Schrumpfgeigenlustgesänge mit Ingo Insterburg
09.01.2014
Der
Mann
ist
ein
Unikum,
ein
grandioser
Unterhalter,
ein
begnadeter
Künstler
und
ein
Frauenheld,
wie
man
weiß.
Er
liebte
die
Mädchen
in
ganz
Berlin,
auch
die
„im
Grundewald,
bei
der
war
immer
die
Bude
kalt“,
und
die
„in
Tempelhof,
die
war
sehr
lieb,
doch
bischen
doof“.
Er
liebte
auch
die
Mädchen
in
Schweden,
die
es
französisch
konnten
und
nicht
nur
viel
redeten.
Manchmal
waren
es
sogar
gleich
„Zwanzig
Mädchen
auf
einmal“.
Doch
der
Mann
kann
noch
viel
mehr,
als
seinen
eigenen
lieblichen
Lobgesang
auf
den
liebenden
INGO
INSTERBURG
zu
singen.
Das
wussten
viele
auch
schon
vorher,
denn
es
gab
ja
bekanntlich
das
(West)Fernsehen
und
seine
Schallplatten
hatten
auch
einige
von
der
Oma
aus
dem
Westen.
Natürlich
waren
INSTERBURG
&
Co.
in
den
1970er
Jahren
auch
in
der
DDR
Kult
und
quasi
Pflichtprogramm,
wenn
es
um
gehobene
Blödelei
ging.
Und
wir
haben
oft,
sehr
oft
geblödelt.
Wir
haben
versucht,
diesen
verbalen
Kunstquark
mit
Lachzwang
nachzuäffen.
Nur
hatte
ich
ihn
bisher
noch
niemals
live
auf
einer
Bühne
erlebt,
weder
mit
Co.,
noch
allein.
Das
wollte
ich
unbedingt
schon
seit
Ewigkeiten
ändern.
Die
Vorstellung,
dieser
seltene
Ingo
würde
mir
mal
das
Lied
von
den
„Kaulquappen
im
Ententeich“,
einer
meiner
absoluten
Kult-Klassiker,
singen,
musste
unbedingt noch wahr werden.
Der
Mann,
der
einige
Jugendjahre
Erfahrungen
in
Bernburg
als
DDR-Bürger
mitnahm,
wandte
sich,
als
er
in
(West)Berlin
angekommen
war,
den
Künsten
zu.
Einige
Zeit
arbeitete
er
sogar
mit
Klaus
Kinski,
schaffte
es
als
Gitarrist
zu
einer
Solo-
Platte,
aber
erst
als
er
in
KARL
DALL,
PETER
EHLEBRACHT
und
JÜRGEN
BARTZ
auf
drei
schräg
gewickelte
Zeitgenossen
traf,
war
auch
die
Gründung
einer
Klamauktruppe
namens
INSTERBURG
&
Co.
nicht
mehr
zu
verhindern.
In
den
Jahren
von
1967
bis
1979
strapazierten
sie
die
Lachmuskeln
und
Zwerchfelle
derjenigen,
die
bereit
waren,
für
ihre
skurrilen
und
abgefahrenen
Blödeleien
Geld
auszugeben.
Spätestens
mit
ihrer
außergewöhnlichen
Ballade
„Ich
liebte
ein
Mädchen“
waren
sie
in
aller
Munde
und
auf
dem
Höhepunkt
angekommen.
Wir
haben
damals
jeden
ihrer
klug-doofen
Sprüche
auf
ihren
Wahrheitsgehalt
geprüft
und
gemerkt,
alles
stammt,
so
wie
bei
OTTO
damals
auch,
aus
dem
prallen
Leben
und
die
Gürtellinie
blieb
stets,
ganz
in
Gegensatz
zu
heutigen
„Kommode-mens“,
unangetastet.
INSTERBURG
war
ein
Pionier,
sogar
einer
mit
blauem
Halstuch,
das
er
nach
eigener
Aussage
in
Bernburg
tragen
durfte.
Schäden
hat
er
keine
behalten
und
darüber
bin
ich
sehr
froh
und
glücklich,
denn
nur
so
konnte
INGO
INSTERBURG
der
werden,
der
die
Kunstwelt
staunen und die Fans glücklich macht – der komödiantischste und auch skurrilste aller musizierenden Kabarettisten.
Der
Saal
des
Bürgerhauses
in
Bad
Liebenwerda
ist
an
diesem
frühlingshaften
Wintertag
bis
in
die
letzte
Reihe
gefüllt.
Jeder
Stuhl
ist
mit
einer
Autogrammkarte
des
Künstlers
sowie
eine
kleinen
Tüte
Haribo-Bärchen
garniert.
Das
lässt
hoffen.
