Klaus „der Renft“ wäre heute 70 geworden
30.06.2012
Da
kommt
einer
auf
die
Bühne,
hager,
schlank
und
dünnes
Haar
bis
zur
Schulter,
das
beinahe
fließend
in
einen
ebenso
langen
Bart
übergeht.
Der
Typ
hatte
kurz
zuvor
noch
mit
uns
am
Tresen
gestanden
und
aus
dem
Henkelglas
ein
Bier
getrunken.
Mit
dem
Glas
in
der
Hand
war
er
nach
vorn
gegangen,
hat
es
irgendwo
auf
der
Bühne
abgestellt
und
seine
Bassgitarre
genommen.
Doch
statt
sie
sich
umzuhängen,
wie
das
all
die
anderen
mit
ihrem
Instrument
taten,
hat
er
mit
dem
Gurt
ein
großes
Loch
in
der
Luft
geformt
und
ist
dort
mit
dem
linken
Bein
eingestiegen.
Den
Gurt
hat
er
nach
oben
gezogen,
über
die
linke
Schulter
gelegt
und
dann
hing
ihm
dieses
Ding
schräg
vor
dem
Bauch
und
der
Gurt
führte
durch
den
Schritt
über
den
Rücken
zur
linken
Schulter.
Dort
hing
das
Teil
beim
Musizieren
bis
zur
nächsten
Pause
und
zum
nächsten
Bier.
Danach
konnte
das
Ritual
von
beginnen,
immer
wieder,
mehrmals
am
Abend,
beinahe
jedes
Wochenende
im
Jahr
und
viele
Jahre,
bis
in
den
Oktober
2006,
von
den
unfreiwilligen
Unterbrechungen,
die
ihm
zwischendurch
in
wilden
Zeiten geschehen sind, mal abgesehen.
Zum
„Tanz
auf
dem
Grab“
bin
ich
dann,
nach
vielen
Jahren
der
Pause
und
des
Suchens
nach
neuem
Halt,
noch
einmal
nach
Leipzig,
in
meine
Geburtstadt,
gefahren,
um
mich
von
diesem
ungemein
sympathischen
Typen
meiner
Jugendjahre
zu
verabschieden.
Dass
mir
das
wenig
später
noch
einmal
mit
CÄSAR
passieren
würde,
ahnte
ich
damals,
wie
all
die
anderen
auch,
noch
nicht.
Die
hatten
sich
zuvor
schon,
was
an
mir
unbemerkt
vorüber
gegangen
war,
von
Pjotr
und
Gerulf
Pannach
verabschieden müssen. Ich hasse diesen Mistkerl Krebs, weil er mir schon 1991 den Vater nahm!
Meine
Cousine
mütterlicherseits
wohnt
noch
immer
in
Leipzig.
Irgendwann
in
den
60ern
hatte
sie
mir
beinahe
nebenbei
von
einer
Beatgruppe
namens
BUTLERS
erzählt,
zu
der
sie
mit
Freunden
tanzen
ging.
Sie
erzählte
mir
von
dieser
Demo
und
was
da
so
passiert
war,
aber
hier
in
der
Provinz
kam
davon
nichts
an,
jedenfalls
nicht
bei
mir.
Dagmar
war
es
auch,
die
mir
dann
von
der
KLAUS
RENFT
COMBO
erzählte,
die
mal
die
BUTLERS
waren,
und
dass
die
richtig
gut
wären.
Was
immer
das
auch
bedeutete. Das war 1967 und ich ging zur Penne.
Der
Film
„Privilege“
mit
Paul
Jones
in
der
Hauptrolle
lief
damals
auch
in
den
Kinos
der
Provinz.
Ich
hatte
mir
inzwischen
den
Beat-Virus
eingefangen
und
wollte
den
Sänger
von
Manfred
Mann
und
„Pretty
Flamingo“
im
Kino
sehen.
Das
hab’
ich
mehrmals
getan
und
mich
hat
besonders
„Set
Me
Free“
beeindruckt
mit
jener
Schlüsselszene
im
Käfig.
Da
haben
selbst
die
harten
Kerle
geflennt.
Ein
Freund
erzählte
damals
von
der
KLAUS
RENFT
COMBO,
die
bei
uns
zum
Tanz
spielen
würde,
und
dort
würde
einer
dieses
„Set
Me
Free“
singen.
