Liese, Manu, Antje & Tina - Mona Lise in Plessa
10.11.1982
Unsere
kleine
Gemeinschaft
hatte
fünf
Jahre
lang,
zunächst
im
Gesellschaftshaus
„Hoppenz“
von
Elsterwerda,
dann
im
Kulturhaus
Plessa,
Rock-Konzerte
veranstaltet.
Jedes
Jahr,
von
1977
bis
1982,
jeweils
drei
Konzerte
im
Frühjahr
sowie
drei
weitere
im
Herbst.
Manchmal
auch
noch
ein
weiteres
zwischendurch
im
Sommer.
Das
waren
nach
fünf
Jahren
ROCK
–
MIX
mehr
als
30
Konzerte
kreuz
und
quer
durch
die
damalige
Szene
und
meist
an
unseren
eigenen
Wünschen
ausgerichtet.
Nur
selten,
wie
im
Falle
von
Brigitte
Stefan
&
Meridian,
gaben
wir
uns
dem
Zeitgeist
und
Kommerz
geschlagen,
doch
auch
das
waren
unvergessliche
Erfahrungen.
Danach
sollte
Schluss
sein
mit
ROCK-MIX
und
das
Projekt
ELSTER–ROCK
sollte
mit
anderen
Partnerschaften
und
einem
veränderten
Konzept
neu
starten.
Das
war
im
Herbst
1982
und
die
Partner
erwiesen
sich eher als Mitläufer, denn kreative Partner.
Für
eines
dieser
letzten
Konzerte
von
ELSTER
–
ROCK
im
November
1982
hatten
wir
uns
PANKOW
gewünscht
und
letztlich
nach
mehreren
Telefonaten
mit
Wolfgang
„Schubi“
Schubert,
dem
damaligen
Manager,
die
Sache
unter
Dach
und
Fach.
Was
wir
nicht
wussten
und
auch
nicht
ahnen
konnten,
stellte
sich
erst
am
Tage
des
Konzerts
heraus
und
erwies
sich
im
Rückblick
als
seltener
Glücksfall.
„Schubi“
hatte
uns
still
und
heimlich
die
vor
einem
halben
Jahr
aus
den
Resten
der
unbekannten
Frauenband
FEMINI
neu
formierte
Damen
–
Rockband
MONA
LISE
„untergejubelt“,
um
die
vier
Ladies
dem
Live-Publikum
zu
präsentieren.
Danach
war
uns
klar,
dass
wir
derartige
Doppelkonzerte
kaum
würden
wiederholen
können.
Irgendwie
war
auf
diese
Weise
auch
ein
Punkt
erreicht,
von
dem
ab
uns
keine
weiteren
Steigerungen
mehr
möglich
schienen.
Doch
zunächst
kam
uns
das
nicht
in
den
Sinn
und
wir
freuten
uns
an
diesem
Tag
auf
gleich
zwei
Bands:
MONA
LISE und PANKOW im Doppelpack.
Am
späten
Nachmittag
rollte
die
Technik
an
und
alles
begann,
wie
üblich
und
gewohnt.
Der
LKW
wurde
entladen,
die
schweren
PA-Boxen
und
haufenweise
Kabel
in
den
ersten
Stock
gebuckelt,
denn
der
Saal
dieses
Hauses
liegt
eine
ganze
Treppenlänge
über
dem
Eingangsportal.
Die
Musiker
kamen
und
unter
ihnen
auch
die
vier
Ladies
von
Mona
Lise.
Allen
voran
und
mit
feuerroten
Haaren
Lieselotte
„Liese“
Reznicek
und
dann
Tina
mit
der
blonden
Lockenpracht.
Wir
würden
an
diesen
Abend
zwei
Bands
auf
der
Bühne
haben
–
Überraschung
für
uns
und
das
Publikum.
Das
ist
sicher
auch
ein
Grund,
weshalb
mir
dieses
Konzert
bis
heute
im
Gedächtnis
haften
geblieben
ist.
