(M)eine Hommage für Pete Seeger
28.01.2014
Damals
war
ich
ja
noch
so
was
von
grün
hinter
den
Ohren
und
eine
ältere
Lehrerin,
wir
nannten
sie
Miss,
sang
uns
im
Unterricht
fremde
Lieder,
statt
die
Vokabeln
zu
kontrollieren.
Das
war
einer
der
Momente
im
Leben,
die
man
niemals
vergisst.
Ich
sehe
sie
noch
immer
da
sitzen,
mit
ihrer
verzierten
Laute
auf
dem
Schoß,
wie
sie
uns
„In
A
Cavern
In
A
Canyon“
und
von
„his
daughter
Clementine“
singt.
Dann
hat
sie
ganz
leise,
mitten
im
Unterricht,
dieses
„Guantanamera“
mit
dem
Hauch
von
Kuba
und
Fidel
anstimmt.
Von
Che
Guevara
hatte
ich
noch
keine
Ahnung.
Mit
großer
Sicherheit
war
dieses
Lied
von
der
„Clementine“
das
erste,
dessen
englischen
Text
und
Melodie
ich
bis
heute,
jederzeit
abrufbar,
tief
im
Innern
aufbewahre.
Das
waren
auch
jene
Tage
des
für
kurze
Zeit
aufflackernden
Hootenany
auch
in
der
DDR,
was
zur
Folge
hatte,
dass
ich
begann,
Schallplatten
zu
kaufen
und
zu
sammeln.
Die
beiden
Langspielplatten
mit
Perry
Friedmann
sind
noch
heute
hier,
die
schwarze
von
Joan
Baez
mit
einem
Papierschnipsel
aus
dem
Neunen
Leben
darauf
ebenfalls
und
die
legendäre
Amiga
-
Platte
von
PETE
SEEGER,
mit
dem
Live-Mitschnitt
von
1963
aus
der
Carnegie
Hall
in
New
York,
habe
ich
gleich
zwei
Mal,
in
mono
und
in
stereo.
Wie
dieser
Mann
seine
Gitarre
zum
Klingen
brachte,
wie
die
schepperte
und
die
Massen
beim
Singen
unterstützte,
das
habe
ich
später
in
den
Liedern
der
BYRDS
wieder
entdeckt,
die
PETE
SEEGER’s
„Turn,
Turn,
Turn“
zum
Welthit und zu meinem ganz persönlichen Lied zur Weihnachtszeit machten.
Das
eigentliche
Ereignis
jedoch
war,
beim
Hören
der
Platte
von
PETE
SEEGER
zu
erleben,
wie
der
mit
seinen
Interpretationen
alter
Folk-Songs
wie
„Oh
Freedom“
und
Dylan’s
„A
Hard
Rain’a
A-Gonna
Fall“
(Ein
schwerer
Regen
wird
fallen)
die
Massen
zum
Mitsingen
animierte,
sich
mit
seiner
Stimme
über
den
Chorus
der
singenden
Zuhörer
erhebt
und
nach
der
Hymne
„We
Shall
Overcome“
sie
zu
Begeisterungsstürmen
hinriss.
Das
war
für
mich,
nach
dem
Erleben
der
Fernsehshow
„Da
lacht
der
Bär“
aus
Berlin,
die
eigentliche
Offenbarung
aus
der
Musikwelt,
die
mich
wahrscheinlich
bewogen
hat,
von
der
Violine
auf
die
Gitarre
umzusteigen.
Als
dann
irgendwann
in
jenen
Tagen
das
„Yeah!
Yeah!
Yeah!“
der
BEATLES
aus
dem
Radio
klang,
war
ich
gewissermaßen
schon
fit
für
den
Folk
von
BOB
DYLAN
und
den
Beat
der
Fab
Four
sowie
für
die
Antwort
der
BYRDS
aus
Amerika.
Die
Lieder
von
PETE
SEEGER
aber
blieben
von
da
an
immer
an
meiner
Seite,
weil
sie
so
eindringlich
und
so
unnachahmlich
schön
sind.
