Iontach – irischer Frühling im deutschen Winter
09.02.2018
Meine
Leidenschaft
sind
Schallplatten,
besondere
Schallplatten.
Eine
dieser
schwarzen
Scheiben
hat
meinen
Musikgeschmack
nachhaltig
beeinflusst.
Die
LP
„Please
To
See
The
King“
(1971)
von
Steeleye
Span
bekam
ich
Mitte
der
1970er
Jahre
geschenkt.
Darauf
die
Bearbeitung
einer
alten
Folk-Weise
von
einer
„Lerche
am
Morgen“.
Dieses
„Lark
In
The
Morning“
war
völlig
anders
als
alles,
was
ich
bis
dahin
kannte.
Daraus
entwickelte
sich
eine
Vorliebe
für
Folk
und
Folk-Rock
aus
Great
Britain
und
jenem,
was
Gälische
Wurzeln
hatte
und
von
den
Inseln
kommt.
Ich
wurde
quasi
süchtig
nach
Fairport
Convention,
Steeleye
Span,
Sandy
Denny,
Maddy
Prior,
Watersons
&
Carthy
Family,
Clannad
und
andere.
In
deren
Musikwelt
kann
ich
tief
eintauchen,
mich
fallen
und
den
Gefühlen
freien
Lauf
lassen.
Der
Fundus,
aus
dem
die
Musiker
sich
Inspirationen
holen,
ist
vielfältig
und
scheinbar
endlos.
Sie
alle
sind
auf
Einflüsse
wie
Rock’n’Roll,
Blues,
oder
Soul
gar
nicht
angewiesen.
Die
Folk
Music
von
der
Insel
ist
selbst
eine
der
indigenen
Wurzeln
unter
dem
Baum
der
modernen
Rock-
und
Popmusik.
Da
erlebt
man
immer
wieder
Überraschungen,
entdeckt
man
neue
Klänge
und
bisher
unbekannte Namen. So wie heute: IONTACH.
Minusgrade,
gefrorener
Schnee
und
eine
warme
Hütte
im
E-Werk
Blankenburg.
Auf
der
kleinen
Bühne
ein
gutes
Duzend
unterschiedlichster
Instrumente,
die
instrumentale
Vielfalt
erahnen
lassen.
Für
drei
Musiker
eine
ganze
Menge
„Holz“,
Flöten,
Geigen,
Gitarre,
Bouzouki
&
Co.,
das
zum
Klingen
gebracht
werden
will
und
deswegen
sitze
ich,
mit
einer
geballten
Ladung
Neugier
bepackt,
auf
meinem
Stuhl
in
der
ersten
Reihe,
bestaune
das
alles
und
werde
sogar
in
ein
angenehmes Gespräch verwickelt. Die Zeit vergeht, als gäbe es sie nicht.
Der
Zauber
des
Abends
beginnt
schon
mit
den
ersten
Klängen
der
Gitarre.
Als
wäre
es
das
Normalste
dieser
Welt,
lässt
JENS
KOMMNICK
auf
den
Saiten
eine
filigrane
Reihe
Flageoletts,
leise
Obertöne
zur
Einstimmung,
entstehen,
ehe
sich
daraus
ein
Medley
von
typisch
irischen
Tänzen
entwickelt:
„Visitting
Kittens
/
Born
For
Sport
/
Catfish
Jig“.
Da
kommt
jeder
verhinderte
Gitarrenvirtuose
ins
Staunen.
Was
für
ein
Gänsehauteinstieg,
eine
Gitarre
und
zwei
Fiddles
lassen
Pub-
Atmosphäre
entstehen!
So
kann
es
weitergehen
und
das
machen
die
drei
Musiker
auch.
Noch
einmal
zwei
dieser
Jigs
&
Reels und das Eis des Winters beginnt zu schmelzen und mir wird warm ums Herz.
Erst
einmal
tief
Luft
holen
und
den
lockeren
Erzählungen
der
Musiker
lauschen.
Es
geht,
natürlich,
um
die
Musik,
wir
hören
kleine
Anekdoten
und
ein
Witz
vom
„Fish
Without
Eyes“
(Oder
war
es
doch
Ice?).
