Willkommen bei “50 Jahre Renft” in Halberstadt
14.10.2016
Was
waren
das
damals
für
Zeiten
mit
der
KLAUS
RENFT
COMBO,
diesem
wilden
Haufen
ungezähmter
Individualisten
und
hochkarätiger
Musiker!
Ich
sah
sie
zum
ersten
Mal,
da
war
noch
Jürgen
Matkowitz
an
der
Gitarre
und
Hansi
Beyer
der
Mann
am
Mikrofon.
Das
muss
so
1967/68
gewesen
sein.
„Born
To
Be
Wild“
krachte
von
der
Bühne
und
Beyer
zelebrierte
„Set
me
Free“
aus
„Privilege“.
Ein
wenig
später
dann
die
Idealbesetzung,
von
der
heute
alle
reden,
wenn
sie
an
RENFT
erinnern.
Von
damals
ist
heute
nur
noch
einer
übrig
und
dabei.
Der
singt
die
Lieder
von
einst,
auch
jene,
die
gar
nicht
für
die
Stimme
von
MONSTER
gedacht
waren.
Fünf
der
alten
Haudegen
fehlen
inzwischen
auf
der
Bühne
und
damit
jene
fünf,
die
den
Sound,
das
Charisma
und
das
Urbane
der
Band
wesentlich
mit
prägten:
Klaus,
Pjotr
und
CÄSAR
leben
nicht
mehr.
Kuno
und
Jochen
haben
sich
ausgeklinkt.
Geblieben
ist
eine
Kapelle,
die
Orgelsound,
Flöte
und
Geige
sowie
Saxophon
einer
Gitarre
auf
die
Saiten
gedrückt
hat
und
damit
das
ganze
Erbe
der
Vielfalt
von
damals.
Das
ist
ein
gewaltiger
Rucksack
und
die
ihn
schultern,
wollen
dies
nach
besten
Möglichkeiten,
aber
auch
mit
Freude
an
der
Musik
tun,
denke
ich.
Diese
50
Jahre
RENFT,
mit
denen
sie
gerade
auf
Tour
sind,
für
mich
45
Jahre
Leben.
Ich
war
gerade
einmal
17
Jahr,
als
ich
die
geballte
Wucht
der
KLAUS
RENFT
COMBO
das
erste
Mal
beim
Jugendtanz
in
Elsterwerda
zu
spüren
bekam.
Das
ist
eine
gewaltige
Gedankenbrücke
über
die
Zeiten
hinweg,
von
Elsterwerda,
wo
ich
sie
das
erste
Mal
sah,
bis
hier
und
heute
in
Halberstadt!
Auf dem Weg zum Theater jagen mir die Fetzen von Melodien und Texten durch den Kopf:
„Alle
Zeit
drängt
nach
vorn
….
Revolution
ist
das
Morgen
schon
im
Heute
…
Gehen
auf
der
Stelle,
hab’
ich
nie
gekonnt
…
irgendwo
auf
dem
Stein
muss
ihr
Hemdchen
sein
…
alles
ist
im
Fließen,
alles
ist
im
Gehn
…..
an
der
Hand
des
Riesen,
der
tausend
Nasen
hat
…..
was
man
nicht
mehr
nötig
hat, fort, fort ins Weltmeer … und Mensch ehrt den Menschen ... seid noch ein Weilchen mit mir still.“
Auf
einer
großen
Fahne
im
Bühnenhintergrund
ist
zu
lesen:
50
Jahre
Klaus
Renft
Combo
-
RENFT.
Ich
lasse
mich
in
einen
weichen
Sessel
fallen
und
weiß,
zwei
Stunden
lang
werde
ich
die
„ollen
Kamellen“
zu
hören
bekommen,
die
einst
synonym
für
Aufbruch
in
der
Rockwelt
der
DDR
standen.
Überall
sitzen
Typen
wie
ich
im
Saal,
um
heute
ihre
Erinnerungen
bestätigt
zu
finden.
Jeder
seine,
jeder
andere
und
alle
irgendwie
trotzig
mit
dem
Namen
von
(Klaus)
RENFT
und
besonderen
Geschichten
verbunden.