Diese
Songs
zeichnen
in
ihrer
schlichten
Aufrichtigkeit
exakt
die
Vita des großen Folk-Sängers und unbeugsamen Patrioten Amerikas nach, wie ich heute weiß.
Als
PETE
SEEGER
im
Mai
1919
geboren
wird,
ist
mein
späterer
Vater
gerade
mal
knapp
zwei
Jahre
auf
dieser
Welt.
Alles,
was
der
Amerikaner
in
seinem
Leben
sehen
wird,
geht
auch
an
meinem
alten
Herrn
nicht
spurlos
vorüber,
weil
eben
die
Fratze
Krieg
überall
gleich
hässlich
und
schrecklich
daher
kommt
und
weil
überall
auf
diesem
Planeten
Leute
das
Sagen
hatten
und
haben,
denen
die
Interessen
vieler
einfach
am
Arsch
und
an
ihrer
Gier
vorüber
gehen.
Da
wird
jeder
der
beiden
Männer
auf
seine
eigene
Art
aufmüpfig
werden.
Der
eine
singt
seine
Überzeugung
laut
heraus
und
kollidiert
mit
der
Macht,
der
andere
sagt,
was
er
denkt
und
findet
sich
außerhalb
einer
Partei
wieder,
für
deren
Ideale
er
eigentlich
eintreten
wollte.
Dass
mein
Vater
aus
der
englischen
Gefangenschaft
auch
noch
eine
Gitarre
und
die
Kenntnis
der
anderen
Sprache
mitgebracht
hatte,
machte
den
Zufall
dann
beinahe
perfekt.
Manchmal
haben
wir
gesessen
und
die
„Clementine“
gemeinsam gespielt und gesungen.
Als
PETE
SEEGER
1941
die
ALMANAC
SINGERS
ins
Leben
rief,
hatte
mein
Vater
noch
nicht
einmal
meine
spätere
Mutter
getroffen.
Erst
im
Jahre
1949,
in
dem
SEEGER
das
Quartett
THE
WEAVERS
gründete
und
die
erste
Ausgabe
des
Folk-
Magazins
„Sing
Out“
erschien,
erblickte
auch
ich
das
Licht
dieser
Welt.
In
Amerika
begann
damals
die
Ära
McCarthy
und
in
der
DDR,
wo
ich
zu
Hause
war,
begann
man
die
„Grundlagen
des
Sozialismus“
aufzubauen.
Beides
war
mit
Einschränkungen
und
Diskriminierungen
von
Menschen
verbunden.
Die
Lieder
von
PETE
SEEGER
wurden
in
den
US-Medien
boykottiert
und
der
kleine
Junge
auf
der
anderen
Seite
des
Planten
musste
noch
warten,
bis
eine
Englisch-Miss
mit
ihrer
Laute
im
Unterricht
auftauchte.
PETE
SEEGER
begab
sich
dann
in
den
Jahren
1963/64
auf
eine
große
Tournee
rund
um
den
Globus
und
wenn
mich
meine
Erinnerungen
nicht
trügen,
machte
er
damals
wohl
auch
in
der
kleinen
DDR
Station.
Da
hatte
ich
längst
die
ersten Griffe drauf und sang dazu „Blowing In The Wind“ und immer wieder „Clementine“.
In
jenen
frühen
1960er
Jahren
erlebt
die
Folk-Musik
in
Amerika,
getrieben
von
Ungerechtigkeit
und
den
Gräueltaten
in
Vietnam,
eine
starke
Renaissance.
Aus
Folk
wurde
immer
öfter
Protest
und
der
junge
BOB
DYLAN
sowie
JOAN
BAEZ
waren
die
Protagonisten
der
Bewegungen,
denen
das
kleine
Lied
„We
Shall
Overcome“
(Wir
werden
triumphieren)
zur
Hymne
wurde.
