Hartmut Helms - Mein Lebensgefühl Rockmusik
(Beitrag von Gerd Müller für “Deutsche Mugge” vom 1. Januar 2012)
Seit
Januar
ist
das
334-seitige
Werk
im
Handel
und
liegt
schon
einige
Wochen
griffbereit
neben
mir.
Warum
so
lange?
Weil
man
das
Buch,
das
Eintauchen
in
den
musikalischen
Kosmos,
in
das
persönliche
Umfeld
des
Hartmut
Helms,
behutsam,
portionsweise
lesen,
ja
genießen
sollte.
Damit
genug
Zeit
bleibt,
seine
Schätze
quasi
auf
der
Zunge
zergehen
zu
lassen.
In
akribischer
Weise
lässt
uns
der
Autor
an
seinem
"Gefühl"
teilhaben.
Dabei
ist
es
weit
mehr
als
das.
Es
ist
eine
Zeitreise
durch
ein
aufregendes,
wildes,
aber
auch
nachdenkliches
musikalisches
(Er-)Leben,
das
er
als
zeitweiliger
Konzertveranstalter
und
kompetenter
Musikfreund
niederschrieb.
Hochinteressant
sind
seine
Erfahrungen,
die
er
in
dieser Funktion mit verschiedenen Institutionen der DDR erlebte.
Er lässt den Leser an einem fast nicht enden wollenden Wechselbad
der musikalischen Reminiszenzen aus alten wie neuen Tagen teil-
haben. Man ist so nah am Miterleben, Mitfeiern, Mitfiebern, als habe
man ebenso begeistert neben ihm gestanden und das Geschehen
auf der jeweiligen Bühne verfolgt. Und seine Reaktionen. Sicher
hängt dies auch mit seinem ausdrucksstarken Schreibstil zusammen,
der einfach keine Langeweile aufkommen lässt. Man spürt das sprich-
wörtliche "Herzblut", das jede Seite durchwallt.
Die meisten Artikel sind schon vor vielen Jahren entstanden, oft kurz
nach einem besonders beeindruckenden Rockkonzert. Sonst würden
doch lange zurück liegende Erinnerungen verblassen. Wie soll man
aber ein Buch rezensieren, das zum großen Teil aus persönlichen
Rezensionen besteht? Das geht natürlich nur sehr bedingt. Man kann
allenfalls versuchen, die bildhaften Beschreibungen einzuordnen und
in einen größeren Kontext stellen ...
Fast
alle
namhaften
Bands,
Sängerinnen
und
Sänger,
die
in
der
DDR
auftraten,
teilweise
von
ihm
im
Gesellschaftshaus
Elsterwerda
engagiert,
finden
Platz
im
Buch.
Mit
oft
sehr
emotionalen
Erlebnissen
lässt
Hartmut
Helms
tiefe
Einblicke
zum
Beispiel
zur
Klaus
Renft
Combo
mit
dem
unvergesslichen
Cäsar,
den
Puhdys,
Sputniks,
LIFT,
Electra,
Stern-Combo
Meißen,
Kreis,
Schubert
Band,
Possenspiel,
Prinzip,
Karussell,
Reform,
Jürgen
Kerth,
Omega
und
vielen
anderen
Revue
passieren.
Bis
zur
Wende
sind
es
ca.
100
Seiten,
die
seit
seinem
ersten,
selbst
organisierten
Konzert
mit
drei
Amateur-
Gruppen
im
Jahr
1974
das
Buch
füllen.
Nach
einer
nicht
nur
für
ihn
schmerzlichen
Phase
ab
der
Wende,
wo
er
mit
sich
und
dem
neuen,
übergestülptem
"System"
hadert,
wendet
er
sich
auch
Interpreten
zu,
die
er
vorher
nie
live
erleben
durfte.
Sein
großes
Musikherz
schrie
förmlich
danach,
endlich
die
nur
aus
Platten
oder
Radio
bekannten
Lieblinge
live
erleben zu können.
So
schildert
der
Autor
auf
den
letzten
200
Seiten
sowohl
Wiederbegegnungen
mit
Bands
aus
der
DDR,
aber
auch
Formationen,
Sängerinnen
und
Sänger,
die
meist
nur
im
Westen
auftraten.
