Pink Floyd auf „Division Bell – Tour“, Maifeld Berlin
21.08.1994
Eines
weiß
ich
noch
sehr
genau:
Dieser
21.
August
im
Jahre
1994
war
ein
herrlicher
Sommersonntag
und
es
war
verdammt
schwer,
in
einer
Seitenstraße
mit
Nähe
zum
Berliner
Olympiastadion
eine
freie
Parklücke
zu
finden.
An
diesem
letzten
Ferientag
sollte
auch
eines
der
letzten
Konzerte
von
PINK
FLOYD
stattfinden,
aber
das
wussten
damals
selbst
die
Musiker
wohl
noch
nicht
so
genau.
Mit
etwas
Glück
fanden
wir
doch
noch
ein
Plätzchen
für
das
Auto
und
wir
liefen
einfach
mit
all
den
vielen
anderen
mit,
denen
man
das
gleiche
Ziel
ansah.
Die
„Division
Bells“
riefen
und
Tausende
kamen,
um das riesige Maifeld hinter dem Olympiastadion in eine gigantische Liegewiese und Familienidylle zu verwandeln.
Diese
weit
ausgedehnte
Grünfläche
hinter
dem
Olympiastadion
war
bereits
voller
Menschen,
als
wir
kamen.
Wahrscheinlich
hatten
einige
bereits
die
Nacht
zuvor
dort
verbracht,
um
nichts
zu
verpassen.
Doch
diese
Angst
brauchte
man
bei
einem
Konzertereignis
dieser
Dimension
nicht
zu
haben,
denn
die
besten
Plätze
sind
nicht
direkt
vor
der
Bühne,
sondern
mindestens
100
Meter
und
weiter
weg
von
ihr,
um
die
Lichtspiele,
all
die
Filmeinspielungen
und
Projektionen
während der Show in ihrer Gesamtheit auch wirklich bewundern zu können.
Wir
taten
es
wie
all
die
anderen
und
machten
es
uns
auf
einer
mitgebrachten
Decke
rechts
hinter
dem
gigantischen
Mischpult
gemütlich.
Am
Ende
dieser
weit
ausufernden
Liegewiese
stand
die
überdimensionale
Bühne
und
wirkte
mit
ihren
Abmessungen
wie
eine
gigantische
Konzertmuschel,
die
schlappe
15
Meter
in
die
Höhe
ragte.
Hinter
uns
befanden
auf
hohen
Podesten
riesige
Boxentürme,
deren
Wirkung
wir
noch
zu
spüren
bekommen
sollten.
Zwischen
all
diesen
gewaltigen
auf
das
Maifeld
gestellten
Bauten
tollen
Kinder
umher,
wird
Federball
gespielt
oder,
so
wie
es
wir
tun,
ordentlich
und
rustikal
gespeist.
Mit
solchen
Bildern
hatte
ich
mir
immer
die
großen
Festivals
vorgestellt
und
nun
sitze
ich
selbst
mit
Frau
und
Tochter,
mein
Sohn
hatte
gerade
einen
Pupertätsschub,
inmitten
von
75.000
Menschen
und
mit
freudiger Erwartung auf das, was da kommen sollte.
Zunächst
einmal
war
es
nur
einmalig,
gemeinsam
mit
vielen
anderen
das
schöne
Wetter
zu
genießen
und
das
Geschehen
zu
beobachten.
Wir
konnten
erkennen,
dass
vorn
auf
der
Bühne
noch
ein
paar
Techniker
werkelten,
aber
eigentlich
kamen
wir
uns
wie
in
einem
gigantischen
Feriencamp
vor.
Hoch
oben
über
der
Wiese
zog
ein
Helikopter
seine
Kreise
und
damit
unser
aller
Aufmerksamkeit
auf
sich.
Von
irgendwo
her
hörte
man
Vögel
zwitschern
und
sogar
Grillen
zirpten,
trotz
der
vielen
Menschen.
Es
war
ein
Gefühl
von
Harmonie
und
wegen
der
freudigen
Erwartungen
auch
von
völliger
Entspanntheit.
