Vinyl-Alben
aus
den
ehemaligen
„Bruderstaaten“,
die
heute
kaum
noch
jemand
kennt,
die
uns
aber
Großes hinterlassen haben und zu meinen persönlichen Favoriten gehören:
Ich
zeige
und
beschreibe
hier
Vinyl-Alben
aus
meiner
ganz
persönlichen
Sicht.
Es
sind
Rock-
und
Pop-Alben,
die
meine
Hörgewohnheiten
ebenso
beeinflusst
haben,
wie
die
der
internationalen
großen
(und
kleinen)
Stars.
Ich
bin
in
einem
Umfeld
aufgewachsen,
das
mir
die
Chance
gab,
den
Künstlern
hinter
und
denen
vor
dem
„Eisernen
Vorhang“
zu
folgen,
wenn
mir
deren
Musik
gefiel.
Das
habe
ich
(fast)
allen
Musikliebhabern
im
„Westen“
voraus
und
darüber
bin
ich
aus
heutiger
Sicht
sehr
glücklich.
Es
macht
mich
stolz.
Manche
der
hier
von
mir
gezeigten
Plattenproduktionen
hätte
in
dem
anderen
Umfeld
wahrscheinlich
viel
mehr
Ausstrahlung
entwickeln
können,
als
sie
in
ihren
Heimatländern
und
Nachbarstatten
ohnehin
hatten.
Mit
ihrer
Musik
haben
diese
Künstler
Großartiges
und
Bleibendes
geschaffen,
obwohl
es
heutzutage
viel
zu
wenig
gewürdigt
wird.
Ich
will
mir
nicht
anmaßen,
das
korrigieren
zu
wollen,
aber
es
macht
mir
Spaß, diese Scheiben viele Jahre später in loser Folge hier vorzustellen:
Dwa Plus Jeden – „Wyspa Dzieci“,
Polen, (Insel der Kinder), Muza 1975
Das
polnische
Trio
ZWEI
PLUS
EINS
veröffentlichte
ihr
zweites
Studioalbum
„Wyspa
Dzieci“
drei
Jahre
nach
ihrem
Debut
„Nowy
Wspanialy
Swiat“
(Neue
wundervolle
Welt)
als
Konzeptalbum.
Die
einzelnen
Songs
beschreiben
die
Lebenssituationen
von
Kindern
und
Jugendlichen
in
unterschiedlichen
Phasen.
Mit
Liedern
wie
dem
„Wiegenlied
einer
Mutter“
oder
„Stern
des
Tages“
reflektierten
die
Musiker
ziemlich
genau
das
Zeitgefühl
jener
Tage
aus
Sicht
der
jungen
Generation
in
ihrem
Heimatland
Polen.
Das
„Wiegenlied
einer
Mutter“
avancierte
auch
in
der
DDR
als
„Schlafe
ein
und
fang
die
Träume“
zum
Hit
in
der
Version
der
Puhdys.
Im
Titelsong
„Insel
der
Kinder“
wachsen
die
Kinder
auf
einer
Insel,
jenseits
des
Meeres
der
neun
Monate,
auf
Bäumen.
Wenn
abends
die
Erwachsenen
zur
Insel
kommen,
nehmen
sie
die
weinenden
Kinder
mit,
um
sie
glücklich
zu
machen.
In
Polen
wurde
dieses
Album
kommerziell
ungemein
erfolgreich
und
die
Kritiker
lobten
es.
Plattenproduktionen
wie
diese,
die
zuallererst
als
Liederzyklus,
denn
als
eine
Hitansammlung
verstanden
werden
wollten,
sind
typisch
für
die
Rock-
und
Popmusik
der
1970er
Jahre.
Musikalische
Innovation
und
Textaussagen
standen
vor
dem
Schielen
auf
einen
möglichen
Charterfolg.
Vielleicht
überdauerten
diese
Lieder
gerade
deshalb
die
Jahrzehnte
und
haben
bis
heute
nichts
von
ihrer
Frische
und
Faszination
verloren.
Im
Erscheinungsjahr
’75
habe
ich
mir
diese
Platte
im
Haus
der
Polnischen
Kultur
in
Berlin
gekauft.
Die
Lieder
klingen
heute
noch
immer
so,
als
wären sie gerade erst neu entstanden.
