Die Medlz live im Bürgerhaus
06.03.2014
Sachsen
ist
da,
„wo
die
schönsten
Mädchen
(auf
den
Bäumen)
wachsen“,
sagt
ein
altes
Sprichwort.
Die
Tatsache,
dass
damit
eigentlich
Niedersachsen,
genauer
Hildesheim,
gemeint
sein
soll,
kann
jedoch
spätestens
seit
1989
getrost
außer
acht
gelassen
werden.
Sachsen
ist
nun
einmal
der
Schönen
wahre
Heimat,
das
kann
man
drehen
und
wenden,
ob
nieder
oder
hoch,
wie
man
will.
Hier
sind
schon
immer
die
schönsten
Mädchen
zu
Hause
und
woher
die
schönsten
Stimmen
kommen,
müssen
wir
auch
nicht
mehr
diskutieren.
Als
Paradebeispiel
und
Beweis
mögen
Namen
wie
Uschi
Brüning,
Regine
Dobberschütz
und
Christiane
Ufholz,
alle
drei
in
Leipzig
geboren,
genügen.
Deren
Blütezeiten
sind
leider
vorüber,
aber
in
Sachsen
wachsen
die
Mädels
(auf
den
Bäumen)
nach,
sagt
das
Sprichwort.
Es
tauchen
immer
mal wieder neue Talente auf, deren Schönheit kaum zu übertreffen ist und die mit besonderen Stimmen überraschen.
Sie
kommen
aus
Dresden,
der
Sachsen
Hauptstadt,
und
sie
sangen
in
einem
Kinderchor.
Als
NONETS
gründeten
sie
in
einer
anderen
Zeit
eine
eigene
Band
und
sangen
2002
vor
30.000
Menschen
auf
dem
Theaterplatz,
um
sich
danach
einfach
nur
noch
MEDLZ
zu
nennen.
Unter
diesem
Namen
begannen
sie
bald,
Preise
einzusammeln
und
sie
produzierten
CDs,
dem
Lebensgefühl
ihrer
Zeit
gemäß.
Irgendwann
in
diesen
Jahren
sind
sie
auch
mir
dann
aufgefallen.
Ein
Brandenburger,
der
ich
mittlerweile
wohl
bin,
hat
es
nicht
gerade
leicht,
alle
schönen
Ereignisse,
die
in
Dresden
stattfinden,
zu
erfahren
oder
gar
zu
besuchen.
Nun
also
wollte
es
der
Zufall,
dass
die
MEDLZ
ausgerechnet
in
eines
dieser
verschlafenen
Provinzstädtchen
im
Elbe-Kreis-Kreis
kommen,
den
vielen
(Spar)Kunden
der
Sparkasse
sei
gedankt, und ich darf, zwei Tage vor dem Frauentag, auch dabei sein. Passt doch.
Dies
ist
mein
dritter
Besuch
im
Bürgerhaus
der
ehemaligen
Kreisstadt
Bad
Liebenwerda.
Die
Bühne
ist
von
leichter
Hand
mit
bunten
Luftballons
dekoriert,
die,
an
unsichtbare
Fäden
gebunden,
zur
Decke
streben.
Was
es
damit
wirklich
auf
sich
hat
und
welche
dramaturgische
Funktion
ihnen
im
Laufe
des
Abends
zukommen
wird,
lässt
sich
in
diesem
Moment
noch
nicht
erahnen.
Man
müsste
schon
sehr
genau
hinsehen,
um
in
einigen
von
ihnen
die
kleinen
Zettel
zu
entdecken,
die
uns
wenige
Minuten
später
durch
das
Programm
„Unsere
Zeit“,
die
popmusikalische
Zeitreise
der
MEDLZ,
führen
werden. Die Neugier auf das Kommende ist im Saal ganz gut zu spüren.
Mit
Kleidern
im
schicken
glitzernden
Outfit
der
Pop-
und
Technogeneration
tanzen
die
Damen
endlich,
nach
überstandenem
akademischen
Viertel,
auf
die
Bühne
und
plötzlich
füllen
Pop-Rhythmen
und
liebliche
Frauenstimmen
den
Raum.