Es
bricht
Jubel
aus,
als
alle
vier
Herren
die
Bühne
betreten:
Detlev
DELLE
Kriese,
Marcus
BASSKRAHN
Schloussen,
Gisbert
PITTI
Piatkowski
plus
das
Urgestein
Thomas
MONSTER
Schoppe.
Die
akustische
Session
kann beginnen und Klaus Renft, der Namensgeber, wird das alles von oben kritisch beäugen, denke ich mir.
Aus
ein
paar
gezupften
Gitarrentönen
entwickelt
sich
gleich
zu
Beginn
eines
der
bekanntesten
Lieder.
Die
Stimme
von
MONSTER
haucht
ins
Mikro
„Alle
Zeit
drängt
nach
vorn
das
Lebendige
und
regt
sich“,
singt
vom
Menschen,
der
„Zwischen
Liebe
und
Zorn“
reift
und
von
denen
„die
am
Hintern
zu
schwer
und
im
Kopfe
zu
bequem“
sind.
Wie
bitte?
Das
soll
fast
50
(!)
Jahre
her
sein?
Bequeme
Ärsche
gibt
es
heute
zu
Hauf’
und
ebensolche
Köpfe
auch.
In
meine
Gedanken
hinein
schreit
der
da
unten
die
Frage
in
den
Saal:
„Sagt,
handelt
der
klug?“.
Die
Musik
mag
heute
ein
wenig
angestaubt
klingen,
was
sie
zu
sagen
hat,
wird
wohl
in
hundert
Jahren
immer
noch
aktuell
sein,
fürchte
ich.
Und
ehe
ich
weiter
in
die
Zukunft
denken
kann,
ertönt
es
von
unten:
„Der
Wind
weiß,
was
mir
fehlt“.
Der
Rhythmus
packt
mich,
die
Gitarre
treibt
mich
bis
zum
„schneeweißen
Dampfer“.
Spätestens
jetzt
hat
mich
das
Renft-Fieber
wieder
fest
im
Griff,
völlig
wurscht,
ob
akustisch
oder
volle
Dröhnung,
ob
KUNO
oder
Monster
singt.
Es
ist
einfach
nur
dieses
urbane
trotzige
Gefühl,
was
plötzlich
wieder
erwacht
zu sein scheint, das mir so etwas wie die Puhdys niemals zu geben imstande waren.
Wenige
Takte
weiter
finde
ich
mich
im
„Liebeslied“
wieder
und
der
Text
ist,
vollständig
und
fehlerfrei,
auch
wieder
abrufbar.
Also
singe
ich
mit
von
der
„uferlosen
Liebe“
im
„samtgrünen
Moos,
aller
Sachen
entledigt,
so
bleich
und
bloß“.
Ach,
wie
ist
das
schön!
Und
den
„Wandersmann“
gleich
noch
hinterher.
So
kann
es
von
mir
aus
weiter
gehen,
denke
ich.
Geht
es
aber
leider nicht.
Die
Gitarre
von
PITTI
macht
den
Funk
und
MONSTER
singt
„Mama“
dazu,
zumindest
zu
Beginn.
Dann
kommt
der
Groove
ins
Rollen.
Doch
jedes
Mal,
wenn
MONSTER
versucht,
stimmlich
den
Rhythmus
zu
unterstützen,
unterbricht
er
zumindest
meine
Stimmung.
Statt
sich
zurückzuhalten,
die
Wirkung
sich
entfalten
zu
lassen,
macht
er
einen
auf
Michael
Jackson
und
mittendrin,
was
noch
schlimmer
ist,
den
George
McCrae
mit
diesem
pupertierenden
Disco-Stampfer
„Rock
Your
Baby“.
Von
Improvisation
ist
das
weit
entfernt
und
geschmacklos
außerdem,
weil
Anti-Kriegs-Haltung
und
„das
Baby
rocken“,
falls
jemand
weiß,
was
gemeint
ist,
nichts
gemeinsam
haben.
In
diesen
Minuten
sträubt
es
sich
in
mir,
was
später
immer
wieder
einmal, in ähnlichen Situationen, ausgelöst wird. Leider und schade drum.
