Konzertante Fragmente
06.02.2021
(Ein liebevoller Blick zurück für all jene, die damals auch gern dabei gewesen wären, aber leider noch nicht geboren waren.)
„Es
war
da
eine
Zeit“,
sang
vor
vielen
Jahren
Klaus,
der
sich
Renft
nannte,
da
hatte
man
weder
eine
kleine
Digitalkamera,
noch
ein
Smartphon
und
an
so
etwas
wie
Internet
war
nicht
einmal
ansatzweise
zu
denken.
Kaum
jemand
kam
auf
die
Idee,
während
eines
Konzertes
die
Band
zu
fotografieren.
Man
lebte,
genoss
diesen
Augenblick
und
machte
sich
keine
Gedanken
um
den
nächsten
Tag.
Die
Wende
wartete
noch
Lichtjahre
entfernt,
Arbeitsplatz
und
die
nächste
Lohnzahlung
waren
sicher.
Der
Mangel
prägte
das
tägliche
Leben
nur
scheinbar,
mit
Ideenreichtum
und
Kreativität
wurden
eventuelle
Mängel
schöpferisch
umschifft.
Das
sind
jedenfalls
meine
Erinnerungen.
Außerdem
spielte
an
jedem
nächsten
Wochenende
irgendwo
eine
Combo
zum
(Jugend)Tanz
oder
eine
namhafte
Band
gab
in
der
Nähe
ein
Konzert.
Dort
fuhr
ich
hin,
meist
mit
der
Bahn
oder
mit
meiner
blauen
„Schwalbe“,
und
erlebte
einen
einmaligen
Abend.
Aber
–
siehe
oben
–
keine
Fotos
als
Erinnerung,
sondern
im
günstigsten
Fall
eine
signierte
Autogrammkarte
oder
ein
ebensolches
Poster.
Einige
dieser
Ereignisse
möchte
ich
nun,
trotz
mangel-
und
bruchstückhafter
Erinnerungen,
hervorkramen
und
sie
als
Fragmente
präsentieren.
Das
hatte
ich
schon
lange
im
Hinterkopf.
Dank
der
langen
Corona-
Wochen
habe
ich
diese
Idee
nun
wieder
auf
dem
Schirm.
Drehen
wir
also
das
Rad
der
Geschichte
um
ein
paar
Jahrzehnte zurück:
Damals
war
ich
Jahrzehnte
jünger,
mein
Haar
noch
dicht
und
rabenschwarz,
doch
meine
Leidenschaft
war
schon
damals
die
Rockmusik.
Im
Frühsommer
1975
brachte
ein
Kumpel
die
Nachricht
mit,
dass
in
Belgern,
unweit
von
Torgau,
die
britische
Glam-Rock-Band
MUD
ein
Konzert
geben
würde.
Mud
waren
zwar
nicht
meine
erste
Wahl,
aber
in
jenen
Zeiten
des
Rock’n’Roll-Mangels
-
siehe
oben
-
nahm
ich
alles
mit,
was
auch
nur
halbwegs
nach
Rockmusik
klang.
Ohne
Karte
und
mit
viel
Lust
an
einem
Abenteuer,
fuhr
ich
mit
Gisbert,
der
einen
Wartburg
sein
eigen
nannte,
über
Riesa
und
die
Elbe
nach
Belgern.
Das
kleine
Städtchen
wirkte
wie
ein
aufgewühlter
riesiger
Ameisenhaufen.
Uns
gelang
es
tatsächlich,
das
aufgewühlte
Durcheinander
nutzend,
das
Konzertgelände
nahe
dem
Elbeufer
zu
betreten.
Die
Anlage
war
überfüllt
und
wir
drängelten
uns
bis
zum
Boxenturm
am
linken
Bühnenrand
vor.
Hier
erlebten
wir
die
aufgeheizte
Stimmung
in
den
vorderen
Reihen
hautnah
und
leider
auch,
wie
leere
Flaschen
auf
die
Bühne
geworfen
wurden.
Der
Konzertbeginn
verzögerte
sich
dadurch
und
die
Unruhe
wuchs.
Als
die
vier
Musiker
von
MUD,
im
hellen
Glitter-Outfit,
auf
die
Bühne
kamen,
änderte
sich
die
Stimmung
leider
nicht.
Ganz
im
Gegenteil.
Als
erneut
leere
Flaschen
auf
der
Bühne
und
dort
vor
den
Füßen
der
Musiker
aufschlugen,
unterbrach
der
Veranstalter
das
gerade
begonnene
Konzert.