STROMBOLI – „Stromboli“,
CSSR, Panton 1987
Extra
für
das
Prager
Jazz-Festival
1985
gründete
der
Gitarrist,
der
zuvor
verbotenen
New-Wave-Band
Prazsky
Vyber,
Michael
Pavlicek,
das
neue
Trio
STROMBOLI,
benannt
nach
der
italienischen
Insel
mit
dem
gleichnamigen
Vulkan.
Wegen
des
unerwarteten
Erfolgs
erweiterte
er
das
Trio
danach
um
einen
Keyboarder
sowie
eine
Jazz-Sängerin.
In
dieser
Besetzung
spielte
die
Band
eine
explosive
Mischung
aus
Jazz
und
Fusions-Rock,
die
vom
innovativen
Spiel
des
Gitarristen
und
dem
Scat-Gesang
von
Bara
Basikova
geprägt
war.
Gespickt
mit
raffiniert
sphärischen
Keyboard-Passagen
sowie
dem
expressiven
Gitarrenspiel
Pavlicek’s,
im
Verbund
mit
Basikova’s
fesselndem
Gesang,
wurde
das
Album
„Stromboli“
zum
Dokument
einer
faszinierend
stilistischen
Bandbreite
zwischen
Rock
und
Jazz.
Zu
jener
Zeit
war
STROMBOLI
eine
der
erfolgreichsten
Live-Rock-Acts
in
unserem
Nachbarland.
Man
braucht
sich
nur
die
Live-Aufnahmen
von
„Aladin“
oder
„Stromboli“
von
der
ersten
Platte
des
Doppelalbums
anzuhören,
um
noch
heute
ins
Staunen
zu
geraten.
Das
Doppel-Vinyl
enthält
zwei
Seiten
Live-Stücke
sowie
zwei
weitere
mit
Studio-Aufnahmen,
darunter
drei
Stücke
mit
vertonten
Versen
von
Christian
Morgenstern
(„Das
große
LuLaLa“),
um
die
Zensur
in
der
damaligen
CSSR
zu
umgehen.
Noch
während
der
Aufnahmen
zum
Nachfolgealbum
„Shutdown“
(1989),
brach
die
Band
auseinander,
da
zwei
der
Musiker
das
Land
Richtung
Australien
verließen.
Das
Doppel-Album
„Stromboli“
jedoch
gilt
bis
heute
als
Beleg
für
herausragenden Fusions-Rock in unserem Nachbarland, der internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht.
Czerwone Gitary - „3“
, Polen, Muza 1968
Man
nannte
sie
die
„Polnischen
Beatles“
und
das
nicht
nur,
weil
sie
1969
in
Cannes,
Frankreich,
neben
den
Beatles
die
„Midem“-Trophäe
überreicht
bekamen.
In
ihrem
Herkunftsland
Polen
hatten
sie,
wie
die
Beatles
in
England,
von
ihrem
aktuellen
Album
die
meisten
Exemplare
(220.000
Stück)
verkauft.
Dieses
Album
war
schlicht
mit
„3“
betitelt
und
in
einem,
für
damalige
Verhältnisse,
extrem
auffälligen
Klappcover
erschienen.
Die
darin
enthaltenen
Songs
wiesen
alle
markanten Merkmale der Beat-Musik auf, wie sie auch von den Beatles bekannt waren.
Gegründet
im
Januar
1965
in
Danzig,
hatten
sie
mit
diesem
dritten
Album
den
Zenit
ihres
kreativen
Schaffens
erreicht.
Die
Scheibe
glänzt
mit
einer
abwechslungsreichen
Mischung
aus
schlichten
Beat-Songs
wie
„Moda
i
Milosc“
(Mode
&
Liebe),
„Takie
Ladne
Oczy“
(Solche
schönen
Augen)
oder
„Kwiaty
We
Wlosach“
(Blumen
im
Haar).
Daneben
klingen
einige
zauberhafte
Balladen,
von
denen
die
Melodie
von
„Consuela“,
hier
in
der
dezenten
Originalversion,
die
bekannteste
sein
dürfte.
Viele
dieser
Songs
enthalten
versteckte
Anleihen
aus
der
Musik
der
Beatles
sowie
instrumentale
Tupfer,
von
Flöte
in
der
„Hirtenballade“
mit
Folk-Touch,
oder
dem
Einsatz
einer
„Love
Me
Do“-
Mundharmonika
in
„Jesli
Tego
Chzesz“.
Sogar
einige
kurze
Passagen
von
rückwärts
laufenden
Bandschnipseln
und
Geräuschfetzen
sind
als
Sound-Experimente
auf
der
Platte
zu
finden.
