Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Peter Gabriel – das Regenkonzert von Dresden 25.06.2007 Schon lange vor dem Konzert hatten wir uns schönes Wetter für diesen Tag gewünscht und sind dann doch unter einem dunklen Wolkenhimmel in Richtung Dresden gefahren, dem Grau im Tal der Elbe entgegen, das sich wie ein dichtes Dach zwischen die Weinberge zu zwängen schien. Die City darunter ist in Zwielicht getaucht, als wir unser Gefährt nahe der Jungen Garde abstellen. Von da laufen wir zur Spielstätte, in eine dichte Traube erwartungsvoller Fans gehüllt. Ein wirklich erhebendes Gefühl! Oben auf den Rängen des großen Ovals angekommen, sehen wir in Richtung Bühne über ein lebendes quirliges Meer von Köpfen hinweg. Viele Regenumhänge und haufenweise Regenschirme. Über uns die drohende Gewalt regenschwerer Wolken. In diesem düsteren Ambiente warten wir, Achim und ich, gemeinsam mit ein paar tausend anderen auf die angekündigte Vorgruppe, während unsere Blicke immer wieder hoffend und flehend nach oben gehen. Konzerte des ehemaligen GENESIS Frontmannes sind wohl stets etwas Besonderes. Das haben wir uns auch für diesen 25. Juni 2007 in Dresden gewünscht, denn der Künstler hatte über seine Web-Site die Möglichkeit gegeben, den Sommerabend in Dresden quasi als Wunsch-Konzert zu gestalten. Aber auch der großartige PETER GABRIEL konnte im Vorfeld nicht ahnen, dass der Himmel über Dresden nichts Gutes verheißen und die Vorgruppe irgendwo im Stau auf der Autobahn zum Warten verdammt sein würde. So etwas nennt der Volksmund unglückliche Umstände, was allerdings tausende Besucher nicht davon abhält, aus allen Himmelsrichtungen des Landes in die „Junge Garde“ nach Dresden zu pilgern. Der Veranstalter in Person von Bernd Aust entscheidet in Anbetracht des Wetters und des Fernbleibens der Vorband das einzig Richtige. Er verlegt den Konzertbeginn von PETER GABRIEL in der zeit nach vorn. Der Himmel hat darauf mit dem Öffnen seiner Schleusen reagiert. Unser Bier wird verdünnt und die Klamotten klatschnass. Da hilft nur noch PETER GABRIEL live und der ist flexibel genug, aufgrund der Situation sein Hotel schon eher zu verlassen, um für seine Fans da zu sein. Das habe ich in vergleichbaren Situationen auch schon anders erlebt. Als dann PETER GABRIEL und seine Band die Bühne betreten, die ersten Klänge von „Rhythm Of The Heat“ erklangen, hört, oh welch Wunder, auch der Regen wieder auf. Von diesem Moment an sind die feuchten Klamotten Nebensache. Die Musiker unter dem weit gespannten Dach ist in bester Spiellaune und der Mann, der auch ein deutsches Album produziert hat, gibt sich große Mühe, seine Songs auch in unserer Sprache zu kommentieren. Ein wenig bin ich auf die in den vorderer Reihen neidisch, weil die dem Künstler, „D.I.Y.“ und „On The Air“ singend, wahrscheinlich direkt in die Augen sehen können und ihm nah sein können. Andererseits kann ich das wunderbare „Blood Of Eden“ am intensivsten mit geschlossenen Augen genießen, auch wenn es nicht die Stimme von Senead O’Connor ist, die mein Ohr erreicht. Das wäre auch mein Wunschsong gewesen, weil ich diesen Text und die Kombination der beiden Stimmen so sehr mag. Seinen großen Hit „No Self Control“ singt er, zumindest teilweise, in deutscher Sprache und die Sache mit dem „Familienfoto“ auch. Zum Höhepunkt, als die Massen längst die Wetterkapriolen vergessen haben, wird trotz des Platzmangels zu den Rhythmen von „Humdrum“ überall im weiten Rund der Arena getanzt. Irgendwann stand auch ein riesiger Regenbogen über der GARDE und es könnte sogar sein, dass der Regisseur da oben das alles passend zu „Steam“ eingefädelt hat. Jedenfalls bin ich selig und überglücklich, diesen Mann da unten live erleben zu können. Von der Bühne dröhnt ein sehr kompakter Sound, von einer glänzend aufgestellten Band gespielt. Aus der Sicht von hier oben sehen die Musiker allerdings klein aus und die ganz oben Stehenden, werden sich vielleicht wie vor einer Marionettenbühne fühlen. Aber egal, die Musik ist es, die uns alle hierher gelockt hat. Zum Abschluss des Regenkonzerts geben sie uns noch die beiden Überhits „Solsbury Hill“ und natürlich den „Sledgehammer“. Aufgrund der früheren Anfangszeit ist es leider noch nicht dunkel genug, um die Lichtshow in ihrer ganzen Pracht, so wie sie sicher gedacht ist, zu bewundern. Die Zugabe „In Your Eyes“ singt PETER GABRIEL quasi gemeinsam mit seinen Fans, die wie ein großer gemeinsamer Chor agieren. Es ist ein bewegender Moment in einer beinahe intimen Atmosphäre der Barocken Architektur der Freilichtbühne unseren Weltstar live zu erleben. Auf jeden Fall eines meiner schönsten Konzerterlebnisse. An diesem Abend findet auch mein persönliches Wunschkonzert statt und unabhängig von der Musik stelle ich mit einer gewissen inneren Befriedigung fest, dass der Weltstar da unten sich in seinen Bewegungen auch an sein Alter Gabriel ist fast so alt wie ich - angepasst hatte. Innere Reife, denke ich genüsslich und mit Befriedigung, braucht keinen aufgesetzten Aktionismu. Als ich es Achim sage, nicht er nur. Auf dem Weg zum Parkplatz erstehe ich (verbilligt) noch ein Poster des Musikers,und wir stellen fest, dass ein Konzert mit GENESIS nun wohl keine Option mehr für uns beide wäre. Wir sind Fans der frühen Jahre. Wir wollen aber nach Möglichkeit die Kanadier MUSICAL BOX sehen ( HIER ), um wenigstens einen Eindruck davon zu bekommen, wie es denn damals bei so einem Genesis-Konzert mit Peter Gabriel gewesen sein mag und wie es wohl nicht (nie?) mehr sein wird und auch nicht unbedingt sein muss. Die frühen Genesis mit „Nursery Cryme“ und „Foxtrot“ sind schlicht Geschichte, aber die Stimme von damals singt noch immer – und wie! Ich war dabei, ich kann Euch davon erzählen.