Vom Reichtum der Welt und dem der Töne – Holger Biege live
18.09.2011
Musik
entsteht
mitten
aus
dem
Leben.
Sie
widerspiegelt
zumeist
ein
Lebensgefühl,
ganz
gleich,
ob
es
von
der
Straße,
direkt
aus
der
Werkhalle,
aus
dem
heimischen
Wohnzimmer
oder
vom
Herzen
kommt.
Das
spürt
man
beim
Hören
und
im
Idealfall
vermitteln
mir
die
Texte
und
Melodien
auch
das,
was
ich
fühle
und
denke.
Dann
bringt
mich
Musik
einfach
nur
zum
Schwingen,
zum
Nachdenken,
zum
Lachen
und
auch
Weinen.
Deshalb
liebe
ich
Pop-
und
Rockmusik
von
ABBA
bis
Zucchero.
Ständig
bin
ich
auf
der
Suche
nach
neuen,
anderen
und
irgendwie
unverwechselbaren
Liedern
und
Klängen.
Kein
Wunder
also,
dass
mir,
wie
vielen
anderen
auch,
vor
sehr
langer
Zeit
auch
HOLGER
BIEGE,
der
Komponist
und
Sänger,
mit
seiner
ganz
und
gar
eigenen
Art,
Lieder
zu
interpretieren
und
mit
der
Frage
„Gibt
es
den
Reichtum
der
Welt
morgen
noch?“
auffiel.
Das
war
anders,
klang
ehrlich,
ein
wenig
kantig
vielleicht,
aber
auch
unverwechselbar.
Seine Lieder blieben und bleiben genau deshalb im Ohr hängen.
Der
Gebäudekomplex
von
Gut
Saathain,
mit
der
vor
Jahren
liebevoll
restaurierten
Fachwerkkirche,
ist
selbst
bei
trüben
Regenwetter
schön
und
um
das
zu
beweisen,
hat
es
am
heutigen
Sonntag
geregnet,
was
der
Himmel
hergab.
Danach
erwartet
man,
dass
viele
lieber
zu
Hause
bleiben
und
der
Saal
über
genügend
leere
Sitzmöglichkeiten
verfügt.
Wie
man
sich
doch
irren
kann!
Beim
Eintreffen
waren
die
meisten
Stühle
schon
besetzt
und
noch
immer
drängten
viele
aus
der
Regenluft
in
die
schützende
Wärme.
Der
Saal
war
beinahe
voll,
nur
der
schwarze
Flügel
vorn
auf
dem
Bühnenpodest,
vor
einem
schwarzen
Hintergrund
mit
schwarzen
Vorhängen
an
den
Seiten,
stand
noch
ein
wenig
einsam
im
matten
Licht.
Ansonsten
sah
ich
nur
Gesichter,
darunter
auch
einige
bekannte,
und
lauschte
dem
Gewirr
der
Stimmen,
während
meine
Gedanken
versuchten,
nach
Assoziationen
suchend,
sich
am
Zeitstrahl
meines
Lebens
und
der
Musik
von
Biege
folgend, zurück zu hangeln.
Da
sehe
ich
ein
Poster
mit
der
Schubert-Formation,
höre
die
ersten
Lieder
bei
DT64,
war
noch
einmal
in
Berlin
beim
Interpretenpreis
1978
vom
Magazin
Neuen
Leben,
kaufte
seine
beiden
LPs
von
Amiga
und
die
letzte
Single
auch.
Dann
die
Stille
in
den
Medien
der
DDR.
Erst
Jahre
später
wieder
sah
ich
ihn
bei
einem
Konzert
der
Stern
Combo
Meissen
unten
an
der
Elbe
und
hörte
ihn
ein
Ständchen
singen
bei
Reinhard
Fißler’s
60.
Geburtstag
an
einem
Februarabend
in
Berlin. Auf diese Weise fügen sich die kleinen Gedankensplitter zu einem Bild der Erinnerungen.
Jetzt,
Jahre
später
und
ein
paar
Haare
weniger,
betritt
HOLGER
BIEGE
wieder
eine
Bühne
in
meiner
Nähe.
Kurzer
Begrüßungsapplaus,
Hinsetzen
und
die
ersten
Klavierakkorde
verraten,
was
der
Künstler
uns
allen
sagen
möchte,
nämlich
ein
Dankeschön
für
unser
Kommen
bei
diesem
Sauwetter:
„Als
ein
Regen
niederging“.
Von
diesem
Moment
an
scheinen
gelebte
Jahre
nebensächlich
und
nur
das,
was
ich
schon
damals
mit
der
Musik
fühlte,
ist
wieder
da,
so
als
wäre
es
nie
weg
gewesen.
Es
erklingt
„Will
alles
wagen“
und
mir
scheint
es,
als
hätten
die
Jahre
und
seine
persönlichen
Erfahrungen
das
Spiel
seiner
Hände
auf
den
Tasten
ein
wenig
gewichtiger
und
seine
Stimme
rauer
und
trotziger
gemacht.
