Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
PUHDYS – meine frühen Begegnungen August 2023 Beatmusik in der DDR startete in den Sälen der Dorfkneipen, der Kulturhäuser und beim Jugendtanz. Eine dieser Bands waren die Puhdys. Damals fuhr ich mit meinen Kumpels zum Tanz ins Kulturhaus nach Plessa oder wir gingen zu „Hoppenz“ in Elsterwerda. Wir waren Teil einer Jungs-Clique. Das war ungefähr 1966/67! In Plessa war „Weidi“ meist schon viel eher da. Dort mussten nämlich Boxen und Instrumente der Kapellen in den ersten Stock getragen werden. Wenn man mit anpackte, hatte man gute Chancen, ohne zu bezahlen in den Saal zu kommen. Bernd war meist schon drinnen, wenn wir kamen und Eintritt zahlten. Er hat uns dann angelacht und war glücklich. Das war vor über 55 (!) Jahren. Bernd hatte oft seine Fotoknipse mit und bei solch einer Gelegenheit fotografierte er die PUHDYS mit ihrem alten Wolga vor dem Kulturhaus Plessa: Udo Jakob, Peter Meyer, Herbert Dreilich und Harry Jeske. Beim nächsten Jugendtanz mit der Gruppe ließ er sich das Foto signieren. Dies ist sicher eines der wenigen Fotos aus jener Zeit, mit Autogrammen plus Auto, das ein Fan jemals gemacht hat. Es gibt wohl zwei oder drei Kopien davon. Eine hat mir Bernd vor vielen Jahren geschenkt. Viele Jahre später gab ich eine Kopie Ingo Friedrich für sein Puhdys-Buch. Das Foto entstand zu einer Zeit, als Dieter Birr noch bei den LUNICS spielte und Dieter Hertrampf, der eigentlich Gitarrist der Puhdys war, aus privaten Gründen bei der Berliner Band TEISCO aushalf. Aber man nannte sich Puhdys schon vor dem eigentlichen Gründungsjahr. Von so einem Konzert stammt auch ein Plakat mit dem Aufdruck PUHDYS und deren Unterschriften. Es befindet sich in meiner Sammlung. In jener Zeit sah ich die Puhdys mehrmals und in wechselnden Besetzungen, mit Herbert Dreilich und Henry Kotowski, als Kotowski-Quartett bei Tanzauftritten in Elsterwerda und Plessa. An Konzerte war noch nicht zu denken. Elsterwerda war damals, neben dem Zollhaus in Ruhland, so etwas wie eine der vielen heimlichen Beat-Hochburgen. Dort habe ich sie alle erlebt: Theo Schumann, Uve Schikora, die Sputniks, Stern-Combo Meissen, die Berolina Singers, die Klaus Renft Combo, Fred Herfter, Kotowski, Modern Soul, Dreiländereck, Pepitas und eben auch die Puhdys. Alle spielten, was gerade international angesagt war. Manchmal auch englische Hits mit eigenen deutschen Texten, um nicht aufzufallen. Die Puhdys waren nicht meine Favoriten, sie waren eine Band von vielen. Nachdem Meinungsunterschiede in der Band immer größer wurden, stieg Udo Jakob bei den Puhdys vom Schlagzeughocker und machte diesen für Gunther Wosylus frei. Der Weg des stets rastlosen Ex-Puhdy führte zur neu formierten Band Panta Rhei. Die Kapelle war ein Schmelztiegel unterschiedlicher Talente: Ed Swillms, Protzmann und Dreilich kamen von den Alexanders und die Sängerin Veronika Fischer von der Fred Herfter Combo. Bei Panta Rhei saß Udo Jakob abwechselnd mit Frank Hille noch ab und an am Schlagzeug, fand aber letztlich seine Erfüllung als Manager, sprich organisatorischer Leiter. In dieser Eigenschaft trommelte er 1973 das einmalige Projekt ALL STAR BAND ’73 für eine Konzertreise zusammen. Ein wegweisendes Projekt, das DDR-Rock-Geschichte schrieb und Vorbild für spätere ähnliche Vorhaben wurde. Die Puhdys hatten im Frühjahr 1969 ihre Idealbesetzung gefunden: Hertrampf, Birr, Meyer, Jeske, & Wosylus. So formiert stand die Band am 19. November 1969 auf der Bühne vom Freiberger Tivoli. Dieser Tag gilt seither als ihre „Geburtsstunde“ und das Tivoli unter Fans als „Kreiß-Saal“ der Puhdys. Der Rest ist bekannt und viele Male beschrieben worden. Als sich die „Türen zur Stadt öffneten“, hatte ich längst schon andere musikalische Interesse. Es begannen die schöpferischen Jahre einer eigenständischen Rockmusik in der DDR. Auch für mich begann eine andere, eine kreative Zeit. Ab 1976/77 hatte ich die Chance, viele Bands der DDR für meine/unsere Konzertreihe ROCK-MIX in Elsterwerda und Plessa zu gewinnen. Dabei konnte ich mir viele persönliche Wünsche, von Bayon, über Lift bis Karussell, Kerth, Biebl und der Stern Combo Meissen erfüllen. Ein Konzert mit den Puhdys blieb mir allerdings aus Termingründen verwehrt. Ich hab’s überlebt und einige Konzerte der Band in späteren Jahre sehen können. Doch das sind andere Geschichten.