Puhdys – mein Goodbye auf der Peißnitzinsel
15.09.2015
Prolog:
Manchmal
wiederholen
sich
Ereignisse,
die
man
einst
erlebt
hat,
auf
fast
identische
Art
und
Weise.
Mir
ist
das
passiert
und
als
es
geschah,
hatte
ich
ein
Lächeln
im
Gesicht.
Genau
deswegen.
Es
gibt
eben
Dinge,
die
können
nur
demjenigen
über
den
Weg
laufen,
der
auch
hier
aufgewachsen
ist,
hier
gelebt
und
seine
Leidenschaften
gepflegt
hat.
Die
Gnade
der
heimischen DDR-Geburt sozusagen.
Ein
einziges
Mal
in
meinem
bisherigen
Leben
habe
ich
bei
so
etwas
wie
einem
Voting
teilgenommen.
Das
ist
inzwischen
schon
über
35
Jahre
her
und
stammt
aus
jener
Zeit,
da
man
Freunden
noch
Briefe
schrieb,
um
ihnen
etwas
mitzuteilen,
oder
zu
ihnen
fuhr,
um
etwas
zu
besprechen.
Damals
schrieb
ich
auf
eine
Postkarte,
dass
ich
die
Vroni
Fischer
gerne
höre,
dass
mir
die
Musik
von
Engerling
gefällt
oder
dass
ich
Lieder
von
LIFT
mag
und
die
Musik
von
Holger
Biege
genau
meinen
Nerv
getroffen
hat.
Diese
Postkarte
habe
ich
im
Sommer
1978
an
das
Jugendmagazin
NEUES
LEBEN
geschickt.
Das
Magazin
vergab
ein
Mal
im
Jahr
einen
Interpretenpreis
und
die
Leser
waren
gebeten,
mittels
Postkarte
darüber
abzustimmen.
Es
war
das
erste
und
einzige
Mal,
dass
ich
mich
daran
beteiligt
hatte
und
ich
weiß
auch
heute
nicht
mehr,
warum.
Vielleicht
hatte
ich
einfach
nur
Lust
darauf,
weil
ich
mich
schon
immer
mit
Musik
beschäftigt
habe
und
selbst
heute noch Konzerte besuche und Schallplatten statt CDs kaufe.
Im
Jahre
1978
hießen
die
Gewinner
Veronika
Fischer,
Holger
Biege,
Engerling,
Hauff
&
Henkler
sowie
die
Puhdys.
Wider
Erwarten
bekam
auch
ich
eine
Einladung
zu
dieser
Preisverleihung
an
einem
Tag
im
September
1978
in
Berlin.
Wir
trafen
uns
zunächst
in
der
Redaktion
des
Jugendmagazins,
um
von
da
in
das
Hotel
Stadt
Berlin
am
Alexanderplatz
zu
fahren.
In
einem
Restaurant
fand
die
Zeremonie
statt.
Ich
hatte
damals
Gelegenheit,
mich
ausführlich
mit
„Quaster“
zu
unterhalten
und
mit
Holger
Biege
zu
plaudern.
Dort
bin
ich
jedem
der
Puhdys
zum
ersten
Mal
in
meinem
Leben
einzeln
begegnet
und
hatte
Zeit
für
Gespräche.
Obwohl,
zum
Tanz
war
ich
bei
den
Puhdys
schon
lange
vor
deren
offizieller
Gründung.
Damals
noch
ohne
Wosylus
und
Maschine.
Beim
Interpretenpreis
habe
ich
mir
außerdem
das
Cover
der
LP
„Sturmvogel“,
mit
dem
Vermerk
„Interpretenwettbewerb
’78“,
signieren
lassen.
Auch
Veronika
Fischer
und
Holger
Biege
bat
ich
um
eine
Signatur
auf
ein
Plattencover.
Für
Engerling
hat
Gerd
Leiser
unterschrieben.
Die
Musiker
waren
damals
wohl verhindert.
Das
Besondere
an
dieser
Begegnung?
Dieser
Tag
war
mein
29.
Geburtstag
und
alle
dort
anwesenden
Künstler
haben
sich
auf
ihren
LP-Covern
verewigt.
Ein
solches
Ereignis
vergisst
man
nicht
mehr
und
in
bestimmten
Situationen
werden
die
Erinnerungen
daran
wieder
wach.
Zum
Beispiel
mehr
als
35
Jahre
später
in
diesen
Tagen.