Diese
„3“
ist
ein
kleines
Meisterwerk,
dessen
tatsächliche
Wirkung
und
Bedeutung
man
erst
nach
Jahrzehnten
im
Rückblick
entdeckt.
Das
hat
die
Platte
mit
der
LP
„Die Strasse“ (1968), der ersten deutschsprachigen Beat-LP, von Thomas Natschinski und seiner Gruppe, gemeinsam.
Mit
den
Nachfolgern
„Na
Fujarce“
(1970),
„Spokoj
Serca“
(1971)
und
„Rytm
Ziemi“
(1974)
konnten
die
Czerwone
Gitary
dieses
hohe
Level
noch
einige
Zeit
halten,
ehe
sich
ihre
Musik
am
schlagerhaften
Pop
orientierte,
ohne
an
kommerziellen
Erfolg
einzubüßen.
Der
Mitgründer,
Gitarrist
und
auch
Komponist
der
Band,
Krzystof
Klenczon,
stieg
1970
aus
und
veröffentlichte
seine
erste,
von
insgesamt
drei,
Solo-LP’s
„Trzy
Korony“
(1971).
Im
Jahre
1973
ging
in
die
USA.
Dort
starb
er
im
April
1981
an
den
Folgen
eines
Autounfalls.
Die
„3“
der
Czerwony
Gitary
ragt
bis
heute
aus
dem
Beat-
Fundus
unseres
Nachbarn
Polen
heraus.
Kleine
Randnotiz:
Das
Cover
habe
ich
mir
von
Jerzy
Skrzypczyk
(dr)
signieren
lassen.
ANAWA - „Korowod“
, Polen, Muza 1970
„Korowod“
(Der
Reigen)
ist,
wie
viele
andere
Platten
jener
Tage,
der
Versuch,
mit
einer
Mischung
aus
Folk,
Klassik,
Jazz,
Chanson
und
Rock,
neue
Wege
zu
begehen
und
dies
mit
acht
beteiligten
Musikern!
Was
wie
eine
Überbelastung
aus
scheinbar
gegensätzlichen
Stilen
und
Facetten
anmutet,
strahlt
von
Beginn
an
eine
ganz
eigenwillige
stimmungsvolle
Leichtigkeit
aus.
Dieses
Album
ist
wie
der
Blick
in
eine
faszinierende
musikalische
Vielfalt,
die
sich
zu
immer
neuen
reizvollen
Konstellationen
verbindet.
In
der
DDR
wurde
„Dni,
Ktorych
Nie
Znamy“
in
Deutsch
als
„Wichtig
sind
Tage,
die
unbekannt
sind“,
von
Anawa
beim
Rundfunk
neu
eingespielt,
ein
Hit.
Gerhard
Gundermann
machte
es
als
„Männer
und
Frauen“
später
zu
einem
Kultsong.
Ebenso
begeisterte
„Swiencie
Nasz“
als
hymnisches
„Unsere
Welt“
die
Hörer
jener
Zeit.
Das
Album
wirkt
heute
wie
der
Blick
auf
eine
längst
verblühte
Landschaft
und
ein
ungewöhnlich
vielfältiges
Leben
darin,
das
es
so
leider
nicht
mehr
gibt:
reich,
vielgestaltig,
zauberhaft,
ausgelassen,
suchend
und
natürlich
ganz
und
gar
polnisch
melancholisch.
Die
Scheibe
gipfelt
am
Ende
der
zweiten
Seite
in
ihrem
Titelsong
„Korowod“,
einem
opulent
ausufernden
Opus,
das
alle
Facetten
noch
einmal
komprimiert
und
strahlen
lässt.
Nichts
darin
wirkt
aufgesetzt
oder
gekünstelt.
Alles
fließt
harmonisch
ineinander
und
verschmilzt
zu
einem
wundervollen
Ganzen
aus
Klang,
Gesang
und
Poesie.
Aus
heutiger
Sicht
muss
man
konstatieren,
dass
MAREK
GRECHUTA
mit
seiner
Band
ANAWA
der
Zeit
fast
um
Lichtjahre
voraus
war,
als
Visionäre
in
Wort
und
Musik
bleibende
Werke
schuf.
Alles
ist
darin
möglich
und
nichts
wird
dem
kommerziellen
Streben
oder
blanken
Erfolg
untergeordnet.
