Locarno & die Magie der Musik in der Kulturbastion Torgau 15.05.2016
TOM
LANDA
ist
ein
wirklich
sehr
freundlicher
Mensch
und
einer,
der
seine
Musik
leidenschaftlich
lebt.
Ich
hatte
Gelegenheit,
ihn
mit
seiner
Band
LOS
PAPERBOYS
im
Mai
2010
live
und
hautnah
zu
erleben.
Das
war
in
Finsterwalde
und
das
damalige
Brauhaus
Radigk
hatte
diese
intime
Atomsphäre,
die
solche
persönlichen
Begegnungen
geradezu
herausfordert.
Nach
diesem
Konzert
kamen
wir
ins
Plaudern
und
seitdem
ist
mir
der
in
Mexiko
geborene
freundliche
Halbkanadier
nie
mehr
aus
dem
Sinn
gegangen.
In
seiner
Musik
finden
sich
so
ziemlich
alle
guten
Einflüsse,
die
man
auf
dem
langen
Weg
von
Mexiko
bis
hinauf
nach
Vancouver
aufschnappen
kann:
Folk,
Blues,
Swing,
Americana,
Bluegrass,
Latin
und
alles
auf
der
Basis
südamerikanischer
und
afrikanischer
Rhythmik.
Dazu
eine
Riesenportion
Lebensfreude.
Diese
Mixtur
ist
so
ungewöhnlich
und
einzigartig,
wie
sie
auch
ansteckend
ist.
Zu
hören
ist
diese
Musik
auf
insgesamt
zehn
Alben
der
Paperboys.
Danach
ließ
er
die
Arbeit
mit
der
Band
ruhen
und
gründete
aus
ihrem
Musikerstamm
heraus
seine
neue
Band
LOCARNO.
Während
die
Musik
von
LOS
PAPERBOYS
auf
keltisch-irischen
Einflüssen
basierte,
verarbeitet
TOM
LANDA
mit
seinem
neuen
Projekt
die
heißen
Zutaten
aus
Mittel-
und
Lateinamerika
zu
einem
neuen
brodelnden
Mix,
der
in
die
Beine und in die Herzen geht.
Nach
mehr
als
zweihundert
Kilometern
auf
Bundesstraßen
und
Autobahn,
endlich
wieder
einmal
ein
Konzert
in
der
Torgauer
Kulturbastion.
Es
ist
schon
wieder
eine
Weile
her,
dass
ich
hier
vor
der
Bühne
stand
und
bekannte
Gesichter
traf.
Auch
diesmal
spricht
mich
hier
jemand
an,
den
ich
nicht
kenne
und
der
dennoch
eine
Brücke
weit
zurück
in
meine
Kinder-
und
Jugendjahre
bauen
kann.
Mein
Buch
und
mein
Vater
sind
die
Angelpunkte
für
ein
überraschend
anregendes
Gespräch,
das
mich
tief
innen
berührt.
Dank
dem
Sohn
eines
Lehrerkollegen
meines
alten
Herrn,
der
mich
anspricht,
um
sich
zu
vergewissern.
Musik
verbindet
und
führt
Menschen
zueinander.
Es
fühlt
sich
an
wie
ein
Zurück
in
die
eigene
Vergangenheit,
ist
aber
ein
Erinnern
auf
den
Pfaden
der
Musik,
verbunden
mit
einem
Drang
in
eine
Zukunft,
wo
Menschen
sich
gemeinsam
erfreuen
können,
weil
Musik
sie
zusammen
bringt.
Was
für
ein
selten
schöner
Moment
am
Rande
eines
Konzertes und ich bin sehr, sehr dankbar, dass sich die Dinge in den letzten Jahren so entwickelt haben. -
Kurz
nach
21.00
Uhr
steht
ein
kleines
Orchester
auf
dem
ebenso
kleinen
Podium.
Insgesamt
acht
(!)
Musikanten
teilen
sich
die
engen
Freiräume
zwischen
Instrumentarium
und
Mikrofonständern.
Dass
man
sich
trotz
der
räumlichen
Enge
ausgelassen
bewegen
und
mitreißen
kann,
wird
die
Band
wenige
Augenblicke
später
eindrucksvoll
beweisen.
Gerade
noch
schwebte
emotionale
Leere
im
Raum,
doch
schon
mit
den
ersten
Tönen
und
Rhythmen,
geht
ein
Ruck
durch
jeden
Einzelnen,
der
heute
Abend
hierher
gefunden
hat.
Plötzlich
durchschneiden
messerscharfe
Bläser
die
Luft
und
brasilianisches
Flair
pumpt
Adrenalin
in
die
steifen
deutschen
Körper.
Die
Band
LOCARNO
heizt
die
lange
Musiktonne
der
Kulturbastion an, zündet ein heißes Feuer unter dem Kessel.
Spätestens
mit
„El
Son
De
Las
Gracias“
(Danke
für
das
Geschenk),
dem
zweiten
Song
des
Abends,
ist
Druck
im
Kessel.
Mit
Violine
und
zwei
Bläsern
(Posaune
und
Trompete)
zaubert
die
Band
karibisches
Feeling
unter
die
Betondecke.