Zu
jenem
Zeitpunkt
war
die
Band
MONA
LISE
wohl
nur
Eingeweihten
bekannt
und
auch
ich
kannte
aus
den
Sendungen
von
DT64
nur
ihren
Song
„Tina“
und
sonst
nicht
viel
mehr,
außer
dem,
was
sparsam
im
„Neuen
Leben“
und
der
„Melodie
&
Rhythmus“
geschrieben
stand.
Doch
das
würde
sich an diesem Abend ändern.
Als
die
ersten
Besucher
in
den
Saal
strömten,
erblickten
sie
auf
der
abgedunkelten
Bühne
seltsames.
Zwischen
den
PA-
Boxen
links
und
rechts
am
Bühnenrand
verschwand
das
Instrumentarium,
das
man
normalerweise
auf
den
Brettern
vermutet,
zwischen
kalt
aufragenden
Wänden,
die
mit
Silberpapier
verkleidet
waren
und
das
spärliche
Licht
gespenstisch
in
den
Saal
spiegelten.
Inmitten
dieser
metallisch
wirkenden
Klappwände
stand
ein
Schlagzeug
und
davor
an
der
Bühnenkante
ein
Keyboard
auf
seinen
Stelzen.
Diese
karge
Bühnendekoration
würde
später
die
Kulisse
für
das
Rockspektakel
vom
„Paule
Panke“
mit
Pankow
abgeben.
Das
Keyboard
an
der
Kante
würde
verschwinden
und
statt
dessen
ein
altes
klappriges
Bettgestell
dort
stehen.
Das
ist
jedoch
wieder
eine
ganz
andere
Geschichte
und
auch
noch
wert,
erzählt
bzw.
aufgeschrieben zu werden.
Ehe
uns
aber
Pankow
einheizen
konnten,
standen
vier
Damen
auf
der
Bühne,
optisch
zwischen
„Rockerbraut“
und
NDW-
Göre
angesiedelt,
und
überraschten
das
Publikum
mit
frischen
Tönen
und
frechen
Texten,
so
wie
sie
damals
als
„Neue
Deutsche
Welle“
über
ganz
Europa
hinweg
schwappten.
Dem
Trend
der
Zeit
folgend,
klang
die
Musik
der
„Lisen“
aus
Berlin
rotzig
und
frech.
Kratzende
Gitarrenakkorde
mit
abgehackten
Pianotupfern
kombiniert
und
darunter
ein
harter
und
direkter
Beat
vom
Schlagzeug.
Jedoch
das
wirkliche
Markenzeichen
war
die
helle
Stimme
der
Sängerin
Lieselotte
„Liese“
Reznicek,
die
gleich
mit
dem
ersten
Lied
ein
„Hallo
Süßer“
in
den
Saal
schmetterte.
Dabei
stand
sie,
mit
einem
kessen
Mini-Rock
bekleidet,
hinter
ihren
Tasten
direkt
vorn
an
der
Bühnenkante.
Die
Mischung
aus
Beat
und
Reggae
kam
vor
allem
bei
den
vielen
jüngeren
Konzertbesuchern
gut
an,
während
sich
die
„reiferen“
Jahrgänge,
die
eher
auf
Pankow
warteten,
noch
zurück
hielten.
Diese
Show,
vier
junge
Damen
auf
einer
Bühne
rockend
zu
erleben,
hat
damals
vielen
richtig
Spaß
gemacht
und
es
gab
sogar
einige,
die
zu
den
Klängen
von
„Das
läßt
mich
kalt“
in
den
Seitengängen
tanzten
und
ihrem
Bewegungsdrang
freien
Lauf
ließen.
Der
Song
war
eine
richtig
tolle
Pop-Nummer
und
„Liese“
hatte
sich
diese
Melodie
selbst
und
ihrer
hellen
Stimme
quasi
auf
den
Leib
geschneidert.
Auch
„Sommernacht“
war
eines
der
Lieder,
an
das
ich
mich
gut
erinnern kann.
