Hooters & Manfred Mann’s Earthband rocken unterm Glutmond
27.07.2018
Der
heutige
Tag,
insbesondere
der
Abend,
wird
ein
besonderer
werden.
Es
ist
nicht
die
Hitze,
die
ist
inzwischen
schon
alltäglich,
es
wird
wieder
einmal
ein
gemeinsamer
Konzertabend
mit
meinem
Sohn.
Außerdem
wird
es
drei
Stunden
vor
Mitternacht
ein
Jahrhundertereignis,
einen
rubinroten
Mond,
am
Himmel
zu
sehen
geben.
Wir
treffen
uns
an
der
Abfahrt
Schladen-Nord
und
dann
geht
es
gemeinsam
über
das
Dreieck
Braunschweig-Süd.
Gleich
hinter
der
Bahnbrücke
befindet
sich
das
alte
Hofbrauhaus
Wolters,
auf
dessen
Hofgelände
eine
große
Bühnenkonstruktion
aufgebaut
ist.
Überall
stehen
kleine
Buden
und
Stände
wie
auf
einem
Volksfest
und
genau
so
fühlt
es
sich
auch
an.
Ein
frisches
Bierchen
gegen
diese
Schwüle
und
ein
duales
Gruppenfoto,
zu
dem
mich
Sohnemann
nötigt.
Es
wird
trotzdem
gut
und
Platz
vor
der
Bühne
finden
wir
auch
ganz
entspannt.
Wir
warten
und
ich
stelle
mir
gerade
vor,
wie
ein
gigantischer
Schatten
der
Erde
im
All
sein
Ziel
sucht,
um
den
Trabanten
glutrot
zu
färben.
Das
Jahrhundertereignis
kann
beginnen,
während THE HOOTERS die Bühne betreten.
Mir
ist
wie
Weihnachten
und
diese
Band
stand
schon
lange
auf
meinem
Wunschzettel.
Seit
den
frühen
1980er
Jahren
jagten
die
„Hupenden“
einen
Ohrwurm
nach
dem
anderen
durch
die
Dampfradios
bis
in
meine
Ohren.
Dort
nisteten
sich
„Satelite“,
„Johnny
B.“
oder
„Karla
With
K“
ein
und
verließen
mich
nie
wieder.
Es
ist
diese
faszinierende
Mischung
aus
Rock,
Folk
plus
Reaggae,
die
in
die
Beine
geht
und
der
mehrstimmige
Gesang,
der
die
Herzen
in
Schwingungen
versetzt.
Nun
stehe
ich
vor
dieser
Bühne
und
empfange
die
ersten
Klänge
von
„I’m
Alive“.
Genau,
ich
bin
längst
kein
Teenie
mehr,
aber
ich
lebe,
bin
hier
und
der
ersehnte
Traum
eines
gereiften
Teens
wird
in
diesen
Augenblicken
wahr.
Das
ist
es,
was
heute
zählt!
Alter?
Habe
ich
gerade
vergessen,
denn
mein
Sohn
steht
hinter
mir,
ungläubig
sowie
vor
Begeisterung mit dem Kopf schüttelnd, ob dieser Spontaneität der Band dort oben.
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Auf
der
Bühne
rocken
drei
Gitarren
sowie
die
Tasten,
Bass
und
Drums.
Ein
Ruck
geht
durch
die
mehr
als
tausend
Gäste
und
jeder
spürt,
hier
beginnt
gerade
ein
echtes
Gute-Laune-Fest
mit
Musikern,
die
ihr
Handwerk
verstehen
und
auch
noch
Freude
daran
haben.
Der
Funke
springt
über
und
„Hanging
On
A
Heartbeat“
lässt
die
Masse
zu
Reggaerhythmik
tanzen.
Die
beiden
Ur-Hooters
ERIC
BAZILIAN,
meist
mit
Gitarre,
sowie
ROB
HYMAN
an
den
Tasten,
brauchen
ihr
Publikum
nicht
zu
animieren,
es
sind
ihre
grandiosen
Songs,
die
begeistern
oder
FRAN
SMITH
Jr.,
mit
seinem
Bass,
dem
die
Freude
anzusehen
ist.
Als
dann
auf
einmal
gleich
zwei
Mandolinen
„Boys
Of
Summer“
von
Don
Henley
anstimmen,
bin
ich
restlos
begeistert.
