Latin Quarter live im E-Werk Blankenburg
17.04.2018
Mit
der
Musik
der
1960er
Jahre
bin
ich
sozialisiert
worden,
die
Rockmusik
der
1970er
hat
mich
für
das
Hören
empfindlich
gemacht
und
mich
das
Unterscheiden
gelehrt.
Die
Namen
der
Künstler
sind
bei
mir
eher
zweitrangig.
Mich
interessieren
Haltungen,
Botschaften,
Fragen
und
die
künstlerischen
Mittel,
die
benutzt
werden.
Deshalb
ist
in
den
nachfolgenden
Dekaden
so
manches
an
mir
vorbei
gegangen
und
vieles
hat
mich
gar
nicht
erst
erreicht.
Manchmal
war
einfach
nur
die
unüberschaubare
Masse
dessen,
was
einem
zu
Ohren
kam,
daran
schuld.
Da
stachen
eben
so
ein
Typ
wie
Gary
Numan
oder
Bands
wie
Tears
For
Fears
weit
heraus,
doch
Musiker
wie
die
Pogues
habe
ich
erst
viel
später
für
mich
entdeckt.
Hätte
es
in
der
DDR
bei
AMIGA
nicht
eine
Platte
von
LATIN
QUARTER
gegeben,
diese
ist
identisch
mit
dem
Original
„Mick
And
Caroline“
(1987),
wären
die
ebenfalls
an
mir
vorbei
gerauscht,
ohne
eine
Spur
zu
hinterlassen.
Doch zum Glück ist die Kapelle, inzwischen neu formiert, auch wieder da.
Das
Ansinnen
der
Band,
soziale
Missstände
und
politische
Tendenzen
aufzugreifen
und
sie
musikalisch
auszugestalten,
hob
sie
von
vielen
anderen
Künstlern
jener
Jahre
deutlich
ab.
Synonym
dafür
steht
ihr
Debut-Album
„Modern
Times“
(1986)
mit
dem
Hit
„America
For
Beginners“.
Nach
nur
drei
Alben
aber
verschwand
die
Band
schon
wieder
von
der
Bildfläche.
In
den
folgenden
1990er
Jahren
und
mit
deren
massenhaften
Auftauchen
von
Wendehälsen
aus
dem
Untergrund,
waren
meine
Wahrnehmungen
auf
lebenserhaltende
Maßnahmen
ausgerichtet.
Ich
verlor
viele
Bands
aus
dem
Focus
und
mit
ihnen
auch
LATIN
QUARTER.
Erst
im
neuen
Jahrtausend
stand
Musik
bei
mir
wieder
ganz
oben
auf
der
Liste.
Nur
nebenbei
bekam
ich
jetzt
mit,
dass
die
Engländer
zwei
Konzerte
auf
dem
Boden
der
„frischen
bunten
Länder“
spielen
werden.
Mit
„The
Pantomime
Of
Wealth“
(2018)
haben
sie
zudem
ihr
neuestes
Album
dabei.
Also
fahre
ich
rüber
zum
alten
E-Werk
in
Blankenburg,
um
mich
live
überzeugen
zu
lassen.
Im
warmen
Frühsommerwetter
sitzen
viele
Gäste
noch
vor
dem
Gebäude,
genießen
den
lauen
Abend
und
ein
kühles
hopfenhaltiges
Getränk,
ehe
sie
sich
nach drinnen begeben.
Ein
knappes
Stündchen
später
betritt
Bandgründer
und
Sänger
STEVE
SKAITH
das
Podest,
ihm
folgen
die
anderen
Bandmitglieder.
Da
steht
ein
grauhaariger
Alltags-Typ
in
Schlapperjeans
und
hellem
Shirt
vor
uns
und
freut
sich,
dass
der
kleine
Saal
gut
gefüllt
ist.
In
den
Stühlen
eine
Generation,
mindestens
ebenso
in
die
Jahre
gekommen,
wie
er,
und
im
hinteren
Teil
stehend
all
jene,
die
Platz
zum
Mitmachen
oder
Tanzen
brauchen
werden.
Sie
alle
sind
neugierig
auf
eine
Band,
die
vielleicht
einmal
ein
Teil
ihrer
Jugendjahre
war
und
die
startet
den
Abend
gefühlvoll.
„Diese
Stimme“,
sagt
mein
Nachbar
und
lächelt
in
sich
hinein.
STEVE
SKAITH
erzählt
uns
von
einer
Begegnung:
„Don’t
call
me
Sir!“
–
und
widmet
den
nächsten
Song
„Dylan
Thomas
Was
Right“
jenen,
die
nicht
alt
genannt
werden
möchten.
Es
sind
zwei
Werke
aus
früheren
Jahren,
die
das
Konzert
eröffnen
und
das
Stimmungsbarometer
langsam
steigen
lassen.
Auch
bei
mir trudeln wieder die Erinnerungen ein.
Den
heutigen
Sound
der
Band
empfinde
ich
wie
eine
Mischung
aus
englischen
Balladen,
Song-Writing
und
etwas
Folk,
eingebettet
in
Elemente
von
Reggae
sowie
stilistisch
abwechslungsreich
zu
filigranen
Songstrukturen
arrangiert.
Was
ich
zu
hören
bekomme,
wirkt
als
Ganzes,
jeder
Song
für
sich
aber
wie
ein
eigenständiges
Puzzleteil.