Kein
flackerndes
Licht,
kein
Glitter,
keine
zuckenden
Spots,
nur
ein
wenig
Nebel
–
Überraschung
gelungen!
Es
ist
diese
Art
von
Musik,
die
in
die
Beine
geht,
aber
mir
damals,
wohl,
ob
meines
gehobenen
Alters,
nicht
mehr
im
Kopf
hängen
blieb.
Dennoch
kommt
mir
„Jungle
Drum“
mit
diesem
„my
heart’s
beating
like
a
drum“
irgendwie
sehr
bekannt vor und damit haben die vier „Golden Girls“ mit ihrem a capella – Gesang den Saal im Handumdrehen erobert.
In
der
nun
folgenden
sympathisch
und
angenehm
locker
flockigen
Begrüßung
stellt
sich
heraus,
dass
dies
das
abschließende
Konzert
ihrer
Tour
mit
den
Liedern
aus
„ihrer
Zeit“
sein
wird
und
dann
rufen
sie
ein
„Hallo
Bad
Liebenwerda!“
in
den
Saal,
um
nur
Momente
später,
nach
kurzer
Übungsphase,
ein
donnerndes
„Hallo
Medlz!“
als
Antwort
zu
erhalten.
Es
wird
gelacht,
Gerhard
und
ein
Mann
namens
Michelle
werden
im
Publikum
entdeckt
und
sie
dürfen
sich
Lieder
wünschen,
die
auf
den
Zetteln
in
den
Ballons
versteckt
sind.
Sowohl
Gerhard,
als
auch
Michelle
(oder
doch
Michel?),
dürfen
einen
Ballon
auswählen.
Auf
diese
Weise
ergibt
sich
ein
Fragment
der
nicht
vorhandenen
Set-
Liste.
Mit
einem
Song
zum
Thema
Fußball
kann
ich
nicht
viel
anfangen,
aber
bei
„Allein,
allein“,
einem
Cover
der
Dresdener
Synthie-Poper
Polarkreis
18,
kann
ich
wenigstens
den
Refrain
mitsingen
und
der
„Free
Styler“
versetzt
die
Körper
einfach
nur
in
rhythmisches
Zucken.
Wenn
man
bedenkt,
dass
die
vier
Ladies,
mit
Namen
MARY,
BINE,
NELLY
und
SILLI,
das
alles
nur
mit
ihren
eigenen
Stimmen
fabrizieren,
dass
sie
die
Illusionen
von
Grooves
und
Beats
nur
mit
dem
Mund
am
Mikrofon
erzeugen
und
dabei
wirklich
sehr
harmonisch
und
entspannt
daher
kommen,
dann
ist
das
schon
sehr
beeindruckend,
auch
wenn
der
Sound
von
„Teschno“,
so
die
sächsisch
korrekte
Aussprache,
nicht
wirklich
meine
musikalische
Welt
ist.
Wie
sie
dann
Enya’s
großen
Welthit
„Only
Time“
gefühlvoll
intonieren
und
noch
die
„Perfekte
Welle“,
ein
Juli-Cover,
über
uns
rollen
lassen,
verdienen
sie
meinen
Respekt
und
Anerkennung,
der
ich
ja
von
gänzlich anderer Pop- und Rockmusik sozialisiert wurde.
Der
zweite
Teil
des
Programms
kommt
lässiger,
mitunter
beinahe
wohltuend
schräg
mit
einem
Medley
aus
Dancefloor-
Songs-
und
Grooves
daher.
Gänzlich
neues
Outfit,
zwischen
Rap,
cool
sowie
Lack
und
Leder
angesiedelt,
werden
die
Augen
optisch
aufgemischt.
Wieder
eine
gelungene
Überraschung.
Im
Saal
wird
geklatscht
und
es
kommt
richtig
Stimmung
auf,
als
so
eine
Art
„Best
of
der
Doofen“
von
der
Bühne
geschmettert
wird.
