Roger Chapman & The Shortlist in Dresden
07.12.2013
Fast
möchte
man
meinen,
dieser
ROGER
CHAPMANN
ist
schon
immer
und
ewig
oder
seit
Urzeiten
in
der
Rock’n’Roll
–
Familie
unterwegs
und
die
Jüngeren
mögen
das
bitte
auch
glauben.
Wer
kann
sich
denn
heute
noch
vorstellen,
dass
„Chappo“
seit
1966
(!)
bei
einer
Band
namens
FARINAS
den
Gesang
und
damit
das
Mikrofon
übernahm,
ehe
er
schon
vorher
einige
Jahre
bei
lokalen
Bands
seine
Stimme
trainiert
hatte.
Schon
ein
Jahr
später,
nämlich
1967,
wurde
die
Band
in
FAMILY
umbenannt
und
hinter
dem
Bühnenmikrofon
tobte
und
sang
ROGER
CHAPMAN,
dessen
charismatische
Bühnenpräsenz
aus
dieser
Rocker-Familie
eine
echte
Live-Attraktion
machte.
Der
Typ
steht
schon
locker
50
Jahre
auf
der Bühne und macht selbst keine Sensation daraus.
Diese
„Familie“
spielte
eine
wilde
Mischung
aus
Rock
&
Blues,
irgendwo
zwischen
musikalischem
Wagnis
und
ungebremsten
Drang
nach
Experimenten
sowie
mit
viel
instrumentaler
Finesse,
genau
so,
wie
es
damals
viele
Bands
ausprobierten,
um
ihren
eigenen
Stil
zu
finden.
Das
besondere
aber
war
wohl
das
Wechselspiel
von
Violine
und
Saxophon,
das
in
frühen
Zeiten
den
Sound
prägte.
Darüber
klang
die
rau
vibrierende
unverwechselbare
Reibeisenstimme
von
„Chappo“,
des
Mannes
mit
den
schulterlangen
Locken.
Ihr
erstes
Album
„Music
In
A
Doll’s
House“
(Musik
in
Puppenhaus)
von
1978
konnte
noch
die
Kritiker
und
Fans
gleichermaßen
überzeugen.
Letztlich
jedoch
ging
diese
schräge
und
wilde
Mixtur
am
Geschmack
der
Massen
vorbei
und
das
Personalkarussell
begann
sich
zu
drehen.
Mit
jeder
weiteren
Album-Veröffentlichung
änderte
sich
auch
das
Klangbild
ein
wenig.
Nach
sieben
Alben
und
reichlich
sechs
Jahren
Tourstress
löste
sich
die
Band-Familie
1973
auf.
Der
kreative
Teil
der
Musikergemeinschaft
aber
machte
schon 1974 als STREETWALKERS, mit CHAPMAN am Mikrofon, für einige Jahre weiter.
CHAPMAN
startete
1978
eine
Solokarriere
und
die
hält,
gemeinsam
mit
seiner
Band
THE
SHORTLIST,
bis
in
die
heutigen
Tage
erfolgreich
an.
Zu
Beginn
der
1980er
Jahre
sah
ich
im
ROCKPALAST
eines
seiner
Konzerte
und
war
von
der
Energie,
die
dort
zu
erleben
war,
begeistert.
Der
ganz
große
Erfolg
jedoch
war
ihm
erst
1983
durch
die
Zusammenarbeit
mit
MIKE
OLDFIELD
beschieden,
auf
dessen
Album
„Crisis“
er
mit
„Shadow
On
The
Wall“
(Schatten
an
der
Wand)
einen
weltweiten
Hit
landen
konnte.
Satte
dreißig
Jahre
danach
steht
„Chappo“,
wie
ihn
seine
Fans
liebevoll
nennen,
mit
seinen
nunmehr
über
70
(!)
Lenzen
noch
immer
auf
der
Bühne
und
begeistert
mit
seiner
explosiven
Mischung
auch
die
Rockergeneration
von
heute.
Die
von
damals
sowieso.
Das
zu
erleben,
war
mir
bisher
nicht
vergönnt,
aber
es
gibt
ja
zum Glück die gute alte TANTE JU in Dresden.
Während
auf
der
Bühne
noch
geräumt
wird,
füllt
sich
der
Live-Club
ordentlich.
Natürlich
bin
ich
froh,
vorn
an
der
Rampe
zu
stehen,
wo
ich
hoffe,
alles
gut
überschauen
zu
können
und
dann
stellt
mir
doch
tatsächlich
einer
der
Roadies
so
ein
Notenpult
rechts
in
die
Bühnenmitte
und
genau
vor
meine
Nase.
Selbst
Schuld,
denn
Chappo
wird
es
nun
schwer
haben,
mich
hier
vorn
stehen
zu
sehen.
