Sarah Lesch live in der Factory – viel Spaß, Opa! 08.05.2017
Support und Begleitung: Duo ByeBye aus Leipzig
Sie
ist
eine
von
jenen
noch
jungen
Künstlern,
geboren
1986,
die
mich
mit
ein
paar
gesungenen
Zeilen
mitten
im
Herzen
trafen
und
meine
Gefühle
binnen
Bruchteilen
von
Sekunden
aufwirbelten.
So
etwas
passiert
mir
nicht
mehr
all
zu
oft.
Gleiche
Gedanken,
gleiche
Ablehnung
und
die
gleichen
Ideale.
All
das,
obwohl
uns
über
40
Lebensjahre
trennen.
Wir
kennen
uns
nicht
und
dennoch
war
mir
so
als
ob:
„Empört
euch,
dass
Hänschen
nicht
ist,
was
er
sein
soll,
sondern nur, wer er nunmal ist!“
Ich
habe
diesen
blödsinnigen
Scheiß
mit
meinem
Wunsch
nach
schulterlangem
Haar,
Schlaghosen
und
Beatmusik
durch.
Daran
musste
ich
mich
sofort
erinnern,
als
ich
zum
ersten
Mal
ihr
Lied
„Testament“
entdeckte
und
wie
sie
es
verteidigt
hat.
Damit
hatte
SARAH
LESCH
aus
dem
Stand
meinen
Respekt
und
ich
wurde
neugierig
auf
die
Frau,
die
auf
Saiten
und
auf der Tastatur der Gefühle gleichermaßen spielen kann. Ich wollte sie live erleben.
Heute
ist
der
8.Mai,
der
Tag
der
Befreiung,
wer
sich
noch
erinnert.
Die
vordergründig
lauten
Töne
hört
man
an
solchen
Tagen
nicht
mehr.
Leise
allerdings
auch
nicht
und
das
ist
falsch,
weil
wir
damit
beide,
die
lauten
und
die
leisen,
anderen
überlassen,
denen
sie
nicht
gehören.
Man
darf
die
braunen
Zeiten
Hitlerdeutschlands
nicht
vergessen,
gleich
gar
nicht
unter
den
Tisch
kehren
und
diejenigen,
die
heute
unbequeme,
weil
nicht
gleichlautende,
Fragen
stellen,
nicht
einfach
als
Pack
abtun!
Mit
solchen
Gedanken
in
der
Birne
fahre
ich
heute
nach
Magdeburg.
Für
mich
die
einzige
Chance,
SARAH
LESCH
zu
hören
und
mir
eine
junge
Bestätigung
zu
holen,
dass
man
auch
mit
67
so
sein
darf,
wie
man
sein
möchte.
Anders!
Zunächst
verfahre
ich
mich
gründlich.
Falsche
Abfahrt,
falsche
Seitenstraße,
Sackgasse.
Nachdem
ich
endlich
richtig
abbiege,
stehe
ich
mitten
in
Magdeburg
im
Nichts.
Nichts
als
Brache,
Schutt,
Zäune
und
ein
Gebäude,
das,
würde
es
eine
Einkaufmeile
blockieren,
längst
abgerissen
und
ersetzt
wäre.
Herzlich
willkommen
in
der
Subkultur
namens
Factory!
Davor
jugendliche
Vertreter
der
Subkultur
und
aus
dem
Hintergrund
der
Ruf:
„Viel
Spaß,
Opa!“
-
Ich
bin
da,
aber
bei
weitem
nicht
angekommen.
Will
ich
das
jetzt
wirklich
oder
fahre
ich
wieder
weg?
Ein
bereits
gekauftes
Ticket
und
meine
Neugier
hindern
mich
daran.
Drinnen,
im
Dunkel
der
Winkel
und
des
Underground,
werden
meine
Zweifel
größer
und
mir
ist
wie
Schrumpfen.
Der
kleine
Klub
mit
der
niedrigen
Decke,
den
Säulen
und
schwarzen
Wänden
presst
mich
auf,
gefühlt,
einen
Meter
klein
zusammen.
Plötzlich
spüre
ich,
dass
ich
nicht
hierher
gehöre.
Dennoch
habe
auch
ich
mich
in
einem
solchen
Ambiente
einstmals
wohl
gefühlt.
Nur
der
Herr
mit
dem
Bart
und
irgendwie
auch
aus
dem
Raster
fallend,
ermuntert mich schweigend, zu bleiben. Der Name SARAH LESCH ebenfalls.
Als
es
endlich
an
der
Zeit
ist,
steht
auch
sie
da
vorn.
Aber
nur
um
anzukündigen,
dass
jetzt
gleich
zwei
Musiker,
mit
denen
sie
nachher
gemeinsam
spielen
wird,
uns
ihre
eigenen
Lieder
vorstellen
möchten.