Auf
der
Bühne
sieht
man
allerlei
Herumstehchen
herum
stehen,
einiges
auch
auf
einem
langen
Tisch
im
Bühnenhintergrund
herum
liegen.
Ganz
vorn
ziert
ein
Mini-Schlagzeug,
wahrscheinlich
aus
der
Abteilung
Liliputanien,
die
Bühne.
Einige
Instrumente
liegen
verstreut
herum
und
in
bunt
bemalten
Schachteln
und
Kästchen
verbergen
sich,
zumindest
vorerst,
die
wahren
Schätzchen
des
Künstlers.
INSTERBURG
ist,
neben
seiner
Gabe
als
Künstler
und
Entertainer,
ein
überaus
leidenschaftlicher
Instrumentenbauer
und
Neu-Erfinder
von
Klangerzeugern,
wie
ich
aus
alten
Fernsehsendungen
des
„Musikladen“
in
Erinnerung
habe.
Einige
von
ihnen
kann
ich
schon
erkennen,
andere
verbergen
sich
noch
in
den
bunten
Schachteln,
die
jedem
Antiquitätenladen
zur
Ehre
gereichen
würden.
Kurzum,
die
Stimmung
ist
gelöst und dennoch ist vielen die Neugier und Erwartung anzusehen.
Ohne
Spot
und
ohne
Fanfare
betritt
ein
weißhaariger
Mann
die
Bühne,
schlurft
am
langen
Tisch
entlang,
überhört
den
Beifall
und
erklärt
erst
einmal,
dass
er
jetzt
seine
Straßenschuhe
gegen
die
viel
nützlicheren
Pantoffeln
eintauschen
müsse,
um
später
besser
Gitarre
spielen
zu
können.
Logisch,
genau
so
und
nicht
viel
anders
hatte
ich
mir
das
vorgestellt.
Noch
ein
Begrüßungsliedchen
und
schon
ist
der
ganze
Saal
mit
dem
Lachvirus
infiziert.
Gerade
habe
ich
mich
von
den
ersten
Lachanfällen
erholt,
da
holt
INGO
INSTRERBURG
seine
selbst
gebaute
Schrumpfgeige
heraus
und
danach
die
niedliche
und
noch
kleinere
Herz-Geige
und
singt
doch
tatsächlich
mein
Liedchen
von
den
„Kaulquappen
im
Ententeich (die haben Füßchen nicht sogleich)“. Volltreffer!
Von
nun
an
entführt
dieser
grauhaarige
Schalk
sein
Publikum
mit
sicherer
Hand
von
einem
Reinfall
zum
nächsten.
Da
vorn
wandelt
ein
scheinbar
gedankenloser
Typ,
manchmal
wunderbar
vergesslich,
über
die
Bühne,
um
grandios
planlos
seinen
Merk-Zettel,
nach
dem
er
ständig
schaut,
abzuarbeiten,
nicht
ohne
dabei
einen
Blick
auf
seine
Uhr
zu
riskieren,
ob
er
denn
noch
im
Plan
liege.
Herrlich!
Er
philosophiert
lyrisch
über
Schwangerschaft,
Whisky
und
Rauchen
–
„
Raucher
müssen
draußen
frieren“
-
ebenso
gekonnt,
wie
er
in
einer
Ballade
die
„Elf
Knöpfe“
an
der
Bluse
besingt
und
sich
mit
einem weiteren Wunderinstrument dabei begleitet. Inzwischen kann ich mein Zwerchfell ganz gut spüren.
Alles
sieht
so
wunderbar
verquer,
so
scheinbar
durcheinander
und
so
federleicht
aus,
dass
man
schon
gelegentlich
geneigt
ist,
zu
übersehen,
dass
da
vorn
ein
genialer
Musikus
sein
Spiel
treibt.
Der
lang
aufgeschossene
Typ
gleitet
traumwandlerisch
sicher
zwischen
locker
20
Instrumenten,
die
meisten
selbst
gebaut,
hin
und
her,
ohne
wirklich
spür-
oder
hörbar
daneben
zu
greifen.
Kunst
kommt
eben
nicht
von
„Kunsting“,
sondern
von
unermüdlicher
Kleinarbeit,
die
dahinter
steckt.
INSTERBURG
spielt,
auf
einem
Barhocker
sitzend
und
die
Fidelbogen
im
Knie
eingeklemmt,
mit
der
rechten
Hand
einer
Geige
am
Bogen
entlang,
während
er
mit
dem
rechten
Fuß,
den
Gitarrensaiten
zur
Linken
Akkorde
entlockt.
Dass
er
dazu
auch
noch
singt,
sei
nur
noch
nebenbei
erwähnt.
Sekunden
später
sitzt
er
am
Schlagzeug,
um
seinen
Müll-Blues
mit
Gitarre,
Schlagzeug
und
Trompete
verdammt
authentisch
stampfen
zu
lassen.