Der
Auftritt
von
Mona
Lise
als
Support,
wie
man
heute
sagen
würde,
dauerte
leider
nicht
sehr
lange,
aber
ohne
den
damaligen
Hit
von
der
„superdürren
Tina“,
kamen
sie
natürlich
nicht
von
der
Bühne.
Das
ist
wahrscheinlich
bis
heute
der
Song,
den
man
sofort
mit
dieser
Frauen
–
Rockband
in
Verbindung
bringt.
Das
Lied
ist
der
blonden
(Chris)Tina
Powileit
gewidmet,
die
bei
Mona
Lise
am
Schlagzeug
saß
und,
schlank
und
durchtrainiert,
wie
wild
auf
die
Felle
und
Becken
einschlug.
Ihr
zur
Seite
am
rechten
Bühnenrand
die
eher
stille
Antje
Wittösch
am
Bass
und
auf
der
anderen
Seite
ließ
Manuela
Rehberg
die
Gitarrensaiten
krachen.
Wir
hatten
das
große
Glück,
durch
das
engagierte
Handeln
des
Pankow
–
Managers
„Schubi“,
diese
Frauenband
in
ihrem
Gründungsjahr
1982
live
auf
der
Bühne
zu
haben.
Damals
waren
sie
frisch,
sehr
direkt
und
wirkten
wie
freche
Gören.
Der
Auftritt
vor
dem
Konzert
von
Pankow
hat
allen
viel
Spaß
gemacht
und
ich
kann
mich
jedenfalls
noch
gut
erinnern,
wie
unbekümmert
die
vier
Ladies
da
vorn
losrockten
und
was
für
eine
tolle
Stimmung
damals
im
Saal
war,
obwohl
die
meisten,
für
mich
bis
heute
unverständlich,
brav
auf
ihren
Stühlen
sitzen
blieben.
Als
nach
nicht
mal
einer
knappen
Stunde
Pankow
auf
die
Bühne
kam,
ahnte
wohl
keiner
von
uns,
dass
wir
Mona
Lise
so
niemals wieder erleben würden.
Die
Karriere
der
Band
setzte
sich,
trotz
mehrerer
Umbesetzungen,
erfolgreich
bis
zum
Ende
der
80er
Jahre
fort.
Die
erste
und
einzige
LP
von
Mona
Lise
erschien
1989,
doch
in
jenen
turbulenten
Zeiten
der
Wendeeuphorie
und
der
Jagd
in
westliche
Plattenläden
ging
das
kleine
Prachtstück
unter,
ohne
wirklich
wahrgenommen
zu
werden.
Zum
damaligen
Zeitpunkt
hatte
sich
„Liese“
Reznicek
schon
entschlossen,
bei
der
Band
„aus-,
statt
abzusteigen“
und
die
Bandbiografie
hatte
mit
dem
Tod
des
Gitarristen
Peter
Scheffler
1988
einen
tragische
Verlust
zu
verschmerzen.
Tina
Powileit,
Michael
Naß
und
Thomas
Hergert
kamen
über
mehrere
Zwischenstationen
mit
der
Musik
von
Gerhard
Gundermann
in
Berührung.
„Die
Wilderer“
des
singenden
Baggerführers
hielt
es
nicht
lange
zusammen
und
so
landeten
die
drei
in
Gundermann’s
Seilschaft,
in
der
sie
lange
gemeinsam
miteinander
musizieren
konnten.
Der
stille
Bassist
der
Seilschaft,
Thomas
Hergert,
starb
im
August
2007
völlig
überraschend.
Diese
Nachricht
erreichte
mich
damals,
während
ich
den
Klängen
von
Omega
an
der
Elbe
in Dresden lauschte.
Die
blonde
Tina
hatte
sich
derweil
erfolgreich
als
„Alleinseglerin“
versucht
und
bis
zum
Tod
von
Gundi
den
Sound
der
Seilschaft
mit
ihrem
effektiven
Spiel
an
den
Drums
geprägt.
Seit
einiger
Zeit
macht
sie
das
auch
in
der
Band
von
Christian
Haase und zum Glück bei der wieder verknüpften Seilschaft ebenfalls. Darüber kann man sich nur freuen.