Dass
die
Kompositionen
manchmal
mehr
als
zwanzig
Jahre
trennen,
ist
weder
zu
hören,
noch
kann
man
es
fühlen.
„Free
As
A
Bird“
und
„Beat
The
Air“
vom
aktuellen
Album
klingen
frisch,
wie
eben
auch
„Remember“
(1987)
vom
zweiten
Album.
STEVE
SKAITH
singt
die
Songs
zur
Akustikgitarre
sowie
dezenter
Keyboard-Begleitung
seines
langjährigen
Partners
STEVE
JEFFRIES.
Im
Hintergrund
agieren
unauffällig
Bass
und
Drums,
während
MARY
CAREWE
mit
prägnanter
Stimme
den „dreistimmigen Männergesang“ stilvoll komplettiert.
Wir
sind
jetzt
mitten
im
Konzert
und
STEVE
SKAITH
„beichtet“,
dass
er
ein
Halb-Mexikaner
ist
und
wie
schlecht
es
derzeit
um
dieses
Land
in
Mittelamerika
steht.
Mit
„Oh
Mexico“
schrieb
er
ein
aufrüttelndes
Statement
gegen
Korruption
(nicht
nur
in
Mittelamerika)
für
das
neue
Album.
Wir
hören
„Lamentable
Ballet“
und
mit
„Marianne“
bekommt
MARY
CAREWE
ihren
Solo-Part
am
Gesangsmikrofon.
Inzwischen
tanzen
einige
der
Besucher
im
hinteren
Teil
und
andere
bewegen
sich
rhythmisch
auf
den
Stühlen.
Als
endlich
der
Bass
einen
Reggae-Rhythmus
intoniert
und
„Radio
Africa“
immer
noch
viele
„sad
news“
in
die
Ohren
flüstern
muss,
geht
ein
euphorischer
Ruck
durch
die
Reihen.
Begeisterung
pur und so wird es bis zum Ende auch bleiben.
Noch
einmal
singt
STEVE
mit
„Older“
eine
Nummer
aus
frühen
Tagen
und
mit
MARY
gemeinsam
das
emotionale
„A
Bit
Part
In
Life
Itself“
(Ein
wenig
selbst
Teil
vom
Leben)
und
danach,
die
Gitarrensaiten
nur
zupfend,
eine
wunderschöne
Folk-Ballade
vom
„Four
Leaf
Clover“
(Vierblättriges
Kleeblatt).
Das
Ding
geht
mir
richtig
unter
die
Haut
und
als
er
dann
jeden
seiner
Bandmitglieder,
in
der
Reihenfolge
des
am
meisten
Bier
trinkenden
Musikers,
vorstellt,
kennt
die
Begeisterung
kaum
noch
Grenzen.
Die
kann
LATIN
QUARTER
am
Schluss
des
Konzerte
aber
noch
steigern,
als
sie
den
Titelsong
des
neuen
Albums
„The
Pantomime
Of
Wealth“
(Die
Pantomime
des
Reichtums)
anstimmen
und
mit
ihm
auf
die
gewaltige
Kluft
zwischen
den
Millionen
in
Armut
lebenden
Menschen
und
den
wenigen,
die
Reichtum
verprassen,
aufmerksam
machen.
Es
wird
noch
einmal
still
und
nachdenklich
im
Saal.
STEVE
SKAITH
steht
ohne
Instrument
am
Mikrofon
und
singt
den
Text
nahezu
beschwörend
in
den
Saal
und
gefühlt
weit
darüber
hinaus:
„We
are
many,
they
are
few
…“
und
das
kleine
Auditorium
singt
die
Worte
mit
und
klatscht
den
Rhythmus
dazu.
Immer
und
immer
wieder,
bis
sich
dieser
Mann
und
seine
Band
vor
uns
verbeugen.
Ich
denke,
wann
endlich
merken
wir,
dass
wir
nicht
nur
ein
voller
Saal,
eine
Stadt
und
ein
ganzes
Land,
vielleicht
sogar
irgendwann
einmal
Europa
sind
und
all
den
Trumps,
Erdogans
&
Co. nicht nur den Stinkefinger zeigen, sondern ihnen endlich und endgültig in den Arsch treten müssen??
Die
Botschaft
kommt
an,
das
ist
deutlich
zu
spüren
und
so
bekommen
wir
mit
„America
For
Beginners“
noch
den
großen
Hit
aus
den
frühen
Jahren
plus
„All
I
Could
Do“
und
„I
Want
You“
zu
hören.
Danach
erhalten
LATIN
QUARTER
stehende
Ovationen
für
ein,
vor
allem
in
dieser
zweiten
Hälfte,
mitreißendes
Konzerterlebnis.
Wir
haben
(fast)
das
vollständige
neue
Album
sowie
einige
Klassiker
gehört
und
viele
fühlten
sich
dabei
noch
einmal
um
Jahre
zurück
versetzt.
Im
Foyer
haben
sich
viele
mit
CDs
und
auch
Vinyl
eingedeckt.
Das
Cover
meiner
alten
AMIGA-Platte
hat
nun
die
Unterschrift
des
Frontmannes
und
ein
großes
Poster,
von
allen
signiert,
nehme
ich
auch
mit
nach
Hause.
Mitten
in
der
Woche
ein
rundes
Erlebnis
mit
Musik,
da
macht
das
Rentnerdasein
Spaß
und
die
Vorfreude
auf
das
nächste
Mal
im
alten
E-Werk
von
Blankenburg hat sich auch schon eingestellt.