„Bring
doch
mal
den
Müll runter“ ist für mich eine der großen Glanznummern und einfach nur köstlich.
Nach
einer
Pause,
in
der
er
fleißig
Autogramme
in
sein
Buch
schreibt,
lässt
er
dann
die
„höheren
Künste“
und
die
„bessere
Lyrik“,
wie
er
meinte,
auf
uns
einwirken.
Er
liest
zwischen
den
Liedern
Episoden
aus
seinem
Buch
und
präsentiert
Verse
wie
„Ein
Mistkäfer
schwamm
in
der
Jauche“.
Wir
hören
die
Geschichte
von
der
„Uschi
auf
dem
Flohmark“
und
feiern
mit
ihm
noch
einmal
für
drei
Lieder
das
Weihnachtsfest.
Schon
lange
habe
ich
mich
nicht
mehr
derart köstlich amüsiert.
INGO
INSTERBURG
ist
ein
Unikum
auf
der
Bühne,
das
traumwandlerisch
sicher
Stil-Sprünge
im
Spagat
vollbringt.
Als
er
letztendlich
mit
Rasseln,
Kuhglöckchen
und
Klimperspielen,
beinahe
auf
einem
Bein
stehend,
singend
über
die
Bühne
tänzelt,
ist
der
Saal
nicht
mehr
zu
halten
und
bei
mir
Muskelkater
im
Bauchbereich
vorprogrammiert.
Natürlich
denkt
man
in
solchen
Momenten
nicht
im
Entferntesten
daran,
dass
INGO
INSTERBURG
im
kommenden
April
seinen
80.
(!)
Geburtstag
begehen
wird.
Sollte
man
aber
nach
zwei
Stunden
gehobener
Blödelei
auf
einer
Live-Bühne
zumindest
wissen.
Auch
dass
er
einst
20
Marathonläufe
erfolgreich
absolvierte.
Im
Grunde
kann
man
dem
Mann
zu
jeder
seiner
Einzeldarbietung, die jede für sich genommen ein Spiegelbild des Lebens en miniature ist, nur beglückwünschen.
Natürlich
kommt,
was
kommen
muss.
INGO
INSTERBURG
schaut
erst
auf
die
Uhr,
dann
auf
seinen
Merk-Zettel
und
bemerkt,
dass
nun
endlich
„Ich
liebte
ein
Mädchen“
dran
sei,
denn
schließlich
wären
wir
ja
schon
lange
im
Zugabenteil.
Eigentlich
ist
mir
jede
Zeile
dieses
Liedes
irgendwie
im
Bewusstsein
hängen
geblieben
und
so
staune
ich
nicht
schlecht,
wie
viele
neue
es
inzwischen
gibt.
Selbst
spanisch,
italienisch
und
russisch
singt
er
inzwischen,
aber
immer
so,
dass
man
auch
merkt,
worum
es
geht.
Einfach
genial
und
ein
würdiger
Abschluss
des
Abends.
INGO
INSTERBURG
betont,
jetzt
endlich
am
Ende
zu
sein
und
wer
noch
bleiben
möchte,
könne
ihm
ja
beim
Wegräumen
der
Instrumente
zusehen.
Sprach es und begann mit den Aufräumarbeiten. Köstlich und der Saal blieb zunächst auch sitzen!
„Erst
wenn
mir
einfällt
nie
mehr
ein
Reim,
such’
ich
mir
ein
schönes
Altersheim“,
hatte
er
zu
Beginn
des
Abends
gesagt.
Mag’
sein,
dass
viele
seiner
Reime,
Verse
und
Zeilen
schon
älter
als
alt
sind.
Sicher
ist
aber
auch,
dass
kein
einziges
Wort
an
Gültigkeit
und
Gehalt
verloren
hat
und
außerdem
kann
ich
mir
so
überhaupt
gar
nicht
vorstellen,
dass
diesem
Schalk
keine
neuen
Ideen
mehr
kommen,
wie
er
mit
einem
kleinen
Seitenhieb
auf
Angela
Merkel
unter
Beweis
stellt.
Das
Altersheim
kann
und
muss
also
noch
auf
INGO
INSTERBURG
warten,
denn
dort
gehört
er
bestenfalls
für
zwei
Stunden
und
nur
als
Entertainer
hin.
So
viel
abgefahrene
und
lustvolle
Freude
am
Leben,
da
wollte
ich
unbedingt
eine
dicke
Scheibe
abhaben.
Ich
habe
sie
mir
mitgenommen
und
werde
sie
bei
Bedarf
wieder
herausholen,
um
mich
an
den
Schrumpfgeigenlustgesängen und Fußgitarrensoli von INGO INSTERBURG aufzutanken.