Kerth im Kreuzgang der Liebfrauenkirche
11.07.2015
Leute
wie
mich,
nennt
man
hier
Liebevoll
Neu-Halberstädter.
Die
bekommen
zur
Begrüßung
je
eine
Freikarte
für
das
Theater
und
eine
weitere
für
den
Besuch
aller
städtischen
Museen,
einschließlich
Dom
und
Domschatz.
Auch
einen
Stammtisch
für
uns
Neulinge
gibt
es
hier
und
wenn
wir
uns
im
Biergarten
des
Papermoon
treffen,
sieht
man
auch
die
Liebfrauenkirche.
Sie
hat
die
einzige
erhalten
gebliebene
viertürmige
Basilika
aus
der
Romantik
in
Mitteldeutschland.
Die
Kirche
feierte
vor
zehn
Jahren
ein
besonderes
Jubiläum.
Sie
ist
1000
Jahre
alt
und,
neben
dem
Dom
und
der
Martinikirche,
eine
von
drei
rein
evangelischen
Kirchen
in
Halberstadt.
Der
Neuankömmling
in
Halberstadt
stelle
sich
einfach
auf
den
Domplatz,
den
Dom
im
Rücken
und
den
Blick
zur
Liebfrauenkirche.
Dann
bekommt
er
eine
leise
Ahnung
davon,
wie
sich
einfache
Menschen
vor
Jahrhunderten
im
Schutze
der
Stadtmauern
und
Kirchen
gefühlt
haben
könnten.
Über
meine
einstige Heimatstadt wusste ich nach 60 Jahren nicht einmal halb so viel. Schon komisch.
Den
Dom
sah
ich
schon
von
innen,
den
Domschatz
sowie
die
Kirche
St.
Martini
ebenfalls.
Auch
durch
den
Kreuzgang
der
Liebfrauenkirche
bin
ich
schon
einmal
gelustwandelt.
Heute
wird
hier
Blues
von
JÜRGEN
KERTH
erklingen
und
es
wird
kein
Widerspruch,
sondern
Ergänzung
sein.
KERTH
widmete
dem
Dom
seiner
Heimatstadt
Erfurt
mit
„Gloriosa“
schon
1982
ein
ganzes
Album
und
passt
mit
seiner
Auffassung
vom
Blues
bestens
in
diese
ehrwürdigen
Mauern.
Außerdem
ist
KERTH
einer,
der
mir
in
besonderer
Weise
ans
Herz
gewachsen
ist,
denn
seine
Facette
vom
Blues
benutzt
unsere
deutsche
Sprache
und
gelangt damit auch ohne Umwege und Umschweife zu seinen Zuhörern. KERTH hier in Halberstadt, da muss ich hin!
Vor
dem
„Kirchgang“
ergibt
sich
kurzfristig
noch
eine
Autofahrt
quer
durch
die
Stadt.
Vom
Bahnhof
im
Osten,
bis
zu
einem
Hotel
am
westlichen
Stadtrand.
Das
zu
laufen,
weil
kein
Taxi
erreichbar
ist,
mute
ich
niemandem
zu.
Erst
recht
nicht,
wenn
der
sich
das
Abenteuer
Bahn,
aus
Aschaffenburg
bis
in
den
Harz,
gegönnt
hat,
um
vernünftige
Musik
zu
hören
und
Freunde
zu
treffen.
Es
gibt
nur
den
einen,
bei
dem
man
die
Liebe
zur
Musik
an
seinen
gefahrenen
Kilometern
ablesen
kann!
Eine
reichliche
Stunde
später
schon
sitzen
wir
beide
am
Tisch
der
Kerth-Big-Band
mit
einem
vollen
Humpen
in
der
Hand
und
dem
Blues-Mann
neben
uns.
Es
ist
ein
wunderbarer
Ort,
umgeben
von
historisch
altem
Gemäuer,
den
Blues
und
den
schwarzen Gerstensaft fließen zu lassen.
„Komm
herein“
singt
JÜRGEN
den
noch
draußen
Stehenden
zu.
„Kommt
herein“
und
hört,
wie
gleich
zu
Beginn
dieses
besondere
Instrument
in
den
Händen
des
Meisters
zu
singen
beginnt.