Der
kleine
Helikopter
über
uns
zog
weiter
seine
Kreise
und
dabei
ein
rauchendes
Band
aus
Rosa
und
Pink
am
Himmel
hinter
sich
her,
eine
Schleife
und
dann
noch
einen
großen
Kreis.
Erst
jetzt
bemerkten
wir,
dass
dieses
unterschwellige
Zirpen
und
Zwitschern
unaufdringlich
lauter
und
damit
allgegenwärtig
geworden
war.
Um
uns
herrschte
eine
undefinierbare
sphärische
Geräuschkulisse
wie
in
einem
großen
Märchenwald
und
über
uns
bemalte
die
kleine
Floyd
–
Libelle
den
Himmel
mit
pinkfarbene
Figuren.
Erst
jetzt,
eine
halbe
Stunde
vor
der
Show,
wurde
uns
klar,
dass
dies
schon
Teil
einer
Inszenierung
war,
die
zum
Gesamtereignis
PINK
FLOYD
gehörte.
Immer
mehr
Menschen
erhoben
sich
von
ihren
Decken
und
richteten
ihre
Blick
voller
Spannung
in
Richtung
Bühne.
Bald
würde
etwas
geschehen
und
wir
alle
waren
mittendrin.
Herzlichen Dank an Jörg Barthel, dessen Fotos ich verwenden darf .
Inzwischen
befanden
wir
uns
alle
mitten
in
einem
Universum
von
stereofonen
Klängen,
Geräuschen
und
einem
allgegenwärtigen
sphärischen
Rauschen.
Es
kam
von
vorn,
von
hinten
und
scheinbar
sogar
von
oben.
Die
gewaltigen
Soundanlage
rund
um
das
gesamte
Areal
ließ
uns
in
Klängen
und
surrealen
Soundgebilden
schweben
und
steigerte
die
Spannung
bis
zum
äußersten.
Die
Show
hatte
bereits
begonnen
und
kaum
einer
hatte
den
Beginn
als
solchen
bemerkt.
Da
stand
ich
also
inmitten
von
70.000
bis
80.000
Leuten,
wie
spätere
Schätzungen
meinten,
und
mir
lief
eine
Gänsehaut
nach
der
anderen
über
den
Rücken,
als
sich
aus
den
Geräuschen
nach
und
nach
Stimmen,
Rhythmen
und
ein
fulminant
stampfender
Sound
entwickelte,
aus
dem
sich
der
Klang
von
„Astronomy
Domine“
erhob.
So
begann
das
Konzert
mit
einer
historischen
Rückbesinnung
an
die
psychedelischen
Gründerjahre
der
Band.
Danach
spielen
PINK
FLOYD
das
rockige
„Learning
To
Fly“
aus
„A
Momentary
Lapse
Of
Reason“
(1987)
sowie
mit
unter
anderem
„What
Do
You
Want
From
Me“,
“Take
It
Back”
und
“Keep
Talking”
einen
Set
aus
dem
aktuellen
Album
“Division
Bell”
(1994),
das
auch
der
Tour
den
Namen
gab.
Vor
allem
die
Performance
von
„A
Great
Day
For
Freedom“
(Ein
großer
Tag
der
Freiheit)
nur
wenige
Jahre
und
Kilometer
entfernt
der
Mauer
diese
Musik
live
zu
erleben,
erzeugte
ein
ganz
eigenes
Gefühl
von
spiritueller
Größe.
Die
damals
aktuelle
Scheibe
hat
die
menschliche
Kommunikation
zum
Thema,
so
dass
sich
die
Assoziationen
zu
den
politischen
Geschehnissen
förmlich
aufdrängten.
Sowohl
auf
dem
Album-Cover
als
auch
auf
dem
Tour-Poster
sind
zwei
Gesichtshälften
zu
sehen,
die
man
als
eines,
aber
auch
als
zwei
miteinander
sprechende
Gesichter
sehen
kann.
