Der (Klaus) Lenz war da – noch einmal und zum letzten Mal
24.10.2010
Der
LENZ
ist
doch
noch
einmal
gekommen,
auch
wenn
es
draußen
schon
Herbst
ist
und
der
frische
Wind
bei
kaltem
Sonnenschein
durch
die
Klamotten
dringt.
Der
LENZ
ist
mit
seinen
70
Lenzen
noch
einmal
angereist
und
hat
seine
MODERN-JAZZ-BIG-BAND
mitgebracht,
um
die
Töne
tanzen
zu
lassen.
So
wie
KLAUS
LENZ
schon
in
seinen
erfolgreichen
DDR-Zeiten
mit
ständig
neuen
Gesichtern
und
also
ständig
wechselnden
Besetzungen
auf
der
Bühne
stand,
konnte
man
sich
in
diesem,
seinem
Jubiläumsjahr
2010,
noch
einmal
an
die
alten
Zeiten
in
neu
arrangierten
Klanggewändern
erinnern.
Dank
eines
unermüdlichen
Bernd
Ganßauge
mit
seiner
„Privaten
Initiative
für
Wurzen
e.V.“
aus
Wurzen
stand
die
KLAUS
LENZ
MODERN-JAZZ-BIG-BAND
im
Leipziger
RING-CAFE
live-haftig
am
24.
Oktober
2010
auf
der
Bühne,
so
dass
die
in
die
Jahre
gekommenen
und
auch
die
jüngeren
Fans
anno
2010
eine
Chance
bekamen,
den
Jazz-Pionier
und
Ur-Musikanten
mit
seinem Klangkörper und Solisten zu erleben.
Klaus Lenz Big Band im Programmheft 1973
Einige,
die
er
auf
seinem
Weg
aus
den
Kinderschuhen
auf
das
nationale
und
auch
internationale
Sprungbrett
verhalf,
sind
heute
selbst
Große
der
Szene.
Sie
alle
mit
auf
die
Bühne
zu
bringen,
hätte
man
sich
als
Fan
durchaus
gewünscht,
ist
aber
schon
ob
der
großen
Anzahl
gar
nicht
möglich.
Allein
der
Klang
ihrer
Namen
ist
Musik:
Günther
Fischer,
Hennig
Protzmann,
Sieghardt
Schubert,
Reinhard
Lakomy,
Ulrich
Gumpert,
Horst
Krüger
und
auch
Manfred
Krug
sang
dereinst
mit
dem
LENZ-
Orchester.
Doch
es
geht
nun
mal
nicht
alles
und
die
Musiker,
die
als
BIG
BAND
auf
der
Bühne
im
RING-CAFE
zu
Leipzig
stehen, lassen keinen einzigen Wunsch offen.
Als
ich
damals
1970
die
LP
„Lenz
für
Fenz“
kaufte,
gab
es
schon
so
ein
Gefühl,
etwas
besonderes
erstanden
zu
haben.
Bestätigt
hat
sich
das
für
mich
zwei,
drei
Jahre
später,
als
1972/73
die
beiden
Tourneen
liefen
und
ich
etwas
davon
im
Sächsischen
Riesa,
oder
war
es
doch
Großenhain,
abbekam.
Die
Tour
1972
mit
USCHI
BRÜNING
und
der
KLAUS
LENZ
BAND
war
ein
voller
Erfolg
und
schon
damals
stand
im
Flyer
geschrieben:
„Viele
wichtige
DDR-Musiker
kommen
aus
seiner
Band
und
für
so
manches,
was
heute
reiche
Früchte
bringt,
hat
er
einmal
die
Saat
gelegt.“
Ein
Jahr
später
tourte
die
KLAUS
LENZ
&
MODERN
SOUL
BIG
BAND
mit
den
unvergessenen
WERNER
„Josch“
SELLHORN
sowie
KLAUS
NOWODWORSKI
durch
die
Republik
und
setzte
neue
Maßstäbe.
Der
Rest
der
Geschichte
ist
wohl
jedem
Musikliebhaber
hierzulande
bekannt
und
der
spätere
Restaurator
LENZ
hatte
in
den
Jahren
danach
nie
wieder
einen
Gedanken
an
Musik
verschwendet
und
seine Trompete in die berühmte Ecke gestellt. Die Entscheidung war eine endgültige – dachte er.
Nun
fahre
ich
also
fast
40
Jahre
später
wieder
zu
einem
Konzert,
die
alten
und
originalen
Fan-Teile
von
damals
wieder
im
Beutel,
und
freue
mich
wie
ein
kleiner
Junge
auf
den
Abend
in
Leipzig
und
auf
das,
was
mich
dort
erwartet.
Gegenüber
dem
RING-CAFE
das
Uni-Hochhaus
und
zwischen
den
Lichtern
der
beiden
Gebäude
in
unterschiedlichen
Bau-Stilen
hetzen
im abendlichen Dämmerlicht Autoscheinwerfer und Trams über den Ring.