Das
Areal
ist
gut
gefüllt,
gleichwohl
dennoch
genug
Platz.
Denen,
die
vorübergehen,
um
die
große
Leinwand
vor
dem
Dom
flimmern
zu
sehen,
singt
JÜRGEN
sein
swingendes
„Komm
zurück!“
hinterher.
Ich
genieße
diese
wunderbare
Atmosphäre,
eingeschlossen
von
dicken
alten
Mauern
quasi
im
Grünen
zu
sitzen.
Während
ich
dem
Singen
der
Gitarre
lausche,
gleitet
mein
Blick
an
zwei
Türmen
der
Basilika
in
die
Höhe,
die
von
der
Sonne
in
helles
Abendlicht
getaucht
sind.
Später
werden
sie
goldgelb
warm
glänzen
und
nachts
in
die
Dunkelheit abtauchen.
JÜRGEN
KERTH
und
Sohn
STEFAN
am
Bass
stehen
beide
mit
geschlossenen
Augen
auf
der
offenen
Bühne,
tief
in
ihren
Blues
versunken.
Sie
erzählen
kleine
Geschichten,
wie
die
vom
Papa,
der
seinem
Sohn
zeigen
soll
„wo
die
Band
spielt“.
Die
mit
dem
Gitarristen,
dem
Mann
am
Bass
und
dem
hinter
dem
Schlagzeug.
Dort
sitzt
heute
zum
ersten
Mal,
und
ohne
geprobt
zu
haben,
ALEXANDER
WICHER
aus
Gera.
Später
stellt
sich
heraus,
dass
ich
dessen
Vater
als
Gitarrist
einst
mit
der
Schubert-Band
in
Plessa
auf
der
Bühne
hatte.
Jetzt
sind
wir
mindestens
eine
Generation
weiter
und
ich
fühle,
dass
der
Funke stetig weiter getragen wird.
Die
Mauern
des
Kreuzganges
um
sich
und
den
freien
Abendhimmel
über
sich,
singt
JÜRGEN
KERTH
„Ich
aber
finde
keine
Ruh“
und
als
seine
EINE
den
Chorus
dazu
singt,
hören
die
Geister
unter
den
alten
Gewölben
zum
ersten
Mal
die
eingeflochtene
Melodie
von
Santana’s
„Samba
Pa
Ti“
und
den
tosenden
Beifall
aufbrausen.
In
diesen
Minuten
fühle
ich
mich
angekommen
und
„bin
glücklich
dazu“.
Anderen
scheint
es
zu
Chuck
Berry’s
„Around
And
Around“
ebenso
zu
gehen,
denn
im
Schatten
der
alten
Mauern
kann
man
einige
tanzen
und
im
Dämmerlicht
kleine
Fledermäuse
durch
das
Areal
fliegen
sehen. Was für eine heimliche Nacht und was für ein faszinierendes Ambiente!
Mit
einem
frischen
Gerstensaft
in
der
Hand
kann
ich
zur
Geschichte
von
„Oma
hilf
(mir)“
schmunzeln
und
dann
die
geballte
Ladung
„Red
House“
genießen.
Der
Klassiker
von
Jimi
Hendrix
ist
Standard
bei
KERTH
und
das
faszinierende
Synchronspiel
des Altmeisters JÜRGEN mit dem Bass von STEFAN ist ein Highlight, das man nicht oft genug hören kann.
Die
letzten
Sonnenstrahlen
tauchen
die
Türme
jetzt
in
einen
warmen
Abendhauch.
Den
Saiten
seiner
EINEN
entlockt
KERTH
die
zarten
Töne
der
„Frühlingsmelancholie“
und
ich
meine
darin
versteckt
ein
kleines
„Weißes
Boot“
gleiten
zu
hören.
Der
Bluesmann
lächelt
still
in
sich
hinein.
An
der
Bühnenkante
stehend,
lässt
er
die
alte
Gitarre
passend
zu
den
Abendgeräuschen
singen,
zirpen
und
wimmern.
Was
für
ein
Genuss,
zu
erleben,
wie
der
Musiker
seine
eigenen
Klassiker
immer
wieder
neu
erfindet,
ihnen
andere
Facetten
entlockt,
so
wie
er
es
mit
dem
„Geburtstag
im
Internat“
macht.