Die
Mitteldeutsche
Zeitung,
die
auch
hier
ihr
im
Harz
Einzugsgebiet
hat,
bat
ihre
Leser,
man
solle
seine
ganz
persönliche
Puhdys-Geschichte
erzählen
und
als
Belohnung
würden
Freikarten
winken,
wenn
man
per
Los
gezogen
würde.
Ich
habe
meine
Geschichte
vom
September
1978
aufgeschrieben,
per
Mail
an
die
Mitteldeutsche
gesendet
und
vor
zwei
Tagen
eine
Antwort
bekommen.
Ich
könne
zum
Konzert
der
Puhdys
nach
Halle
zur
Peißnitzinsel
kommen.
Mein
Name
würde
auf
der
Gästeliste
stehen.
Alles
nichts
Ungewohntes
mehr
für
mich,
aber
diese
Wiederholung
ist
schon
sehr
besonders
und
sie
kann
nur
jemandem
passieren,
der
hier
aufgewachsen
ist.
Die
Gnade
der
heimischen
DDR-Geburt
eben.
Und
da
musste
ich lächeln.
Das Konzert:
Die
Peißnitzinsel
ist
ein
beschaulicher
Flecken
Natur
inmitten
der
Saale
und
auch
eine
große
Grillwiese.
Der
schöne
Teich
und
die
imposante
Wasserfontäne
darin
sind
ein
wohltuender
Anblick.
Auf
dem
Weg
zur
Spielstätte
gehe
ich
über
eine
Brücke,
treffe
einen
Clown
und
stehe
schließlich,
mit
einer
Freikarte
von
der
Mitteldeutschen
in
der
Hand,
vor
der
Bühne. Alles völlig entspannt und ohne auch nur einen einzigen der Anwesenden hier zu kennen. Das tut gut.
Pünktlich,
kurz
nach
acht,
kündigen
sich
die
Herren
mit
ihrem
Intro
an
und
stehen
dann,
scheinbar
gut
gelaunt,
vor
ihren
Fans
auf
der
Bühne.
Auf
einigen
T-Shirts
kann
man
lesen,
weshalb
sie
heute
hier
sind:
„Mein
Leben
ist
der
Rock’n’Roll“
steht
auf
einem
solchen
vor
mir
und
sein
Träger
hat
graues
Haar,
so
wie
ich
auch.
Sein
Körper
bewegt
sich
im
Rhythmus
der
fiktiven
Wogen,
auf
denen
„Unser
Schiff“
der
PUHDYS
schaukelt.
Von
der
Bühne
kracht
es,
Maschine
ruft
über
die
Massen
hinweg
und
der
riesige
Pulk
um
mich
herum
folgt
von
nun
an
zwei
Stunden
lang
jedem
Ton,
jedem
Wort
und
jeder
Geste.
Wir
erleben
die
Band
in
Feierlaune
und
nur
ab
und
an
wird
sich
unmerklich
auch
Wehmut
in
die
Show drängeln.
Doch
zunächst
einmal
werden
die
ollen
Kamellen,
die
ich
immer
noch
für
ihre
größeren
Würfe
halte,
in
gewohnter
Perfektion
abgespult:
„Geh
zu
ihr
(und
lass’
deinen
Drachen
steigen)“,
„Melanie“
und
die
„Kühle
Lady“.
Die
tanzt
zudem
als
überdimensionale
Puppe
über
die
Bretter,
zuckt
lasziv
im
Rhythmus
der
Musik
und
lässt
die
Fans
danach
im
Freudentaumel
zurück.
Die
Show
ist
auf
vollen
Touren
und
die
Fans
strecken
ihre
Hände
in
Richtung
Bühne,
während
es
von
oben
herunter
donnert
„Wenn
Träume
sterben
(dann
wirst
du
alt)“.
QUASTER
lässt
seine
Gitarrensaiten
glühen
und
mimt
mit
seiner
Talk
Box
den
Frampton
für
einen
Hauch
von
„Show
Me
The
Way“.
Ein
wenig
Nostalgie
für
einen
Evergreen
der
Band,
wirkungsvoll
mit
Licht
in
Szene
gesetzt,
und
eine
der
seltenen
Momente,
in
denen
die
Stimme
des
unterforderten zweiten Gitarristen für emotionale Abwechslung sorgen darf.