Also
sind
wir
hin
zu
„Hoppenz“
gleich
um
die
Ecke
und
erlebten
Klaus
Renft,
Fetz,
Stolle,
Matkowitz
und
Hans-Jürgen
Beyer,
der
sich
auf
den
Boden
kniete,
wie
im
Film,
und
dieses
„Set
me
Free“
sang.
Außerdem
noch
Sachen
von
Steppenwolf,
Vanila
Fudge
und
all
das,
was
uns
damals
gerade
als
„progressive“
erschien.
Selbst
Klaus
Renft
führte
das
kleine
Wörtchen
„progressiv“
eine
Zeit
lang
als
Ergänzung
in
seinen
Verträgen!
Belegexemplar
ist bei mir einsehbar.
Für
mich
war
dieser
Abend
eine
der
Initialzündungen,
der
viele
weitere
auslöste.
Ich
wurde
ein
Fan
von
RENFT,
aber
auch
von
Schikora,
Bürkholz,
Niemen
und
wer
weiß,
wem
noch
alles.
Letztlich
war
die
Musik
das
Ziel,
nicht
die
Band,
Combo
oder
Gruppe
und
das
blieb
bei
mir
so,
bis
heute.
Da
konnte
und
wollte
ich
nie
eine
Entscheidung.
Es
gab
einfach
zu
viele,
die
alle
gut waren!
Wie
viele
in
meiner
Umgebung,
und
überall
im
Lande,
erlebte
ich
die
beginnenden
70er
Jahre
sehr
bewusst
und
auch,
wie
die
KLAUS
RENFT
COMBO
ihren
Weg
ging.
Ich
war
fast
jedes
Wochenende
beim
Tanz
und
wenn
RENFT
spielte
sowieso.
Ich
hab’
auch
mal
meinen
Vater
sonntags
früh
um
10.°°
Uhr
mitgeschleppt
und
der
hat
mit
mir
und
meinem
Freund
Georg
den
„Banana
Boat
Song“
gesungen.
Vater
hat
auch
den
ersten
TV-Auftritt
der
Combo
fotografiert
(siehe
oben
rechts)
und
auch
sonst meinen Spleen nach Kräften und mit Geld unterstützt.
Mein
Vater
war
Schuldirektor
und
hatte
gerade
sein
Parteibuch
auf
den
Tisch
geschmissen,
während
die
KLAUS
RENFT
COMBO
vom
„Geist
der
Kommune“
sang,
die
„den
Genossen
Schild
und
Schwert“
sei.
Damals
hab’
ich
wahrscheinlich
im
Zwiespalt
des
Erlebten
zu
Denken
begonnen,
denke
ich
heute.
Wahrscheinlich
sind
mein
Vater
und
Klaus
Renft
die
„Schuldigen“ und ein paar andere habe ich auch noch ausmachen können.
Diese
paar
Jahre
von
der
Beatmusik
zum
„progressiven“
Rock
haben
mein
Leben
entscheidend
geprägt.
Das
„Lied
vom
Otto“
hab’
ich
zum
ersten
Mal
im
Rias
–
Treffpunkt
vernommen
und
von
der
Ausreise
des
personifizierten
Renft
hat
mir
das
Westfernsehen
berichtet.
Ich
war
damals
stinkesauer
und
RENFT
wurde
Kult,
die
Platten
zu
besonderen
Schätzen.
Ein
Schatz,
der
all
die
Jahre
überstand,
so
wie
die
Musik,
die
darauf
verewigt
war.
Die
hat
manchmal
über
vieles
hinweg
geholfen.
Doch
es
gab
da
eine
Zeit,
die
zwischen
der
Stern
Combo
Meissen,
Lift,
Silly
und
Diestelmann
noch
vieles
andere
an guter Musik zu bieten hatte und die machte mir und meinen Freunden auch Spaß und ab und an auch Hoffnung.
Erst
im
Tauwetter
von
1989
hab’
ich
mir
wieder
eine
Langspielplatte
mit
den
Songs
aus
den
„Frühen
Jahren“
gekauft
und
ein
Jahr
später
noch
einmal
eine.