Mit
„Irgendwo
dazwischen“,
vom
BASSKRAN
gesungen,
und
der
„Sonne
wie
ein
Clown“
haben
es
auch
zwei
eher
weniger
bekannte
Songs
auf
die
Set-List
geschafft.
Dies
ist
der
Moment
des
Gitarristen,
der
hier
mal
ganz
dezent
seine
Fähigkeiten
aufblitzen
lässt
und
so
ganz
nebenbei
„Lady
Jane“
andeutet.
Für
das
Intro
von
„Als
ich
wie
ein
Vogel
war“
darf
seine
Gitarre
spanische
Flamenco-Rhythmik
zaubern
und
später
die
„Eleanor
Rigby
(Look
At
All
The
Lonely
People)“
der
Beatles
andeuten.
Diese
Momente
stehen
im
krassen
Gegensatz
zu
vorher
gehörter
„Mama“,
jedenfalls
für
mich.
Dies
ist
eine
Spielwiese,
auf
der
sich
die
heutige
Band,
mit
ihrem
technisch
versierten
Gitarristen,
viel
effizienter
und
wirksamer
austoben
sollte und könnte, jedenfalls für meinen Geschmack.
Die
vier
etwas
älteren
Herren
da
unten
machen
ihre
Sache
ganz
gut
dafür,
dass
sie
schaumgebremst
musizieren.
Vor
allem
PITTI,
der
Gitarrist,
kann
zeigen,
was
er
auch
ohne
volles
Besteck
aus
einer
der
Gitarren
herauszukitzeln
vermag.
Da
wären
eine
Menge
herausragender
Momente
drunter,
wenn
sich
nur
nicht
so
oft
MONSTER
mit
seinen
„Juchizern“
einmischen
würde.
Der
sollte
diesen
Saitenzauberer
lieber
machen
lassen,
denn
dessen
instrumentale
Fähigkeiten
sind
die
eigentlichen
Glanzpunkte
dieses
Abends,
wenn
man
mal
von
der
Substanz
der
Lieder
absieht.
PITTI
schafft
es,
aus
„Ich
und
der
Rock“
einen
waschechten
Shuffle-Blues
zu
machen
und
dem
auf
diese
Weise
noch
„And
The
Beat
Goes
On“
von
Sonny
&
Cher
unterzumischen.
Dem
„Otto
Lied“
stellt
er
ein
Zitat
des
„Street
Fighting
Man“
voran
und
nachdem
MARCUS
Dylan’s
Nominierung
für
den
Nobelpreis
kundgetan
hat,
bringt
er
„Knocking
On
Heaven’s
Door“
ins
Spiel
und
lässt
auch
noch,
als
es
um
mögliche
Wunschtitel
geht,
dezent
„Gimme
Shelter“
aufblitzen.
PITTI
ist
Musikus
durch
und
durch
und
braucht
keine
vordergründigen
Effekte.
Der
veredelt
mit
seinem
Spiel
„Cäsar’s
Blues“
ebenso,
wie
er
MONSTER
sicher
durch
dessen
„Neruda“
begleitet
oder
in
die
„Ermutigung“
die
Melodie
von
„Norwegian
Wood“
der
Beatles
einfließen
lässt.
Dessen
Meisterschaft
wirkt
den
ganzen
Abend
über
und
in
nahezu
jeglicher
Situation,
bescheiden
vom
Bühnenrand,
wo
er
die
ganze
Zeit
fast
wie
festgenagelt
sitzt
und
nur
ab
und
an
ein
wenig
schelmisch
zu
seinen
Kollegen
hinüber
schaut.
Auch
wenn
MONSTER
noch
immer
stimmgewaltig
und
expressiv
daher
kommt,
der
eigentliche
Magier
des
Publikums
heißt
GISBERT
PIATKOWSKI und ich glaube, er weiß es.
Das
„Lied
auf
den
Weg“
markiert
den
Schlusspunkt
der
Akustik-Session
im
Theater
Halberstadt.
Viele
der
großen
Renft-
Klassiker
sind
gespielt
und
gesungen,
manche
haben
ein
recht
ansprechendes
neues
Kleidchen
bekommen,
das
man
hier
im
Theater
auch
mal
gut
ausführen
kann.