Endlich
konnte
sein
musikalischer
Hunger
nach
Ten
Years
After,
Brian
Auger,
Queen
&
Paul
Rogers,
Uriah
Heep
und
anderen
im
jeweiligen
Auditorium
gestillt
werden. Freie Fahrt war garantiert.
Er
charakterisiert
Musik
nie
nach
ihrer
Herkunft
und
ist
keinem
Schubladendenken
verfallen.
Sein
langjähriger
schottischer
Freund
David
verhalf
ihm
über
die
Jahre
zu
vielen
Langspielplatten,
die
man
sonst
nur
im
Westen
erwerben
konnte.
So
baute
er
sich
auch
mit
"Westbands"
eine
stattliche
Sammlung
auf.
Zu
meiner
Überraschung
kannte
er
sogar
die
norwegische
Band
"Titanic",
die
ihn
durch
das
mächtige
Orgelspiel
an
Frumpy
oder
Vanilla
Fudge
erinnerten
(Seite
231), Auch hierzu beschreibt er wie zu allen anderen Interpreten mit fundiertem Insiderwissen das jeweilige Umfeld.
Zwischen
den
vielen
Konzertberichten
finden
sich
Zusammenfassungen
des
"Musikliebhabers,
Konzertgängers
und
Aufschreibers",
wie
er
sich
in
einem
Kapitel
nennt.
Längere
Abhandlungen,
die
die
einzelnen
Beiträge
in
einen
Zusammenhang
stellen.
In
seinen
"Kurzgeschichten
aus
Vinyl"
beschreibt
er,
wie
er
auf
oft
abenteuerliche
Weise
zu
dieser
oder
jener
Platte
kam,
schreibt
über
Briefkontakte
oder
einfach
Dinge,
die
schon
wieder
eine
eigene
Geschichte
ergeben würden.
Man
kann
ruhigen
Gewissens
nicht
nur
Musikfreunden
aus
dem
östlichen
Teil
Deutschlands,
sondern
gerade
interessierten
Menschen
aus
den
westlichen
Bundesländern
das
Buch
empfehlen.
Dann
wird
man
vieles
besser
verstehen
als
das,
was
Politiker
oft
von
sich
gaben
oder
noch
geben.
Insider
wissen,
dass
er
seine
Gedanken
nicht
selten
auch
in
Gedichtform
herausfliessen
lässt.
Ich
zitiere
einen
Gedanken
aus
seinem
Wunschzettel
in
Versform,
der
das Buch beschließt:
"Ein Mal soll die Menschheit die Hände sich reichen,
ein Mal nur statt Bomben Kulturhäuser bau'n,
ein einziges Mal eine Dampfwalze fahren,
ein einziges Mal sollen Frauen braune Männer verhau'n"
Dem
ist
nichts
hinzuzufügen.
Außer,
dass
das
Buch
absolut
empfehlenswert
ist.
Von
einem
Sammler
"musikalischer
Momente". Zum Weitervertiefen empfiehlt sich die Website des Autors: www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de.
Buchlesung: Hartmut Helms in Berlin
(Bericht von Rüdiger Lübeck für “Deutsche Mugge” am 21.12.2011 in Berlin. Hier mit Fotos von Anke Schiemann)
"Mein Lebensgefühl Rockmusik"
So
manch
Leser
unserer
Seite
mag
sich
zumindest
unterschwellig
beim
Lesen
der
Beiträge
von
Hartmut
Helms
alias
HH
aus
EE
(das
"EE"
steht
für
den
Landkreis
Elbe-Elster)
schon
immer
gefragt
haben,
weshalb
das
Ganze
eigentlich
nicht
längst
in
Buchform
erschienen
ist.
Genaugenommen
drängt
sich
die
Frage
sogar
regelrecht
auf
-
derart
prägnant
und
gleichwohl
feinsinnig
weiß
er
uns
regelmäßig
zu
berichten,
und
das
ganze
stets
im
präzisen
Kontext
mit
(s)einer
beeindruckenden
Vita.