Die
Herren
MUD
verließen
darauf
die
Bühne
und
wir
standen
ziemlich
ratlos
seitlich
davor.
Würde
das
Konzert
fortgesetzt
werden
und
vor
allem,
wann?
Als
lange
nichts
mehr
geschah,
entschlossen
wir
uns
schließlich,
zu
gehen,
ohne
ein
vollständiges
Konzert
gesehen
zu
haben.
Ob
es
überhaupt
bis
zum
Ende
gespielt
wurde,
weiß
ich
bis
heute
nicht
und
wo
die
paar
Fotos
geblieben
sind,
die
ich
mit
meiner Pouva Start geknipst hatte, entzieht sich auch meiner Erinnerung.
Wahrscheinlich
1977
oder
78
erfuhr
ich
von
einem
Konzert,
das
die
ungarischen
Rocker
von
SKORPIO
in
Großenhain,
oder
war
es
doch
Riesa,
geben
würden.
Ich
besaß
die
erste
LP
der
Band
und
hatte
den
Frontmann
bereits
als
Mitglied
von
Locomotiv
GT
bei
einem
Konzert
in
Dresden
1973
erlebt.
Ich
war
also
neugierig
und
wollte
nun
auch
seine
neue
Band
live
erleben.
Wie
und
mit
wem
ich
schließlich
zum
Konzert
gelangte,
weiß
ich
heute
nicht
mehr,
aber
an
die
Stimmung
im
Saal
sowie
das
Geschehen
auf
der
Bühne
kann
ich
mich
noch
bruchstückhaft
erinnern.
Mich
haben
das
lockere
Agieren
und
der
klare
Sound
der
Ungarn
beeindruckt
und
außerdem
die
Perfektion
des
versierten
Bassisten
und
Sängers
KAROLY
FRENREISZ.
Der
stand
keinen
Augenblick
still
und
sprühte
nur
so
vor
Energie,
die
er
auf
sein
Instrument
übertrug
und
beim
Gesang
zum
Ausdruck
kam.
Das
war
Rockmusik
aus
dem
Bauch
heraus
und
wieder
voll
dorthin
zurück
zu
mir.
Diese
ungebremste
Spielfreude
und
der
sichtliche
Spaß
an
der
Musik
haben
mich
ungemein
beeindruckt.
Nach
dem
Konzert
ließ
ich
mir
Autogrammkarten
und
Poster
von
den
Musikern
signieren
und
mit
dem
Bassisten
gab
es
Gelegenheit,
zu
reden,
da
Karoly
Frenreisz
ganz
gut
deutsch
sprach.
Auch
deshalb
habe
ich
diesen
Abend,
wenn
auch
nur
teilweise,
in
sehr
guter
Erinnerung
behalten,
nur
eben
–
siehe
oben
–
davon
keine
Fotos
gemacht. Warum ich meine LP-Hülle zum Signieren nicht mitnahm - keine Ahnung.
Ganz
ähnlich
sind
meine
Erinnerungen
an
ein
Konzert
von
GENERAL,
ebenfalls
aus
Ungarn.
Auch
hier
bin
ich
mir
nicht
mehr
sicher,
ob
es
in
Großenhain
oder
Riesa
stattfand.
Ich
hatte
mir
gerade
die
neue
Scheibe
der
Band
gekauft,
die
inzwischen
mit
härteren
Rock-Klängen
auf
sich
aufmerksam
zu
machten
versuchte
und
auf
die
drei
Chor-Damen
verzichtete.
Ich
nahm
das
Plattencover,
fuhr
zum
Konzert
und
fand
mich
in
einem
nur
zur
Hälfte
gefüllten
Saal
wieder.
Darüber
war
ich
damals
sehr
überrascht
und
vielleicht
hat
sich
deshalb
dieses
Bild
in
meinem
Kopf
so
verfestigt.
Davon
ließen
sich
die
Musiker
aber
nicht
beeindrucken
und
lieferten
ein
richtig
stimmiges
Konzert
ab.
Ganz
besonders
ist
mir
der
Sänger
KAROLY
HORVATH
in
Erinnerung
geblieben.
Ein
blonder
Lockenkopf
mit
einer
rauen
Rock-Röhre,
der
ständig
mit
seinem
Mikrofonständer,
der
statt
eines
festen
Stativs
am
unteren
Ende
eine
ovale
Platte
hatte,
so
dass
der
Ständer
bei
jeder
Berührung
schwankte.
Dieser
„Tanz
mit
dem
Mikrofon“
hat
mich
damals
ungemein
fasziniert,
weil
so
ein
Show-
Element
für
mich
völlig
neu
war.