Inzwischen
ist
die
Sonne
hinter
dem
Bühnendach
verschwunden,
es
ist
dunkel
und
eine
ausgeklügelte
Lichtshow
beginnt
ihre
Wirkung
zu
entfalten.
Im
Lichtkegel
der
Spots
spulen
die
beiden
Frontmänner
MASCHINE
und
QUASTER
ihre
Set-List
herunter.
Passend
zu
den
jeweiligen
Songs
kann
man,
so
man
ein
Auge
dafür
hat,
Bilder
und
Sequenzen
entdecken,
die
inhaltlich
dazu
passen
und
manchmal
auch
ein
Stück
Zeitgeschichte
dokumentieren.
So
zu
erleben
bei
„Denke
ich
an
Deutschland
(ich
will
nicht
vergessen)“
oder
der
Uralt-Hymne
„Wenn
ein
Mensch
lebt“.
Überhaupt
ist
das
Potential,
sich
mit
den
Liedern
zu
identifizieren,
meist
dann
am
größten,
wenn
die
PUHDYS
ihre
eigenen
Klassiker
in
den
Ring
werfen.
So
zu
erleben
bei
„Lebenszeit“
oder
wenn
sie
sich
zu
vorgerückter
Stunde
ihr
eigenes
„Alt
wie
Baum“
vorsingen
lassen.
Das
sind
stets
jene
Momente,
die
auch
in
mein
emotionales
Lebensgetriebe
greifen
und
die
passenden
Bilder
im
Kopfkino,
wie
eben
„Interpretenpreis’
78“,
dazu
entstehen
lassen.
So
ergeht
es
in
diesen
Minuten
sicherlich
vielen
der
Besucher
auf
dem
Areal,
wie
in
Gesprächen
vor
dem
Konzert
zu
erahnen
ist.
Nur
wer
sich,
aus
welchen
Gründen
auch
immer,
mehr
als
fünf
Konzerte
seiner
Idole
pro
Jahr
gönnt,
sollte
sich
nicht
eitel
über
den
nahezu
ständig
gleichen
Ablauf
da
vorn
wundern.
Otto
Normal–Besucher
bekommt
von
all
dem
Erbsenzählen
nichts
mit
und das sind sicher mehr als 4000, schätze ich vorsichtig. Denen ist das Wurst wie Pelle.
Zwei
Stunden
ausgefeiltes
Musikerhandwerk,
eine
Show,
die
meist
laut,
schnell,
flüssig
und
routiniert
rockt,
das
wollen
die
angereisten
Fans
noch
einmal
erleben.
Spontane
solistische
Ausflüge
leistet
sich
eine
solche
Inszenierung
nicht
mehr,
stattdessen
eine
überraschend
locker
aufgelegte
Plaudertasche
von
Sänger,
sprich
„Rufer“.
Selbst
kleine
Versprecher
baut
der
live
zu
einem
Gag
um
und
erstaunt
so
seinen
Nebenmann
am
anderen
Mikrofon.
Um
mich
herum
wird
beinahe
jeder
Refrain,
lautstark
und
eigenwillig
moduliert,
mitgesungen.
Das
ist
so
üblich
und
jeder
darf
das
Ereignis
gern
auf
seine
Weise
feiern.
Als
dann
endlich
der
„Ikarus“
lautstark
von
der
Bühne
brüllt
und
MASCHINE
sein
Instrument
solistisch
strapaziert,
wartet
die
hippelige
Damenwelt
in
den
ersten
Reihen
darauf,
für
einen
Ausflug
auf
die
Bretter,
die
die
Welt
bedeuten,
entdeckt
und
aufgefordert
zu
werden.
Zeigefinger
richten
sich
auf
bereitstehende
Schönheiten,
die
darauf
hoffen,
von
der
Security
nach
oben
geleitet
zu
werden.
Als
zwei
von
ihnen
endlich
eine
stromlose
Gitarre
über
der
Schulter
haben
und
zwischen
den
Musikern
mitrocken
dürfen,
sieht
man
ihnen
das
Glück
auch
an.
Als
sie
gehen,
verabschiedet
sie
MASCHINE
als
„Lady
Gaga“
und
„Madonna“
von
den
Bühnebrettern.
Den
beiden Damen sei es gegönnt.
