Jule Werner Band & Liaisong live
12.07.2019
beim 1. Sommer-Soul Stadtfestival – Soul, Pop & Blues - in der Orangerie von Aschersleben
Vor
vier
Jahren,
im
April
2014,
war
ich
schon
einmal
hier
in
Aschersleben.
Damals
spielten,
nur
wenige
Meter
entfernt
im
Bestehornhaus,
East
Blues
Experience
und
im
„Vorprogramm“
Jule
Werner
&
Band.
Neben
dem
Bühnenpodest,
beinahe
versteckt
in
einer
Ecke,
saß
ein
Mann:
Andreas
Hähle.
Ich
kannte
Hähle,
wie
ihn
Freunde
nannten,
nur
vom
Hörensagen.
Beim
Konzert
sprachen
wir
miteinander,
leider
nur
flüchtig.
Ich
erfuhr
von
Texten,
die
er
für
Jule
Werner
geschrieben
hatte
und
gern
noch
schreiben
würde.
Diese
Musik,
meinte
er,
würde
ihn
inspirieren.
Damals
nahm
ich
mir
vor,
die
Kapelle
wieder
zu
besuchen.
Es
wurden
vier
Jahre,
weil
das
Leben
bei
mir
gleich
zwei
Mal
einen
Knick
hinterlassen
hat.
Nun
bin
ich
hier
in
der
Orangerie,
gegenüber
dem
Bestehornpark,
doch
Hähle
werde
ich
heute
nicht
treffen können. Er verstarb, nach langer schwerer Krankheit, im April dieses Jahres mit nur 51 Jahren.
In
der
Orangerie
Aschersleben
fehlt
seit
einigen
Tagen
die
Orange.
Irgend
so
ein
Typ
mit
dem
Gehirn
einer
Walnuss
hat
sie
angezündet.
Genau
an
jener
Stelle,
wo
diese
Skulptur
in
orange
leuchtete,
steht
heute
ein
Bäumchen
noch
im
Topf.
Es
soll
diesen
Platz
einnehmen
und
heute
Abend
möchte
man
Geld
dafür
sammeln.
Auch
eine
Versteigerung
soll
es
zu
diesem
Zweck
geben.
All
das
weiß
ich
nicht,
als
ich
das
verborgen
wirkende
Areal
betrete
und
zu
meiner
Überraschung
begrüßt
werde.
In
den
folgenden
Minuten
ergeben
sich
angenehme
Gespräche,
ich
erfahre
viel
über
das
erste
„Summer-Soul-Fest“,
die
Künstler
und
noch
einiges
mehr.
Wieder
empfinde
ich
dieses
Gefühl
von
angekommen
sein,
das
mich neuerdings immer öfter bei solchen Events überkommt.
Das
Areal
ist
gut
gefüllt,
die
Sitzplätze
belegt,
es
ist
19.30
Uhr
und
alle,
die
etwas
zu
erzählen
hatten,
haben
die
Bühne
verlassen.
Von
den
Beiden,
die
jetzt
als
Duo
LIAISONG
die
Bühne
betreten,
hatte
ich
schon
viel
gehört.
Augenblicke
später
schwingen
Gitarrensaiten
und
eine
fesselnde
Stimme
singt
von
„Macht,
Geld
und
Wahnsinn“.
Da
ist
er
dann
doch
wieder
hier,
dieser
Hähle,
denn
dieser
Text
stammt
aus
seiner
Feder.
Nun
lächelt
er
uns
durch
ihn
schelmisch
zu.
Was
für
ein
wundervoller
Einstieg
und
weil
es
so
schön
ist,
schicken
LIAISONG
mit
„Alles
muss
klein
beginnen“
von
Gerhard
Schöne
fix
noch
einen
Mutmacher
hinterher.
Die
beiden
Lieder
genügen,
um
ins
Staunen
zu
geraten.
Wie
exzellent
und
Ideenreich
JÖRG
NASSLER
die
Saiten
zupft
und
DUNJA
AVERDUNG
die
Melodien
fließen
lässt,
macht
mich
staunend.
Es
gibt
also
doch
noch
innovatives
Covern,
wo
fremde
Lieder
mit
eigenen
Ideen
sogar
noch
aufgewertet
von
der
Rampe
klingen.
Ich
bin
aus
dem
Stand
begeistert
und
dann
klappt
mir
die
Kinnlade
ab.