Nach
dem
Konzert
bin
ich
zu
den
Musikern
gegangen
und
habe
ich
mir
das
Plattencover
und
ein
Poster
signieren
lassen.
Die
sind
bis
in
heutige
Tage,
vierzig
Jahre
später,
in
meiner
Sammlung
geblieben. Ein gemeinsames Foto zu machen, kam mir leider nicht – siehe oben – in den Sinn.
Ein
Konzert
der
besonderen
Art
erlebte
ich
im
Januar
1978
in
Großenhain.
Das
weiß
ich
deshalb
noch
genau,
weil
ich
zum
Glück
noch
das
Ticket
besitze.
Die
BEATLES
REVIVAL
BAND
war
für
ein
Konzert
im
Capitol
angekündigt
und
da
ich
damals
(wie
heute)
ein
großer
Fan
der
Fab
Four
war,
nahmen
mich
Freunde
zu
diesem
Konzert
mit.
Der
Saal
war
bis
auf
den
allerletzten
Platz
gefüllt
und
ich
mittendrin.
Diesen
seltenen
Abend
habe
ich
mit
all
meinen
Sinnen
genossen
und
mich
an
jedem
Song
erfreut,
ob
nun
aus
der
Frühphase
oder
späteren
Jahren,
das
war
egal.
Die
meisten
konnte
ich
sogar
mitsingen,
denn
schon
damals
kannte
ich
fast
alle
Beatles-Texte,
zumindest
aber
ihre
Refrains,
auswendig
und
die
meisten
sind
ja
ohnehin
Ohrwürmer.
Die
vier
deutschen
„Beatles“
trugen,
soweit
ich
mich
richtig
erinnere,
die
typischen
blauen
Anzüge
auf
der
Bühne.
Weil
sie
in
englischer
Originalsprache
sangen,
war
die
Illusion,
zumindest
für
mich,
nahezu
perfekt.
Als
zum
Schluss
noch
einmal
richtig
Stimmung
aufkam,
stellte
ich
mich,
so
wie
einige
andere
auch,
auf
meinen
Stuhl,
um
besser
sehen
zu
können.
Leider
nicht
lange,
denn
die
Ordner
sorgten
dafür,
dass
alles
„gesittet“
und
sitzend
stattfand.
Heute
denke
ich
trotzdem
sehr
gern
an
das
schöne
Erlebnis,
auch
wenn
–
siehe
oben
–
keine
Fotos
davon entstanden sind.
Und
dann
gab
es
noch,
zwei
Jahre
vor
der
radikalen
Zeiten-
und
Besitzerwende,
das
Berlin-Jubiläum
und
auf
einmal
so
viele
Konzerte
von
Musikern
und
Bands,
dass
ich
keine
Möglichkeiten
hatte,
überall
dabei
zu
sein.
Dylan
sah
ich
mit
Freunden
in
Berlin
und
Cocker
mit
der
gleichen
Meute
in
Dresden.
Als
wir
das
Angebot
bekamen,
auch
noch
gemeinsam
nach
Cottbus
zu
fahren,
um
den
„Schüttel-Stefan“
im
Konzert
zu
erleben,
haben
wir
zugegriffen.
Keine
Ahnung,
ob
wir
in
der
Stadthalle,
im
Theater
oder
sonst
wo
ankamen,
es
wurde
ein
fröhlicher
Abend,
denn
der
SHAKIN’
STEVENS
hat
für
uns
gesungen.
Eine
Rock’n’Roll-Band,
Bläser,
ein
Chor
mit
drei
hübschen
Damen
plus
der
smarte
Shaky.
Es
hat
Spaß
gemacht,
wir
haben
wild
gefeiert
und
sogar
zwischen
den
Stuhlreihen
getanzt.
Hätte
ich
eine
Knipse
dabei
gehabt,
es
wären
viele
schöne
Fotos
geworden,
doch
leider
–
siehe
oben.
Als
Souvenir
habe
ich
mir
ein
Faltposter
mitgebracht,
wie
ich
auch
eines
vom
Dylan-
und
vom
Cocker-Konzert
sowie
einigen
anderen
besonderen
Events
aufbewahre.
Erinnerungen
sind
doch
schön!
Auch
wenn
sie
nur
noch
aus
Fragmenten
bestehen,
sie
sind
da
und
sagen
mir,
was
ich
alles
in
jenen
Jahren,
in
jenem
Land,
erlebt
habe
und
wie
sie
unser
„graues“
Leben
bunter
gemacht
haben.
Nur
schwarz
und weiß war es jedenfalls nicht.