PETE
SEEGER
trat
für
die
Rechte
der
schwarzen
amerikanischen
Bevölkerung
ein
und
wurde
zeitweilig
eine
populäre
Figur
in
der
Arbeiterbewegung
des
Landes,
der
seine
Überzeugung
von
Gleichheit
und
Brüderlichkeit
mittels
seiner
Lieder,
wie
dem
weltbekannten
„If
I
Had
A
Hammer“
der
WEAVERS,
öffentlich
machte.
Das
brachte
ihm
bei
den
Menschen
rund
um
den
Globus
Achtung,
Anerkennung
und
viel
Verehrung
ein.
Auch
vielen
Menschen
in
der
kleinen
DDR,
die
seine
Art
zu
singen,
zu
interpretieren
und
die
Gitarre
oder
das
Banjo
zu
spielen
liebten,
wurde
er
Vorbild
und
Inspiration,
obgleich
das
ganz
und
gar
nicht
gern
zur
Kenntnis
genommen
wurde.
Viele
Singegruppen
und
Liedermacher,
die
in
den
70er
und
80er
Jahren
hierzulande
bekannt
wurden,
nannten
auch
seinen
Namen
auf
der
Suche
zum
eigenen
Profil.
In
meiner
Erinnerung
existiert
ein
Fernsehauftritt
des
Oktoberklubs
Berlin
gemeinsam
mit
PETE
SEEGER
und
wenn
man
weiß,
wer
damals
alles
in
dieser
großen
singenden
Gemeinschaft
eine
künstlerische
Heimat
suchte,
kann
sich
einen
vagen
Eindruck
davon
machen,
wie tief sich bei späteren Liedermachern und Rockern diese Begegnung eingraben würde.
In
den
letzten
Jahren
war
es
still
geworden
um
den
großartigen
Sänger
und
Barden
aus
Amerika.
Irgendwann
hatte
ich
ihn
noch
einmal
live
vor
der
Fernsehkamera
gesehen
und
vor
ein
paar
Jahren
fand
ich
eine
wunderschöne
CD
von
ROGER
McGUINN,
dem
ehemaligen
Byrds
-
Mastermind.
Der
begann
irgendwann,
so
wie
PETE
SEEGER
einst
auch,
alte
und
längst
vergessene
Lieder
zu
sammeln.
Zusammen
mit
Klassikern
des
Folk
und
Country
veröffentlichte
er
einige
von
ihnen
unter
dem
Titel
„Tresures
From
The
Folk
Den“
auf
kleinen
Silberlingen
als
Erinnerung
und
als
Hommage
für
all
diejenigen,
die
sie
einst
schufen
und
Musiker,
wie
er
selbst
einer
wurde,
beeinflussten.
Auch
die
eindringliche
Stimme
und
die
Gitarre
von
PETE
SEEGER
sind
darauf
zu
hören,
der
als
Vorbild
sowie
Inspiration,
aber
leise
und
bescheiden
in
der
vergangenen
Nacht,
im
Alter
von
94
Jahren,
für
immer
von
der
Bühne
abgetreten
ist.
Dort
werden
ihn
Millionen
Menschen
weltweit
vermissen
und
ihm deshalb gedanklich ihre Ehre erweisen. Ich bin nur einer von ihnen.
Wenn
dann
heute
Abend
von
den
„Tresures“
das
emotionale
„Dink’s
Song“
von
BOB
DYLAN
aus
der
Sammlung
von
ROGER
McGUINN
mit
der
Stimme
von
Pete
erklingt,
wenn
zwei
meiner
heimlichen
Helden
noch
einmal
für
mich
allein
gemeinsam
singen,
werde
ich
vor
den
Boxen
sitzen
und
jeden
einzelnen
Ton
ganz
tief
in
mir
fühlen.
Wer
mich
gut
kennt
und
um
meine
große
Liebe
zu
diesen
Liedern
aus
Amerika
weiß,
wer
meine
Verehrung
für
PETE
SEGGER
und
die
BYRDS
kennt,
wird
sicher
auch verstehen, wenn ein älterer, aber trauriger Musikliebhaber dazu lächelnd weint:
“If I had wings like Noah's dove
I'd fly the river to the one I love
fare thee well, my honey, fare thee well”
(“Dink’s Song”, Bob Dylan)