Für „meinen Bruder“ Robin Gibb
(22.12.1949 – 20.05.2012 ) 21.05.2012
Mein
Gefühl
sagt
mir,
dass
es
für
jüngere
Generationen
wohl
kaum
nachvollziehbar
ist,
wenn
sie
mitbekommen,
welche
Lieder
wir
in
unserer
Jugend
berührend
empfanden.
Noch
weniger
wohl,
wenn
sie
sich
vorstellen,
wie
ihr
Vater
mit
einer
Gitarre
im
Arm
voller
Inbrunst
Sachen
wie
„Massachusetts“,
„To
Love
Somebody“
oder
gar
„Saved
By
The
Bell“
sang.
Da
hat
man
ihnen
was
von
laut
dröhnender
Beat-Musik
vorgeschwärmt,
einer
totalen
musikalischen
Revolution,
die
alles
Bisherige
mit
Phon
und
Rhythmus
hinweg
fegte
und
dann
kriegt
sich
„der
Alte“
beim
Gesang
von
„Lamplights“
nicht
mehr
ein!
Was
müssen
das
für
verquere
Zeiten
gewesen
sein,
die
einen
Jimi
Hendrix,
Arthur
Brown
und
die
Bee
Gees
gleichwertig
nebeneinander
in
den
Charts
sahen.
Rückblickend
waren
es
mein
wildesten
Jahre
und
die
Zeit,
die
mich
musikalisch
am
meisten
geprägt
hat
und
die
Mini-Hymnen
der
Bee
Gees
waren
das
Sahnehäubchen
oben
drauf,
das
jedes
noch
so
wilde
Herz zum Schmelzen brachte.
Es
waren
die
Zeiten,
und
die
Reihenfolge
ist
meine
ganz
persönliche,
der
Beatles,
von
The
Who,
die
der
Rolling
Stones,
Small
Faces,
Byrds
und
natürlich
der
Brüder
Gibb,
Bee
Gees
genannt.
Die
große
Unterschiedlichkeit
der
Klänge
war
gleichzeitig
die
faszinierende
Gegensätzlichkeit
der
Stilmittel,
die
sie
alle
nach
und
nach
nutzten.
Bei
den
BEE
GEES
war
es
der
bestechende
mehrstimmige
Gesang
auf
der
Basis
einfühlsamer
balladesker
Melodien,
die
ad
hoc
in’s
Ohr,
und
von
da
aus
wer
weiß
wohin
noch,
gingen.
Sie
sangen
fast
immer
haarscharf
am
Schmalztopf
vorbei
direkt
unter
die
Haut,
dass
es
einem
überall
kribbelte.
So
viele
Ohrwürmer,
Melodien
für
die
Ewigkeit
und
für
alle
Altersgruppen,
das
haben
so
viele
nicht
über
so
viele
Jahrzehnte
geschafft.
Von
Verkaufszahlen
will
ich
erst
gar
nicht
schreiben,
denn
die
sind
kein
Garant
für
Gänsehaut-Feeling und glänzende Augen.
ROBIN
GIBB
war
derjenige,
der
mit
seiner
glockenhellen
Stimme,
vor
allem
in
den
Anfangsjahren,
die
anderen
singenden
Brüder
zu
übertönen
drohte.
Seinen
Gesang
konnte
man
immer
ein
wenig
mehr
heraushören.
So
habe
ich
„New
York
Mining
Disaster
1941“
im
Ohr
und
so
blieben
mir
„I
Can’t
See
Nobody“
und
„To
Love
Somebody“
in
Erinnerung.
Mit
einer
Schülerband
auf
der
Bühne
zu
stehen,
die
Gitarre
um
den
Hals
und
bei
Blaulicht
„Massachussetts“
zu
singen,
war
ein
unbeschreibliches
Gefühl,
das
ich
mir
bei
Klassenfahrten
oder
im
Chorlager
immer
wieder
geholt
habe.
Das
änderte
sich
auch
nicht,
als
sie
später
vom
„Cucumber
Castle“
aus
„Don’t
Forget
zu
Remember“
stöhnten
und
das
etwas
andere
„The
Lord“
sangen,
sowie
auf
den
historischen
Gipfeln
von
„Trafalgar“
und
„Odessa“
inbrünstig
die
„Lamplights“
scheinen
ließen.
Immer
am
Geburtstag
meiner
Mutter,
am
1.
Mai,
legte
ich
für
sie,
der
morgendlichen
Marschmusik
zum
Trotz,
meine
erste
kleine
Single
von
den
Bee
Gees
auf
und
ließ
Robin
„First
Of
May“
singen.
Für
mich
und
viele
andere
war
das
ein
Rausch,
der
1979
von
„Spirits
Having
Flown“
gigantisch
hinweg
gefegt
wurde.
„Saturday
Night
Fever“
war
eine
andere
Zeit,
die
von
Glamour
und
Disco,
und
der
Gesang
fand
eine
Etage
höher,
aber
immer
noch
harmonietrunken,
statt.