Man
könnte
sich
glattweg
weiße
Strände,
Palmen
und
blauen
Himmel
vorstellen,
so
wunderschön
klingt
die
musikalische
Reise.
TOM
LANDA
verführt
mit
viel
Charme
in
der
Stimme,
verbreitet
diese
Sehnsucht
nach
der
Ferne,
die
viele
so
sehr
mögen.
Es
ist
einfach nur toll.
Eine
Kapelle
in
dieser
Besetzung
sieht
und
hört
man
hierzulande
selten,
sehr
selten.
Im
Hintergrund
wirbelt
ein
Drummer
über
die
Becken
und
Felle
und
neben
ihn
prasselt
ein
zweiter
Percussionsspieler
mit
seinen
Händen
über
Congas
und
Trommeln.
Außerdem
bearbeitet
er
ein
Marimbaphon,
das
mir
nur
vom
Zusehen
schwindlig
wird.
Als
dritter
Rhythmiker
im
Bunde
steht
der
Bassist
auf
der
anderen
Seite.
Vorn
an
der
Kante
setzen
die
beiden
Bläser
mit
Trompete
und
Posaune
scharfe
Akzente
und
ein
schmaler
Jüngling
aus
Mexiko
lässt
seine
zarten
Finger
wie
wild
über
die
Gitarrenbünde
tanzen.
Im
Mittelpunkt
aber
stehen
der
Sänger
und
Gitarrist
TOM
LANDA
und
seine
Frau
KALISSA
mit
ihrer
Geige.
Die
beiden
lösen
sich
mit
PEDRO
MOTA,
dem
Jüngling
an
der
Gitarre,
am
Gesangsmikrofon
ab.
Wenn
diese
acht
Musikanten
erst
einmal
in
Fahrt
gekommen
sind,
brennt
einfach
nur
noch
die
Luft
in
der
Röhre.
Dann
wird
ein
Song
wie
„Bailando
Bajo
El
Sol“
auch
tatsächlich
zum
„Tanzen
unter
der
Sonne“,
heiß,
mitreißend
und
bestens
zum
Schwitzen
geeignet.
Einige
der
Damen
in
der
ersten
und
zweiten
Reihe
lassen
sich
verführen
und
bewegen
ihre
Körper
lasziv
mit
den
Schwingungen
der
Musik.
Auf
und
vor
der
Bühne
entsteht
ein
stimmungsvolles
Miteinander
im
musikalischen
Gleichklang.
Eigentlich
ist
das
ein
Sound-Mix,
der
in
anderen
Ländern
Tausende
vor
die
Bühnenkante
lockt.
Doch
dies
hier
ist
Deutschland,
es
ist
Pfingsten
und
die
meisten arbeiten stur ihre Wochenend-Freizeitpläne ab.
Die
sich
motivieren
ließen,
den
Lockruf
von
LOCARNO
zu
folgen,
erleben
einen
Hauch
von
Südsee
und
eine
Band
der
Extraklasse.
Mit
einem
sehr
emotionalen
Slow-Mambo
besingt
TOM
„Jarocha“.
Dieses
Lied
schrieb
er
für
seinen
nunmehr
6-jährigen
Sohn.
Die
Nummer
hüpft
fröhlich
über
die
Bühne,
der
Mann
mit
der
Trompete
bläst
sich
fast
seine
Lunge
aus
dem
Hals
und
als
man
meint,
der
Mambo
wäre
am
Ende,
setzen
die
Bläser
noch
deftig
einen
oben
drauf.
Wir
bekommen
wohl
gerade
die
Lieder
der
aktuellen
CD
„Luz
&
Sombra“
zu
hören
und
die
strotzen
nur
so
vor
Lebenslust,
Rhythmus
und
schönen
Melodien
sowie
interessanten
Geschichten,
von
denen
TOM
uns
erzählt.
Eine
davon
ist
„Albuquerque
Disaster“,
die
von
einem
völlig
aus
dem
Ruder
gelaufenem
Konzertabend
in
einem
Zoo
berichtet,
das,
trotz
perfekter
Vorbereitung
und wundervollem Wetter, einer kleinen unscheinbaren weißen Wolke zum Opfer fiel.
Wir
lassen
uns
vom
wilden
Spiel
auf
dem
Marimbaphon
und
den
Einlagen
der
beiden
Percussionisten
begeistern.
Karibisches
Sommerfeeling
und
ein
wenig
Hippie-Nostalgie
erleben
wir
mit
„Sunshine
On
Water“,
dem
einzigen
Song
des
Abends
in
englischer
Sprache:
„You
are
my
sister
and
brother
and
we
are
high
each
other“
–
ein
Refrain,
der
förmlich
zum
Mitsingen
gemacht
ist.
Versuch
gelungen!
Wieder
begeistert
uns
das
energiegeladene
Spiel
auf
dem
Marimbaphon
und
der
Bläser
und
wer
ganz
genau
hinhörte,
konnte
erfahren,
wo
solche
Stars
wie
Sting
oder
Paul
Simon
die
Songideen
für
ihre
Hits einst herholten. Schönen Gruß an „Die Rhythmen der Engel“ (1990).