Einzig
wirklicher
Höhepunkt,
aus
musikalischer
Sicht,
ist
das
obligatorische
Solo
von
KLAUS
auf
dem
Schlagzeugpodest
und
ein
knappes
Bass-Solo
während
der
Bandvorstellung,
das
kurz
aufblitzen
lässt,
in
welcher
Liga
ein
Mann
namens
BIMBO
tatsächlich
die
Bass-Saiten
bearbeiten
könnte.
Der
Bassist
baut
ein
solides
Rhythmusfundament
im
Einklang
mit
dem
Schlagzeuger,
hält
sich
aber
ansonsten
im
Dienste
des
Ganzen
im
Hintergrund.
Aber
das
war
auch
bei
seinem
Vorgänger nicht viel anders.
Wer
an
diesem
Abend
auf
eine
Überraschung
gehofft
hatte,
lag
daneben.
Einer
neben
mir
meinte,
die
rocken
ordentlich
für
ihr
Alter.
Da
konnte
ich
ruhigen
Gewissens
zustimmen
und
wie
zur
Bestätigung
gab
es
von
vorn
neben
dem
Bekenntnis
„Es
war
schön“
die
unkaputtbare
„Rockerrente“
zu
hören
und
nach
zwei
Stunden
deutete
sich
auf
dem
Areal
das
Ende,
zumindest
dieses
Konzertes,
an.
Dabei
ist
das
gemeinsame
Singen
der
„Eisbären“
–
Hymne
inzwischen
zum
Ritual
geworden,
das
alle
zusammen
mit
den
Altrockern
feiern.
Eine
ihrer
schönsten
und
eindringlichsten
Kompositionen,
die
Geschichte
vom
Buch,
das
den
Untergang
des
Planeten
Erde
im
Universum
beschreiben
könnte,
steht
seit
vielen
Jahren
am
Schluss
der
Set-List.
Noch
einmal
wogen
die
Emotionen,
noch
einmal
breitet
MASCHINE
die
Arme
weit
und
beschwörend,
wie
die
Flügel
eines
Adlers,
aus
und
dann
donnern
zum
allerletzten
Mal
Live-Akkorde
der
PUHDYS
über
die
nächtliche
Peißnitzinsel.
Verbeugung,
Jubel,
Abgang
und
alles
ist
vorüber.
Ob
die
alten
Herren,
die
sich
sichtbar
nicht
mehr
grün
sind,
noch
einmal
für
Überraschungen
taugen,
wird
die
Zukunft
zeigen.
Nahrung
genug,
für
Wünsche
und
Spekulationen,
die
ebenfalls
zu
diesem
Zirkus
namens
Rock’n’Roll
gehören.
Die
PUHDYS
geben
den
Spekulationen ihrer Fans dezent genau die Nahrung, die sie suchen.
Epilog:
Zugegeben,
ich
bin
nicht
wirklich
der
fanatische
Puhdys-Verehrer,
der
neben
seinen
Idolen
bestenfalls
noch
die
Projekte
der
Kinder
und
Enkel
gelten
lässt.
Um
„Maschine“
für
den
besten
Gitarristen
und
Klaus
für
den
besten
Drummer
der
Welt
zu
halten,
offenbart
ein
gehöriges
Maß
an
Unkenntnis
sowie
Blindheit.
Für
so
eine
Aussage
habe
ich
schon
zu
viele
andere
Bands
live
erlebt,
die
aus
dem
kleinen
Deutschland-Universum
weit
herausragen.
Dennoch
spricht
sicher
nichts
dagegen,
dass
ich
noch
ein
letztes
Mal
die
Altrocker
live
und
laut
erleben
konnte,
zumal
als
Gast
der
Presse.
Alles
andere
wäre
keine
Option
mehr
gewesen.
Aber
wir
alle
hatten
Glück,
denn
das
Wetter
strotzte
vor
guter
Laune
und
auch
die
Herren
Puhdys
müssen
sich
vorher
darauf
geeinigt
haben,
so
wie
die
an
diesem
Abend
drauf
waren,
sich
von
ihren
Unstimmigkeiten
nichts
anmerken
zu
lassen.
Es
passte
schlicht
alles,
die
Freikarte,
das
Wetter,
ich
hatte
einen
freundlichen
Begleiter,
der
sogar
am
Steuer
saß,
und
ich
habe
noch
einmal
viele
der
ollen
Kamellen
„Made
by
Puhdels“
live
gehört.
Mehr
kann
man,
wenn
man
deren
Karriere
vom
tatsächlichen
Beginn
an
live
und
in
Farbe
verfolgt
hat,
kaum
erwarten.