Mitch & Wade live in Derenburg – “We Will Survive“
05.06.2017
Klar
habe
ich
als
Kind
gern
Indianer
gespielt.
Meine
kleinen
bunten
Indianerfiguren
eroberten
ein
Ford
der
Weißen,
um
sich
anschließend
wieder
hinter
die
Couch
zurückzuziehen,
wo
der
Wald
so
dicht
war,
dass
sie
nicht
gefunden
werden
konnten.
Später
bauten
wir
uns
selbst
einen
Bogen
und
schossen
mit
ihm
Pfeile
ab,
die
wie
aus
Ästen
schnitzten.
Wir
krochen
durch
feuchtes
Gras,
um
uns
anzuschleichen.
Als
Teenager
las
ich
die
Abenteuer
von
Winnetou,
Old
Shatterhand
und
Old
Surehand,
fühlte
mich
in
deren
Zeit
versetzt
und
eingebunden.
Zu
Beginn
der
1970er
Jahre
wusste
ich
schon
wesentlich
mehr
über
das
tatsächliche
Leben
der
amerikanischen
Ureinwohner
und
die
Musiker
von
REDBONE
spielten
mir
mit
„Wovoka“
und
„We
Were
All
Wounded
At
Wounded
Knee“
den
rockigen
Soundtrack
dazu.
Was
mir
all
die
Jahre
fehlte,
war
eine
Begegnung
mit
einem
echten
Indianer,
einem
der
selbst
vom
Leben
dieser
Menschen
hätte
erzählen
können.
Im
Indianermuseum
von
Derenburg
haben
sich
zwei
Musiker
angekündigt,
Mitch
Walking
Elk
(Cheyenne/Arapaho)
und
Wade
Fernandez
(Menomine),
die
beide
von
indianischer
Herkunft
sind.
Sie
kennen
die
Geschichte ihrer Völker, als auch deren aktuellen Probleme und sie singen davon in ihren eigenen Liedern!
Das
Indianermuseum
befindet
sich
am
Rand
von
Derenburg,
schon
wie
in
die
Felder
geschmiegt.
Die
ehemalige
Verkaufseinrichtung
ist
die
Herzensangelegenheit
von
Esther
und
Thomas
Merbt,
die
beide
ihr
Hobby
zur
Berufung
machten
und
in
dieser
Einrichtung
das
Leben
der
indianischen
Völker
lebendig
werden
lassen
und,
im
ganz
wörtlichen
Sinne,
zum
Anfassen
darstellen.
Hier
finde
ich
meine
Indianer
als
Spielzeug
wieder,
bestaune
ich
„Blauvogel“,
dessen
Abenteuer
ich
als
Schulkind
las,
sehe
das
Bild
von
DEFA-Indianer
Gojko
Mitic
an
der
Wand
und
die
originalen
Belege,
die
die
Merbts
sammelten
und
getauscht
haben.
Das
Museum
ist
eine
kleine
Schatzkiste,
durch
die
man,
wie
durch
ein
Indianerdorf,
gehen
kann.
Während
ich
noch
vor
einer
der
Vitrinen
stehe,
ist
im
Seitenflügel
der
Klang
einer
Flöte
zu
hören. Die musikalische Reise kann beginnen.
Es
ist
wie
ein
instrumentales
Einstimmen.
Der
Klang
der
Flöte
ist
einzigartig
anders
und
die
Melodien
klingen
fremd,
doch
faszinierend.
Ehe
ich
mich
intensiv
darauf
einlassen
kann,
singen
beide
mit
ihren
kräftigen
Stimmen
„They
Run“,
einen
Song,
der
von
den
Ahnen
erzählt.
Sie
singen
von
den
Vorfahren,
die
in
verschiedenen
Gebieten
lebten,
aber
eben
miteinander,
ohne
von
politischen
Grenzen
getrennt
zu
sein.
Beide
singen
uns
den
„Menomine
River“,
die
Seele
des
Menomine-Volkes,
und
wir
erfahren
so
vom
„Indianischen
Garten
Eden“,
wo
die
Seelen
der
Vorfahren
zu
finden
sind.
Wir
hören
auch
davon,
wie
Indianerland
von
rücksichtslosen
Umweltsünden
der
Konzerne
bedroht
ist.
Mich
beeindruckt
einer
der
Gesänge,
die
sie
in
der
aussterbenden
Sprache
der
Menomine
singen.