Das
leise
Stöhnen
meiner
Füße
geht
im
lauten
Jubel
der
vor
mir
sitzenden
Teens
und
Twens
unter,
als
das
Leipziger
Duo
ByeBye
–
die
heißen
wirklich
so
–
das
Podium
betritt.
Eine
Konzertgitarre
und
eine
Akustische
sowie
zwei
Stimmen.
Plötzlich
ist
es
still
und
nach
den
ersten
zwei
Minuten
klappt
mir
ganz
langsam
die
Kinnlade
runter.
Es
knallt,
es
zuckt,
es
groovt,
es
harmoniert,
es
ist
überzeugend
und
es
ist
so
etwas
von
perfekt,
was
die
Sänger
und
Gitarristen
OLIVER
HAAS
und
TIM
LUDWIG
da
von
sich
geben.
Es
ist
schon
eine
gefühlte
Ewigkeit
her,
dass
ich
Vergleichbares
gehört
habe.
Für
mich
fühlt
es
sich
an,
als
wären
Pension
Volksmann
in
eine
andere
Jugendkultur
hinein
wiedergeboren.
Diese
Lieder
sind
dem
prallen
Leben
entrissen
und
in
eine
Sprache
gepackt,
die
von
denen,
die
da
vor
dem
Podium
dicht
an
dicht
hocken,
auch
verstanden
und
aufgesogen
wird.
„Du
siehst
so
gut
aus“
ist
eine
perfekte
Symbiose
von
Gitarrenrhythmik
und
sprachlichem
Groove,
ohne
in
Plattheiten
abzugleiten,
damit
es
stimmig
wirkt.
Man
taucht
ein
in
Wortwitz
und
rasante
Spieltechnik,
die
sich
ergänzen:
„(Ich
will
weg,
ich
leg’
ab,
ich
mach’
die)
Leinen
los“
und
„alles,
was
als
Sehnsucht
beginnt,
schnell
an
Bedeutung
gewinnt“.
Plötzlich
finde
ich
mich
wieder
und
es
ist
einfach
nur
–
Pardon
-
geil!
Nach
einer
reichlichen
Handvoll
Lieder
und
einem
überaus
gelungenem
Auftritt
(oder
doch
eine
Performance?)
treten
beide
ab,
bauen
um
und
machen eine schnelle Metamorphose zur Begleitband von SARAH LESCH durch.
Die
steht
plötzlich
da
vorn.
Kein
Scheinwerferkegel,
nur
dumpfes
Licht.
Sie
ist
zu
meiner
Überraschung
klein
und
verdammt
schmal,
mit
einem
Turban
aus
Rasta-Locken
auf
dem
Kopf.
Darunter
ein
zierlich
wirkendes
Gesicht
mit
Piercing
in
den
schmalen
Lippen.
Alles
nicht
mein
Fall
und
dennoch:
Was
ist
sie
doch
für
eine
Erscheinung!
Ich
habe
keine
CD
von
ihr,
gleich
gar
nicht
Vinyl
und
im
Fernsehen
habe
ich
auch
noch
nichts
von
ihr
gesehen.
Warum
auch!?
Was
ich
jetzt
in
diesen
ersten
Minuten
zu
hören
bekomme,
ist
mit
solchen
Medien
nicht
kompatibel.
Es
stellt
Fragen
und
es
spricht
Zustände
und
auch
Augenblicksaufnahmen
an,
die
unbequem
sind,
ja
provozierend
auf
Heile-Welt-Bürger
wirken.
Genau
so
wie
damals
lange
Haare
und
das
„Yeah,
Yeah,
Yeah“
zu
lauter
Gitarrenmusik.
Als
sie
„Das
mit
dem
Mond“
singt,
beginne
ich
eine
neue
feine
Lyrik
für
mich
zu
entdecken,
die
bei
mir
den
Platz
einnimmt,
den
die
„Söhne
aus Mannheim“ nicht bekommen haben und auch nicht werden.
Staunend
registriere
ich,
wie
die
jungen
Leute
auf
dem
Boden
jedes
Wort,
jedes
Geste
und
Nuance
in
sich
aufsaugen
und
sie
zurück
geben.
Sie
sehen
glücklich
aus,
sie
lachen
und
ich
meine,
dass
sie
sich
gerade
verstanden
fühlen.
Ich
entdecke
mich
da
unten
vor
mir
wieder,
während
SARAH
LESCH
eine
kleine
Geschichte
von
Flüchtlingen
im
Mittelmeer
erzählt
und
dann
eines
der
beiden
Lieder
singt,
das
auch
ich
kenne.
Es
ist
das
vom
„Kapitän“,
der
in
dem
einen
Land
als
Held
gefeiert
und
in
dem
anderen
als
Gesetzesbrecher
behandelt
wird.
Beide
Länder,
Deutschland
und
Italien,
sind
Mitglieder
der
EU.
Die
da
singt,
macht
die
Idee
vom
geeinten
Europa
in
vier
Minuten
durch
ein
Lied
lebendig.
