemeister
die
vier
Euronen
Wegezoll,
um
den
Markt
betreten
zu
dürfen.
Das
Kleinod
aus
Fachwerk
und
historischen
Fassaden
ist
von
–
Pardon
–
Fress-
und
Saufbuden
rammelvoll.
Dazwischen
Menschen,
die
sich
am
Angebot
vergehen
oder,
auf
Bänken
sitzend,
im
Angesicht
der
Bühne
warten.
Der
Platz
vor
der
Rampe
ist
zu
meinem
Erstaunen
noch
leer.
Wir
sind
im
Harz
und
junge
scharfe
Hexen
warten
auf
SIX.
Von
einer
werde
ich
sogar persönlich begrüßt. Oupsala!
Unerwartet
pünktlich
betritt
die
„Spaßkapelle
SIX“
die
Bühne,
um
ihren
„bunten
Reigen
volkstümlicher
Melodien
und
Weisen“
zu
starten.
Die
jungen
Hexen
von
Quedlinburg
versammeln
sich
vor
der
Bühne.
Von
nun
an
darf
geSIXt
werden.
Zu
meinem
Erstaunen
beginnt
die
Band
mit
„With
Or
Without
You“,
einem
Cover
von
U2,
statt
mit
eigenem
Material.
Minuten
später
begreife
ich,
warum
erst
einmal
eine
ganze
Stunde
lang
internationale
Standards
im
Angesicht
der
„Fuck-
Werk-Häuser“
(O-Ton
von
Robert)
geboten
werden.
Die
jungen
Hexen
und
die
alten
Harzer
müssen
erste
einmal
aufgewärmt und aus der Reserve gelockt werden. Noch nix mit SIXen!
Neben
den
Iren
U2
kommen,
unter
anderem,
Heinz-Rudolf
Kunze
(„Dein
ist
mein
ganzes
Herz“),
Billy
Idol
(„Rebel
Yell“),
Andreas
Bourani
(“Mein
Herz
schlägt
schneller
als
deins“),
Purple
Schulz
(„Verliebte
Jungs“)
und
Rammstein
(„Ich
will“)
zu
gecoverten
Ehren.
Fein
säuberlich
gespielt
und
gesungen,
reißt
mich
aber
nicht
wirklich
vom
Hocker.
Zu
bunt
ist
der
Melodienreigen
für
einen
wie
mich,
aber
bestens
geeignet,
das
Jahrmarktpublikum
beim
Gildefest
aus
der
Reserve
und
wiederholt
hin
zum
Tresen
zu
locken.
Diesen
Teil
der
Aufgabe
bewältigen
die
SIXer
allerdings
eine
volle
Stunde
lang
mit
Bravour
und
äußerster
Hingabe.
Die
Stimmung
steigt,
Hände
recken
sich
nach
oben
und
junge
bildhübsche
Hexen
bewegen
ihre
Körper
im
Rhythmus
der
Musik.
Danach
sind
die
jungen
Hexen
heiß,
die
Gläser
auf
den
Tischen
leer
und
die
alten
Harzer
wieder
etwas
jünger
in
ihren
Herzen.
Zumindest
für
diesen
Augenblick.
Einige
gehen
auch
zum
„Mörtsching-
Dei-Sing“, um der „unterforderten Verkäuferin“, ein wenig Bargeld gegen eine CD im Tausch anzubieten.
Nach
etwas
Zeit
für
ein
Bier,
einen
Schwatz
oder,
wie
Herr
Krähe
meint,
für
einen
Quickie,
nimmt
SIX
jetzt
ihre
Fans
mit
auf
die
Reise
in
das
eigene
Universum.
Darauf
hatte
auch
ich
gewartet
und
gleich
der
erste
Song
spricht
mir
aus
dem
Herzen.
„Lass’
dich
mal
treiben,
Alter
und
geh’
es
ruhig
an.“
Mit
diesen
Zeilen
und
treibenden
Gitarren-Riffs
im
Simple
Minds
–
Stil
haben
mich
SIX
sofort
getroffen.
Auf
einmal
ist
der
Sound
kompakt
und
die
Botschaft
authentisch.
Auf
dem
Marktplatz
rocken
junge
Hexen
mit
grauhaarigen
Herren
um
die
Wette.