Nach
dem
Ende
von
Mona
Lise
wollte
die
ehemalige
Frontfrau
der
Band
nichts
mehr
mit
dem
Business
zu
tun
haben.
Das
hat
sie
lange
Zeit
durchgehalten
bis
zu
jenem
Tag,
an
dem
klar
war,
dass
die
Start-
und
Landerouten
des
neuen
Flughafens
südlich
der
Hauptstadt
Berlin
auch
über
ihr
Wohngebiet
am
Rande
vom
Müggelsee
führen
würden.
Da
erwachte
in
ihr,
gleich
vielen
anderen
betroffenen
Bürgern,
der
Widerspruch
und
der
Widerstand,
der
letztlich
auch
in
einem
kleinen
bissigen
Spottlied
für
den
Bürgermeister
Wowereit
mündete,
der
gern
auch
als
Partylöwe
mit
„Stößchen
hier
und
da“
zu
haben
ist
und
dafür
das
direkte
Gespräch
mit
der
Bürgerinitiativen
scheut
und
den
Termin
beim
Bürger
einfach
sausen
lässt.
Dafür
bekam
„WoWi“
den
Titel
eines
„Drückeberger
des
Jahres“
von
den
Akteuren
verliehen
und
die
ließen
es
sich
auch
nicht
nehmen,
ihm
das
mitten
in
Berlin
lautstark
und
zornig
kund
zu
tun.
Wie
bei
manch
anderen
Abgeordneten
auch,
geht
Lobbyarbeit
eben
oftmals
vor
Bürgerinteressen.
Ein
Gläschen
Sekt
mit
einem
Investor
scheint
wichtiger,
als
ein
Gespräch
mit den Bürgern, business as usual.
An
der
flotten
Melodie
mit
dem
Titel
„Herr
Wowereit“
ist
die
„Liese“
nicht
ganz
unbeteiligt
und
ihr
Sohn
Basti,
der
aktuelle
Drummer
von
Silly,
auch
nicht.
Frech
wie
die
„Lisen“
aus
den
80ern
waren,
so
klingt
auch
das
Lied
von
„Herrn
Wowereit“
in
den
Ohren.
Ebenso
hat
es
die
Melodie,
gerichtet
an
„Frau
Bundeskanzlerin“,
die
beide
auf
einer
CD
verewigt
sind,
heftig
in
sich.
Text
und
Komposition
beider
Lieder
stammen
aus
der
Feder
von
Lieselotte
&
Sebastian
Reznicek
und
hätten
das
Zeug,
ein
richtiger
Hit
zu
werden,
wenn
sie
denn
in
die
Medien
gelangen
würden.
Als
Alternative
wird
die
CD
an
Bürger
verteilt,
die
Mut
und
Wut
genug
haben,
um
gemeinsam
mit
der
Friedrichshagener
Bürgerinitiative
sich
den
Mund
nicht
verbieten
zu
lassen
und
auf
die
Straße
zu
gehen.
So
wollen
und
können
sie
zeigen,
dass
Demokratie
aus
dem
Volk
und
nicht
aus
den
Bankkonten
der
Lobbyisten
entspringt.
Mit
tausendfacher
Stimme
sorgen
sie
dafür,
dass
Demokratie
nicht
in
den
Parlamentssitzen
einschlafen
kann.
Dazu
würde
dann
sicher
auch
die
echte
Mona
Lisa
von
Leonardo
da
Vinci
lächelnd
zustimmen,
denke
ich
mir,
und
irgendwo
versteckt
sich
auch
ein
klitzekleiner
Hoffnungsschimmer,
die
„Lisen“,
wenn
Anlass,
Zeit und Ort stimmen, noch einmal für einem kurzen Moment vereint im Rampenlicht zu erleben…
Ein großes Dankeschön an „Liese“ Reznicek für ihre großzügige Unterstützung.
24.02.1012 - Lieselotte bei meiner Buchpremiere in Berlin