Musiker
und
Fans
sind
in
die
Jahre
gekommen,
man
sitzt
und
freut
sich
aneinander,
fast
wie
bei
einem
Klassentreffen,
nach
vielen
Jahren
der
gegenseitigen
Abwesenheit.
Auch
die
„ollen
Kamellen“
haben
jetzt
fast
fünfzig
Jahre
auf
dem
Buckeln,
sind
aber
noch
immer
gut
wiederzuerkennen,
wenn
sie
heute
auch
anders
klingen,
den
Realitäten
geschuldet.
Sie
sind
weicher,
gezähmt
und
eigentlich
Volksliedern
gleich,
wenn
sie
im
ganzen
Saal
inbrünstig
mitgesungen
werden
oder,
wie
anno
dunnemals
im
Schlagerstudio,
viele
zum
Klatschen
anregen.
Die
Stimmung
ist
emotional
geladen,
während
RENFT,
in
bester
Spiellaune,
dieses
Theater
mit
ihren
alten
Liedern
rockt.
Was
in
diesen
Minuten
abläuft,
ist
ein
Fest,
das
wohl
jeder
hier
im
Saal
auf
seine
ganz
individuelle
Weise
abfeiert.
Wenn
das
der
Genosse
Kurt Hager wüsste und wie würde Frau Ruth Oehlschlegel auf den heutigen Abend reagieren?! Piepegal!
Es
interessiert
niemanden
mehr.
Hier
im
Saal
wollen
sie
alle
noch
den
„Baggerführer
Willi“
in
Gestalt
von
„Marcus
den
Basskrahn“,
der
den
Saal
mit
seiner
Ukulele
zum
Toben
bringt.
Als
PITTI’s
Gitarre
das
Intro
für
„Wer
die
Rose
ehrt“
intoniert,
meldet
sich
mein
längst
vergessener
Kloß
im
Hals
wieder
und
die
Gedanken
grüßen
CÄSAR,
auch
wenn
heute
keine
Orgel
mehr
die
letzten
Schwingungen
im
Saal
ausklingen
lässt.
Es
ist
irgendwie
vorbei,
auch
wenn
der
Jubel
groß
und
die
Begeisterung
schon
fast
mit
Händen
zu
fassen
ist.
Die
letzten
Töne
sind
dann
„Besinnung“
und
dabei
muss
ich,
als
einer
der
wenigen
im
Saal,
stehen
bleiben.
Die
Gedanken
bei
CÄSAR,
die
Erinnerungen
an
die
Jugend
und
der
Blick
nach
oben,
wo sie alle irgendwo sind. Danach ist die Stille einen Moment länger und stiller auch als sonst.
RENFT
war
in
Halberstadt,
sogar
im
Theater.
Keine
„Gammler“,
keine
Polizei
und
kaum
noch
Alkohol.
Nur
ein
Glas
Rotwein
auf
der
Bühne.
Im
Foyer
war
das
Bier
schon
vor
dem
Konzert
alle.
Dass
es
mal
so
anders
werden
würde,
wer
hätte
das
jemals
gedacht?
Es
war
ein
schönes
(!)
Konzert
und
genau
aus
diesem
Grunde
gehe
ich
irgendwie
unzufrieden
nach
Hause.
Ich
werde
wohl
doch
noch
einmal
zu
RENFT
fahren
müssen!
Vielleicht
in
so
eine
„alte
Spelunke“
wie
die
in
Medingen,
wo
es
nach
Bier
und
Schnitzel
riecht
und
die
auf
der
Bühne
die
Regler
auf
Power
gedreht
haben.
RENFT
und
akustisch,
das
ist
in
etwa
so,
als
würde
man
einem
Presslufthammer
mit
dicken
Polstern
seine
ganze
Wucht
nehmen
wollen.
An
diesem
Abend
im
Theater
habe
ich
meinen
Frieden
mit
RENFT
gemacht,
aber
akustisch
kann
ich
sie
(für
mich)
nicht
abtreten
lassen.
Da
muss noch einmal die volle Dröhnung her, obwohl es schon eine ganze Weile „Nach der Schlacht“ zu sein scheint.