Das
Lachen
ist
noch
nicht
verhallt,
da
ist
das
nächste
große
Staunen.
„Green
Among
The
Gold“
tragen
JENS
KOMMNICK,
NICK
WISEMAN-ELLIS
und
SIOBHÀN
KENNEDY
als
a
capella
–
Gesang
vor.
Stille
im
Saal,
man
könnte
in
den
Atempausen
eine
Feder
fallen
hören.
Dieser
warme
Gesang
dringt
tief
unter
die
Haut
und
unwillkürlich
fällt
mir
das
berühmte
„Gaudete“
in
der
Version
von
Steeleye
Span
ein.
Nur
ist
die
Stimme
von
SIOBHÀN
KENNEDY,
dieser
irischen
Lady,
viel
weicher,
ja
romantischer
als
die
der
Ausnahmesängerin
Maddy
Prior.
Man
möchte
den
Atem
anhalten,
um
ja
keine
Nuance
zu
verpassen.
Einfach
wunderschön und perfekt dazu.
Es
folgen
wieder
kleine
Geschichten
wie
die
vom
irischen
Fiddle-Spieler,
der
inzwischen
die
Harfe
(im
Himmel)
zupft,
uns
aber
das
schöne
„The
Last
House
In
Ballymackea“
hinterlassen
hat.
Beim
Lied
von
der
„Milk
Maid“
muss
ich
schmunzeln,
weil
auch
ein
anderes
vom
„Butter
machen“
eingefügt
wird.
Die
Tänze
klingen
so
vielfältig,
wie
das
Instrumentarium,
das
die
drei
Musiker
abwechselnd
benutzen
und
wieder
begeistert
mich
der
stille
Gitarrenhexer
mit
abwechslungsreichen
schnellen
Flageoletts
auf
den
Saiten,
die
sich
leicht
zu
den
Tönen
eines
kleinen
Knopfakkordeons
fügen.
Hier
sind
drei
bescheidene
Meister
am
Werkeln,
die
den
Eindruck
entstehen
lassen,
als
wäre
dies
hier
alles
ein
Kinderspiel.
Leider
nicht,
denn
so
musizieren
zu
können,
ist
Knochenarbeit,
vor
allem
für
die
Finger!
Aber
das
Hören
und
sehen ist ein Genuss.
Obwohl
eigentlich
fast
nur
irische
Tänze
sowie
a-capella-Lieder
vorgetragen
werden,
genießen
wir
eine
feine
Auswahl
derselben,
ohne
dass
auch
nur
ein
Funke
von
Gleichförmigkeit
entsteht.
Die
lyrischen
Melodien
sowie
der
fein
abgestimmte
Harmoniegesang
dreier
Stimmen
plus
die
abwechslungsreichen
Jigs
&
Reels
lassen
einen
Spannungsbogen
entstehen,
der
über
den
ganzen
Abend
trägt.
Mich
berührt
ganz
besonders
der
intensive
Gesang
von
SIOBHÀN,
deren
warmer
typisch
irischer
Akzent
meist
über
dem
virtuosen
Saiten-
und
Pianospiel
von
JENS
KOMMNICK
zu
schweben
scheint,
während
NICK
mit
Geige
und
Akkordeon
das
Klangbild
beinahe
unauffällig,
aber
gekonnt
bereichert.
Diese
drei
Musiker
spielen
in
perfekter
Harmonie,
mal
lyrisch
romantisch,
dann
wieder
flott
leichtfüßig,
miteinander,
dass
es
eine
Freude ist, ihnen zuzusehen.
Die
intensive
lyrisch-bittere
Version
von
Eric
Bogle’s
„All
The
Fine
Young
Men“
geht
mir
unter
die
Haut
und
lassen
das
Töten
„im
Namen
der
Freiheit“
zur
Farce
verkommen.
Gut,
dass
es
Künstler,
wie
den
Schotten
in
Australien,
gibt,
die
solche
Lieder
schreiben,
die
andere
gern
singen.