Einfach
großartig,
was
die
sechs
Musiker
aus
dieser
Nummer
machen,
ihr
quasi
den
HOOTERS-Stempel
aufdrücken,
ohne
den
Song
gleich
verbiegen
zu
müssen.
Ich
genieße
die
Klassiker
„All
Your
Zombies“
sowie
die
melodiöse
Ballade
„Where
Do
The
Children
Go“.
Beim
Refrain
kann
ich
nicht
anders
und
stimme
ein:
„Where
do
the
children
go,
between
the
bright
night
and
darkest
day?“
Dabei
werde
ich
von
zwei
tollen
Mandolinen
und
einem
Background-Chor
hinter
mir
„begleitet“.
Genau
mein
Ding
und
einer
der
Gründe,
weswegen
ich
Rockmusik
so
liebe.
Und
ich
liebes
es,
wenn
Überraschendes
auf
der
Bühne
geschieht.
Plötzlich
spielen
Mandoline
und
ein
Akkordeon
etwas,
das
mein
Sohn
sicher
nicht
erkennen
kann.
Also
lasse
ich
ihn
wissen,
dass
jetzt
eine
steinalte
Nummer
der
Beatles
kommen
wird
und
richtig,
aus
diesem
Intro
entwickelt
sich
„Lucy
In
The
Sky
With
Diamonds“,
das
die
HOOTERS
jetzt
in
völlig
neuem
Gewand,
aber
immer
noch
mit
dem
Atem
der
Fab
Four,
präsentieren.
Ich
bin
hin
und
weg,
kann
sogar
noch den Text und singe ihn lauthals mit, so als hätten wir gerade 1967, statt 2018.
Die
HOOTERS
spielen
sich
und
die
vielen
Fans
in
Hochstimmung.
Ständig
ist
Bewegung
auf
der
Bühne
und
nichts
scheint
einstudiert
oder
einer
Choreografie
zu
folgen.
Man
animiert
sich
gegenseitig,
stellt
sich
gern
einmal
in
Pose
an
die
Bühnenkante,
um
danach
mit
einem
anderen
Instrument
am
Mikrofon
den
Refrain
eines
neuen
Liedes
zu
singen.
Bei
„Twenty
Five
Hours
A
Day“
singt
das
ganze
Auditorium
laut
mit
und
“Give
The
Music
Back”
genieße
ich
ganz
für
mich
allein,
wohl
wissend,
dass
diese
Musik
irgendwann
nur
noch
gecovert
werden
wird,
falls
überhaupt.
Dann
mischt
sich
Wehmut
in
die
Freude
und
das
Glück,
hier
mit
schmerzenden
Füßen
stehen
zu
dürfen.
Und
irgendwo
hinter
mir
am
Himmel
hat
inzwischen
der
Kernschatten
der
Erde
den
Mond
fest
im
Griff,
hat
sein
Gesicht
in
Purpur
getaucht.
Das
Jahrhundertereignis ist leise in vollem Gange, nur ist es hier, im Wolters Hof, nicht zu sehen.
Mir
rinnt
der
Schweiß
vom
Nacken
über
den
Rücken
bis
in
die
Schuhe,
in
denen
meine
schmerzenden
Füße
stecken
und
brennen.
Was
soll’s!
Vor
mir
rockt
sich
eine
Band
mit
vielen
wundervollen
eigenen
Songs
die
Seele
aus
dem
Leib.
Hunderte
Gäste
sind
überglücklich,
sie
singen,
tanzen
ihre
Lebenslust
aus
sich
heraus
und
so
genießt
jeder
diesen
Abend
auf
seine
Weise.
Auf
dem
Höhepunkt
angelangt,
erklingt
wieder
so
ein
bekanntes
Intro,
von
der
Mandoline
gespielt.
Ich
glaube
meine
Ohren
nicht
zu
trauen,
denn
jetzt
startet,
passend
zum
Jahrhundertereignis
am
Himmel,
„Major
Tom“
seine
Reise
ins
All
und
alle
begleiten
ihn,
den
Refrain
singend,
ins
Irgendwo
dahin.
Auch
ich
bin
„völlig
losgelöst“ und überglücklich, endlich ein Konzert mit den HOOTERS in meinen Erinnerungen abspeichern zu können.
Die
sechs
Herren
stehen
da
oben,
lassen
sich
feiern
und
verlassen
schließlich,
in
Reihe
tanzend,
diese
Bühne.