Der
Gedanke,
dass
immer
dort,
wo
Menschen
miteinander
reden,
Barrieren,
gleich,
wer
sie
aufstellt,
auf
Dauer
keine
Überlebenschancen
haben,
zieht
sich
als
roter
Faden
durch
dieses
Event.
Meiner
Tochter
hab’
ich
damals
ein
T-Shirt
mit
genau diesem Logo darauf als Erinnerungsstück gekauft.
Ich
weiß
noch,
wie
vor
uns
tausende
Köpfe
bis
zur
Bühne
zu
sehen
waren,
von
der
der
satteste
Sound
donnerte,
den
ich
je
in
meinem
Leben
gehört
hatte.
Stück
für
Stück
fraß
sich
die
Musik
in
unsere
Ohren,
die
Welt
um
mich
herum
hatte
ich
da
schon
längst
vergessen.
Ich
war
eins
mit
der
Musik,
während
meine
Augen
die
Lichtspiele
vor
mir
aufsogen,
die
zu
beschreiben
nicht
annährend
dem
tatsächlichen
Eindruck
erreichen
würden.
Das
gesamte
riesige
Oval
der
Bühne
wurde
zu
einer
gewaltigen
Projektionsfläche
einer
einzigartigen
multimedialen
Show.
Es
war
wohl
das
Maximum
dessen,
was
1994 technisch-künstlerisch möglich war.
Dessen
waren
sich
wohl
auch
die
drei
verbliebenen
Original-Mitglieder
der
Band
bewusst,
die
auch
ohne
den
Bassisten
Roger
Waters
und
dessen
innovatives
Wirken
an
vergangenen
Projekten
eine
rundum
perfekte
Show
meisterlich
darboten.
DAVID
GILMOUR
verzauberte
mit
dem
breiten
Spektrum
seines
Gitarrenspiels
über
weite
Strecken
und
dominierte
als
Sänger
die
Musik.
Der
filigrane
Rhythmusspezialist
NICK
MASON
trieb
den
Sound,
ohne
dass
daraus,
wie
bei
manch
anderen,
eine
Hetzjagd
wurde
und
RICK
WRIGHT
machte
den
Gesamteindruck
zu
dem,
was
die
Fans
an
dieser
Musik
schätzen,
ein
Klanggemälde
in
schillernden
Tonfarben,
Klängen
und
Collagen,
das
von
den
anderen
Begleitmusikern
der
Tour unaufdringlich vervollständigt wurde.
Dann
ging
nach
diesem
ersten
Teil
ein
gewaltiges
Bass-Donnern
über
das
Areal
und
die
typische
Figur
einer
doppelt
gespielten
Bass-Linie
kündigte
das
legendäre
„One
Of
These
Days“
an.
Wie
eine
Soundwelle
rollte
ein
einziger
Schrei
aus
zig-tausenden
begeisterten
Kehlen
über
uns
alle
hinweg,
während
der
Rhythmus
des
Klassiker
uns
alle
wie
ein
aufgepeitschtes
Meer
die
Impulse
aufnehmen
ließ.
Die
Wellen
wogten
im
Rhythmus
der
Bass-Figur
und
die
Schaumkronen
krachten
mit
den
anschwellenden
Keyboardkaskaden
über
unseren
Köpfen
zusammen.
Nur
Sex
kann
noch
schöner sein!
Stellt
euch
ein
riesiges
Bühnenhalbrund
vor,
das
euren
gesamten
Blickwinkel
ausfüllt
und
sich
gigantisch
aus
der
Menschmasse
vor
euch
erhebt.
Einem
grell
leuchtendem
Ufo
gleich,
das
sich
drehen
und
wenden
kann,
das
dir
Bilder
und
Filme
zeigt
und
manchmal
grelle
Lichtkegel
abschießt,
so
hängt
ein
überdimensional
großes
Rad
über
den
Musikern.