Der
Mann
da
vorn
lässt
aus
den
Saiten
schnelle
Tonfolgen
spielerisch
leicht
wie
kleine
Perlen
kullern
und
als
die
sich
formen,
entsteht
eine
reizvoll
andere
Version
von
„Auf
der
Wiese
haben
wir
gelegen
und
wir
haben
Gras
(geraucht)“.
Mir
hüpft
das
Herz
und
dann
staune
ich,
dass
auch
diese
wundervollen
Lieder
als
„Summer
Soul“
gehandelt
werden.
Es
muss
nur
genügend
Seele
drin
liegen,
auch
wenn
beim
nächsten
Song
(von
Sting)
eher
spanischer
Flamenco
zu
hören
ist.
Wohin
wird
uns
dieser
Abend
noch
führen?
Es
geht
fast
genau
so
weiter,
nur
dass
jetzt
aus
dem
Duo
ein
Quartett
wird,
denn
JULE
WERNER
und
WOLFGANG
MAYWALD
kommen
hinzu,
um
Lieder
von
Silly
(„Wo
bist
du“),
Angelika
Mann
(„Trink
den
Champagner“)
und
von
Hansi
Biebl
(„Es
gibt
Momente“)
zu
singen.
Dazwischen
schieben
sie
mit
„Wild
World“
einen
Klassiker
von
Cat
Stevens
sowie
eine
deutsche
Variante
des
„Dock
Of
The
Bay“
von
Otis
Redding
ein.
Diese
Bandbreite
begeistert
nicht
nur
mich,
wie
ich
dem
jubelnden
Publikum
entnehmen
kann.
Dennoch
klingen
diese
Songs,
im
Original
so
unterschiedlich,
heute
Abend
ungemein
homogen,
wie
aus
einer
Feder.
Die
Begeisterung
darüber
ist
vielen
Besuchern
direkt
in
die
Gesichter
gezeichnet.
Es
folgt
eine
Pause,
in
der
zwei
Pflanzen
zugunsten
der
Orangerie
versteigert
werden
und
einen
guten
Erlös
erzielen.
In
der
Ferne
zieht
ein
angekündigtes
Unwetter
vorbei
und
der
Mond
blinzelt
durch
die
Wolken.
Ich
werde
von
vier
Damen
in
ein
Gespräch
verwickelt,
die
unbedingt
ein
gemeinsames
Foto
haben
möchten.
Der
Duft
von
Bratwurst
liegt
in
der
Luft,
aber
ich
beschließe,
lieber
mein
Gewicht
zu
halten
und
Alkohol
ist
ohnehin
tabu,
schließlich
wartet
auf
der
Straße
eine Muggenkarre auf mich. Ich fühle mich trotzdem wohl und bin froh, hierher gefahren zu sein.
Von
vorn
dringt
das
dezente
Blues-Riff
einer
Gitarre
zu
mir.
WOLFGANG
MAYWALD
„lockt“
damit
seine
Band
auf
die
Bühne
und
dann
beginnt
der
Blues
vom
„Fliegen“
seine
Grooves
in
die
Nacht
zu
tauchen.
Es
ist
die
rauchige
Stimme
von
JULE
WERNER,
die
jetzt
dem
Sound
ihren
Stempel
aufdrückt
und
von
der
Frauen
liebstes
Hobby
singt.
„Kaufen
(alles
und
noch
mehr)“
ist
(natürlich)
ironisch
gemeint,
dafür
ist
die
folgende
Version
vom
„Blues
in
deutsch“,
Original
von
Holger
Biege“,
todernst
gemeint
und
so
aktuell
wie
noch
nie:
„Kein
Geld
da
für
Schule
und
Bildung
-
die
Herrn,
die
das
Schiff
fleißig
schaukeln,
grinsen
dich
an,
drehn
sich
um.“
Genau
so
und
auf
diesem
Level
sollten
die
Lieder
gestrickt
sein,
die
mich
berühren
und
mitnehmen.
Es
sind
nicht
nur
Holger
Biege
oder
Andreas
Hähle,
die
uns
fehlen,
sondern
auch
deren
Songs,
die
nicht
mehr
komponiert
und
die
Texte,
die
nicht
mehr
geschrieben
werden,
die
wie
Lebenshilfe
fungieren
können.
Dieses
Vermissen
tut
zuweilen
weh,
angesichts
dessen,
was
man
uns
gern,
die
wir
nachdenklicher
und filigraner im Denken sozialisiert wurden, als Musik oft unterzujubeln versucht.