Ich
behaupte
mal,
dass
nahezu
ein
jeder
von
uns
hier
ein
bisschen
neidvoll
auf
das
heraufschaut,
was
dem
HH
schon
so
alles
untergekommen
ist.
Man
findet
sich
wieder
in
dem,
was
er
uns
nahebringt
-
man
teilt
Emotionen und Erinnerungen, freilich ohne es selbst in solch gelungene Worte fassen zu können.
Dass
uns
nun
tatsächlich
mit
"Mein
Lebensgefühl
Rockmusik"
die
gesammelten
Werke
zur
Verfügung
stehen,
ist
längst
kein
Geheimnis
mehr.
Und
so
gilt
es
nun,
das
Werk
auch
unter
die
Leute
zu
bringen.
Hartmut
kam
-
wie
er
mir
verriet
-
mit
seinem
Buch
wie
die
sprichwörtliche
Jungfrau
zum
Kinde.
Letztlich
ist
es
seine
Frau
gewesen,
die
den
Anstoß
(und
wohl
auch
den
Ansporn)
gab,
das
viele
ungeordnete
Material
zu
sammeln,
zu
sortieren
und
in
Form
zu
gießen.
Vier
Jahre
ist
das
her,
und
seine
Frau
sitzt
an
diesem
Freitag
Abend
mit
etwa
zwanzig
anderen
Gästen
im
kleinen
Separée
des
Bodoni-Museums
zu
Berlin-Mitte
-
dem
Verlag,
der
nach
einigen
erfolglosen
Anläufen
bei
der
Konkurrenz
den
Zuschlag
zur
Fabrikation
des
Werkes
erhielt
und
sich
im
übrigen
auf
die
Fahnen
schreiben
darf,
die
älteste
Buchdruckerei Berlins gerettet zu haben.
Der
Autor
selbst
wähnt
sich
indes
im
Lampenfieber,
vermag
jenes
jedoch
zu
unser
aller
Überraschung
gekonnt
zu
kaschieren.
Das
Werk,
aus
dem
gelesen
werden
soll,
ist
ein
ziemlicher
Packen
Papier
geworden,
und
strotzt
nur
so
vor
Umfang.
Hartmut
verfolgte
den
angesichts
dessen
wohl
untauglichen
Versuch,
hier
nun
die
passenden
Anekdoten
für
einen
solchen
Abend
herauszusuchen,
allenfalls
im
Ansatz,
um
alsbald
festzustellen,
dass
es
sich
bei
einer
Veranstaltung
wie
dieser
viel
besser
erzählt
als
liest.
Und
da
hat
er
einiges
zu
berichten.
Von
ersten
musikalischen
Gehversuchen
zu
Schulzeiten
-
die
durch
die
Eltern
verordnete
Geige
musste
alsbald
der
Gitarre
weichen.
Von
der
ersten
Schallplatte,
von
den
Anfängen
in
der
Kulturarbeit,
und
auch
von
einem
kleinen
Land,
das
sich
einst
DDR
nannte
und
in
dem
es
sich
durchaus
einrichten
ließ.
Von
den
ungezählten
Begegnungen
mit
den
Kleinen
und
auch
Großen
der
Szene,
und
immer
wieder eben auch von der ihn und Generationen prägenden Rockmusik in all ihren Facetten.
Eine
davon
galt
es
besonders
hervorzuheben
-
die
Brieffreundschaft
nach
Schottland,
die
nun
schon
länger
andauert
als
seine
Ehe
(!)
und
ihm
bereits
zu
Friedenszeiten
u.a.
das
seinerzeit
unschätzbare
Privileg,
so
ziemlich
alles
von
Rang
und
Namen
auf
Vinyl
zu
haben,
verschaffte.
Da
konnte
dann
auch
die
Wende
nicht
mehr
wirklich
mit
Überraschungen
aufwarten.
"Mein
Lebensgefühl
Rockmusik"
ist
im
gut
sortierten
Buchhandel
erhältlich
und
wird
von
Hartmut
demnächst
u.a.
auch
auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt werden (16. März 2012). Ein Muss für den Freund gepflegter Beatmusik!
„Preis für Heimatgeschichte 2012“
(Laudatio von Pierre Wilhelm für „Mein Lebensgefühl Rockmusik“ am 14.02.2013 in Herzberg / Elster.)