Mit
dem
Titelsong
des
aktuellen
Albums
„Gebrannte
Kinder“
treffen
sie
dann
auch
gleich
noch
die
Seele
derer,
die
hier
leben:
„Groß
waren
die
Wünsche,
wild
die
Erwartung,
endlos
war
die
Enttäuschung
…
wir
sind
Kinder,
gebrannte
Kinder.“
Das
kann
ich
glühenden
Herzens
unterschreiben.
Wie
einem
roten
Faden,
der
eigenen
Dramaturgie
folgend,
rocken
SIX
danach
ihren
Song
„Härter“
in
das
Zentrum
Quedlinburgs:
„Das
Leben
ist
hart,
wir
sind
härter.“
Da
fühle
ich
mich
endlich
wieder
dort
abgeholt,
wo
die
Danz
und
Gundermann
aufhören
mussten.
In
diesen
Songs
ist
das
Leben
hierzulande
wieder
in
Lyrik,
statt
in
Texte
gegossen
und
wie
zur
Bestätigung
singen
alle
jungen
Hexen
diese
Lyrik
aus
vollem
Herzen
mit,
während
ihre
Füße
das
Pflaster
unter
den
Füßen trotzig stampfen. Das ist toll!
Auf
diese
Weise
rocken
sich
die
fünf
SIXer
mit
Frontmann
STEFAN
KRÄHE
und
dem
Shouter
am
Bass,
ROBERT
GLÄSER
durch
ihre
aktuelle
Scheibe.
Der
ehemalige
Cäsar-Drummer,
JÜRGEN
SCHÖTZ,
setzt
die
Beats
und
Breaks
akkurat
wie
eh
und
je
und
der
„Qoten-Wessi“,
FRANK
ENGELMANN,
peitscht
und
jagt
die
Saiten
seiner
Gitarre,
dass
ihm
selbst
ein
Stromschlag, live auf offener Bühne, nichts anhaben kann. Das hätte auch schiefgehen können!
Zu
schwüler
nächtlicher
Stunde
wird
es
plötzlich
„Eiskalt“,
ROBERT
zelebriert
sein
wildes
„Nööö!“
und
mit
„XXL“
nickt
der
kleine
Rocker
in
mir
zustimmend.
Vorn
an
der
Rampe
stehend,
genieße
ich
es,
den
Musikern
in
die
Augen
und
auf
die
Finger
zu
sehen.
Dann
wieder
gehe
ich
ein
Stück
zurück
durch
die
Reihen,
um
von
hinten
das
Spiel
der
Farben,
wie
sie
sich
an
den
Häuserwänden
brechen,
und
den
satten
Sound
vom
aufpolierten
„Zeit,
die
nie
vergeht“,
ein
Song
von
Michael
Barakowski
alias
Perl,
zu
genießen.
Der
halbe
Marktplatz
rockt
sich
durch
die
Nacht
und
die
andere
Hälfte
starrt
von
den
Buden
wie
gebannt
dorthin,
wo
sie
die
Bühne
vermuten.
Wieder
vorn
angekommen,
klingt
mir
„Geiler
isses
hier“
in
den
Ohren
und
all
die
jungen
Hexen
johlen
und
kreischen
die
Zeile
laut
mit.
Die
Botschaft
ist
angekommen,
zumindest
in
diesen Minuten. Außerdem ist sie ja auch wahr!
Als
nach
einer
zweiten
Pause
SIX
wieder
auftauchen,
habe
ich
eine
Begegnung
der
dritten
Art
mit
der
Security
hinter
mir.
Mein
Gott,
wer
hatte
dieser
Dame
in
wichtiger
Position
nur
die
Freude
am
Leben
verboten?
Die
kommt
bei
mir
schlagartig
wieder,
als
ROBERT
von
oben
seine
Fragen
ins
Publikum
ruft
und
die
da
unten,
die
richtigen
Antworten
lauthals
zurückgeben: „Warum seid ihr hier? – „Bier! Bier! Bier!“.
Die
Stunde
vor
Mitternacht
ist
Partyzeit.