Er
und
auch
wir
im
Saal
wissen,
wie
sich
dieses
plötzlich
„alles
wagen“
müssen,
ohne
gefragt
zu
werden,
anfühlt
und
deshalb
finde
ich
mich
auch
mit
den
Wissen
von
mehr
als
30
Jahren
Leben
danach
im
Lied,
in
seiner
Stimme und im Anschlag seiner Finger wieder.
Vom
Podium
gelangt
ein
musikalisches
Kleinod
nach
dem
anderen
an
mein
Ohr.
Fragend
höre
ich
ihn
singen
„Was
ist
los
mit
dieser
Welt?“
und
ich
sehe,
mit
den
Gedanken
beim
Regenwetter
vor
den
Fenstern,
die
„Zugvögeln“
und
höre
ihren
Flügelschlag.
Da
klingt
eine
tiefe
Sehnsucht
mit
und
ich
glaube
zu
ahnen,
was
damit
gemeint
sein
könnte.
Mich
berührt,
wie
er
mit
verhaltendem
Spiel
ein
Lied
„zur
guten
Nacht“
singt,
von
dem
er
meint,
es
sei
eines
seiner
schönsten.
Stimmt!“
Und
er
singt
natürlich
vom
„Reichtum
der
Welt“
und
noch
immer
darin
die
Frage,
ob
es
ihn
morgen
so
noch
geben
wird.
Das
alles
war
und
ist
das,
weswegen
ich
mit
den
anderen
hier
auf
meinem
Stuhl
sitze
und
seinen
Liedern
mein Herz öffne.
Natürlich
singt
der
Sänger
uns
vom
Kindertraum,
doch
bitte
ein
Mal
„Robinson“
sein
zu
dürfen,
das
Leben
anders
und
nach
eigenem
Wunsch
einrichten
zu
können,
einfach
so.
Wir
lauschen
seinem
Flehen,
„Annabell“
möge
noch
nicht
gehen
(in
dieser
Nacht)
und
mitten
im
verregneten
September
2011
besingt
er
die
„Septemberliebe“
von
1979.
Lang,
lang
ist’s
her
und
doch
auch
so
nah.
Doch
er
singt
auch
solche
Lieder,
die
irgendwie
weh
tun,
weil
sie
uns
unbequeme
Fragen
stellen.
„Schuld
sind
die
andern“
und
diese
andern
sind
„ich
und
du“.
Diese
Erkenntnis
fällt
noch
immer
schwer
und
so
mancher
auch
in
diesem
Saal,
mag
sich
damit
schwer
tun,
während
er
diese
Zeilen
gesungen
hört.
Nach
solchen
Momenten
für
ein
paar
Atemzüge
einfach
nur
einer
kleinen
Improvisation
am
Klavier
zu
lauschen,
ehe
sie
sich
als
„Sagte
mal
ein
Dichter“
auflöst,
ist
dramaturgisch
äußerst
geschickt
gemacht.
Einer
seiner
größten
Erfolge
im
damaligen
Lande
und
noch
immer,
oder
besser,
erst
recht,
gilt
die
Zeile
„nicht
alltäglich
ist
das
täglich
Brot“,
die
FRED
GERTZ
schon 1978 für diese Melodie schrieb.
Vom
1994er
Album
„Leiser
als
laut“
hören
wir
eine
sparsame
Version
des
Titelsongs,
das
eigenwillige
„Weißes
Licht“,
das
die
Stille
zwischen
den
Tönen
hörbar
macht
und
auch
„Brich’
mein
Herz“.
Alle
drei
Lieder
haben
mich
in
dieser
Live-
Version
ungemein
beeindruckt,
aber
ich
spüre
instinktiv,
dass
sie
in
einer
Zeit
entstanden
sind,
in
der
die
Biografien
vieler hierzulande im Umbruch und die heimischen Musen einsam waren.
„Kann
schon
sein“,
er
ist
ein
Sänger
und
vielleicht
auch
„ein
ganz
schlechter
Clown“.
Kann
auch
sein,
er
sieht
es
morgen
anders,
als
er
uns
an
diesem
Abend
in
Saathain
erschien,
denn
„Wenn
der
Abend
kommt“,
kommt
auch
ein
neuer
Tag
danach.
Vielleicht
ist
es
dieser
Gedanke,
von
der
Vergänglichkeit
der
Zeit,
aber
der
Haltbarkeit
der
Gefühle
und
Eindrücke,
der
sich
bei
mir
gedanklich
durch
den
Abend
zieht.
Es
sind
die
Eindrücke
meiner
jüngeren
Jahre,
die
sich
mit
den
Erfahrungen
der
etwas
späteren
unterhielten.
Dazu
hat
mich
dieser
streitbare
Sänger,
der
einen
Tag
nach
Gut
Saathain
auch
ein
Jahr
älter
sein
wird,
ein
wenig
inspiriert.
Morgen
ist
dann
wieder
ein
Sonnentag
und
auch
dein
Geburtstag.
Herzlichen
Glückwunsch,
lieber
HOLGERE
BIEGE,
und
ich
wünsche
mir
noch
viele
solcher
Lieder
in
den
kommenden Jahren, mit dem Reichtum deiner Töne und Melodien.