LIFT begeistert im Schlosstheater Ballenstedt
02.02.2018
Zu
Beginn
des
Jahres
1969,
ich
hatte
als
frisch
gebackener
Abiturient
gerade
mal
ein
halbes
Jahr
NVA
hinter
mir,
fanden
sich
in
Dresden
sechs
Musikstudenten,
um
eine
Kapelle
zu
gründen.
Mit
Dina
Straat
als
Sängerin
sowie
Gerhard
Zachar
an
den
Tasten,
eroberte
das
Dresden-Sextett
schnell
alle
lokalen
Bühnen
beim
Jugendtanz.
Noch
im
gleichen
Jahr
kamen
durch
Personalwechsel
Till
Patzer
(Saxophon,
Flöte),
Jürgen
Heinrich
(Gitarre)
und
Jörg
Dobbersch
(Bass)
hinzu.
Beim
Rundfunk
wurden
die
ersten
Titel
produziert
und
das
klassisch
geprägte
Instrumentalstück
„Vo
Thi
Lin“
(1970)
erschien
sogar
auf
einer
DT64-Single.
Weitere
Personalwechsel
folgten.
Schon
1972
kam
Wolfgang
Scheffler
(Keyboards)
hinzu.
Als
Septett
spielte
man
nun
vom
Soul
geprägten
Jazz-Rock
mit
Christiane
Ufholz
als
Sängerin.
Dies
war
auch
die
Zeit
meiner
ersten
Live-Begegnung
mit
der
Gruppe,
die
sich
jetzt
LIFT
nannte,
ehe
man
sich
im
Jahre
1974
noch
einmal
stilistisch,
nunmehr
mit
dem
charismatischen
Sänger
Stephan
Trepte,
völlig
neu
orientierte.
Die
Band
schuf
eigene
Lieder
und
setzte
so
im
kleinen
Rock-Universum
der
DDR
bis
heute
gültige
Maßstäbe.
Fünf
Jahre
später,
im
November
1978,
standen
die
Musiker
von
LIFT
zum
ersten
Mal,
jetzt
mit
dem
kraftvollen
Sänger
HENRY
PACHOLSKI
sowie
MICHAEL
HEUBACH
an
den
Keyboards,
auf
meiner
Konzertbühne
in
Elsterwerda.
Es
wurde
ein
für
mich
unvergessliches,
prägendes
und
leider
auch
einmaliges
Erlebnis,
denn
schon
wenige
Monate
später
riss
ein
tragischer
Unfall
das
Bandgefüge
brutal
auseinander
und
fügte
der
Bandhistorie
einen
tiefen
Einschnitt
zu.
Ein
zweites
Konzert
im
Dezember
1981,
diesmal
mit
Frank-Endrick
Moll
(drums)
und
Michael
Ledig
(bass),
konnte
die
Euphorie
von
1978
nicht
mehr wiederholen.
Dresden Septett (Foto: Volkmar Billeb) und LIFT in Elsterwerda mit Zachar & Pacholski 1977
LIFT
hat
mein
musikalisches
Verständnis
spätestens
seit
„Vo
Thi
Lin“
geprägt
und
in
diesen
45
Jahren
mich
stets
irgendwie
begleitet.
Diese
Lieder
wirken
oft
wie
unvergleichlich
prägnante
Klanggemälde,
deren
Faszination
und
einfühlsamer
Lyrik
man
sich
nicht
entziehen
kann.
Jedenfalls
geht
es
mir
noch
immer
so
und
deshalb
sind
Konzerte
mit
LIFT,
zumal
jene
zu
seltenen
Anlässen,
immer
wieder
etwas,
das
mich
besonders
bewegt.
Ich
hatte
das
Glück,
beim
Konzert
für
Gerhard
Zachar
in
Glauchau
dabei
sein
zu
dürfen
und
ich
erlebte
die
grandiose
Wiederaufführung
der
vollständigen
LP
„Meeresfahrt“
mit
den
„alten
Hasen“
Heubach
und
Patzer
in
Dresden
noch
einmal.
Der
plötzliche
Tod
von
TILL
PATZER,
kurz
vor
dem
Weihnachtsfest
2017,
traf
mich
heftig
und
aus
heiterem
Himmel.
In
jenen
Augenblicken
wurde
mir
schlagartig
klar,
dass
die
klassische
Linie
bei
LIFT,
zumindest
personell,
abgeschlossen
ist.
Zudem
hat
sich
Stephan
Trepte
inzwischen
aus
dem
„Rock-Alltag“
zurückgezogen
und
der
begnadete
Komponist
Wolfgang
Scheffler
lebt
schon
lange
ein
völlig
anderes
Dasein
als
Komponist.
Nur
Werther
Lohse,
der
einstige
Schlagzeuger
und
Sänger,
steht
als
Urgestein
einer
LIFT
-
Band
vor,
die
versucht,
das
gewaltige
Erbe,
nun
auch
wieder
mit
zwei
Keyboardern
plus
Saxophon, live auf unsere Bühnen zu bringen.
