18. Jazz-Nacht in Halberstadt
22.04.2017
Wenn
es
einen
ständig
nur
zu
den
Formationen
und
Künstlern
mit
bekannten
Namen
zieht,
man
nur
den
populären
(Radio)Hits
nachjagt,
erlebt
man
irgendwann
keine
echten
Überraschungen
mehr.
Man
freut
sich
im
schlimmsten
Falle
schon
über
eine
neue
Pose
und
bemerkt
die
eigene
Enge
nicht
mehr.
Dieser
Zeitpunkt
fand
bei
mir
zu
Beginn
der
1980er
Jahre
statt
und
als
es
mir
schließlich
bewusst
wurde,
ging
ich,
gemeinsam
mit
Freunden,
auf
die
Suche.
Den
großen
Arenen
den
Rücken
kehren
und
rein
in
die
engen
Clubs,
vor
die
zu
kleinen
Bühnen.
Immer
öfter
auch
zu
den
Namen,
die
ich
vorher
noch niemals gehört hatte, ohne mich vorher irgendwie oder später bei Wikipedia & Co. zu informieren.
Heute
ist
wieder
ein
solcher
Tag.
Die
18.
Jazz-Nacht
in
Halberstadt
steht
auf
meinem
Plan
und
schon
seit
dem
zeitigen
Frühjahr
liegt
die
Karte
griffbereit.
Seit
Wochen
ist
das
Theater
ausverkauft
und
ich
will
diesmal
dabei
sein,
allein
um
mitreden
zu
können
und
auch,
um
die
Neugier
zu
befriedigen.
Dem
befreundete
großartige
Jazz-Musiker
Warnfried
Altmann
war
es
gelungen,
mich
mehrmals
zu
Events
seiner
Konzertreihe
„Freie
Klänge“
in
Magdeburg
zu
locken.
Diese
Erlebnisse
haben
jedes
Mal
meine
Grenzen
der
Erfahrung
ein
Stück
weiter
verschoben
und
deshalb
bin
ich
auch
neugierig,
was
mich
bei der Jazz-Nacht 2017 im Theater von Halberstadt erwarten wird.
Im
vorderen
Drittel
sitzend,
bestaune
ich
einen
spartanischen
Aufbau
vorn
auf
der
Bühne:
Schlagzeug,
Kontrabass,
Gitarre
und
zwei
unscheinbare
Boxen.
Vor
einem
blauen
Bühnenhintergrund
wirkt
dieses
Set
beinahe
minimalistisch.
Das
Auditorium
ist
vollständig
versammelt,
als
die
drei
Musiker
vom
JAKOB
BRO
TRIO
die
Theaterbühne
betreten.
Nichts
deutet
darauf
hin,
dass
sich
in
diesen
Augenblicken
drei
absolute
Weltstars
an
ihren
Arbeitsplatz
begeben.
Das
werde
auch
ich
erst
neunzig Minuten später realisiert haben.
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Zunächst
beginnt
der
amerikanische
Drummer
JOEY
BARON,
der
bereits
mit
Dizzy
Gillespie,
Marianne
Faithfull,
Laurie
Anderson
oder
Al
Jarreau
gearbeitet
hat,
seine
Becken
und
Felle
ganz
zart
mit
bloßen
Händen
zu
berühren,
zu
streicheln,
ja
beinahe
zu
liebkosen.
Langsam
beginnt
es
zu
schwingen
und
zu
flirren,
als
würden
tausend
kleiner
Flügel
umherschwirren.
Es
ist
purer
Klang
im
Raum
und
allmählich
ergänzen
Tupfer
vom
Bassisten
THOMAS
MORGAN
aus
den
USA
die
klingende
swingende
Melange,
in
die
nun
auch
der
dänische
Jazz-Gitarrist
JAKOB
BRO
die
Töne
seine
Gitarre,
sparsam
wie
Tupfer
hinzu
gibt.
Es
ist
mir,
als
würden
da
vorn
drei
Maler
ihre
Farben
auf
einer
imaginären
Leinwand
miteinander
vermischen
und
erst
nach
und
nach
wären
die
Konturen
des
gesamten
Bildes
zu
erkennen.
Das
Trio
gestaltet
ein
Gemälde
aus
Klängen
und
überlässt
es
seinem
Publikum,
was
es
darin
sehen
erkennen
möchte.
Mir
kommt
es
vor
wie
pure
Magie,
die
mich
fesselt,
während da vorn die „Red Hook Railroad“ entsteht. Faszinierend schön und dann bin ich baff.
Bei
einem
Konzert
von
Donovan
in
Leipzig
hatte
dieser
seinem
Publikum
erzählt,
dass
all
die
großen
Musiker
auch
Maler
gewesen
wären
oder
sind.
Von
John
Lennon
bis
Leonard
Cohen:
„Picture
yourself
in
a
boat
on
a
river
with
tangerine
trees
and
marmalade
skies.”
Dieser
Vergleich
sollte
mir
an
diesem
Abend
wieder
bewusst
werden.
