Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
MTS - Schmitt’s Super Stars im Club Passage, Dresden 21.04.2012 Die Geschichte von Melzer, Treichel & Schmitt, alias MTS , ist lang, mit Anekdoten, Humor und vielen kleinen Liedern gespickt sowie außerdem eine Erfolgsgeschichte wider den Stumpfsinn, der gehobenen Heiterkeit eine Chance gebend oder so. Trotz einiger Metamorphosen, bei MTS gab es immer mal wieder andere Konstellationen, blieben die Herren um Tommy stets sich selbst, und damit ihrem Publikum, treu. Auch ich durfte die Spaß-Kapelle schon auf meiner Bühne begrüßen ( HIER ). Mit dem leidvollen leisen Abschied von HERBERT TREICHEL, am 3. Oktober 2011, endete eine lange Freundschaft sowie ein gemeinsamer Weg auf den Bühnen und ein neues Kapitel, so wollte es auch Herbert, wurde aufgeschlagen. Mit Frank Sültemeyer ist nun einer dabei, der dennoch kein Neuer ist und deshalb heißt das Programm „Weiter!“. Alles andere hätten auch die Fans nicht gewollt und THOMAS SCHMITT fand vor dem Beginn in Dresden dafür die passenden Worte, ehe die Lustigkeit keine Grenzen mehr kannte. - Immer wieder hatte ich mir vorgenommen, die besuchst du bald wieder einmal, weil ich die Wortspiele und den hinter- fein-sinnigen Humor mag, der nicht so daher gepoltert kommt und auf eine Gürtellinie verzichten kann, weil er nicht nach unten in den Gully gerichtet ist. Immer wieder hatte ich dieses Vorhaben verschoben, weil ich „Ausverkauft!“ las oder der Termin nicht passte. Immer wieder und ich hab’ mir nie etwas dabei gedacht. Als ich einen kleinen Nachruf für Herbert schrieb, tat ich es innerlich hilflos, denn „immer wieder“ war als Chance vertan. Scheiße, aber vielleicht haben „die da oben“ einen wie Herbert zum Musizieren gebraucht. Nun ist es draußen endlich wieder Frühling, die Natur startet neu durch und deshalb muss ich einfach meinen silbernen Blechfreund satteln und mit ihm in Richtung Dresden ausreiten. Quer durch die Felder und Wiesen, Autobahnauffahrt, Baustelle und dann der Blick in das Tal, das man einst das der „Ahnungslosen“ nannte. Den Club Passage in Gorbitz kann ich inzwischen auch ohne Hilfe finden. Endlich mal wieder MTS - Mut, Tatendrang und haufenweise Schönheit - schließlich bin ich heute auch da. Wer kann sich noch an Dr. Hook & The Medicine Show und deren „Cover Of The Rolling Stone“ erinnern? Mit ihrer Version vom „Titel - Bild“ eröffnet MTS den bunten Liederreigen und das auch gleich auf sehr beschwingte Weise, in den Hüften wiegend, sowie mit einem knackigen Gitarrensolo, dem im Original nicht ganz unähnlich. Es war nicht anders zu erwarten! Auch „Tropft alledem“ oder auch „Klecker“ genannt, von der 98-er Ausgabe „Radio M.T.S.“, schlägt in die gleiche Kerbe rein. Spätestens als dann MIKE SCHAFMEIER, stilvoll stehend und mit wichtigen Ausdruck im Gesicht, über seine „Wünsche“ fabuliert, sich zum Beispiel mal von Karl Lagerfeld „die Hose säumen zu lassen“, haben die ersten Reihen bereits Tränen in den Augen und danach weiß auch jeder anwesende Mann, was eigentlich wichtig ist im Leben. Die aktuälteste Varinate der „10 bösen Autofahrer“, einer der Alt-Hits der Sängergemeinschaft, kommt an diesem Abend als die „10 Schüler“ daher, von deren Mühsal im Schulalltag die Melodei dem Hörer Kunde tut. Ich kriege mich bald nicht mehr ein, weil das live natürlich noch immer einen Zacken schärfer um die Ecke kommt, was auch der „Heinz des Jahres“ in Gestalt von MIKE einklangvoll von der Bühne jubelt: „Heinz, zwei drei! Jippijeh!