“Meeresfahrt” in Dresden 2015 Till Patzer Konzert in Glauchau 2010
Heute
fahre
ich
in
das
nur
dreißig
Kilometer
entfernte
Ballenstedt.
Hier
gehen
die
Ausläufer
der
Berge
sanft
in
einen
gepflegten
Park
mit
einem
Schloss
sowie
einem
Theater
über.
Im
Schlosstheater
steht
LIFT
auf
der
Bühne
und
ich
brauche,
nur
ein
paar
Wochen
nach
dem
Tod
von
Till
Patzer,
noch
einmal
das
Erlebnis
und
den
Klang
jener
Lieder,
die
das
Aroma
einer
lauen
„Sommernacht“
verströmen
und
den
Geschmack
von
„Wasser
und
Wein“
vermitteln
können.
Tief
drinnen
in
mir
kämpfen
ein
trauriges
Gefühl,
die
unfreiwillige
Erinnerung,
und
die
Vorfreude
auf
vertraute
gute
Musik
miteinander.
Wie
auf
einem
Thron
reckt
sich
das
kleine
Theater
über
die
Stadt,
das
mich
drinnen
mit
einer
intimen
Nähe
eines
seltenen
Kleinods
empfängt.
Beinahe
fühle
ich
mich
wie
in
einem
Puppenhaus,
als
ich
den
Saal
mit
den
Rängen
betrete.
Was
für
ein
zierliches
Schmuckstück!
Ich
bin
begeistert,
mich
hier
der
Musik
von
LIFT,
meinen
Empfindungen sowie Erinnerungen, hingeben zu können.
Der
Saal
und
die
Ränge
sind
bestens
gefüllt,
als
WERTHER
LOHSE
zu
den
ersten
Akkorden
von
„Und
es
schuf
der
Mensch
die
Erde“
ins
Rampenlicht
tritt
und
von
tosendem
Applaus
empfangen
wird.
Mir
ist,
als
wäre
die
Zeit
stehengeblieben
und
diese
vierzig
Jahre
alten
Eindrücke
würden
wieder
lebendig.
Kraftvoll
dringt
der
Refrain
in
unsere
Ohren
und
einige
Körper
schwingen
schon
im
Rhythmus
mit.
Bei
„Zufrieden“
setzt
RENE
DECKER
zum
ersten
Mal
mit
seinem
Saxophon
solistische
Akzente.
Ich
schließe
die
Augen
und
denke
mir
in
den
Sound
Till
Patzer
hinein,
auch
wenn
der
nur
noch
selten
mit
der
Band
unterwegs
war.
Jetzt,
da
er
aber
fehlt,
ist
dieser
Eindruck
umso
schmerzlicher,
ganz
egal,
ob
vorn
eine
„Falsche
Schöne“,
die
„Fahrt
übers
Meer“
oder
gar
von
der
Sehnsucht
„Nach
Süden“
gesungen
wird.
Dies
sind
alles
unvergleichliche
kleine
Meisterwerke,
die
sich
in
das
kollektive
Gedächtnis
einer
ganzen
Generation
eingeprägt
haben.
Nichts
und
niemand
wird
das
je
ändern
können,
denn
irgendwie
fahren
wir
alle
hier
„unserer
Sehnsucht hinterher“.
Endlich
das
vertraute
Rauschen
der
Keyboards
und
während
WERTHER
LOHSE
jetzt
die
„Meeresfahrt“
ankündigt,
zeigt
sein
Finger
nach
oben
und
beinahe
geht
sein
„Für
Till
Patzer“
im
Anschwellen
dieser
Klänge
unter.
Jetzt
müsste
eigentlich
die
Querflöte
einsetzen,
aber
RENE
DECKER
kompensiert
deren
Fehlen
gekonnt
mit
dem
Spiel
seines
Saxophones,
das
den
langen
Instrumentalpart
einleitet,
bis
der
Sänger
wieder
die
Bühne
betritt
und
dann
lauschen
wir:
„Nach
dem
Sturm
da
trieben
tausend
Blüten
auf
dem
Meer.“
Es
ist
immer
noch
zum
Heulen
schön,
auch
wenn
der
Abgleich
mit
dem
Original
die
kleinen
aber
wesentlichen
Unterschiede
offenlegt.
Ich
setze
mich
auf
einen
der
freien
Plätze,
genieße
diese
einfühlsame
Melodie,
die
sich
schließlich
zum
einem
instrumentalen
wuchtigen
forte
steigert
und
dann
bricht
sich
ein
tosender
Orkan
aus
dreihundert
Kehlen
seine
Bahn.
Was
für
ein
Wahnsinnsstück!
Ich
könnte
ein
Durchatmen gebrauchen und etwas frische Luft.
Danach
blühen
die
„Gelben
Wiesen“
und
wieder
ist
es
RENE
DECKER,
der
mit
dem
Saxophon
weitere
Farbtupfer
einbringt.
Es
reiht
sich
ein
Klassiker
an
den
nächsten,
auf
„Meine
Schulden“
folgt
bald
der
„Erste
Reif“.