Ich
bleibe
hier still stehen, könnte aber vor lauter Begeisterung laut jubeln. Schön war’s!
Inzwischen
ist
es
21.00
Uhr
und
ich
weiß,
da
oben
steht
ein
purpurner
Blutmond,
diese
Nacht
in
eine
fremde
Dunkelheit
verwandelnd.
Irgendwie
spürt
man
hier
auch,
dass
diese
Minuten
des
Umbaus
und
Wartens
anders
sind,
als
sonst.
Da
wirft
unsere
Sonne
ihre
Helligkeit
auf
den
blauen
Planeten,
schenkt
ihm
und
uns
fragiles
Leben
und
auf
der
„Gegenseite“
fängt
ein
Schattenkegel
den
Mond
ein,
um
auch
seine
Vorderseite
in
Dunkel
zu
tauchen.
Eigentlich
sollte
die
Menschheit
froh
sein,
bis
hierher
gelangt
zu
sein.
Nur
ein
winziges
Fingerschnipsen
zu
viel
und
niemand
mehr
wird
in
tausend
Jahren
die
Magie
solcher
Nächte
erleben
können.
Von
diesen
Gedanken
ahnt
mein
Sohn
nichts.
Der
grinst
mich
in
voller
Breitseite
an,
denn,
so
sein
vorsichtiger
Vergleich
zu
Leipzig:
Gerade
haben
THE
HOOTERS
Schreihals
Axl
Rose richtig steinalt aussehen lassen. Chapeau!
Mit
der
EARTH
BAND
von
Altmeister
MANFRED
MANN
steht
bald
eine
der
Giganten
der
1970er
Jahre
auf
der
Bühne.
Mit
„Solar
Fire“
(1974),
„Nightingales
&
Bombers“
(1975)
oder
später
„Somewhere
in
Africa“
(1982)
haben
die
Herren
das
Musikempfinden
einer
ganzen
Generation
mitgeprägt.
Dass
einige
der
größten
Erfolge
Bearbeitungen
von
Dylan-
Klassikern,
allen
voran
„Mighty
Quinn“,
oder
von
Bruce
Springsteen,
zum
Beispiel
„Blinded
By
The
Light“,
wurden,
schmälert
nicht
deren
Qualität,
sondern
ist
nur
der
Beweis,
dass
die
Band
über
Jahre,
trotz
wechselnder
Besetzungen,
international
Einfluss
hatte
und
noch
immer
hat.
Dabei
ist
der
heutigen
Besuchergeneration
gar
nicht
bewusst,
dass
der
Musiker
schon
in
den
1960ern,
gemeinsam
mit
Paul
Jones,
Tom
McGuinness
und
Klaus
Voormann
als
Bassist,
Musikgeschichte
schrieb
und
mit
„Pretty
Flamingo“,
„My
Name
Is
Jack“
und
„Ha!
Ha!
Said
The
Clown“
internationale
Erfolge
feiern
konnte.
Im
Mai
2015
erlebte
ich
dann
eine
bestens
aufgelegte
Earth
Band
im
Admiralspalast
zu
Berlin.
Jetzt
freue
ich
mich,
noch
einmal
live
in
ein
besonderes
Klang-Universum,
wie
geschaffen
für
einen
wie
mich,
eintauchen zu können.
Schon
nach
den
ersten
Akkorden
spürt
man
deutlich
einen
Unterschied.
Der
Sound
kommt
mit
Wucht
von
der
Bühne,
heiß
und
klebrig
wie
Lava.
Keyboard-Klänge
und
das
Spiel
von
MICK
ROGERS
auf
den
Gitarrensaiten,
plus
die
vom
Blues
eingefärbte
Stimme
des
blonden
ROBERT
HART,
dominieren
jetzt.
Ich
genieße
dieses
Zusammenspiel
und
freue
mich,
dass
auch
JOHN
LINGWOOD
an
den
Drums
agiert.
Mich
fasziniert
auch
diesmal
wieder,
dass
die
Band
nicht
an
ihren
eigenen
Vorlagen
klebt,
sondern
mit
frischen
Ideen
aufwartet
und
so
das
Publikum
bei
„I
Came
For
You“
schnell
begeistern
kann.
Als
dann
endlich
MICK
den
Klassiker
„Father
Of
day,
Father
Of
Night“
anstimmt,
ist
die
Generation
50plus
X
in
ihrem
Element.