Die
ersten
beiden
Stücke
dehnen
sich
über
eine
halbe
Stunde,
ohne
dass
ich
die
Zeit
gespürt
hätte.
Es
ist
wie
Träumen
mit
offenen
Sinnen
und
ein
intensives
Eintauchen
in
das
klangliche
Geschehen.
Langsam
wird
mir
bewusst,
dass
diese
Energie
durch
Verlangsamung
und
beinahe
minimalistisches
Weglassen
von
irgendwelchen
Finessen
erreicht
wird.
Im
Konzertraum
übt
sich
das
Publikum
in
angespanntem
Schweigen,
ja
beinahe
Verzicht
auf
Atmen,
nur
um
die
zarten
Klanggewebe
erkennen
und
genießen
zu
können.
Etwas
Vergleichbares
an
musikalischem
Ausdruck
habe
ich
bisher
noch
nicht
erlebt.
Es
ist,
als
wollte
der
Däne
die
reizvolle
Kühle
seiner
heimatlichen
nordischen
Landschaft,
statt
in
einem
Gemälde,
in
Tönen
aus
Luft,
Land
und
Meer
ausdrücken
und
dann
fällt
mir
eben
diese
Parallele
zu
„Lucy
In
The
Sky
With
Diamonds“
ein,
gleichwohl
beide
nichts
miteinander gemeinsam haben, außer ein Bild in die Köpfe zu malen. Ich find’s einfach nur irre!
Das
JAKOB
BRO
TRIO
verzaubert
das
Halberstädter
Publikum
mit
exzellenter
Musik.
Das
Wort
„Jazz“
kommt
mir
gar
nicht
in
den
Sinn,
denn
da
vorn
passiert
einfach
nur
ganz
spielerisch
leicht
großartige
Kunst,
dass
mich
diese
eineinhalb
Stunde
vom
Hocker
haut.
Drei
exzellente
Musiker
verschmelzen
ihr
Können
und
entfalten
erst
im
traumhaft
sicheren
Zusammenspiel
die
ganze
Wirkung:
Melodiös,
warm,
verspielt
und
faszinierend
sparsam,
ohne
auch
nur
ein
einziges
Mal
Tempo
oder
gar
Speed
zu
suchen.
Diese
Musik
lebt
von
der
Faszination
des
Langsamen
und
der
Leichtigkeit
und
letztlich
von
der
Kunst
dreier
Musiker,
die
sie
gekonnt
für
das
Wirken
des
gemeinsamen
Spiels
verstecken.
Wir
erleben
ganz,
ganz
großes
Kino
und
ich
bin
um eine neue traumhaft wundervolle Erfahrung bereichert.
Nach
neunzig
Minuten
tobt
der
Saal.
Ohne
Zugabe
kommen
die
Herren
natürlich
nicht
von
Bühne
und
die
kommt,
welch
Überraschung,
mit
einer
Variation
auf
„Love
Me
Tender“.
Wer
bis
hierher
Vorbehalte
gegenüber
dem
Wort
„Jazz“
gepflegt
hatte,
dürfte
sie
jetzt
leichten
Herzens
über
Bord
werfen.
Dieser
JAKOB
BRO
ist
ein
leiser
Magier
auf
der
Gitarre,
dessen
Musik
Balsam
für
die
Seele
ist.
Man
muss
nur
bereit
sein,
seine
gewohnten
Schubladen
und
Vorbehalte
zu
vergessen
und
sich
auf
das
Wesentliche,
den
Klang,
einzulassen
und
darin
Neues
entdecken
zu
wollen.
Ich
bin
nach
diesem
ersten
Teil
schon
mehr
als
reichlich
belohnt
und
darf
sogar,
während
die
Bühne
umgebaut
wird,
in
die
Garderobe
des
Künstlers
mitgehen, um mir dort ein Autogramm geben zu lassen. Ein Dankeschön dem Veranstalter!
Wieder
drinnen,
zeigt
sich
die
Bühne
voller
neuer
Aufbauten.
Der
mich
gerade
noch
Backstage
führte,
kündigt
jetzt
eine
noch
junge
Band
ebenfalls
junger
Musiker
an.
Die
sind
im
Großraum
von
Osnabrück
zu
Hause
und
wenn
sie
gemeinsam
musizieren,
nennen
sie
sich
PIMPY
PANDA.
Keine
Ahnung
warum,
aber
der
Name
setzt
sich
fest
und
das
Schwarz
und
Weiß
der
gestylten
Panda-Musiker
lässt
durchaus
an
den
Kuschelbären
denken.
Doch
PIMPY
PANDA
sind
nicht
dem
Bambus,
sondern
dem
Soul
&
Funk
zugeneigt
und
lassen
das
auch
mit
den
ersten
Tönen
deutlich
spüren.
Aus
dem
Stand
geht
die
Post ab und der Funke springt über. Keine Spur mehr von Jazz, it’s Panda-Party-Time!
Allerdings
scheint
da
auf
der
Bühne
eine
Menge
Talent,
Enthusiasmus
und
gute
Laune
auszubrechen.
