Kirsten Ludwig – Klangperlen aus Kanada
18.10.2019
In
den
vergangenen
drei,
vier
Jahren
hatte
ich
schon
öfter
die
Gelegenheit,
junge
Musiker
aus
Kanada
live
in
Klubkonzerten
zu
erleben
und
mich
danach
mit
ihnen
zu
unterhalten.
Daher
weiß
ich,
dass
im
Land
nördlich
der
USA
junge
Musiker
zu
Beginn
ihrer
künstlerischen
Laufbahn
staatliche
Unterstützung
erhalten
und
sich
deshalb
ohne
Druck
verwirklichen
können.
Hinzu
kommen
ein
gigantisches
Reservoir
an
Folk
sowie
die
vielfältige
Kultur
ethnischer
Gruppen,
die
junge
Künstler
für
sich
entdecken
können.
In
solchen
Konzerten
erlebt
man
oft
Überraschendes
oder
Einzigartiges
und
manchmal
komme
ich
von
deren
Musik
nicht
mehr
los.
Die
Geschwister
Jenny
&
Kay
Berkel
und
Sierra
Noble
mögen
als
Beispiele
genügen.
In
allen
Fällen
habe
ich
mich
von
Musik
mir
völlig
unbekannter
Künstler
überraschen
lassen
und
bin
live
nie
enttäuscht
worden.
Bei
großen
Namen
geschieht
das
eher
selten,
man
glaubt
an
diese
Überraschungen nicht mehr. Aber ich liebe Überraschungen und das nicht nur zu Weihnachten!
Im
Volksbad
Buckau
warten
die
Gäste
auf
KIRSTEN
LUDWIG
aus
dem
fernen
Calgary,
nahe
der
Rocky
Mountains.
Ihr
Nachname
Ludwig
deutet
auf
deutsche
Vorfahren
hin,
die
irgendwann
einwanderten
–
Refugees
eben.
Die
junge
blonde
Lady
ist
Mitte
zwanzig,
kann
auf
ein
erstes
Album
verweisen
und
hat
eine
aktuelle
EP
im
Gepäck,
deren
Songs
sie
in
einigen
europäischen
Städten
präsentieren
möchte.
Da
bin
ich
ganz
froh,
dass
ausgerechnet
Magdeburg
dabei
ist,
dem
Volksbad Buckau sei Dank.
Als
die
ersten
Töne
den
Raum
füllen,
ist
die
Überraschung
da.
Eine
halbakustische
E-Gitarre,
die
auf
jeglichen
Klangkomfort
verzichtet
und
beinahe
so
ruppig
klingt,
wie
meine
in
den
1960er
Jahren
–
rau
und
holprig.
Darüber
eine
hauchdünne
Frauenstimme,
klar
wie
die
Bergluft
in
den
Rockys
und
fraulich
intim.
Beinahe
scheint
es,
als
würde
sie
im
nächsten
Augenblick,
während
sie
von
„Cinnamon“
und
der
„Borderline“
singt,
an
den
Tönen
scheitern,
gleitet
dann
aber
doch
ganz
elegant
durch
die
Melodien
ihrer
Lieder.
Der
Sound
von
KIRSTEN
LUDWIG
ist
nicht
nur
sparsam,
sie
geizt
mit
beinahe
allem,
was
die
Musik
gefälliger
machen
würde.
Auf
einer
Live-Bühne
so
verwundbar
zu
agieren,
nenne
ich mutig.
An
ihrer
Seite
spielt
LAYTEN
KRAMER
Gitarre,
der
ihre
ohnehin
schon
sehr
filigranen
Songs
mit
einem
feinen
Gewebe
aus
perlenden
Tonfolgen
untermalt
und
dabei
völlig
in
sich
selbst
zu
versinken
scheint.
Ich
sitze
direkt
vor
den
beiden
und
weiß
nicht
wirklich,
ob
ich
nun
staunen
oder
mich
wundern
soll.
Es
dauert
einige
Lieder,
bis
ich
mich
der
Spielweise
einer
viel
jüngeren
und
anderen
Generation
öffnen
kann
und
es
bedarf
der
Hilfe
eines
Neil
Young,
dessen
„Cowgirl
In
The
Sand“
sich
KIRSTEN
LUDWIG
auf
sehr
eindrucksvolle
leise
Weise
zu
Eigen
macht.