Hartmut
Helms
ist
ein
ungewöhnlicher
und
omnipräsenter
Botschafter
der
Elbe-Elster-Kulturregion,
ja
weit
mehr
als
das
–
der
Rock-Musikkultur
Ostdeutschlands.
Geboren
1949,
lauschte
er
dank
seines
Vaters
schon
früh
Gitarrenklängen
und
erhielt vom 7. bis zum 14. Lebensjahr Violinenunterricht in der Musikschule Bad Liebenwerda.
In
seiner
Jugend
erlebte
er
alle
frühen
Stars
der
DDR
und
viele
der
östlichen
Nachbarländer.
Diese
Rock-Musikszene,
die
Hartmut
Helms
erlebte
und
später
auch
mit
gestaltete,
war
eine
kleine,
vom
Rest
der
Welt
weitgehend
isolierte,
aber
vielleicht
gerade
deshalb
so
kreative.
Dabei
gab
es
für
Hartmut
Helms
weder
Ost-
noch
Westmusik,
sondern
immer
nur
„seine
Musik“,
die
ihn
über
Grenzen
hinaus
denken
und
fühlen
gelehrt
hat.
Seinem
schottischen
Freund
David
verdankt
er
einen
großen
Teil
seiner
Plattensammlung
und
Musik,
die
ihm
sonst
verborgen
geblieben
wäre.
1964,
als
die
Beatles
mit
„She
Loves
You“
die
Welt
eroberten
habe
er
die
Violine
gegen
die
Gitarre
eingetauscht.
„Satisfaction“
habe
ihn
aufmüpfig gemacht und „My Generation“ habe ihm das Herz gebrochen, wie er einmal sagte.
Schon
früh
hat
sich
Hartmut
Helms,
der
in
Elsterwerda
wohnt,
mit
der
fachlich
kompetenten
Aufbereitung
seiner
unzähligen
besuchten
Konzerte
der
nationalen
und
internationalen
Musikszene
weit
über
die
Grenzen
des
Elbe-Elster-
Kreises
auch
als
Musikkritiker
einen
Namen
gemacht.
Mit
„Mein
Lebensgefühl
Rockmusik“,
erschienen
2011,
ist
ihm
ein
wesentliches
Zeugnis
zu
dieser
speziellen
Musikgeschichte
Deutschlands
gelungen,
in
dem
er
die
kultur-
und
zeitgeschichtliche
Entwicklung
der
letzten
50
Jahre,
mit
einem
Schwerpunkt
auf
die
Kulturlandschaft
der
Elbe-Elster-
Region,
aus
dem
Blickwinkel
seiner
Generation
beschreibt.
Es
ist
ein
informatives
und
zudem
unterhaltsames
Buch,
das
viele
Erinnerungen
und
Anekdoten
für
Altersgenossen
und
nachfolgende
Generationen
bewahrt.
„Es
gäbe
unzählige
Biografien
von
Künstlern
aus
dem
Osten“,
sagte
ein
Freund
über
ihn,
„aber
keiner
habe
festgehalten,
was
die
Konzertbesucher,
die
Organisatoren,
die
Kulturarbeiter
erlebt
hätten“.
Genau
diese
Lücke
hat
Hartmut
Helms
mit
seinem
„Lebensgefühl
Rockmusik“
gefüllt.
Außerdem
arbeitet
er
unermüdlich
an
der
Erweiterung
seiner
Internetseite
gleichen
Namens, in der er aktuelle Konzerte auswertet.
Mit
seinem
Lebenswerk
schuf
Hartmut
Helms
ein
viel
beachtetes
überregionales
Dokument
der
Geschichte
der
Rockmusik
in
Ost
und
West
und
ist
damit
auch
ein
gefragter
Zeitzeuge,
wie
zum
Beispiel
des
Joe-Cocker-Konzertes
aus
dem
Jahre
1988
in
Dresden,
zu
dem
er
jüngst
vom
MDR
interviewt
wurde.
Sein
nach
wie
vor
ungebrochenes
Engagement für die Rockmusik ist vorbildlich und setzt Zeichen.