Eine
Mini-Bigband,
bestehend
aus
Bass,
Drums,
Keyboards,
zwei
Gitarren
plus
Sängerin
und
Sängern,
präsentieren
eine
Ladung
eigener
Kompositionen
und
das
mit
Power,
Witz
und
Professionalität.
Mir
fallen
sofort
der
enthusiastisch
agierende
Schlagzeuger
und
ein
ungemein
versierter
Keyboarder
auf,
die
gleich
drei
Sänger
auf’s
Publikum
„hetzen“.
Zwar
ist
diese
Musik
nicht
meine
Spezialkost,
aber
der
Begeisterung
kann
und
will
ich
mich
nicht
entziehen.
Eines
ihrer
eigenen
Instrumentalstücke
verleitet
mich
gar
zum
Staunen,
denn
der
Keyboarder
findet
immer
wieder
neue
Ansätze
für
feine
solistische
Ausflüge,
die
er
mit
seinen flinken Fingern in die Tasten zaubert.
PIMPY
PANDA
servieren
den
Halberstädtern
ein
sehr
heißes
Funk-
und
Soulgebräu,
wie
man
es
heute
nur
noch
sehr
selten
vor
die
Nase
und
auf
die
Ohren
bekommt.
Mich
begeistern
die
komplex
in
sich
verschachtelten
Strukturen,
die
geschickten
Verknüpfungen
und
die
ungemein
derbe
Dynamik,
deren
Wirkung
sich
in
den
Stuhlreihen
austobt.
Immer
wieder
erleben
wir
solistische
Einlagen
und
die
drei
kräftigen
Stimmen,
irgendwo
zwischen
Funk,
Soul
und
Rap
angesiedelt,
bringen
die
Mixtur
fast
zum
Überlaufen.
Das
zu
erleben,
ist
einfach
grandios
und
wäre
nahezu
perfekt,
würde
noch
eine
Sektion
aus
messerscharfen
Bläsern
dort
oben
stehen,
wünschte
ich
mir
jedenfalls.
Aber
das
wäre
schon
fast
Meckern
auf
allerhöchstem
Niveau,
denn
die
Band
ist
auch
so
ein
absoluter
Kracher!
Ich
jedenfalls
bin
schwer
beeindruckt
und
genieße
Musik,
die
weitab
von
dem
dumpfen
neudeutschen
Jammer-Pop
der
Gegenwart
einfach
nur
auf
Spielwitz,
Leidenschaft
und
natürlich
Handwerk setzt, wie es die drei Jazz-Größen zuvor, zwar auf andere Art, vorgemacht haben.
Am
Ende
des
Konzertabends
steht
das
gesamte
Auditorium.
Einige
Damen
schwingen
lässig
lasziv
ihre
Hüften,
die
Herren
wackeln
etwas
mit
dem
Hosenboden.
Die
erste
Reihe
der
Gästeliste
direkt
vor
der
Bühne
hat
sich
auch
schon
gelichtet.
Ich
nutze
die
Gelegenheit,
um
mir
das
ausgelassene
Treiben
und
die
exstatischen
„Don’t
Give
Up“-
Rufe
hautnah
von
dort
anzutun.
Zwar
ist
der
Sound
in
der
Mitte
oder
ganz
oben
am
besten,
hier
aber
spüre
ich
die
Ausstrahlung
der
Musiker
direkt
und
das
ist
es,
was
ich
immer
wieder
suche.
Als
dann
die
letzten
Akkorde
verklingen
und
die
Band
sich
verbeugt,
bin
auch
ich
sehr
dankbar,
diesen
Abend
miterlebt
zu
haben.
Zwei
unterschiedliche
Stile,
zwei
verschiedene
Bands
und
dennoch
eine
geballte
Ladung
guter
Musik
waren
genau
das,
was
diese
18.
Jazz-Nacht
zu
einem
besonderen
Ereignis
werden
ließ.
Zwar
stand
in
großen
Lettern
„Jazz“
darüber,
aber
dies
ist
auch
nur
eine
Schublade,
die
jeder
völlig
anders
füllen
kann,
denke
ich
mir.
Mein
ganz
persönlicher
Höhepunkt
war
das
Konzert
mit
dem
JAKOB
BRO
TRIO,
das
nichts
als
pure
entschleunigte
Energie
versprühte
und
mich
einfach
nur
staunen
ließ.
Sollte
ich
jemals
eine
Chance
finden,
werde
ich
mir
eine
Wiederholung
gönnen.
Die
Musiker
von
PIMPY
PANDA,
das
ist
meine
Überzeugung,
werden
noch
viel
von
sich
reden
machen
und
haufenweise
„Pandrenalin“,
so
der
Titel
einer
ihrer
eigenen
Kompositionen,
versprühen.
Die
haben,
als
Band
oder
jeder
einzeln,
noch
ihre
Musikerkarrieren
vor
sich,
glaube
ich.
Mal
abwarten,
was
die
Jazz-Nacht
des
nächsten
Jahres
zu bieten hat und vielleicht werde ich mich dann wieder auf die Socken machen, um eine weitere Überraschung zu erleben.