Dieses
„Wee
Hi
Yooh
Wee“,
oder
so
ähnlich,
klingt
urwüchsig,
kraftvoll
und,
so
mein
ganz
persönlicher
Eindruck,
ein
wenig
trotzig
und
sehr
kämpferisch.
Man meint, den Stolz der Künstler mit den Händen fassen zu können und der Refrain dringt tief bis unter die Haut.
MITCH
WALKING
ELK
singt
mit
seiner
kraftvollen
Stimme
von
„Eagle
Horse“
und
WADE
FERNANDEZ,
der
Virtuose
mit
seiner
Gitarre,
fasziniert
mit
seinen
vom
Blues
inspirierten
Soli.
Was
der
Mann
elegant
und
mit
Leichtigkeit
aus
den
Saiten
zaubert,
deckt
ein
ganzes
Spektrum
zwischen
Eric
Clapton
und
Mark
Knopfler
ab
und
dennoch
klingt
das
alles,
für
meine
Begriffe,
sehr
indianisch,
wenn
beide
„We’ve
Got
To
Make
Our
Future
Today“
singen.
Sie
sitzen
vorn,
im
warmen
Licht
der
untergehenden
Sonne,
und
strahlen
eine
Menge
Optimismus
aus,
wirken
aber
dennoch
ernst
und
kämpferisch,
wenn
sie
ihr
„We
Will
Survive“
intonieren,
das
jedem
anderen
großen
Folk-Song
locker
Paroli
bieten
kann.
Eine
echte
Hymne.
Im
Laufe
des
Abends
greift
Wade
mehrmals
zu
einer
Art
doppelter
Flöte,
deren
Töne
manchem
Lied
eine
besondere
Nuance
verleihen
und
Zeilen
wie
„We’re
not
born
to
die“
bekommen
plötzlich
eine
viel
tiefere
Bedeutung.
Es
ist
faszinierend
zuzuschauen,
wie
er
diese
Flöte
spielt
und
sich
gleichzeitig
mit
der
linken
Griffhand
auf
der
Gitarre
begleitet.
Bei
dieser
Art
Blues
bleibt
so
manchem
die
Gänsehaut
wohl
nicht
erspart.
Dann
folgt
wieder
einer
dieser
mitreißenden
Menomine-Gesänge,
die
uns
in
ihrer
Bedeutung
als
„Thank
You
To
Our
Creator“
angekündigt
werden.
Und
dann
rocken
sie
wieder
mit
„Oh
My
My“
in
der
einstigen
Verkaufshalle
und
die
volle
Hütte
tobt
und
stampft
gemeinsam
beim
„Cheese-Blues“, der uns als „Käsefüße-Blues“ übersetzt wird. Lacher und Schenkelklopfer inklusive.
Zwischen
den
Liedern
erzählen
sie
Geschichten,
sprechen
über
die
Traditionen
ihrer
Völker,
machen
die
Zuhörer
auf
ihre
aktuelle
Situation
aufmerksam
und
auch
darauf,
dass
die
AIM
(American
Indian
Movement),
seit
ihrer
Gründung
1968,
den
Indianern
zu
neuem
Selbstwertgefühl
verhelfen
möchte.
Dessen
Gründer
und
Führer
seines
Volkes,
Dennis
Banks,
hat
MITCH
WALKING
ELK
einen
Song
zu
dessen
80.
Geburtstag,
im
April
dieses
Jahres,
gewidmet.
Mitch
&
Wade
singen
vom
Überleben
in
den
engen
Reservaten,
von
der
Vernichtung
ihrer
Völker
und
der
Zerstörung
der
Umwelt.
Sie
meistern
den
Spagat
zwischen
Rock,
Folk,
Blues
und
indianischen
Klängen
und
begeistern
damit
ihre
Zuhörer.
Nach
fast
drei
Stunden
Musik,
inklusive
einer
kurzen
Pause,
endet
dieser
Abend
wieder
mit
den
Klängen
der
Flöte
von
WADE
FERNANDEZ,
der
spielender
Weise
durch
die
Besucher
zum
Ausgang
geht,
wo
beide
Musiker
ihre
Gäste
nach
draußen
verabschieden.
Was
für
eine
schöne
und
sehr
persönliche
Geste,
die
ich
mir
von
so
manchem
heimischen
Barden
auch
wünschen würde.
Mitch Walking Elk