Egal
was
da
vorn
passiert,
wie
gebannt
zieht
dieses
runde
etwas
die
Blicke
nach
vorn,
fesselt
dich
mit
den
optischen
Variationen
zur
Musik,
während
die
darunter
weit
nach
vorn
gestreckten
Metallarme
die
Bühne
mit
ihrem
Lichtspiel
verzaubern, so dass immer wieder neue Lichtgemälde entstehen.
„Shine
On
Your
Crazy
Diamond“
wächst
sich
bei
diesem
Farbenspiel
zu
einem
riesigen
einzigartigen
Spektakel
aus
und
nimmt
jeden
mit
in
die
faszinierende
Gedanken-
und
Sound-Welt
von
PINK
FLOYD.
Weder
davor,
nach
danach
habe
ich
vergleichbares erlebt.
Der
in
dieser
Sound-
und
Lichtmelange
ablaufende
Set
aus
Teilen
von
„Darkside
Of
The
Moon“
und
„The
Wall“
ist
wohl
der
eigentliche
Höhepunkt
der
Nacht.
Wir
berauschen
uns
an
„Breathe“,
vergessen
beim
Ticken
der
Uhren
und
dem
Rhythmus
von
„Time“
all
die
Vergänglichkeit
um
uns
und
wir
tanzen
beim
Klang
und
Klimpern
von
„Money“
das
Gras
unter
unseren
Füßen
nieder.
An
diesem
Ort,
zu
dieser
Zeit
und
aufgepumpt
mit
unseren
Emotionen
dann
„Another
Brick
In
The
Wall
(Part2)“
zu
erleben,
hat
wohl
so
manchem
im
Rund
bei
„we
don’t
want
no
education,
we
don’t
want
no
thought
control“
einen
feuchten
Glanz
in
die
Augen
getrieben.
In
meinem
Kopfkino
sind
Episoden
meines
Lebens
wie
im
Zeitraffer
abgelaufen
und
erst
mit
den
finalen
Klängen
von
„Comfortably
Numb“
und
im
gleißenden
Licht
der
riesigen
Kristallkugel
hoch über dem Maifeld, war ich wieder in der Lage, das Ereignis in vollen Zügen zu genießen.
Den
eigentlichen
Schlussakkord
bilden
„Hey
You“
und
„Run
Like
Hell“.
Die
Massen
vor
mir
scheinen,
einem
einzigen
pulsierenden
Organismus
gleich,
wie
im
Trance
dem
Rhythmus
und
den
Inspirationen
der
Musik
zu
folgen
-
friedlich,
euphorisch,
voller
Begeisterung
und
dennoch
harmonisch,
fernab
jeglicher
Aggression.
Über
das
Maifeld
toben
in
jener
Nacht
im
August
endlose
Jubelstürme
und
im
grellen
Leuchten
der
Spots
und
im
Donner
von
Feuerwerkskaskaden
bedanken
sich
die
Musiker
unter
dem
Schein
des
Lichtrades
und
ich
weiß
auch,
dies
hier
ist
für
mich
einmalig
und
unwiederholbar.
Noch
Jahre
später
werde
ich
mir,
wie
der
im
Film
auf
einer
einsamen
Insel
gelandete
Tom
Hanks
beim
Anblick
seines
Feuers,
mit
beiden
Händen
auf
die
Brust
schlagen
und
ausrufen:
„Ich
habe
Pink
Floyd
gesehen!!“
Und
es
war unvergleichlich schön und erhebend!
Am
nächsten
Tag,
dem
ersten
Schultag
nach
den
Ferien,
ist
meine
Tochter
mit
dem
neuen
T-Shirt
der
Tour
zur
Schule
gegangen
und
wurde
dort
vom
Lehrer
gefragt,
ob
sie
denn
wirklich
gestern
bei
Pink
Floyd
gewesen
wäre.
Sie
hat
nur
stolz
genickt
und
dann
in
sehr
erstaunte
und
ein
wenig
traurige
Augen
ihres
Lehrers
geblickt.
Auch
wenn
sie
heute
von
dieser Nacht nicht mehr viel weiß, kann sie, wie ihr Vater, dennoch sagen:
„Ich habe Pink Floyd gesehen!“