Wir
fühlen
die
Akkordfolgen
schon
im
Voraus,
kennen
jeden
Break
na
und
den
Refrain
sowieso:
„Father
who
build
the
mountain
so
high,
who
shapeth
the
clouds
up
in
the
sky.“
Und
schon
wandert
mein
Blick
gen Himmel, aber der Schattenmond versteckt sich noch immer irgendwo vor mir.
Spätestens
jetzt
ist
der
Bann
gebrochen.
Als
die
Herren
„Davy’s
On
the
Road
Again“
und
„Blinded
By
The
Light“
von
der
Leine
lassen,
ist
die
Euphorie
beinahe
mit
Händen
zu
fassen.
Selbst
Sohnemann
in
meinem
Rücken
strahlt
über
sein
ganzes
Gesicht
und
beim
nächsten
Gitarrensolo
klappt
ihm
sogar
die
Kinnlade
ab.
Das
erleben
zu
dürfen,
ist
Vaterglück
und
ich
denke
an
meinen
alten
Herrn,
der
einst
mit
mir
zu
einem
Konzert
der
Renft
Combo
ging.
Derweil
tobt
oben
der
Vulkan
aus
Earthband-Klassikern
und
wenn
MANFRED
MANN,
wie
stets
gut
behütet,
mit
umgehängten
Tasten
nach
vorn
kommt, sieht man ihm seine aufkommenden acht Lebensjahrzehnte nicht im geringsten an. Der Mann lebt Musik!
Für
mich,
der
mit
dieser
Musik
erwachsen
wurde,
besteht
die
Faszination
darin,
dass
die
gecoverten
Hits
sich
wie
Originale
der
EARTH
BAND
anfühlen,
sich
ganz
harmonisch
zwischen
die
eigenen
Werke
einfügen,
ohne
dass
es
auffallen
würde.
Man
singt
sie
mit
und
denkt
weder
an
Dylan,
noch
an
den
Boss.
Auch
weil
dieser
ROBERT
HART,
ähnlich
wie
Chris
Thompson,
über
ein
ganz
eigenes
Charisma
verfügt
und
MICK
ROGERS
mit
der
Gitarre
zaubert,
dass
es
eine
wahre
Freude
ist.
Wie
der
aus
„Do
Wah
Diddy“
noch
einmal
eine
frisch
glänzende
Perle
macht,
uns
zu
einem
riesigen
Fan-Chor
vereint,
ist
ein
tolles
Erlebnis,
das
ich
wirklich
genieße.
Und
dann
machen
die
da
oben
ganz
plötzlich
Schluss.
Einfach
so,
aber
denkste!
Natürlich
gibt
es
„Mighty
Queen“
und
natürlich
ufert
der
instrumental
noch
einmal
aus
und
wir
singen
den
Refrain
der
Hymne
vom
kleinen
Eskimo
gemeinsam
im
Chor:
„Come
all
without,
come
all
within,
you’ll
not
see
nothing
like
the
mighty
Quinn“.
Es
ist
wie
die
Seele
streicheln
und
trotzdem
ahnt
der
alte
Rock-Harz-
Rentner
in
mir,
dass
diese
wundervolle
Ära
langsam
ausläuft
und
eine
neue
längst
in
den
Startlöchern,
sprich
hinter
mir,
steht.
DANKE,
mein
Sohn,
dass
Du
diesen
Abend
mit
mir
verbracht
hast
und
der
Vergleich
mit
diesem
Axl
Rose
zugunsten meiner Musik ausfiel. Ehre, wem Ehre gebührt!
Wenig
später
wälzt
sich
ein
vergnügter
Menschenlindwurm
über
die
abgesperrte
Hauptverkehrsader.
Keine
Schlägerei,
keine
Exzesse
oder
Gegröle
wie
nach
einem
Fußballspiel.
Einfach
nur
Peace
&
Love
sowie
eine
gehörige
Ladung
Lebenslust.
Auf
der
Piste
in
Richtung
Harz
steht
der
Glutmond
über
uns
und
wischt
sich
nach
und
nach
den
Kernschatten
des
blauen
Planeten
aus
dem
Gesicht.
Wieder
auf
dem
Hof
angekommen,
leuchtet
Mond’s
Karle,
als
wäre
nichts geschehen: It was only Rock’n’Roll but I still like it, like it, yes I do!