Im
Anschluss
werden
noch
Rednex mit dem „Cott’n Eyed Joe“ bemüht, was eine weitere Stimmungswelle im Saal auslöst.
Zwischendurch
immer
wieder
freche
Moderationen
mit
Empfehlungen
an
das
Goethe-Institut,
wie
man
den
deutschen
Wortschatz
–
mit
„einer
Lampe
ans
Knie
genagelt“
-
bereichern
kann
und
Augenblicke
später
darf
man
sich
bei
tollen
Versionen
von
„Das
Boot“
und
„Nothing
Compares
2
U“
wieder
in
die
Stühle
sinken
lassen.
Die
MEDZL
spielen
mit
der
ganzen
Bandbreite
feinster
Unterhaltung,
sie
lassen
den
großen
Gefühlen
genug
Raum,
indem
sie
Lachsalven
erzeugen
oder
auch
mal
vorsichtig
zynisch
werden
können
und
das
alles,
ohne
eine
der
typischen
Linien
zu
über-
oder
unterschreiten.
Da
wird
herzhaft
„Mein
Hund
ist
schwul“
geblödelt
und
ein
überzogenes
„Barbie
Girl“
auf
die
Bühne
gezaubert
und
selbst
vor
Queen,
mit
„Show
Must
Go
On“,
machen
die
vier
bunten
Ladies
mit
der
facettenreichen
Show
nicht
halt.
Da
rauscht
hinter
mir
der
Beifall
und
manchmal
wird
auch
nur
eine
stille
Sekunde
lang
gestaunt.
Nur
in
den
Chorus
vom
„Yellow
Lemon
Tree“
von
Fool’s
Garden,
der
hinter
mir
mitunter
völlig
falsch
gesungen
wird,
mag
ich
nicht
einstimmen.
Aber
dafür
können
die
da
vorn
nun
wirklich
nüscht.
Ich
bin
einfach
nur
begeistert
von
der
Vielseitigkeit,
von
der
Perfektion
und
von
den
vielen
Ideen,
mit
denen
die
unterschiedlichen
Songs
des
Abends
zu
einem
Ganzen
verschmolzen
werden.
Alles
ohne
instrumentale
Begleitung
und
nur
mit
einem
klitzekleinen
technischen
Trick,
der
aus
einer
Frauenstimme
einen
Bass
modelliert.
Der
stürmische
Beifall
und
die
Blumen
am
Ende
der
Show
sind
kleine
Zeichen, wie sehr die Sachsen-Medlz in der Südbrandenburger Provinz begeistert haben.
Den
MEDLZ
aus
Sachsen
ist
anzusehen,
wie
glücklich
sie
sind,
auch
dieses
letzte
Konzert
der
Tour
für
ein
begeistertes
Publikum
gespielt
zu
haben.
Zum
letzten
Mal
kommen
die
Ballons
ins
Spiel,
die
nun
von
ihrer
Verankerung
gelöst
werden.
Die
vier
MEDLZ
setzen
sich
zu
uns
vorn
auf
die
Bühnenkante
und
zum
allerletzten
Mal
erklingen
ihre
Stimmen.
Die
Melodie
von
„Der
Mond
ist
aufgegangen
(die
gold’nen
Sternlein
prangen)“
berührt
wohl
viele
der
Anwesenden
und
als
die
Arme
mit
den
Mikros
in
der
Hand
nach
unten
sinken
und
die
vier
Stimmen
noch
immer
singen,
werden
wir
sehr
gefühlvoll
auf
den
Weg
nach
Hause
geschickt.
Mit
den
Ballons
in
ihren
Händen
geleiten
die
Damen
uns
alle
nach
draußen,
wo
der
eine
oder
die
andere,
mit
einem
der
Ballons
in
der
Hand,
das
Haus
in
die
nebelkalte
Nacht
verlassen.
Auch
bei
mir
schwebt
jetzt
so
ein
rundes
Ding
unter
der
Zimmerdecke
und
wird
mich
wohl
noch
einige
Tage
an
diesen
etwas anderen Konzertabend erinnern.