Anderen
gelingt
es
nicht
zu
überzeugen,
solange
die
mit
Krücken,
Hinterlist
und
Schulden
pokern,
um
Macht
zu
erlangen
oder
zu
behalten.
Solange
es
denen
nur
um
Macht
und
deren
Erhalt
geht,
bleibt
das
Europa
aller
Menschen
nur
eine
Fiktion,
eine
leere
Phrase.
Deshalb
hören
die
hier
im
Club
wohl
lieber
auf
die
Sängerin
und
deren
Träume,
die
sie
realisiert
sehen
wollen!
Dann
singt
sie
„Das
mit
dem
Mond“
und
„Einmal
noch“
und
von
den
„Plejaden“.
Ich
stehe
dabei
und
vergesse
den
Schmerz,
der
sich
zwischen
Fuß
und
Hüfte
ausdehnt.
Irgendwie,
empfinde
ich,
spannt
sich
hier
ein
Bogen
von
den
Protestliedern
der
1960er
Jahre,
die
Poesie
eines
Gundermann
streifend,
bis
in
unsere
Neuzeit
und
es
sind
die
jungen
Wilden,
die
ihn
aus
dem
Bauch
heraus
artikulieren.
Das
tatsächlich
live
mitzuerleben,
hier
wo
sie
unter
sich
und
ohne
Bevormundung
sind,
sie
keine
Regeln
kennen,
außer
die
ihren.
Diese
Minuten
machen
einem
alten
grauhaarigen
Rocker
Mut und lassen ihn demütig werden. Vielleicht habe ich doch einiges richtig gemacht und ich denke an meine Kinder.
Diese
zierliche
Frau
stellt,
zumindest
textlich,
nahezu
alles
in
den
Schatten,
was
ich
aktuell
kenne.
Sie
ist
in
ihrer
Wortwahl
kompromisslos,
sie
kommt
sofort
auf
den
Punkt
und
so
entsteht
eine
eigenwillig
schöne
Lyrik,
rau,
zärtlich
und
ungemein
emotional.
Beginnt
sie
zu
singen,
können
ihre
Worte
wie
eine
Feder
streicheln
oder
wenn
notwenig,
wie
eine
Rasierklinge,
alles
aufritzen,
dass
es
schmerzt.
Seitdem
ich
ihr
„Testament“
kenne
und
es
jetzt
live
zu
hören
bekomme,
jagt
mir
diese
ganze
Bandbreite
von
Emotionen
durch
den
Körper.
Ich
denke
an
meine
Enkelkinder
und
prompt
habe
ich
feuchte
Augen.
Bei
all
dem
ist
es
völlig
ohne
Bedeutung,
ob
sie
ihre
Gedanken
in
ein
schlichtes
Lied,
oder
wie
später,
in
einen
knackigen
Blues
kleidet.
Man
merkt
es
nicht,
weil
sie
zum
Hinhören
zwingt.
Diese
zierliche
Person
in
ihrem
viel
zu
dünnen
Kleid,
mit
den
Riesenschuhe
an
den
Füßen,
ist
der
absolute
Hammer
und
ich
ahne,
sie
weiß
es
längst.
Um
mich
zu
begeistern,
braucht
es
auch
dieses
kleine
Lied
über
die
Beatles
nicht
mehr,
das
liebevoll
und
mit
Abstand,
eine
andere
Zeit
in
mir
wiedererweckt.
Das
wäre
nicht
nötig
gewesen,
denn
sie
hat
mich
längst
mit
ihrer
eigenen
Kreativität
und
Kunst
begeistert.
Ganz
zum
Schluss
„Einmal
noch“,
ein
Vorgriff
auf
ein
neues
Album
im
Sommer,
und
dann
verschwindet
die Lieder singende Pop-Prinzessin hinter einer dunklen Tür und ward nicht mehr gesehen. Punkt, Ende!
Einige
Minuten
später
bin
ich
mit
den
verbliebenen
Fans
und
der
Technik-Crew
allein
im
„schwarzen
Loch“
der
Factory.
Die
einen
warten
auf
ihr
Idol,
ich
besänftige
meinen
Bewegungsapparat,
der
mich
noch
tragen
muss.
Diesen
Abend
zu
verarbeiten,
wird
dauern.
Manche
Konzerterlebnisse
können
mich
sehr
piesacken
und
klingen
nach.
Manchmal
Stunden,
manchmal
auch
Tage.
Das
wird
diesmal
genau
so
sein,
eher
noch
intensiver,
weil
es
kein
Erinnern
an
die
Musik
meiner
Jugendjahre
war.
Ich
denke,
in
Abwandlung
eines
etwas
älteren
Zitates,
dass
ich
heute
bei
einer
Facette
der
nahen
Zukunft Gast sein durfte. Einer ihrer Namen ist SARAH LESCH.