Mike Seeber Trio – Bluesgewitter in Blankenburg
04.11.2017
(Diese Zeilen widme ich Matthias „Blueser54“ Ziegert (09.07.1954 – 09.06.2016) – Danke „Free Bird“!)
Wurde
man,
so
wie
ich,
in
den
1960er
Jahren
musikalisch
geprägt,
kam
man
zwangsläufig
schon
sehr
früh
mit
den
legendären
Trio-Besetzungen
–
Gitarre,
Bass,
Schlagzeug
–
in
Berührung
und
so
mit
der
kraftvollen
Rockvariante
des
Blues.
Cream,
The
Jimi
Hendrix
Experience
oder
Blue
Cheer
mögen
dafür
als
Beispiele
genügen
und
die
waren
auch
meine
bevorzugten
„Bluesverwender“
im
Rock.
Sie
prägten
mein
Musikverständnis
auf
die
gleiche
Weise,
wie
meine
frühen
heimischen
Helden
auch.
Allen
voran
Jürgen
Kerth,
Hansi
Biebl,
Engerling,
und
natürlich
Stefan
Diestelmann,
die
ich
alle
auch
auf
meiner
Konzertbühne
begrüßen
durfte.
Die
Herren
von
Monokel
und
Jonathan
nicht
zu
vergessen,
die
alle
der
deutschen
Sprache
im
Blues
den
Vorrang
gaben
und
geben.
Den
Polen
Nalepa
möchte
ich
zusätzlich
zu
diesem
Reigen
hinzufügen,
weil
ich
dessen
polnischen
Blues,
von
seiner
ersten
Platte
an,
mochte
und
sie
auch
alle
im
Regal
stehen habe.
Die
Alten,
so
sie
noch
da
sind,
mag
ich
noch
immer.
Jürgen
Kerth
und
Engerling
mit
„Boddi“
begleite
ich
bis
heute
regelmäßig,
wenn
es
sich
ergibt.
Einem
stillen
und
bescheidenen
Unruhegeist
der
Szene
habe
ich
zu
verdanken,
dass
mir
auch
die
junge
Generation
des
(ost)deutschen
Blues
nicht
verborgen
geblieben
ist.
Matthias
„Der
Blueser“
führte
mich
zur
Joris
Hering
Blues
Band
sowie
zu
Lateriser
und
er
machte
mich
auch
auf
einen
gewissen
MIKE
SEEBER
aufmerksam,
dessen
Musik
ich
mir
unbedingt
live
antun
müsse,
meinte
er.
Dem
„Blueser“
hat
der
Ost-Blues
eine
Menge
zu
verdanken,
glaube
ich,
und
es
schmerzt
immer
noch,
diesen
Enthusiasten
nicht
mehr
unter
uns
zu
wissen.
Mit
solchen
Gedanken
im
Hinterkopf
fahre
ich
zum
alten
E-Werk
in
Blankenburg,
um
endlich
auf
das
Power-Trio
von
diesem
MIKE SEEBER zu treffen und mich (vielleicht) überraschen zu lassen.
Das
historische
Gebäude
aus
rotem
Klinker,
direkt
an
der
Bundesstraße
und
quasi
mitten
in
der
Stadt
gelegen,
strahlt
innen
einen
dezenten
Charme
aus.
Es
ist
ein
wenig
eng,
dadurch
auch
gemütlich
und
dennoch
genug
Platz
für
die
Atmosphäre
eines
Rock-Konzerts.
Statt
auf
der
Bühne,
musiziert
man
hier
auf
einem
kniehohen
Podest
und
dadurch
in
Augenhöhe.
Das
schafft
Nähe,
die
ich
nicht
mehr
missen
möchte
und
mich
an
die
Anfangszeiten
in
den
engen
Kneipen
mit
kleinen
Bühnen
erinnert.
Hier
halten
viele
auch
ein
Bier
in
der
Hand,
als
die
drei
Musikanten
vom
MIKE
SEEBER
TRIO
das
Podium
betreten
und
Sekunden
später
den
Power-Blues
von
der
Leine
lassen.
Der
Blues-Mann
ist
wieder
im
Harz, wo in Nordhausen seine Wiege stand und wo in Thüringen noch immer der Blues gefeiert wird.
Wohl
auch
deshalb
ist
heute
sein
Vater
im
Publikum
zu
finden
und
der
darf
miterleben,
wie
sich
dieses
bekannte
Trio
in
zwei
drei
Minuten,
quasi
zum
Aufwärmen,
einspielt.