Der
Künstler
Marek
Grechuta
beschrieb
seine
Musik
als
„moderne
Romantik“,
obwohl
sie
natürlich
wesentlich
mehr
war
und
bis
heute
ist
–
zeitlos,
einzigartig
und
außergewöhnlich. Ich liebe diese Scheibe!
Sarolta Zalatnay (& LGT) – „Almodj Velem“
,
Ungarn, Pepita 1972
Sie
war
ohne
jeden
Zweifel
die
großartigste
weibliche
Rock-Stimme
in
Ungarn
zum
Ende
der
1960er
und
zu
Beginn
der
1970er
Jahre.
Nachdem
Sarolta
Zalatnay
einen
Talentwettbewerb
im
ungarischen
Fernsehen
gewinnen
konnte,
kam
es
zur
Zusammenarbeit
mit
Bergendy
und
später
mit
Metro.
Der
Bassist
und
Komponist
von
Metro,
Karoly
Frenreisz,
schrieb
ihr
Songs
für
die
erste
LP.
Als
Frenreisz
von
Gabor
Presser
zur
gerade
neu
gegründeten
Gruppe
Locomotiv
GT
abgeworben
wurde,
kam
es
zur
Zusammenarbeit
von
LGT
mit
der
Sängerin.
So
entstand
ihr
drittes
Album
„Almodj
Velem“
(Träum’
mit
mir).
Locomotiv
GT
und
diese
frische
weiblichen
Rock-Stimme
schienen
etwas
ganz
Besonderes
in
Sachen
Musik
schaffen
zu
können.
Alle
Texte
schrieb
ihr
Anna
Adamis
und
mit
Gabar
Presser,
Karoly
Frenreisz
sowie
Thomas Barta spendierten gleich drei Musiker von Locomotiv GT die Kompositionen.
„Almodj
Velem“
wurde
eine
ungemein
abwechslungsreiche
Rock-Platte,
auf
der
die
Einflüsse
einer
am
amerikanischen
Funk
orientierten
Rockband
unüberhörbar
waren,
aber
der
Sängerin
genug
Freiraum
blieb,
sich
zu
profilieren.
Für
wenige
Jahre
gab
es
in
Ungarn
eine
typische
Rock-Röhre,
wovon
dieses
elektrisierende
Funk-Rock-Album
zeugt.
Als
Frenreisz
LGT
verließ,
um
seine
Band
Skorpio
zu
gründen,
wechselte
Zalatney
für
das
Nachfolgealbum
ebenfalls
die
Begleitband.
Danach
verblasste
ihr
Stern
am
ungarischen
Rockerhimmel
allmählich.
Eine
angestrebte
internationale
Karriere
brachte
ebenfalls
nicht
den
gewünschten
Erfolg.
Was
blieb,
sind
ihre
frühen
Album-Produktionen
und
mit
„Almodj
Velem“
der
herausragende
Höhepunkt
mit
der
noch
jungen
Band
Locomotiv
GT
–
ein
ungarisches
Zeitdokument
in Sachen Rockmusik.
BARNODAJ – „Maugli“
, CSSR, Supraphon 1978
Die
tschechische
Art-Rock-Band
BARNODAJ
ging
1968
für
kurze
Zeit
aus
der
Band
Progress
hervor,
die
bereits
das
Konzeptalbum
„Dialog
s
Vesmirem“
(Dialog
mit
dem
Universum)
erarbeitet
und
live
in
Form
einer
audiovisuellen
Show,
nach
dem
Vorbild
von
Pink
Floyd,
aufgeführt,
aber
nicht
auf
Vinyl
veröffentlicht
hatte,
weil
einige
Texte
auf
Ablehnung
der
Kulturoberen
stießen.
Um
ein
Verbot
zu
umgehen,
wurde
aus
Progress
kurzerhand
Barnodaj.
Die
Band
produzierte
mit
„Maugli“
(1978)
ihr
zweites
Konzeptalbum
nach
der
Idee
des
„Dschungelbuch“
von
Kipling.
Als
es
dann
erschien,
existierte
Barnodayj
schon
nicht
mehr,
dafür
nun
(wieder)
die
Band
Progress
2
mit
fast
identischer
Besetzung.
„Maugli“
entstand
in
einer
Übergangsphase
der
beiden
Progress
Formationen.
Das
spiegelt
sich
auch
im
Material,
einer
Melange
aus
frühen
Psychedelic-Blues,
Folk
und
Rock
einerseits
sowie
komplexeren
Liedstrukturen
andererseits
wieder,
die
noch
Ende
der
’70er
Jahre
angesagt
und
beliebt
waren.