Diesmal
sind
es
PETER
RASYM
am
Bass
und
PETER
MICHAILOW
hinter
den
Becken
und
Fellen,
die
solistische
Akzente
setzen
und
das
Publikum
zu
Applaus
verleiten.
Jetzt
ist
die
Stimmung
auf
dem
absoluten
Höhepunkt.
ANDRE
JOLIG
am
Piano
begleitet
auf
sehr
einfühlsame
und
dezente
Weise
den
Gesang
von
„Mein
Herz
soll
ein
Wasser
sein“.
So
leise
und
dennoch
so
intensiv
habe
ich
die
Melodie
schon
lange
nicht
mehr
gehört.
Diesen
Abend,
in
diesem
Haus,
umweht
eine
seltsam
schöne
und
innige
Aura.
Zumindest
empfinde
ich
das
in
diesen
Minuten
so,
zumal
WERTHER
bei
„Am
Abend
mancher
Tage“
mit
seinen
Arm
noch
einmal
deutlich
nach
oben
zeigt,
denn
der
Songs
wurde
einst
für
einen
tragischen
Anlass
geschrieben
und
irgendwie
vereinen
sich
in
diesen
Minuten
die
Erinnerungen
an
Till
Patzer,
an
Gerhard
Zachar
und
Henry Pacholski.
Die
treibenden
Akkorde
der
„Tagesreise“
holen
mich
zurück
in
die
Gegenart.
Ein
Ruck
geht
durch
die
Stuhlreihen,
die
Körper
bewegen
sich
und
man
klatscht
in
die
Hände.
Das
Grande
Finale
ist
eingeleitet
und
die
Band
rockt
wie
in
den
guten
alten
Zeiten.
Ich
stehe
auf
der
Galerie
und
erlebe
das
wogende
Meer
der
Köpfe
unter
mir
und
die
vielen
Hände,
die
sich
applaudierend
denen
auf
der
Bühne
entgegen
strecken.
Welch
schönes
Bild
der
Gemeinsamkeit
und
kein
Gedanke
daran,
dass
Musiker
und
ihre
Fans
inzwischen
gemeinsam
in
die
Jahre
gekommen
sind.
Ich,
und
viele
andere,
mit
all
ihren
Erinnerungen
und
Gefühlen
mittendrin.
Ich
bin
glücklich
und
mit
frischer
starker
Energie
aufgeladen,
der
Akku voll.
Eine
der
schönsten
Rock-Balladen
aus
DDR-Zeiten,
die
„Abendstunde,
stille
Stunde“
ist
schon
Zugabe.
Für
mich
ist
diese
Melodie
perfekt
bis
zum
Gehtnichtmehr.
Es
stimmt
einfach
alles
und
dennoch
kann
ich
nicht
verleugnen,
dass
nach
meiner
Generation,
geboren
und
aufgewachsen
in
der
DDR,
kaum
noch
jemand
den
Wert
dieser
Lieder
zu
würdigen
weiß.
Ich
bin
zutiefst
dankbar,
das
erlebt
zu
haben
und
zugleich
traurig,
wie
im
geeinten
deutschen
Land
mit
dem
kulturellen
Erbe
derer
aus
dem
Osten,
sprich
DDR,
heute
umgegangen
wird.
Dieses
Lied
von
Zachar
und
Lohse
mit
dem
filigranen
Text
von
Kurt
Demmler
ist
ein
Juwel,
wie
viele
andere
auch,
eine
Meßlatte,
unter
der
die
meisten
„gebrauchten
Liedchen“
einfach
hindurch
rutschen,
ohne
Spuren
in
der
Geschichte
zu
hinterlassen.
Irgendwann
wird
irgendwer all die Maßstäbe wieder gerade rücken müssen!
Keine
andere
Kunstgattung
geht
so
verschwenderisch
mit
Gefühlen
um
und
kaum
eine
andere
berührt
so
nachhaltig,
wie
eben
Musik.
Das
zeigt
sich
beim
gemeinsamen
Singen
des
Volksliedes
vom
„Wasser
und
Wein“,
dessen
letzte
Töne
im
Jubel
und
weiteren
Zugabe-Rufen
untergehen.
Doch
das
letzte
Wort
des
Abend
spricht
Werther:
„Wir
kommen
wieder,
wenn
wir
eine
neue
Regierung
haben.“
Ich
sehe
in
lachende
Gesichter,
die
nach
draußen
gehen.
Für
eine
unbestimmte
Zeit
wird
dieser
Abend
auch
mein
letzter
Besuch
bei
LIFT
gewesen
sein.
Die
Erinnerungen
an
Till
sind
noch
zu
frisch
und
Zukunft
derzeit
nur
undeutlich
planbar.
Irgendwann
im
Sommer,
wenn
die
Wiesen
gelb
und
bunt
blühen,
und
manche
schwere
Last
leichter
zu
tragen
geht,
lasse
ich
mich
gern
noch
einmal
locken,
den
LIFT
zu
besteigen. Mein Glas ist noch immer halb voll, obwohl ich täglich davon trinke.