Thomas Natschinski - 60. Geburtstag in der WABE
25.10.2007
England
ist
das
Mutterland
des
Beat,
wie
man
diese
neue
und
laute
Musik
zu
Beginn
der
60iger
Jahre
des
vergangenen
Jahrhunderts
nannte.
Aus
frustrierten
wilden
jugendlichen
Musikern
wurden
Bands
wie
die
Beatles,
die
Rolling
Stones
und
letztlich
eine
Heerschar
von
neuen
Beat-Gruppen
und
jungen
Blues-Bands.
Das
alles
gipfelte
in
der
Beatlemania,
einer
Begeisterungswelle,
die
sich
rasend
schnell
in
andere
Länder
fortsetzte.
Da
halfen
auch
kein
Stacheldraht,
keine
Mauern
oder
Grenzkontrollen.
Die
Jugend
wollte
diese
Musik
und
ihre
eigenen
Stars.
Deshalb
gründeten
sich
in
Ungarn
Omega
und
Illes,
in
Polen
formierten
sich
die
Roten
Gitarren
und
die
Gruppe
Olympic
in
der
CSSR.
In
der
DDR
spielten
die
Sputniks
den
neuen
„modernen
Gitarrensound“
und
im
Herbst
1964
wurde
von
zwei
Schulfreunden
in
Berlin
das
TEAM
4
gegründet.
Diese
Beat-Guppe
sang
ihre
Lieder,
nach
dem
Vorbild
der
Beatles,
jedoch
in
deutscher
Sprache.
Das
war
neu
und
lange
bevor
sich
andere
Deutsche
diese
„Neuerung“
zu
Eigen
machten.
In
Ungarn,
in
Polen
und
in
der
CSSR
sangen
viele
Bands
schon
längst
in
ihrer
eigenen
Muttersprache.
Thomas
Natschinski,
1947
geboren,
war
der
ideenreiche
Komponist
und
die
treibende
Kraft
der
neuen
Gruppe
im
Berlin
der
DDR,
mit
der
er
deutsche
Rockgeschichte schrieb, und Hartmut König ihr (noch unbekümmerter) Texter.
Eine
der
ersten
Singles,
die
ich
mir
jemals
selbst
kaufte,
war
das
„Lied
von
den
Träumen“,
eine
noch
zaghafte
Ballade
von
TEAM
4,
die
aber
den
werdenden
Lieder-Komponisten
THOMAS
NATSCHINSKI
bereits
ziemlich
deutlich
vorzeichnete.
Von
diesem
frühen
Song
bis
zur
„Mütze
voller
Träume“
(1995)
spannt
sich
ein
weiter
Bogen
kompositorischer
Aktivitäten
sowie
ein
abwechslungsreiches
Leben
als
Musiker,
bis
hin
zu
„Weit,
weit
und
wild“
(2007),
meinem
vorläufig
letzten
Kauf.
Es
ist
auch
das
Jahr,
in
dem
THOMAS
NATSCHINSKI
seinen
60.
Geburtstag
feiert
und
er
begeht
das
Ereignis
live,
wie
es
sich
für
einen
Musikanten
gehört.
An
diesem
Tag
feiern
Musikerkollegen,
Freunde
und
Fans mit ihm gemeinsam und sie verneigen sich im Angesicht seiner (bisherigen) Lebensleistung.
Der
Ort
des
Geschehens,
die
Berliner
WABE,
ist
an
diesem
25.
Oktober
2007
restlos
ausverkauft.
Im
Foyer
stehen
dicht
gedrängt
viele
mir
bekannte
und
auch
unbekannte
Gäste,
um
Thomas
Natschinski
die
Hand
zu
reichen
und
ein
Konzertereignis
zu
erleben,
das
ihm
Freunde
und
Wegbegleiter
für
diesen
Ehrentag
geschenkt
haben.
Im
Gedränge
erkenne
ich
Jürgen
Walther,
der
zu
Oktoberklub-Zeiten
noch
Jürgen
Pippig
hieß.
Ich
begegne
nach
mehr
als
30
Jahren
Ingo
Koster
wieder,
die
Gesangsstimme
der
„Mokka-Milch-Eisbar“.