Dessen
Band
ist
schon
auf
der
Bühne
und
zum
aufschwellenden
Klang
einer
mir
gut
bekannten
Gitarrenfigur
spielt
sich
die
Band
langsam
ein
und
wenige
Sekunden
später
kommt
ROGER
CHAPMAN
auf
die
Bühne,
schnappt
sich
das
Mikro
und
dann
beginnt
der
andere
Hurrikan
(nach
Xaver)
für
zwei
Stunden
hier
zu
toben.
Die
Eröffnung
mit
„Higher
Ground“,
einem
seiner
Klassiker,
stampft
wie
eine
sich
warm
laufende
Maschine
durch
den
Saal
und
reißt
die
Massen
hinter
mir
mit.
Von
Null
auf
hundert
binnen
weniger
Augenblicke,
vom
rauen
Gesang
eines rockenden Veteranen mitgerissen.
Der
spult
von
nun
an
einen
Knaller
nach
den
anderen
routiniert,
aber
sichtlich
voller
Emotionen
und
mit
vollem
Körpereinsatz,
ab.
Auf
„Check
It
Out“
folgt
„My
Sweet
Desiree“
und
jedes
Mal
blättert
er
auf
dem
Notenbild
suchend
weiter
und
wenn
er
was
sagt,
dann
meist
einen
Satz
mit
„fucking“
mittendrin,
was
ihn
dann
endgültig
als
schnoddrigen
Engländer
erkennbar
macht.
Chappo
benutzt
sein
erstes
Handtuch
und
schleudert
es
unter
dem
Jubel
der
Massen
an
die
Bühnendecke.
Zuvor
hatte
er
sich
das
Wasser
aus
der
Flasche
über
den
Kopf
gegossen
und
die
Bottle
in
hohem
Bogen
in
den
Hintergrund
der
Bühne
befördert
–
rockin’
&
rollin’.
Keine
Sekunde
Stillstand,
als
hätte
er
Treibstoff
getrunken. Es macht einfach nur höllisch Spaß!
Direkt
vor
mir
spielt
einer
der
besten
Gitarristen
dieses
Planeten.
Geoff
Whitehorn
hat
schon
für
Paul
Rodgers
gerockt
und
bei
PROCOL
HARUM
mit
den
Saiten
gezaubert.
Der
Mann
hat
dereinst
keinen
Geringeren
als
Paul
Kossof
beim
„Back
Street
Crawler“
beerbt
und
für
manchen
Giganten
den
Sound
vergoldet.
Da
stehe
ich
also,
wahrscheinlich
mit
glänzenden
Augen,
und
bewundere
sein
präzises
Spiel
mit
den
Saiten,
während
auf
der
Bühne
ein
Blues-Klassiker
aus
den
1970ern
nach
dem
anderen
abgefeuert
wird.
Mal
schwer
rockend
und
stampfend,
dass
es
Chappo
von
einer
Bühnenseite
zur
anderen
treibt,
um
dann
wieder,
wie
bei
„Moth
To
The
Flame“
(Motte
zum
Licht),
intensiv
einen
Slow-
Blues zu zelebrieren, bei dem sich Gitarre und Saxophon weit elegisch ausbreiten können. Zum Mitheulen schön!
Die
Band
läuft
längst
auf
Hochtouren
und
CHAPMAN,
dem
Frontmann,
steht
der
Schweiß
nicht
nur
im
Gesicht.
Auch
Geoff
Whitehorn
schwitzt
mit
mir
von
Angesicht
zu
Angesicht
und
John
Lingwood,
der
sich
hinter
seinen
Becken
und
Fellen
versteckt,
greift
ebenfalls
zum
Handtuch.
Kaum
zu
glauben,
dass
der
Drummer,
der
auch
schon
bei
Manfred
Mann’s
EARTHBAND
den
Rhythmus
bestimmte,
so
ein
unscheinbares
Drum-Set,
mit
riesigen
Becken
oben
drauf,
benutzt
und
damit
präzise
wie
ein
Uhrwerk
die
Band
vor
sich
her
treibt.
Nur
die
beidem
am
Bass,
Garry
Twigg,
und
an
den
Tasten,
Paul
Hirsh,
verrichten
still
und
unaufgeregt
ihren
Job,
während
Nicholas
Hugh
Payn
mit
Saxophon
und
Mundi
schon mal dezent den Schalk blitzen lässt, indem er das Spiel seiner Kollegen parodiert. Köstlich!
Es
ist
dennoch
die
Show
von
Altmeister
ROGER
CHAPMAN,
die
wir
erleben.
Der
tobt
sich
bei
seinem
„Prisoner“
richtig
aus
und
die
Meute
hinter
mir
brüllt
laut
mit:
Prisoner
-
Gefangener!