Ohne
Übergang
wird
daraus
eine
altbekannte
Nummer
von
Jürgen
Kerth.
Es
geht
ein
Ruck
durch
die
Leute
und
mir
huscht
ein
Lächeln
über
das
Gesicht,
so
liebevoll
präsentiert
MIKE
SEEBER
seine
Version
von
„Komm
herein
(und
schließ’
die
Tür
hinter
dir
zu)“.
Ganz
ehrlich,
das
hätte
ich
nicht
erwartet,
aber
es
macht
glücklich,
einen
guten
Bekannten
musikalisch
hier
zu
wissen.
Der
Thüringer
Blues-Meister
Jürgen
Kerth
wird
auch
nicht
der
Einzige
bleiben,
dem
SEEBER
mit
seinem
Spiel
zu
huldigen
weiß.
Bei
ihm
klingt
der
Kerth-Klassiker
nur etwas ruppiger, wirkt kantiger aber zum Hinschmelzen liebevoll inszeniert.
Und
dann
jault
die
Gitarre
laut
auf,
die
Drums
von
TOBIAS
RIDDER
hämmern
und
der
Bassist
PHILIPP
RÖSCH
hüpft
mit
seinem
Instrument
bei
„The
Power
Of
Soul“
voller
Hingabe
über
die
Bretter.
Plötzlich
versteht
auch
wirklich
jeder
im
Raum,
warum
dieses
Trio
als
„Gewitter
am
deutschen
Blueshimmel“
verehrt
wird.
Es
kracht,
es
knallt
und
der
fette
Sound
dringt
in
den
ganzen
Körper,
so
dass
einem
kalt
und
heiß
wird.
Mir
jedenfalls!
Ich
mag
die
Songs
von
Jimi
Hendrix,
noch
dazu,
wenn
sie
glaubhaft
und
überzeugend
von
Könnern,
wie
dieser
Typ
da
einer
ist,
über
die
Rampe
gebracht
werden
und
gar,
wie
bei
„Wind
Cries
Mary“,
in
eine
überzeugende
deutsche
Adaption
verwandelt
werden.
Respekt,
das
hat
richtig
Esprit
und
Charisma.
Seine
eigenen
Songs,
wie
der
deftige
Boogie
„Honey
Mama“,
fügen
sich
in
diese Klassiker nahtlos ein und machen den Gesamteindruck einer virtuos spielenden Band perfekt.
Einige
Gespräche
und
Biere
später
glaube
ich
meinen
Ohren
nicht
zu
trauen.
Da
greift
doch
dieser
Typ
da
vorn
tatsächlich
tief
in
die
Beat-Kiste,
holt
dort
„Ticket
To
Ride“
heraus
und
strickt
einen
Blues
aus
dem
Beatles-Klassiker,
der
es
in
sich
hat.
Der
Saal
tobt,
es
gibt
ein
Pfeifkonzert
und
SEEBER
reagiert
mit
einem
weiteren
Hendrix-Klassiker
darauf.
Bei
„Manic
Depressions“
zeigt
uns
der
Gitarrist
ausgiebig
sein
exzellentes
Können
und
die
Rhythmus-Maschine
RÖSCH
&
RIDDER
stampft
dazu
ein
heißes
und
schweißtreibendes
Gebräu
in
die
Bühnenbretter.
Das
kleine
ostdeutsche
„Blues-
Gewitter“
steht
unter
Volldampf
und
man
könnte
meinen,
jeden
Augenblick
müsste
irgendwo
der
Blitz
einschlagen.
Die
drei
strotzen
nur
so
vor
Energie
und
Spielfreude
und
könnten
damit
so
manchen
Altvorderen
glattweg
„den
Arsch
abspielen“
(frei
nach
Ritchie
Blackmore).
Es
ist
ein
Vergnügen,
den
drei
Musikern
zuzuschauen
und
eine
Lust,
zu
erleben,
wie
sie
mit
ihrer
Musik
verschmelzen
können.
Während
MIKE
SEEBER
seine
exzellenten
Soli
über
weite
Strecken
mit
geschlossenen
Augen
zelebriert,
tobt
sich
PHILIPP
RÖSCH,
der
mit
dem
Bass
tanzt,
auf
sich
bewegende
Weise
aus
und
wird
dabei
von
TOBIAS
RIDDER
immer
wieder
neu
inspiriert.
Die
beiden
sind
seit
dem
Frühjahr
2012
ein
rhythmisches
Dream-Team,
auf
das
sich
der
Mann
mit
seiner
Sechs-Saiter
blind
verlassen
kann.