Im
unteren
Foyer-Bereich
weist
ein
überdimensionales
Foto
aus
jenen
frühen
Jahren
darauf
hin,
dass
es
heute
eine
Zeitsprung
zu
bewältigen
gilt
und
wer
möchte,
kann
bei
den
liebevoll
dargebotenen
Souvenirs
und
Re-Prints
zugreifen
und
mit
ihnen
in
der
Tasche,
die
weit
geschwungene
Treppe
nach
oben
begehen.
Der
liebevoll
und
stilecht
gepflegte
Saal
in
der
ersten
Etage
bietet
ein
ideales
Ambiente
für
den
Abend
und
der
Großmeister
des
Modern-Jazz
und
sachkundige
Spezialist
wird genau diesen Umstand mehrmals erwähnen und sich dabei an alte Zeiten erinnern.
Gleich
zu
Beginn
bekommen
wir
ein
Gefühl
dafür,
wohin
die
Reise
in
den
nächsten
reichlich
zwei
Stunden
gehen
wird.
„Afternoon
in
Berlin“
von
1963,
das
ursprünglich
mal
„Sonntag
Nachmittag
in
Berlin“
heißen
musste,
entführt
zurück
in
die
Jahre,
als
dieser
Klang,
die
Vermischung
von
Jazz,
Beat
&
Blues,
progressiv
genannt
wurde.
Das
Teil
swingt
und
klingt,
als
wäre
es
erst
an
diesem
Vormittag
entstanden
und
die
Soli
von
CHRISTIAN
MAYERS
(fh)
und
ERNST-LUDWIG
„Luten“
PETROWSKI
(as)
lassen
die
in
der
Musik
lebende
Großstadthektik
erahnen.
Es
folgen
mit
„
A
Little
Tune
For
Eric“
(Lenz:
„Keine
Hommage
an
Honni.“)
und
„Shiny
Skins“
zwei
weitere
Instrumentals,
die
LENZ
zu
einem
verschmelzen
lässt.
Außerdem
die
alte
Horace
Silver
–
Nummer
„Peace“,
neu
arrangiert
und
mit
ein
paar
feinen
Piano-Tupfern
von
WOLFGANG
FIEDLER versehen.
Zum
ersten
Gesangspart
ruft
LENZ
„olle“
HANSI
KLEMM
auf
die
Bühne.
Den
hatte
ich
aus
FUSION-Zeiten
und
bei
MONDIE
noch
gänzlich
anders
in
Erinnerung,
aber
eine
fehlende
Haarpracht
tut
einer
geilen
Soul-Stimme
keinen
Abbruch.
„I
Love
The
Life
I
Live“
klingt
frisch
und
fetzig
und
KLEMM’s
Stimme
röhrt
und
schluchzt
und
beim
Ray
Charles
–
Klassiker
„Georgia
(On My Mind)“ schwingt sie sich auf den dezenten Bläserparts der Band sanft über den Klangteppich.
Zwischen
den
einzelnen
Stücken
ist
es
der
Meister
selbst,
der
immer
wieder
locker
und
humorvoll
Geschichten
aus
vergangenen
Zeiten,
passend
zur
jeweiligen
Musik,
zu
erzählen
weiß.
Egal,
ob
er
darauf
verweist,
dass
man
(
Hansi
Klemm)
eigentlich
an
der
Lahn
nicht
zu
Hause
sein
könne,
oder
ob
das
Zimmer
der
Gerichtssekretärin
(Uschi
Brüning)
tatsächlich
verstaubt
war.
Nur
„Luten“
PETROWSKI
mit
seinem
trockenen
Humor
ergänzt
den
Bandleader
manchmal
spontan.
Der
Saal,
vor
allem
die
Leipziger
in
ihm,
tobt,
als
LENZ
dann
USCHI
BRÜNING
angekündigt.
Ich
hatte
„Higher“
schon
Ewigkeiten
nicht
mehr
gehört,
um
so
mehr
fasziniert
bin
ich,
mit
welcher
Leichtigkeit
sie
mit
ihrem
Gesang
Stufe
um
Stufe
zu
luftigen
Höhen
erklimmt
und
dort
oben
noch
immer
schneidend
scharf
die
Luft
zum
Zittern
bringt.
Mann
oh
Mann,
hat
das
Weib
eine
Stimme!
Den
folgenden
„Blues
für
L.“
widmet
sie
demjenigen,
der
im
Orchester
dem
Altsaxophon
auf
seine unnachahmliche Weise Töne entlockt, die man einem solchen Instrument nicht zutrauen will.
Vor
einer
kurzen
Pause
erklingt
ein
alter
und
vertrackter
Jazz-Standard.