Die
Jungen
entdecken
die
Alten
für
sich,
sinniere
ich,
ohne
sie
einfach
nur
originalgetreu
nachzuspielen.
Danach
fällt
es
mir
leichter,
den
beiden
jungen
Musikern
in
ihre
Welt
zu
folgen.
Mit
„I
Think
I’m
Ready“
können
sie
mich
sogar
vorsichtig
begeistern.
Der
Song
hat
Potential,
populär
zu
sein,
ohne
sich
den
Charts
anbiedern
zu
wollen.
Einfach
nur
schön
und
emotional,
so
wie
das
„Golden Girl“ – „a song about myself“ – auch.
Den
Song
„If
I
Wanted
Someone“
hätte
sie
von
den
Dawes
geliehen,
plaudert
sie,
und
erst
zu
Hause
werde
ich
danach
suchen
und
erleben,
wie
sehr
die
kleine
Kanadierin
mit
der
Vorlage
gezaubert
hat.
Einfach
wundervoll.
Auf
diese
Weise
hat
sie
mir
Musik
nahe
gebracht,
die
sich
nahtlos
an
ihre
eigene
Komposition
vom
„Dead
Space“
fügt.
Die
wirkt
beinahe
esoterisch
entrückt
und
erzählt
dennoch,
wie
die
meisten
ihrer
Songs
wohl
auch,
von
eigenen
Stimmungen,
als
konkrete
Geschichten.
Mir
kommen
ihre
Lieder
wie
vorsichtige
Balancen
zwischen
äußerer
Verwundbarkeit
und
innerer
Stärke
vor,
die
sie
auf
betörende
Weise
in
Melodien
und
Worte
zu
kleiden
vermag
und
als
„Beyond“
oder
„Wasted
Time“
auf
ihrer
neuen EP zu finden sind.
Solche
Lieder
sind
nicht
für
den
schnellen
Konsum
gedacht
und
flutschen
auch
nicht
nebenbei
„to
go“
durch
die
Ohren,
ohne
Spuren
zu
hinterlassen.
Man
muss
sich
schon
öffnen
und
zuhören
wollen.
Allein
für
diese
schöne
Erfahrung
hat
sich
der
Konzertbesuch
bei
KIRSTEN
LUDWIG
gelohnt,
aber
auch
um
eine
fremde,
sehr
samtweiche
Stimme
zu
hören,
die
irgendwo
zwischen
düsterer
Realität
und
zarter
Träumerei
zu
wandeln
scheint.
Es
ist
die
Stimme
einer
selbstbewusst
Suchenden
und
sich
selbst
dabei
Entdeckenden.
Schön,
dass
es
solche
jungen
Künstler
gibt,
die
brüchige
Kanten
haben
und
noch
nicht
abgeschliffen
glatt
wirken!
An
deren
Liedern
kann
man
sich
reiben,
kann
sie
gut
hinterfragen
und
mit
ihnen
träumend
auf
eine
Reise
gehen,
denn
„verschwendete
Zeit“
muss
kein
nutzlos
verbrachter
Tag
sein
(„Wasted
Time“)
und
auch
kein
solcher
Abend.
Zwischen
ihr
und
meiner
Zeit
in
ihrem
Alter
liegen
mehr
als
fünfzig
gelebte
Jahre.
Dennoch
habe
ich
in
diesen
Minuten
das
Gefühl,
dass
KIRSTEN
auf
das
Erbe
meiner
Helden,
die
sie
auch
die
ihren
nennt,
stolz
ist,
aber
eben
auch
nach
eigener
Identität
sucht.
So
wie
wir
damals
auch.
Da
schließt
sich
für
mich
der
Kreis und zwei CDs wechseln nach dem Konzert und einem Gespräch den Besitzer.
Nachts,
zurück
auf
der
Piste,
höre
ich
die
gleichen
Lieder
noch
einmal,
aber
nun
ganz
anders.
Keine
CD
kann
die
Live-
Momente
eines
Konzertes
wiederholen.
Sie
sind
nur
konservierte
Erinnerungen
und
ein
wenig
auch
die
Aufforderung,
sich
wieder
auf
die
Suche,
auf
den
Weg
zu
machen.
Egal,
ob
Mitte
der
Zwanzig,
wie
KIRSTEN
LUDWIG,
oder
schon
an
der Siebzig gekratzt - suchen ist keine Frage des Alters, sondern einer inneren Einstellung.