Was
bin
ich
froh,
mit
der
Musik
und
der
Power
einer
Janis
Joplin
im
Ohr
aufgewachsen
zu
sein,
denke
ich,
als
JULE
&
Band
die
ersten
Takte
von
„Move
Over“
anstimmen.
Die
gehen
sofort
ins
Blut
und
in
die
Beine
sowieso,
denn
nun
tanzen
auch
ein
paar
Mutige
vor
der
Bühne.
Als
die
Musiker
auch
noch
ihre
eigene
Version
von
„What
Good
Can
Drinkin’
Do“,
die
Hymne
aller
Hochprozent-Trinker
(„gimme
whiskey,
gimme
bourbon,
give
gimme
gin“),
abfackelt,
Bass
und
Drums
den
Rhythmus
stampfen
und
die
Gitarre
flockig
und
entspannt
ein
Solo
darauf
drückt,
brennt
die
Luft
im
Rund.
Warum
sucht
man
in
Deutschland
eigentlich
„Superstars“
und
warum
kommen
immer
seltener
Songs
mit
Texten
wie
„Der
Duft
Deiner
Frau“,
auch
wieder
einer
von
Hähle,
auf
die
Play-Lists
der
Sender?
Ich
hasse
die
Spielchen
der
Mächtigen,
weil
sie
so
plump
und
durchschaubar
sind,
wie
das,
was
dabei
herauskommt:
Plump
und
durchsichtig,
weil
völlig
ohne
Inhalt!
Beim
finalen
Akt
stehen
alle
Musiker,
JULE
WERNER
&
BAND
plus
Duo
LIAISONG
gemeinsam
auf
der
Bühne
und
sorgen
für
ausgelassene
Stimmung.
Ich
fühle
mich
in
wilde
Zeiten
zurück
versetzt,
als
von
den
Doors
„Break
On
Through
To
The
Other
Side“
durch
die
Nacht
donnert
und
die
beiden
Gitarristen
WOLFGANG
MAYWALD
und
JÖRG
NASSLER
im
Doppelsolo
ihre
Saiten
im
Duell
kreuzen.
Da
jubelt
das
Herz
des
Kenners,
denn
die
wilden
Grooves
durchdringen
den
ganzen
Körper
und
wann
erlebt
man
so
hautnah
die
„Zwillingsgitarren“
sich
gegenseitig
antreibend.
Es
folgt
der
legendäre
„Road
House
Blues“
und
den
Abschluss
dieser
Doors-Triologie
bildet
schließlich
eine
urwüchsig-laszive
Version
von
„Light
My
Fire“.
Ich
bin
glücklich
wie
ein
kleines
Kind,
das
eine
(Papier)Tüte
Bonbons
erhalten
hat.
Mein
Puls
pocht,
hüpft
und
schreit
nach
mehr
Adrenalin
und
bekommt
es
als
klingende
Zugabe
via
„Purple
Haze“
in
die
Blutbahn.
Das
Leben kann so schön sein, mit guter Musik (und ganz ohne Handy)! Who the fuck is Bohlen?
Innerlich
bin
ich
jetzt
ziemlich
aufgewühlt
und
müsste
das
eigentlich
laut
in
die
Nacht
hinausschreien,
so
wie
die
Ladies
vor
der
Bühne,
die
sich
gerade
noch
kreischend
zum
Rhythmus
bewegten.
Schade,
dass
es
diese
bescheuerte
Beherrschung,
Etikette
genannt,
gibt.
Doch
ich
trau’
mich
nicht,
bedanke
mich
bei
den
Musikern
für
den
emotionalen
Abend
sowie
für
die
vielen
Überraschungsmomente,
die
mir
dieser
erste
„Summer
Soul“,
der
eigentlich
ein
geiler
Liederabend
war,
gebracht
hat.
Sollte
es
eine
zweite
Auflage
geben,
werde
ich
wieder
hier
sein
und
dann
sicher
auch
die
neu
gestaltete
Orangerie
bewundern,
in
der
gerade
ein
zauberhaftes
Lieder-Event
sein
Ende
findet.
Auf
der
Piste
höre
ich
als
Nachschlag
in
die
CD
„Traumland“
von
Jule
&
Band
hinein.
Ein
Blick
in
den
Nachthimmel
und
ein
Gruß
an
Hähle.
Niemand wird jemals vergessen sein!