Bei
„A
Night
In
Tunesai“,
von
Dizzy
Gillespie
geschrieben,
greift
auch
der
Altmeister
zum
Instrument,
um
in
seiner
ureigenen
unnachahmlichen
Pose
die
Töne
in
den
Saal
zu
schmettern.
Leider
sitze
ich
genau
vor
einem
der
Notenständer
und
so
kann
ich
das
swingende
Solo
des
Schlagzeugers
TOBIAS
BACKHAUS,
dem
„Spezialisten
für
das
Lockermachen
der
Töne“
(Lenz),
nur
erahnen,
das
er
mit
der
„Serenade Mysterioso“ von Hubert Katzenbeisser hinter der Sichtblende abliefert.
Der
zweite
Teil
des
Abend
wird
mit
einem
Feuerwerk
der
Bläser
eröffnet.
„The
Preacher“
ruft
die
Solisten
auf
die
Bühne,
die,
jeder
vorsichtig
über
Kabel
steigend
und
an
Ständern
vorbei
schleichend,
ihr
Können
und
Musikalität
mit
Saxophon,
Posaune
sowie
mit
Trompete
zeigen
und
dafür
euphorischen
Zwischenapplaus
bekommen.
Der
LENZ
am
Pult
tritt
dabei
jedes
Mal
bescheiden
zur
Seite
und
genießt
ebenfalls,
an
das
Beleuchtungsgerüst
gelehnt,
die
solistischen
Darbietungen.
USCHI
BRÜHNING
zelebriert,
sich
leidenschaftlich
steigernd,
den
„Reverend
Lee“
und
HANSI
KLEMM
darf
nochmals
„hochgestochenes
Zeugs“
(Lenz)
darbieten,
das
eben
nur
aus
Amerika
kommen
kann.
Aus
den
USA
kamen
die
Vorbilder
Blood,
Sweat
&
Tears“,
die
„solch
hochgestochenes
Zeugs“
schrieben
und
in
Europa
gab
es
nur
wenige,
die
es
spielen
konnten.
„Wir
konnten
es“,
sagt
LENZ
genüsslich
und
lässt
mit
seinen
Mannen
dann
auf
„God
Bless
The
Child“
auch
prompt
„Spinning Wheel“, mit dem berühmten „Jahrmarktstrubel“ am Ende folgen.
Der
Abend
nähert
sich
unweigerlich
seinem
Höhepunkt,
als
nach
dem
„Stormy
Monday
Blues“
sich
die
Musiker
bei
„Love
Fiesta“
von
Chick
Corea
noch
einmal
so
richtig
austoben
und
all
ihr
Können
miteinander
verweben
können.
Sehr
emotional
der
Moment,
als
KLAUS
LENZ
letztmalig
das
Wort
ergreift,
sich
bei
den
Anwesenden
und
Angereisten
bedankt
und
Worte
des
Lobes
für
den
Initiator
und
Organisator
BERND
GANßAUGE
mit
seinem
Team
findet.
Der
steht
bescheiden
am
Rand,
sichtlich
überglücklich
und
den
Tränen
nah.
Zum
Finale
holt
LENZ
ihn
und
seine
Mannen
&
Frauen
auf
die
Bühne,
um
gemeinsam
mit
uns
die
Hymne
der
Hymnen
zu
singen:
„Hi-De-Ho,
Hi-De-Hi,
gonna
get
me
a
piece
of
the
sky“
….
Oh
ja,
an
diesem Abend hatten wir alle ein Stück vom Himmel und ich hab’ meines mit nach Hause genommen!
Es
gab
Standing
Ovations,
Pfiffe
und
Bravo-Rufe
für
eine
Band,
die
es
so,
auch
von
der
Idee
her,
nie
wieder
geben
wird,
meinte
KLAUS
LENZ
ganz
zum
Schluss
und
das
klang
sehr
endgültig.
Es
ist
aber
auch
verdammt
schade
und
traurig
zugleich,
denn
ich
sehe
nicht
viele
Bands
und
Künstler
dieses
Landes
am
Horizont,
die
zeigen
könnten,
wohin
die
Reise,
außer
zum
Kommerz,
in
der
Zukunft
noch
gehen
könnte.
So
viel
Pioniergeist
und
Entdeckerfreude
wie
dereinst
„olle
Lenz“
legen
heute
nur
noch
wenige
an
den
Tag,
denn
es
ist
noch
immer
unbequem
und
beschwerlich,
eingefahrene
Gleise
zu
verlassen
und
neue
Pfade
durch
hohes
Gras
zu
treten.
Dass
es
zu
machen
geht,
hat
dieser
Mann
gezeigt
und
der
Erfolg
ist
Jahrzehnte
später
noch
immer
beinahe
mit
Händen
zu
fassen.
Der
LENZ
war
da
und
ich
war
dabei.
Aber
so
ein
LENZ,
flüsterte gestern eine der begleitenden Damen, könnte ja vielleicht …. und man weiß ja sowieso nie so ganz genau…