„RENFT
Live
1990“
fand
ich
durch
einen
Zufall,
denn
die
Ostbands
fanden,
wie
auf
ein
besonderes
Zeichen
hin,
plötzlich
in
den
Medien
nicht
mehr
statt
und
wenn
das
Cover
der
Platte
nicht
so
auffällig
gewesen
wäre,
hätte
ich
sie
damals
nicht
kaufen
können.
Auf
der
Platte
fehlte
zwar
CÄSAR,
aber
MONSTER
war
wieder
dabei
und
der
Namensgeber
spielte
den
Bass.
Dennoch
schien
mir
persönlich
die
Luft
raus
zu
sein
und
der
Zeitgeist
war
in
meinem
Empfinden
wohl
auch
ein
anderer
und
die
Zwänge
mir
neu.
Plötzlich
fehlte
irgend
etwas
und
ich
wusste
nicht
mal,
was
es
war.
Ein
Bekannter
hat
mich
erst
10
Jahre
später
wieder
auf
die
KLAUS
RENFT
COMBO
aufmerksam
gemacht
und
begeistert
erzählt,
dass
sie
wieder
und
immer
noch
durch
die
Säle
ziehen
würden.
Das
hab’
ich
ungefähr
2004
auch
noch
einmal
erleben
wollen
und
bin
die
paar
Kilometer
bis
Zobersdorf
gefahren.
Vor
der
Kneipe
hab’
ich
mit
einem
Pfeife
schmochenden
Jenni
gequasselt,
der
nachdenklich
geworden
schien
und
drinnen
hatte
KUNO
dann
„das
Dreamteam
des
Ostrock“
angekündigt.
Dieser
Traum
aber
schien
mir
aus
zu
sein
und
auf
der
Bühne
agierte
nur
die
Erinnerung
daran.
Doch
die
war
noch
einmal
fast
so
schön,
wie
die
Wirklichkeit
Jahre
zuvor.
Nur
etwas
älter
sahen
sie
alle
aus,
doch
das
kannte
ich
von
meinem eigenen Spiegelbild auch.
Vielleicht
hätte
ich
damals
schon
dran
bleiben
sollen,
doch
für
mich
war
die
Zeit
noch
nicht
gekommen
und
als
sie
am
9.
Oktober
2006
über
mich
heran
brach,
tat
es
weh.
Zum
„Tanz
auf
dem
Grab“
war
ich
im
Leipziger
„Anker“
noch
einmal
dabei
und
erlebte
meine
zweite
Initialzündung
und
die
habe
ich
quasi
postum
doch
wieder
Klaus
„Jenni“
Renft
zu
verdanken.
Auch
bei
der
Namensgebung
der
Straße
vor
dem
„Anker“,
die
von
da
an
seinen
Namen
trug,
war
ich
dabei
und
habe
das
erste
Konzert
von
RENFT,
so
wie
man
die
Band
heute
kennt,
miterlebt.
Da
keimten
noch
einmal
vorsichtig
Hoffnungen
in
mir,
es
könne
noch
einmal
mehr
werden,
als
die
alten
Sachen
neu
zu
interpretieren.
Noch
einmal
frischer
Biss,
noch
einmal
zornige
Worte auf neuen Melodien …
Der
Mann,
der
RENFT
in
Person
war,
hätte
am
heutigen
30.
Juni
2012
seinen
70.
Geburtstag
begehen
und
feiern
sollen.
Also
hebe
ich
mein
Glas
mit
Henkel
daran,
denn
ich
habe
noch
eins,
und
trinke
auf
meine
Jahre,
die
auch
etwas
mit
dem
Musiker
und
Urgestein
deutschsprachiger
Rockmusik,
KLAUS
RENFT,
zu
tun
hatten.
Daran,
sowie
an
Pjotr,
Gerulf,
Heinz
und
CÄSAR,
will
ich
mich
heute
gern
erinnern.
Erinnern
daran,
wie
wir
am
Tresen
tranken
und
bei
„Power
To
The
People“
oder
„Zwischen
Liebe
und
Zorn“
rockten,
und
ich
will
mir,
mit
den
Bildern
von
damals
im
Kopf,
ein
paar
Minuten
der
„Besinnung“
gönnen. Die kulturhistorische Hommage sollen sich von mir aus andere abtrotzen. Prost Jenni!