Mir
laufen
Claudius
Dreilich
von
KARAT
und
Heinz-
Jürgen
„Gotte“
Gottschalk
im
Gedränge
über
den
Weg.
Sie
alle
wollen
dem
Jubilar
die
Hände
schütteln,
ihm
gratulieren
und
einige
ihm
Blümchen
sowie
kleine
Geschenke
überreichen.
Nach
so
vielen
Jahren
stehe
ich,
ziemlich
ungeübt
und
sehr
aufgeregt,
in
dieser
Menschentraube
und
freue
mich,
dass
mein
Freund
und
Langzeitkumpel
Hans-Georg
mit
mir
nach
Berlin
gefahren
ist,
um
diesen
Abend
gemeinsam
zu
verbringen.
Zum
ersten
Mal
treffe
ich
hier
auch
auf
Tammi,
eine Bekanntschaft aus den Weiten des Internets.
Wir
alle
wollen
das
einmalige
Konzert
erleben,
mit
vielen
Künstlern,
die
sich
für
diesen
einen
Abend
als
eine
Natschinski
-
Band
fühlen.
Ein
alter
„Shuffle-Blues“,
getragen
von
einer
treibenden
Bass-Figur,
von
Jäcki
Reznicek
gespielt,
eröffnet
das
Konzert.
Die
anderen
Bandmitglieder
steigen
ein.
Ja,
so
klang
es
damals
in
mono
aus
den
alten
Röhrenradios
in
unsere
Wohnzimmer
hinein.
Mit
dem
zweiten
Lied,
dem
Titelsong
von
Natschinski’s
neuer
Scheibe
„Weit,
weit
und
wild“,
gelingt
dann
der
Zeitsprung
ins
Hier
und
Heute
mühelos.
Als
Gaby
Rückert
auf
die
Bühne
kommt,
um
gemeinsam
mit
Thomas
und
Ingo
Koster
„Berührung“
zu
singen,
kocht
der
Saal
und
ich
meine
sogar,
bei
dem
einen
oder
anderen
oben
auf
der
Bühne
auch
eine
Träne
entdeckt
zu
haben.
Später
wird
mir
Gaby
sagen,
dass
sie
meine
auch
gesehen
hat.
Ein
gutes
Gefühl
ist
es,
nicht
nur
die
Musik
und
Erinnerungen
zu
teilen,
sondern
auch
die
Emotionen.
Es
folgen
nun
Klassiker
auf
Klassiker:
Veronika
Fischer
singt
„Komm,
Vogel
komm“,
Jürgen
Walther
spielt
für
uns
„Clown
sein“,
Ingo
Koster
singt
von
der
„Mokka-Milch-Eisbar“
und
Gaby
Rückert
ihr
„Teil
mit
mir“.
Eigens
für
diesen
besonderen
Tag
hat
Thomas
Kurzhals
für
drei
Keyboarder
das
Stück
„TNTK“
geschrieben,
das
heute
seine
Uraufführung
erlebt.
Ein
feines
Stückchen
Jazz-Rock,
dem
es
vom
Sound
her
tatsächlich
gelingt,
den
Bogen
zu
alten
Tagen
der
Stern
Combo
Meissen
zu schlagen.
Es
folgt
filigrane
Gitarrenkunst
aus
einem
„imaginären
Film“,
gespielt
von
Bernd
Römer,
und
aus
der
internationalen
Kiste
„While
My
Guitar
Gently
Weeps“
von
George
Harrison.
Weil
„Gotte“
und
Römer,
einst
gemeinsam
bei
der
Horst
Krüger
Band,
aufeinander
treffen,
muss
die
schöne
„Tagesreise“
auch
angestimmt
werden
und
als
die
stimmgewaltige
Angelika
Weiz
danach
die
Bühne
betritt,
bekommen
wir
kraftvollen
Blues
auf
die
Ohren,
der
letztlich
in
einen
Gospelgesang
von
„Happy
Birthday“
mündet.
Auf
der
Bühne
dominiert
Partystimmung
pur
und
wir
davor
feiern,
emotionsgeladen und in unseren Erinnerungen schwelgend, mit. Das sind wundervolle Momente!