Es
ist
der
turbulente
Stil-Mix,
der
das
Album
einmalig
in
der
Rock-
Historie
Tschechiens
macht.
Zugleich
ist
es
ein
Indiz
für
all
die
Probleme,
die
Rockmusiker
auch
in
unserem
Nachbarland
zu
bewältigen
hatten.
Ein
nationaler
Meilenstein
ist
das
Album
allemal,
denn
trotz
aller
Probleme
offenbart
diese
Musik
eine unglaubliche Vielfalt und kreative Kraft, die in den Musikern jener Tage steckte.
Skaldowie – „Od Wschodu Do Zachodu Slonca“
,
Polen, Muza 1970
SKALDOWIE
waren
eine
von
vielen
Beatgruppen
der
1960er
Jahre
in
unserem
Nachbarland
Polen.
Als
sie
1969
von
einer
Tour
durch
die
USA
zurückkehrten,
brachte
sich
die
Band
neue
Gitarren
und
eine
Hammondorgel
mit.
Deren
besonderer
Sound
bestimmte
die
Lieder,
die
Keyboarder
Andrzej
Zielinski
für
das
Album
„Od
Wschodu
Do
Zachodu
Slonca“
(Von
Sonnenaufgang
zu
Sonnenuntergang)
schrieb.
Das
Album
markiert
die
Wende
der
SKALDEN
hin
zur
damals
angesagten
progressiven
Spielweise
von
Rock
unter
dem
Einfluss
von
Blues-Strukturen.
Dafür
steht
der
Titelsong,
aber
auch
das
historisch
komplexe
Stück
„Henry
XIV“.
Eingebettet
in
die
barocken
Taktformen
der
„Sarabande“,
zu
Beginn
und
am
Ende
der
Platte,
unternimmt
der
Hörer
eine
Gefühlsreise
in
die
neue
Klangwelt
einer
polnischen
Rockband,
die
unüberhörbar
Facetten
heimischer
Folklore
in
ihre
Musik
einfließen
lässt.
Diese
Stilistik
geben
die
SKALDEN
mit
den
nachfolgenden
Alben
„Ty“
(1971)
und
„Krywan,
Krywan“
(1972)
Stück
für
Stück
wieder
auf,
obgleich
die
Titelsuite
„Krywan,
Krywan“
den
Hörer
für
eine
ganze
Album-Seite
mit
genau
diesen
komplexen
Klangstrukturen,
im
Verbund
mit
Folk-Anleihen,
zu
begeistern
vermag.
Das
1970er
Album
aber
offenbart
jenes
instrumentale
Potential
der
Skalden,
in
filigran
geschliffenen
und
komplexen
Strukturen
mit
Folk-Einflüssen
zu
musizieren, das sie leider nie wieder derart konsequent abrufen werden.
BLUE EFFECT – „Nova Synteza“
, CSSR, Panton 1971
Der
tschechische
Gitarrist
Radim
Hladik
war
Zeit
seines
Lebens
ein
Suchender.
Schon
mit
15
Jahren
stand
er
auf
einer
Bühne,
wurde
1966
Gitarrist
der
legendären
Matadors
und
spielte
ab
1968
bei
Blue
Effect.
Nach
dem
Album
„Kingdom
Of
Life“
(1970)
veröffentlichte
die
Band
mit
Radim
Hladik
und
dem
Radio-Jazz-Orchester
der
CSSR
im
Jahr
1971
das
Experimental-Fusions-Album
„Nova
Synteza“
(Neue
Synthesen),
das
als
ein
Höhepunkt
seines
Suchens
nach
neuen
Ausdrucksformen
im
Spannungsfeld
zwischen
Jazz,
Rock
und
Bigband-Sound
gewertet
werden
darf.
Die
Live-Session
ist,
inspiriert
von
der
Zusammenarbeit
mit
der
Band
JAZZ
Q,
eine
einzige
Explosion
musikalischer
Vielfalt
und
Spielfreude
ohne
Zwänge
und
Grenzen
bis
hin
zum
Free-Jazz.
Die
Stücke
haben
alle
Überlänge,
bei
denen
sich
der
Gitarrist
austoben
kann,
während
das
Orchester
ihn
immer
wieder
mit
eigenständigen
Beiträgen
einer
Bläsersektion
ergänzt
und
auf
neue
Wege
lockt.