Die
Menge
ist
gefangen
im
Blues
&
Rock-Rausch
und
Chappo
stampft
über
die
Bühne
und
röhrt
sein
Vibrato
ins
Mikro.
Mit
nassem
Hemd,
die
Augen
oft
geschlossen,
um
Sekunden
sich
später
wie
ein
Bogen
nach
hinten
zu
biegen
und
die
nächste
Attacke
über
unsere
Köpfe
zu
jagen.
Es
soll
ja
keiner
glauben,
dem
könne
irgendeiner
etwas
vormachen,
wenn
er
uns
über
neun
lange
Minuten
den
„Blind
Willie
McTell“
gibt
und
im
Blues
schwelgt!
Spätestens
in
diesen
Momenten
merkt
man,
dass
dieser
CHAPMANN
schon
immer
der
bessere
Cocker
war,
denn
er
blieb
dem
Rock
und
Blues
treu
und
lebt
dessen
Seele
live
auf
der
Bühne
aus.
Da
bin
ich
einfach
nur
noch
weg
und
alle
und
sicher
klingeln
Bobby
Dylan
gerade
die
Ohren,
so
intensiv
übernimmt
CHAPMAN
seinen Song. Was für eine Stimme und was für eine Atmosphäre im Rausch von Saxophon und Geoff’s geiler Gitarre.
Nicht
anders
erlebe
ich
auch
den
rockenden
„Son
Of
A
Red
Moon“
(Sohn
eines
roten
Mondes)
und
so
ganz
nebenbei
fädeln
CHAPMAN
&
Co.
die
alte
Nummer
„16
Tons“
in
das
Stück
ein.
Boogie
und
Blues
pur
aus
allererster
Hand.
Herz,
was
willst
du
mehr?!
Die
Masse
tobt
und
als
sich
dann
zwischen
den
frech
eingefügten
Gitarrentupfern
von
„Voodoo
Chile“
endlich
„Shadow
On
the
Wall“
ankündigt,
ist
keiner
mehr
zu
halten.
Jetzt
ist
bei
allen,
zumindest
beim
Refrain,
mitsingen
angesagt.
Der
Welthit
klingt
live
zum
Glück
nicht
so
ausgeleiert
wie
im
„Dudelradio“,
sondern
bekommt
noch
einmal richtig scharfe Kanten und trockenen Sound. Klasse.
Unmerklich
ist
damit
das
Ende
der
Show
erreicht
und
Chappo
trägt
sein
schweißnasses
Hemd
auf
dem
Körper
hinter
die
Bühne,
um
es
wenige
Augenblicke
später
genau
so,
wieder
am
Mikrofon
stehend,
zu
präsentieren.
Als
Zugabe
gibt
es
mit
„Jukebox
Mama“
heißen
Bluesrock
und
mit
„Midnite
Child“
noch
einmal
richtig
satten
Boogie
Woogie,
bei
dem
sich
Mundi
und
Gitarre
vor
mir
die
Kante
geben,
dass
die
Fetzen
fliegen.
Noch
einmal
wogt
die
Menge
im
Takt
und
als
dann
als
Rausschmeißer
noch
„Let’s
Spend
The
Night
Together“,
der
alte
Stones-Klassiker,
über
die
Rampe
donnert,
brennt
die
Luft
unter
der
Decke
der
TANTE
JU
und
während
der
letzte
Ton
verklingt,
gibt
es
von
Chappo
noch
Wünsche
für
ein
„fucking“ Merry X-mas.
Nach
so
einem
Abend
bin
ich
immer
voll
wie
eine
Batterie.
Es
zuckt
in
mir,
als
wäre
ich
Mr.
100.000
Volt,
und
es
wühlt,
nach
so
viel
heißem
Blues
und
dreckigem
Rock’n’Roll.
Schön,
dass
es
Leute
gibt,
denen
es
ähnlich
geht
und
mit
denen
man
noch
ein
paar
wenige
Worte
wechseln
kann.
Einige
sind
sogar
aus
dem
benachbarten
Tschechischen
gekommen.
Nach
dem
Konzert
gelingen
noch
ein
paar
Schnappschüsse
und
die
Cover
von
„Crisis“
und
„Live
In
Budapest“
haben
jetzt
einen
Schriftzug
auf
der
Rückseite.
Möglich
ist
das
alles
aber
nur,
weil
mit
GUNTHER
REHLIG,
einem
ehemaligen
Musiker,
ein
Team
in
der
TANTE
JU
werkelt,
das
sowohl
ein
Gespür
für
die
Wünsche
der
Fans,
als
auch
ein
feines
Händchen
für
die
Befindlichkeiten
von
Musikern
beweist.
Dafür
sei
an
dieser
Stelle
ausdrücklich
und
persönlich
einmal
DANKE gesagt und natürlich auch der Wunsch ausgesprochen, so möge es bitte auch in Zukunft bleiben.