„Und
ich
liebe
Dich“
ist
eines
der
schönsten
Liebeslieder
von
Karat.
Gemeinsam
mit
Claudius
Dreilich
intoniert
Thomas
Natschinski
diesen
Song
und
erinnert
damit
gleichzeitig
an
den
verstorbenen
Sänger
von
Karat.
Meine
ganz
persönlichen
Höhepunkte
aber
sind
zwei
Stücke,
die
mich
an
meine
Jugendzeit
erinnern.
An
die
Zeit,
als
der
Besitz
einer
Gitarre
für
einen
Jungen
genau
so
bedeutungsvoll
war,
wie
heute
das
Flirten
via
SMS.
Extra
dafür
aus
London
angereist,
singt
John
Knepler
aus
Team
4
–
Zeiten
die
alte
Stones-Nummer
„You
Better
Move
On“
und
Martin
Just
schenkt
uns
eine
der
ersten
Singles
von
Team
4
„Als
Du
von
mir
gingst“
in
der
Live-Version.
Mein
Langzeitgedächtnis
schaltet
von
„stand
by“
auf
„action“
und
ich
kann
wieder
die
Texte
von
beiden
Songs
mitsingen.
Hey,
was
für
tolle
Zeiten
wir
doch
erleben
durften!
Für
diesen
einen
Augenblick
fühlen
sich
die
vergangenen
40
Jahre
meines
Lebens
an,
als
wären
sie
nie
wirklich
vergangen.
Musik
macht’s
möglich
und
die
Lieder
an
diesem
Abend
fühlen
sich
wirklich
an
wie
der
Soundtrack
einer
Generation,
die
in
der
DDR
aufgewachsen
ist
und
gemeinsam
viel
Musik
gehört
und
gelebt
hat.
Bei
so
vielen
Musikern
aus
jenen
Tagen
ist
das
kein
Wunder.
Nur
einen
vermisse
ich:
Gerrit
Gräfe,
den
damaligen
Schlagzeuger
von
TEAM
4.
Mit dessen Unterschrift wären alle auf meinen Single- und LP-Cover vollständig vertreten.
Nicht
ganz
zufällig
gewählt
scheint
mir
der
letzte
Song
für
dieses
besondere
Konzert.
Alle
gemeinsam,
einschließlich
dem
anwesenden
Publikum,
singen
wir
die
alte
Beatles-Nummer:
„Hey
Jude
(don’t
make
it
bad,
take
a
sad
song
and
make
it
better
)“!
Ein
Moment
der
ganz
großen
Emotionen,
ein
Moment,
in
dem
jeder
spürt,
wie
man
ihn
festhalten
möchte,
ganz
für
sich
allein.
Faszination
des
Augenblicks,
zu
dem
Faust
schon
mal
meinte,
er
möge
verweilen,
weil
er
so
schön
ist.
Und
damit
das
Erinnern
in
den
kommenden
Jahren
auch
noch
leicht
fallen
möge,
haben
die
netten
Musiker
vorn an der Bühnenkante ein paar kleine Souvenirs liegen gelassen. Hurra, auch ich hab’ mir eine Set-List „gemobst“!
Als
das
Konzert
beendet
ist,
beginnt
der
Abend:
Gespräche,
Erinnerungen,
Autogramme
und
Fotos,
so
alt,
wie
deren
Besitzer.
Detlev
Haack
habe
ich
nur
Dank
der
Hilfe
von
Ingo
Koster
wiedererkannt.
Auf
ganz
engen
Raum
tummelt
sich
DDR-Rockgeschichte
in
Person
und
zum
Berühren
nahe.
Einmaligkeit,
die
so
wohl
nicht
wieder
zu
haben
sein
wird.
Schade?
Vielleicht.
Für
mich
ist
wichtig,
dieses
Ereignis
miterlebt
zu
haben,
dabei
gewesen
zu
sein.
Mehr
kann
Fan
doch
wirklich nicht haben, nur möchte ich diese Art von Konzertfeierlichkeiten öfter erleben.