Die
Nummer
klingt
im
Heute
ruppiger,
die
Gitarrenläufe
kantiger
und
wenn
dann
der
Meister
„Get
Back“
von
den
Beatles
in
den
Chorus
einfließen
lässt,
brennt
die
Luft
im
Kreuzgang
der
Liebfrauenkirche
von
Halberstadt.
Und
„Helmut“,
der
Kumpel
aus
alten Zeiten, tanzt mit einigen weiblichen Besuchern dazu. Immer wieder Klasse, diesem JÜRGEN KERTH zu lauschen!
Inzwischen
ist
es
Nacht.
Die
Türme
entschwinden
im
Dunkel,
aber
der
Kreuzgang
ist
erleuchtet.
Eine
dunkle
Silhouette
menschlicher
Gestalten
vor
dem
farbig
erleuchteten
Gestein
der
Bögen
und
Mauern
vermittelt
eine
romantische
Stimmung,
die
sich
auch
in
den
Akkorden
von
„Helmut“
und
der
„Zeit
der
Illusionen“
aus
der
Kindheit
findet.
In
sich
versunken
wiegt
sich
eine
Frauengestalt
im
Rhythmus
und
als
JÜRGEN
KERTH
noch
die
„Martha“
aus
den
Saiten
lockt,
werden
ihre
Bewegungen
schneller.
Auch
diesmal
zaubert
der
Blueshexer,
indem
er
das
Riff
von
„Race
With
The
Devil“
der
Gurvitz
Brüder (Gun) einfließen lässt.
Einen
Moment
Gänsehautfeeling
entsteht
im
Klang
der
„Gloriosa“,
als
KERTH
den
Glocken
im
Dom
zu
Halberstadt
einen
Gruß
sendet.
Da
jubeln
die
Einheimischen
und
ich
fühle
mich
leise
berührt,
weil
das
Geläut
des
Doms
auch
oft
in
meinen
Ohren
schwingt.
Ein
anderer
magischer
Moment
ist
jener,
als
der
Magier
des
Abends,
in
einen
seiner
leisen
solistischen
Ausflüge
vertieft,
sich
auf
eine
Monitorbox
setzt
und
uns
den
Troubadour
im
Schummerlicht
der
Kerzen
und
Sterne
gibt.
Dass ich das noch miterleben darf!
Der
Erdige
Blues,
deftiger
Rock,
kantige
Riffs
und
eine
sakrale
Umgebung
die
in
Jahrhunderten
atmet,
was
für
eine
hochemotionale
Mischung
und
das
zur
Mitternachtsstunde,
die
den
„Blues
von
der
grauen
Maus“
zu
hören
bekommt.
Als
sich
das
Powertrio
verabschieden
möchte,
fehlt
noch
ein
Song.
An
den
Schluss
gehört
natürlich
die
Ode
an
seine
besondere
Gitarre,
„die
eine,
die
schon
immer
bei
mir
ist“.
Als
sie
dann
erklingt
und
JÜRGEN
KERTH
noch
einmal
mit
seiner
EINEN
zaubert, geht ein besonderer Abend in der Stadt mit den vielen Kirchtürmen zu Ende.
Von
diesen
Stunden
mit
dem
Bluesmeister
hier
im
Kreuzgang
werden
einige
noch
lange
sprechen
und
die
Emotionen
weiter
tragen.
Wer
heute
hier
ist,
wer
die
Ausstrahlung
dieser
„Lokäsch’n“
erlebt,
den
Zauber
des
Ereignisses
fühlt
und
den
Blues
im
Bauch
spürt,
der
wird
morgen
und
übermorgen
seine
Begeisterung
anderen
vermitteln.
Wenn
das
passiert,
bin
ich
sicher,
irgendwann
wieder
„Rock
&
Blues
im
Kreuzgang“,
am
anderen
Ende
des
Domplatzes,
erleben
zu
können.
Danke
JÜRGEN
und
Dank
auch
den
„Komm’ma-tigern“
von
Halberstadt,
die
das
alles
ganz
allein
gestemmt
haben.
Bald
wird
die
Sonne
über
der Silhouette der Stadt aufsteigen und ein neuer Morgen wird auch neue Ideen mit sich bringen.