Von
der
Bühne
donnert
SIX
noch
einmal
Rammstein
mit
„Du
hast“
und
JÜRGEN
SCHÖTZ
lässt
die
Donnerschläge
seines
Schlagzeug-Solos
folgen.
Es
ist
beinahe
die
gleiche
Art,
wie
ich
sie
auch
schon
bei
CÄSAR
&
die
Spieler
BigBand
erlebt
durfte.
Vorn
an
der
Rampe
dreschen
ROBERT,
FRANK
und
der
Keyboarder
ANDREAS
GIERSCH
wie
wild
auf
die
Felle
im
gleichen
Takt
und
Rhythmus.
Diese
Wucht
ist
immer
noch
ein
tolles
Erlebnis
und
lässt
mich für Sekunden jener Jahre mit Cäsar mit leichter Wehmut gedenken.
Die
Stimmung
hat
längst
ihren
Höhepunkt
erreicht.
Die
Security-Lady
ist
jetzt
müde,
die
Einwohner
in
den
Häusern
vielleicht
ein
wenig
verzweifelt,
aber
das
Volk
der
jungen
Hexen
ist
heiß.
So
heiß,
das
sie
alle
voller
Inbrunst
in
den
Chorus
von
„Doch
du
willst
immer
nur
(ficken)“
einsteigen.
Kräftig,
laut
und
ein
wenig
süffisant
obszön
–
na
und?
Die
Dinge
sind,
wie
sie
sind
und
sie
haben
eine
Bezeichnung,
die
jeder
im
Volk
versteht.
Und
„vergewohlwurschteln“
reimt
sich
einfach
nicht.
Dazu
reicht
uns
die
Band
„Griechischen
Wein“
und
ein
wenig
„Aloha
Heja
He“
frei
nach
Achim
Reichel.
Nach
dem
Abgesang
der
Hosen-Hymne
„An
Tagen
wie
diesen“
stelle
ich
fest,
dass
ich
ja
tatsächlich
bis
zum
Schluss
geblieben
bin.
Während
der
beiden
Zugaben
(Wiederholungen)
programmiere
ich
meine
Füße,
nach
reichlichen
fünf
Stunden
Stehen,
sehr vorsichtig wieder auf Bewegung. Nur gut, dass HH jetzt nicht drei Stunden nach EE fahren muss!
Auf
dem
Markt
von
Quedlinburg
herrscht
ausgelassene
Stimmung.
Das
Bier
fließt
noch
reichlich
und
die
Nacht
ist
lauwarm.
Ich
habe
mit
den
jungen
Hexen
geSIXt
und
dabei
vor
allem
die
neuen
eigenen
Lieder
der
Kapelle
SIX
bestaunt.
Die
klingen
live
noch
ruppiger,
noch
stärker,
als
aus
der
Konserve.
Eingerahmt
von
zwei
Stunden
gut
ausgewählten
„Volksweisen“,
erklangen
sie
auf
dem
gut
gefüllten
Marktplatz
der
Stadt.
Ich
hatte
eine
heiße
erste
Nachthälfte
beim
SIXer-Pack.
Die
zweite Hälfte werde ich schlafend verbringen. Meine SIX-Premiere liegt hinter mir.
Als
ROCKHAUS
1981
die
Arena
betraten,
kündigten
sie
an,
die
PUHDYS
ablösen
zu
wollen.
Das
könnte
SIX
nun
gelingen.
Der
Stern
der
Veteranen
sinkt,
man
rüstet
zum
Finale,
und
der
Stern
von
SIX
blüht
gerade
auf.
Die
Band
hat
eine
richtige
Rock-Röhre
am
Mikro,
am
Bass
einen
Shouter
mit
Sinn
für
das
Feine
und
einen
wilden
Derwisch
an
der
Gitarre.
Die
Lyrik
von
SIX
holt
erstaunlich
viele
junge
Leute
direkt
im
eigenen
Denken
und
Fühlen
ab.
Das
hat
mich
überrascht,
aber
auch
zuversichtlich
gestimmt.
Die
Ablösung
steht
nicht
in
den
Starlöchern,
sie
rockt
schon
längst
ihre
eigene
Generation.
Wie
sang doch gleich der andere Robert? – Die Zeiten ändern sich („The Times They Are A-Changing“)!