Es
gibt
auch
immer
wieder
Szenenapplaus
für
eines
der
gekonnt
hingezauberten
Soli
und
„Old
Papa
Seeber“
im
Publikum
lächelt
dann
genüsslich und stolz dazu. Darf er auch!
Doch
wenn
ich
mir
einen
besonderen
Moment
des
Abends,
ein
Lied
auswählen
dürfte,
dann
würde
ich
mich
für
„Es
gibt
Momente“
von
Hansi
Biebl
entscheiden.
Ich
mag
von
jeher
seine
eher
introvertierte
Spielart
von
Blues
und
die
leise
Botschaft
seiner
Texte.
Auch
wenn
sich
Biebl
inzwischen
gänzlich
aus
dem
Zirkus
verabschiedet
hat,
sein
unauffälliges
Wirken
hallt
noch
immer
nach
und
heute
bekomme
ich
den
Nachweis
dafür
von
MIKE
SEEBER
zu
hören.
Seine
Version
ist
einfach
würdevoll
und
wird
dem
Original
mit
jedem
Ton
gerecht.
Man
kann
sogar
die
Spielweise
von
Hansi
bei
Mike
nachempfinden,
so
man
den
DDR-Altmeister
live
erlebt
hatte.
Dieser
Moment
ist
einzigartig
und
macht
mich
deshalb
sehr glücklich. Spätestens jetzt hat er den alten Rock-Liebhaber in mir überzeugt. Überraschung gelungen!
So
schlicht
wie
die
Erscheinung
des
Blues-Mannes,
so
schlicht
aber
herzlich
fällt
auch
sein
versuchter
Abschied
aus:
„Danke,
dass
Ihr
gekommen
seid.“
Nur
kann
er
natürlich
so
nicht
von
der
Rampe!
Die
Menge
verlangt
nach
mehr
Blues-
Klängen,
denn
inzwischen
laufen
alle
emotional
auf
vollen
Touren
im
Banne
des
Bluesgitarristen.
Sie
durften
erleben,
wie
sich
dieser
MIKE
SEEBER
in
seinen
Blues
gewühlt
hat
und
dabei
jeden
Einzelnen
mitnahm.
Er
hat
uns
begeistert
mit
seinen
eigenen
Songs,
hat
unsere
Erinnerungen
an
die
heimischen
und
internationalen
Größen
wach
gehalten
und
mit
seinem
virtuosen
Spiel
zu
überzeugen
gewusst.
Wir
haben
auch
gespürt,
wie
dieses
Power-Trio
aus
einem
Guss
gespielt
und
begeistert
hat.
Also
muss
schon
noch
etwas
mehr
davon
sein
und
der
Blues-Mann
greift
nochmals
in
die
Saiten,
lässt
sie
wimmern
und
schreien
beim
„Crosstown
Traffic“
sowie
manchmal
auch
leise
für
uns
singen.
Und
wieder
gelingt
es
ihm,
mit
zarten
Tönen
Staunen
zu
erzeugen,
als
er
und
sein
Bassist
sich
Töne
in
Oberschwingungen,
sogenannte
Flageoletts,
zuspielen.
Die
Menge
tobt
und
dann
kracht
es
noch
einmal
ordentlich,
ehe
die
Instrumente
endgültig
abgestellt werden.
Noch
eine
Weile
bleibe
ich
vor
diesem
Podium
stehen,
lasse
den
Blues
etwas
nachklingen.
Endlich
mal
wieder
einer,
der
auf
mich
ganz
und
gar
authentisch
gewirkt
hat.
MIKE
SEEBER
hat
offensichtlich
so
gespielt,
wie
er
den
Blues
empfindet
und
hat
uns
alle
dadurch
mitgerissen.
Noch
eine
Weile
stehe
ich
mit
anderen
vor
der
Tür,
tausche
mich
aus
und
spüre,
dass
ich
nicht
ganz
allein
so
empfinde.
Ich
bin
sehr
glücklich
und
als
ich
wieder
in
die
Dunkelheit,
wie
der
„Free
Bird“
(Lynyrd
Skynyrd),
nach
Hause
gleite,
danke
ich
im
Stillen
Matthias
„Den
Blueser“
für
sein
Engagement
und
ich
fühle,
der
Blues
im
Osten
ist
noch
immer
auf
eine
besondere
Weise
lebendig.
Durch
jene,
die
ihn
spielen
und
durch
uns
heimische Musikliebhaber, die wir kommen, ihn hören und live erleben möchten: And the Blues goes on!
Bitte beachtet auch:
Homepage E-Werk
Homepage Mike Seeber