Beim
nachfolgendem
„Saint
Patrick’s
Cathedral“,
zwei
Geigen
sowie
Cello,
kann
ich
wieder
innere
Ruhe
finden,
mich
wieder
ganz
den
flotten
Tanzmelodien
hingeben,
einfach
abschalten.
In
diesen
Minuten
kann
man
tatsächlich
live
erleben,
dass
IONTACH
im
Irischen
die
Bedeutung
von
„wunderbar
oder
hervorragend“ hat. Dem muss nichts hinzugefügt werden!
Die
meisten
Lieder
und
Folks-Weisen
dieses
Abends
sind
auch
auf
ihrer
Aktuellen
CD
„A
New
Journey“
zu
finden.
Das
instrumentale
Titelstück,
gespielt
von
Flöte
und
Geige,
bekommen
wir
natürlich
auch
zu
hören.
Es
ist
ein
Abend
der
leiseren,
der
eher
besinnlichen
und
romantischen
Töne
geworden
und
gut
als
Kontrast
zur
knackigen
Kälte
vor
der
Tür.
Mit
„Humble
Hymn
(God
Bless
Our
Mistakes)“
findet
das
Konzert
einen
sehr
emotionalen
Abschluss.
Noch
einmal
dieser
wundervollen
Stimme
zum
zarten
Spiel
von
Gitarre
und
Akkordeon
zu
lauschen,
hat
beinahe
etwas
Erhebendes,
das
einen
Nachhall
im
Raum
schwingen
lässt,
fast
ein
wenig
wie
verspätete
Weihnachtszeit.
Irgendwie
fühle
ich
mich
tief
im
Innern
aufgewühlt,
in
meiner
Nachdenklichkeit
getroffen
und
mitgenommen,
um
nicht
allein
zu
sein,
wenn
es
draußen
(politisch)
frostig,
eisig
und
unmenschlich
kalt
zu
werden
droht:
„Dann
kommt
es
darauf
an,
dass
das
Blut,
das
in
uns
fließt seine Wärme halten kann“, heißt es in einem Text von Kurt Demmler.
Von
diesen
Liedern
nehme
ich
viel
Wärme
mit,
zumal
uns
IONTACH
als
Zugabe
und
Abschiedsgesang
„Halsway
Carol“
mit
auf
unseren
Heimweg
gibt.
Um
nicht
nur
ein
Gefühl
aufheben
zu
können,
findet
der
Silberling
von
der
„Neuen
Reise“
ein
Plätzchen
in
meiner
kleinen
Tasche
und,
sorry
lieber
Jens,
ein
kleines
graues
Plektrum
habe
ich
vom
Bühnenboden
auch
weggefunden.
Damit
werde
ich
die
Saiten
meiner
12-Saiter
ein
wenig
zum
Klingen
bringen
und
dabei
an
diesen
schönen Abend denken.
Nachtrag:
Ginge
es
nach
dem
Willen
eines
Amtes,
dann
wäre
zukünftigen
Konzerten
ab
22.00
Uhr
ein
abruptes
Ende
aus
Lärmschutzgründen
(!)
gesetzt.
Keine
Ahnung,
wer
auf
solch
irrwitzige
Ideen
kommt,
Kultur-
und
Kunstgenuss
in
ein
Zeitkorsett
pressen,
quasi
erwürgen
zu
wollen.
Zu
DDR-Zeiten,
in
den
Jahren
1976
bis
1981,
war
ich
selbst
Kulturverantwortlicher
und
zugleich
Konzertveranstalter
einer
Kleinstadt,
doch
derartiger
Blöd-
und
Schwachsinn
ist
mir
nicht
begegnet!
Lassen
Sie
bitte
die
Kirche
im
Dorf
und
die
gute
Musik
im
E-
Werk
ihrer
Stadt,
wo
ehrenamtlich
versucht
wird,
kulturelle
Vielfalt
für
alle
Bürger
auf
die
Beine
zu
stellen.
Diesem
ehrenamtlichen
Engagement
amtlich
ein
Bein
stellen
zu
wollen
–
bitte
gehen
Sie
in
sich,
meine
Herren,
stille
Ruhe
werden
wir
auf
den
Friedhöfen
noch
schnell genug finden und lange haben!