Auf
dem
Höhepunkt
des
Abends
lässt
es
sich
die
Band
nicht
nehmen,
den
Klassiker
„La
Bamba“
als
explosive
Speed-
Version
von
der
Bühne
zu
schmettern.
Ein
Feuerwerk
der
Rhythmen
und
Adrenalin
für
Bewegungsneurotiker.
Auch
ich
lasse
mich
treiben
und
genieße,
wie
die
Musiker
da
oben
in
ihrer
Musik
ganz
und
gar
aufgehen.
Die
haben
wohl
neben
roten
und
weißen
Körperchen
noch
irgendein
anderes
scharfes
Teilchen
im
Blut.
Als
der
zweite
Gitarrist,
der
„mexikanische
Stevie
Wonder“,
ganz
allein
auf
der
Bühne
voll
Inbrunst
singt
und
spielt,
spürt
man
förmlich,
wie
der
diese
Mixtur
aus
Jazz,
Swing
und
Werweißwas
zum
Glühen
bringt.
Auch
ein
Lied
über
einen
dieser
bunten
Tropenvögel
mit
einem
seltsamen
Namen
lockert
nun
die
letzte
Verspannung,
die
sich
in
einem
strebsamen
deutschen
Körper
eingenistet
haben
könnte.
Es
ist
einfach
wunderbar,
sich
einer
Musik
hinzugeben,
die
unter
Soul,
Blues
und
Feeling
etwas
anderes
versteht
und
trotzdem
das
Gleiche
meint.
Das
alles
mündet
in
einem
Inferno
aus
Rhythmus,
viel
Spaß
und
wirklich
ungebremster
Leidenschaft.
Keiner will glauben, dass nach reichlich zwei Stunden purer Lebensfreude plötzlich Schluss sein soll.
Natürlich
gibt
es
Zugaben
und
natürlich
brennt
die
Hütte
weiter.
Aber
wie
sich
LOCARNO
letztlich
von
den
Gästen
verabschiedet,
kann
man
nur
noch
an
Orten
wieder
der
Kulturbastion
erleben.
Ganz
zum
Schluss
begeben
sich
TOM
und
KALISSA
LANDA
direkt
unter
die
Leute,
um
uns
hier
ihr
gefühlvolles
„La
Manta“
gänzlich
pur,
nur
Stimmen,
Gitarre
und
Violine,
mit
Tuchfühlung
singen.
In
Momenten
wie
diesen
spürt
man,
ob
jemand
Musik
wirklich
mit
Leidenschaft
und
Herz
macht.
Plötzlich
hast
du
dieses
Gefühl
von
Intimität
eines
Lagerfeuers,
wo
die
Glut
gegen
Mitternacht
bei
leisem
Gesang
verlischt
und
jemand
eine
wärmende
Decke
(span:
La
Manta)
über
deine
kalte
Schulter
legt.
DANKE
LOCARNO
für
so
viel
Nähe,
so
viel
Freundlichkeit
und
ein
Musikfeuerwerk
der
Leidenschaften.
Was
interessiert
mich
das
hässliche
Pfingstwetter
da
draußen,
wenn
die
Kulturbastion
mit
heißer
Musik
und
überraschenden
Begegnungen
lockt.
Ich
werde
es
wieder
tun,
mich verführen lassen und versuchen, die Geschichten und Gedanken dahinter zu entdecken.
Ich
glaube,
solche
Menschen
wie
dieser
TOM
LANDA
symbolisieren
die
Zukunft
der
Musik
und
die
der
Welt,
die
sowohl
medial,
als
auch
in
Wirklichkeit,
immer
näher
zusammenrückt.
Ob
einem
das
gefällt
oder
nicht,
die
Zeichen
der
Zeit
stehen
auf
Gemeinsamkeit
und
Miteinander.
Musik
ist,
wieder
einmal,
eine
der
treibenden
Kräfte
und
ein
Katalysator.
So
brach
damals
die
Generation
der
1968-iger
auf,
um
mit
„Make
Love
Not
War“
alles
umstülpen
zu
wollen
und
dann
treffen
sich
genau
die
gleichen
Typen
von
damals
bei
der
Musik
ihrer
eigenen
Kinder-Generation
wieder
und
stellen
fest,
die
möchten
auch nur eines – leben und glücklich sein. Na was für eine Entdeckung aber auch!
P.S.:
Kann
das
jemand
einmal
unserem
Bundes-Joachim
und
der
steifen
Mutti
stecken
und
sie
zu
so
einem
Konzert
mitbringen?
Irgendwer
hat
mal
irgendwen
eine
Schalmei
geschenkt
und
beide
waren
glücklich
danach.
Kann
nun
irgendwer
einmal
unseren
beiden
Steinmasken
eine
Tube
und
eine
kleine
Trommel
schenken,
damit
sie
wieder
glücklich
aussehen?
Kann
ja
auch
sein,
dass
beide
dann
endlich
das
Volk
verstehen
lernen
und
entdecken,
was
Lebensfreude
an
der
Basis bedeutet.