“ - MTS ist nämlich auch ’ne „Kauntry – Bänd“. Ein ganz besonderer Leckerbissen und angenehme Erinnerung an den Berliner Liedermacher Ulrich Roski erklingt mit „Maria“, der in seinen Liedern, ähnlich wie MTS auch, die kleinen Widrigkeiten des Alltags mit viel Witz und Humor auf die Schippe nahm. Das Lied höre ich von MTS zum ersten Mal. Danach gibt’s eine Schippe voller Limericks von der Bühne, die von unten mit Lachsalven der Herren sowie lauten Kichern der anwesenden Damen beantwortet wird. Ganz viele Minuten später und nachdem die Herren „Ein Pferd wie du und ich“ vor- und in den Stall geführt und außerdem ein Minne-Lied vom „Wahren Ritter“ gesungen haben, gibt es noch mal eins auf die Zwerchfelle. Die zweite Schippe Limericks gilt der Politik und deren Geschwafel. Ich kann mich beim Lachen nicht mehr halten, aber was noch viel schlimmer ist, keiner dieser einmaligen Sprüche ist mir im Gedächtnis haften geblieben. Ihr werdet wohl selbst einmal zu einem dieser Abende mit MTS gehen müssen…. dann werdet ihr erleben, wie abwechslungsreich die musikalische Wortmedizin verabreicht wird. FRANK SÜLTEMEYER klampft nämlich nicht nur hervorragend auf den sechs Saiten seiner schwarzen Gitarre, sondern er schafft zudem auch ein feines Spiel auf den Tasten eines alten Klaviers, was da zufällig auf der Bühne steht. Das bringt zusätzlichen Schwung auf’s Podium und eröffnet neue Möglichkeiten. Zum Beispiel die, den „Zickenschulze aus Bernau“ des Schauspielers und Komikers Fredy Sieg, ein Lied, das mindestens ebenso bekannt ist, wie der „Überzieher“ von Otto Reutter, mit Klavierbegleitung in das Programm aufzunehmen. Auch dies scheint eine neue Facette bei MTS zu sein und passt, wie ich finde, prima zu den drei Berliner Musikanten, wenn sie dem Leben und den Typen darin mit ihrem ganz speziellen Blick auf die Finger schauen. Über den Abend jagt ein Gag den nächsten, ein Wortspiel löst die nächste Wortschöpfung ab und oft genug kommt man mit dem Lachen nicht so schnell hinterher, weil zwischendurch auch so manche wahre Boshaftigkeit zwischen Alltag, Arbeitswelt und Politik versteckt ist. Eine dieser Geschichten, die erst auf der nächsten CD auch käuflich zu erwerben sein wird, ist „Thank You For Travelling (with the Deutschen Bahn)“. Zwar sind wir alle zum Mitschunkeln aufgefordert, aber keiner, der in den Reihen sitzt, ist dazu in der Lage oder schafft es, zu klatschen. Wir brüllen, klopfen uns auf die Schenkel und nicken oft auch mit dem Kopf, weil man das Leid der „Grube-Mitarbeiter“ aus der eigenen Privatsphäre kennt. Der nächste Hit von MTS ist also der von der „Gruben-Bahn“ - ganz sicher! Klar gibt’s „Tamara“ und eine Nachhilfestunde in Russisch für die Jüngeren sowie eine zur Wiederholung für die schon wieder Halbkundigen. Und schlussendlich singen wir gemeinsam sowie textsicher die Moritat vom „Letzten Kunden“ und seinem Nachhauseweg (gegen die Uhr). Wir lauschen dem “letzten Satz“ von Mike über mehr als fünf Minuten, bestaunen seine Wetterfühligkeit und auch, wie sein Hausarzt sie deutet. In Zukunft brauche auch ich die Wetterfrösche nicht mehr, denn vieles kommt mir sehr bekannt vor und meistens stimmt es ja auch. Das neue MTS - Gespann heißt Schmitt, Schafmeier & Sültemeyer. Drei Mal ein rundes „S“ am Anfang und nun könnt ihr Euch selbst neue Deutungen basteln. Mir ist, als hätte ich Schmitti’s Super Stars erlebt und solange mir keiner eine bessere Idee präsentiert, gilt meine. Die drei haben mich mit ihrer Wort- und Liedakrobatik durchgerüttelt, mich mobilisiert und mit einem feinen Lächeln auf den Lippen wieder auf den Heimweg geschickt. Besser kann es der Therapeut auch nicht, der kostet höchstens mehr. Spart euch also die Praxisgebühr, legt ein paar Münzen drauf und trefft euch bald mit euren Freunden bei MTS , egal welcher ärztliche Zappel - Philipp der nächste Wirtschaftsminister sein wird. MTS wird sie alle überleben oder sie für uns weglachen.