Der
große
Erfolg
war
längst
Normalität,
die
Pop-Welt
war
überrannt
und
hatte
die
Brüder
Gibb
reich
gemacht.
Als
1988
der
jüngste
der
Gibbs,
Andy,
mit
nur
30
starb,
war
das
ein
Schock.
Im
Jahre
2003
folgte
ihm
Maurice,
der
Zwillingsbruder
von
Robin.
Spätestens
von da an gab es die Bee Gees als künstlerisches Ganzes nicht mehr.
ROBIN
GIBB
wurde
nur
drei
Monate
nach
mir
auf
der
Isle
Of
Man
geboren,
während
ich
in
Leipzig
das
Licht
der
Welt
erblickte.
Als
ich
ihn
später
mit
den
Bee
Gees
singen
hörte,
seine
Singles
verfolgte,
dachte
ich
manchmal
daran,
dass
dieser
Typ
da
so
alt
wie
ich
oder
CÄSAR
war.
Alle
sind
wir
ein
Jahrgang
und
jeder
anders
von
Musik
geprägt.
Ich
saß
vor
der
Flimmerkiste
und
sah
den
Beat-Club,
ich
las
eine
BRAVO
und
darin
die
Tour
der
Bee
Gees
in
der
damaligen
BRD.
Jedes
mal
wuchs
die
Sehnsucht
ein
kleines
Stück
und
jedes
Mal,
mit
fortschreitenden
Lebensjahren,
wurde
sie
auch
ein
wenig
kleiner,
zumal
es
um
die
Brüder
Gibb
in
den
80ern
stiller
wurde.
Im
zweiten
Leben
der
90er
habe
ich
es
schlicht
verpasst,
wie
so
viele
und
vieles
andere
auch,
bin
den
Zwängen
gefolgt
und
hab’
das
Leben
vergessen.
Irgendwann
würde
ich
es
schon
schaffen,
dachte
ich,
und
hab’
derweil
die
noch
fehlenden
Langspielplatten
in
meine
Sammlung
integriert.
Irgendwann,
so
dachte
ich,
hörst
du
diese
besonderen
Lieder
Deiner
Jugend
und
Jugendliebe
noch
einmal
live
und,
wer
weiß,
vielleicht
kommst du sogar zu einem Autogramm, dachte ich.
Dann
kam
der
Krebs
um
die
Ecke.
Heimtückisch
und
gemein
wie
bei
vielen
anderen
zuvor
auch
und
ich
ahnte,
die
vielen
schmerzlichen
Erfahrungen
aus
der
eigenen
Familie
und
dem
Freundeskreis
im
Hinterkopf,
was
sich
da
ankündigte.
Doch
ich
erlebte
auch
den
Kämpfer,
den
Mann,
der
die
Stirn
bot
und
“nebenbei“
ein
„Titanic
-
Requiem“
auf
das
Notenpapier
brachte.
Wir
erlebten
einen
Mann,
der
anderen
gleich,
diesen
Bastard
besiegen
und
leben
wollte
und
es
rang
mir
Hochachtung
und
Hoffnung
ab.
Einer,
der
so
jung
oder
alt
wie
ich
selbst
ist,
hat
noch
so
viel
Wegstrecke
vor
sich
und
er
sollte
das
Recht
und
die
Zeit
haben,
sie
zu
gehen,
dachte
und
denke
ich.
Auch
mit
80
sollte
man
auf
der
Bühne
noch
„Massachussetts“
und
„Lamplights“
singen
können
und
mit
80
sollte
man
auch
noch
davor
sitzen
und
diese
Musik
live
genießen
können,
dachte
und denke ich. Alles andere wäre unfair, denn es gab zuvor schon viel zu viele Gemeinheiten.
Es
mag
vielen
komisch
in
den
Ohren
klingen,
aber
es
zerreißt
mir
(mal
wieder)
das
Herz,
wenn
ich
ungläubig
auf
die
Zeilen
starre,
die
mein
PC-Schirm
mir
zeigt.
Es
ist
die
blanke
Ohnmacht
und
der
hilflose
Schmerz,
einen
gehen
lassen
zu
müssen,
der
in
diesem
Jahr,
wie
ich
auch,
seinen
63.
Geburtstag
hätte
feiern
sollen.
Pardon,
aber
es
ist
schlicht
Scheiße
–
ein
anderes
Wort
fällt
mir
am
Montagmorgen
nicht
ein.
ROBIN
GIBB
hat
den
Kampf
verloren
und
ich
lasse
meiner
Trauer
einfach
freien
Lauf
und
irgendwann
heute
Abend,
wenn
ich
dann
realisiert
haben
werde,
was
geschehen
ist,
werde
ich
mir
„Lamplights“
auflegen
und
„Saved
By
The
Bell“
hören,
„if
you’ll
love
that
man
as
well“
mitsingen
und
dann
wird
ein
Mann
wohl um „seinen Bruder“ Robin weinen ….