Vielleicht
klingt
diese
Musik
bis
heute
genau
deshalb
so
homogen
und,
trotz
der
Ausflüge
in
Richtung
Jazz,
äußerst
unkonventionell
und
ungemein
populär.
Ein
Paradebeispiel
und
Lehrstück
für
scheinbar
grenzenloses progressives miteinander Musizieren, der 1974 mit „Nova Synteza 2“ ein zweites Kapitel nachgereicht wird.
EAST – „Hüseg“,
Ungarn, Start 1982
Auch
in
Ungarn
zelebrierte
man
Art-Rock!
Während
in
England
der
Punk
die
bombastischen
Strukturen
in
der
Rockmusik
aufzubrechen
begann,
spielte
in
Ungarn,
ähnlich
wie
Marillion
in
England,
die
Band
EAST
ihr
Album
„Hüseg“
(Vertrauen)
als
Art-Rock-Opus
ein.
Dieses
zweite
Album
von
EAST,
das
vor
Leidenschaft
und
sinfonischem
Pathos
nur
so
strotzt,
markiert
zugleich
den
Höhepunkt
im
Schaffen
der
ungarischen
Art-Rocker.
Hier
basiert
der
sinfonisch-progressive
Ansatz
auf
eingängig
und
opulent
ausgestalteten
Melodien,
in
die
hinein
eine
rockige
Gitarre
dosierte
Glanzpunkte
setzt.
Den
Gesang
in
ungarischer
Sprache
empfindet
man
eher
als
einen
zusätzlichen
Klang,
denn
als
unverständliche
Lyrik.
Durch
die
einzelnen
Kompositionen
ziehen
sich
dynamische
Klangstrukturen,
die
das
Album
zu
einem
besonderen
Erlebnis
in
Zeiten
rock-musikalischer
Umbrüche
küren
und
einen
eigenständigen
Eindruck
hinterlassen.
Auf
diese
Weise
hebt
sich
„Hüseg“ mit seinem künstlerischen Flair bis heute wohltuend von denen der meisten etablierten Bands in Ungarn ab.
BREAKOUT – „70a“
, Polen, Muza 1970
In
der
zweiten
Jahreshälfte
1969
aufgenommen
und
im
Februar
1970
veröffentlicht,
dokumentiert
das
Album
„70a“
von
Breakout,
wie
kaum
ein
anderes,
den
Aufbruch
des
Blues
in
Polen
hin
zur
Fusion
mit
Elementen
des
Jazz
in
seiner
polnischen
Spielweise.
Der
Blues-Gitarrist
Tadeusz
Nalepa
spielte
Blues
ohne
jeden
Schnörkel,
er
kombinierte
ihn
genreübergreifend
mit
Solotupfern
von
Saxophon,
Flöte
und
Piano.
Nalepa
experimentierte
mit
Boogie
ebenso,
wie
mit
Jazz-
und
Rock-Facetten,
die
er
miteinander
zu
verschmelzen
suchte.
Auf
diese
Weise
wurde
„70a“
zum
Wegweiser
für
andere
Künstler
Polens,
die
eingefahrenen
Gleise
zu
verlassen.
Dazu
trägt
auch
das
Spiel
des
damals
noch
unbekannten
Bassisten
Josef
Skrzek
bei,
der
nach
diesem
Album
Breakout
verließ,
um
seinen
eigenen
Weg
mit
Niemen
und
später
mit
dem
Trio
SBB
zu
finden.
Die
instrumentale
Finesse
der
Platte
kann
den
Größen
jener
Zeit,
von
Fleetwood
Mac
bis
zu
den
Yardbirds,
in
Sachen
Qualität
und
Ideenreichtum
locker
standhalten.
Die
Gestaltung
des
Covers,
für
damalige
Verhältnisse
fast
schon
revolutionär,
zeigt
die
Band
in
einer
geöffneten
Konservendose.
Die
Parallele
zum
spanischen
LP-
Cover
von
„Sticky
Fingers“
der
Rolling
Stones
ist
kaum
zu
übersehen
und
fällt
auf.
Dumm
nur,
dass
„Sticky
Fingers“
erst
ein
ganzes
Jahr
später
erschien.
Wie
auch
immer,
die
Platte
„70a“
war
damals
der
Zeit
weit
voraus
und
läutete
eine
Reihe
fantastischer
Alben
von
Breakout
und
Tadeusz
Nalepa
ein,
die
noch
fünf
Dekaden
später
mit
exzellenter
Musik
zu
begeistern vermögen.
,