Guro von Germeten – Lieder voll Poesie
10.09.2016
Mit
ihrem
kleinen
roten
Akkordeon
sang
GURO
VON
GERMETEN
in
den
Straßen
von
Paris.
Sie
sang
die
drei
eigenen
Lieder,
zehn
Mal
hintereinander.
Drei
nette
Passanten
gaben
ihr
Geld.
Das
reichte
für
ein
oder
zwei
Glas
Rose,
erzählt
sie
uns.
Inzwischen
füllt
sie
kleine
Konzerthallen
und
Musikkneipen.
Das
alles,
so
erzählt
sie
lächelnd,
begann
mit
diesem
Blick
in
ein
Schaufenster
von
Oslo.
Dieses
kleine
rote
Akkordeon
hatte
es
ihr
angetan.
Es
war
wohl
so
etwas
wie
Liebe
auf
dem
ersten
Blick,
aus
der
eine
Partnerschaft
zwischen
Künstlerin
und
Instrument
werden
sollte,
lässt
sie
durchblicken.
Opersängerin
wollte
sie
werden
und
das
studierte
sie
auch.
Doch
sie
wollte
auch
ausprobieren,
wie
ihre
drei
eigenen
Lieder
aufgenommen
würden.
Von
den
Pariser
Straßen
kam
sie
zurück
und
verschenkt
seit,
nunmehr
schon
sieben
Jahren
lang,
ihre
Lieder.
Die
Medien
sind
voller
Euphorie,
wenn
sie
von
ihren
Konzerten
berichten
und
die
Kollegen
voller
Hochachtung.
In
ihrer
Heimat
Norwegen
ist
sie
bekannt
und
sie
hat
ein
eigenes
Orchester.
Ein
Geheimtipp
ist
sie
nur
hierzulande.
Dass
sie
dennoch
zu
so
einem
intimen
Nachmittag
an
einem
Sonntag
hoch
oben
auf
die
Huy
bei
Halberstadt
kommt,
ist
schon
fast
wie
ein
kleines
Wunder,
aber
auch
eine
wundervolle
Fügung.
Nach
dem
Konzert
werden
wir
erfahren
haben,
dass
ihr
genau
dies
ein
Bedürfnis
ist,
das
auch
sie
dankbar
macht.
Also
betrete
ich
heute
zum
dritten
Mal
die
Klosteranlage
auf
der
Huysburg
für
ein
Konzert
-
abseits
von
Rockmusik
und
Pop-Mainsteam,
meiner
Neugier
und
Lust
zuliebe.
Wenig
später
ist
der
Kirchenraum
bis auf den letzten Platz belegt.
Langes
schwarzes
Hosenkleid,
von
skandinavisch
blonder
Haarpracht
gekrönt.
Im
Arm
das
Akkordeon,
mit
der
anderen
Hand
vorsichtig
Gesten
zu
einem
a
capella
vorgetragenen
Lied
beschreibend,
einem
Gebet,
das
intensiv
diesen
riesigen
Kirchenraum
füllt.
Das
rote
Akkordeon
dient
ihr
in
diesen
Minuten
als
Schmuck
und
passt
genau
so
haargenau
in
den
Moment.
Ich
sitze
in
diesem
sperrigen
Holzgestell,
eine
Bank
genannt,
und
trau’
mich
nicht,
auch
nur
den
Finger
zu
bewegen.
Irgendwie
erzeugt
jeder
klare
Ton
eine
unheimliche
Spannung
in
mir,
die
sich
erst
löst,
als
sein
letzter
Nachhall
verklungen ist. Das ist ein unglaublicher Einstieg.
Dass
Akkordeons
Assoziation
zur
Seefahrt
und
Matrosenliedern
erzeugen,
beweist
sie
mit
einem
Lied,
das
nach
Fernweh,
Sehnsucht
und
Zigeunerromantik
klingt.
Zunächst
nur
mit
der
linken
Hand
dezent
mit
den
Knöpfen
einige
Akkorde
erzeugend,
drückt
sie
später
Melodiebögen
wie
Wogen
in
die
Tasten
und
singt
dazu
ihr
Lied
von
der
Sehnsucht
der
Seeleute, denke ich mir. Norwegisch ist mir so fremd, wie das fremde Land sicher schön und reizvoll ist.
GURO
VON
GERMETEN
singt
ihre
Lieder
mit
einer
unglaublich
intensiven
Stimme.
Die
klingt
so
rein
und
klar,
wie
das
Wasser
in
Norwegens
Bergflüssen,
sie
kann
aber
auch
kraftvolle
Momente
voller
Überraschungen
und
sprudelnder
Gefühlsausbrüche
damit
erzeugen.
So
viel
Intensität,
wie
diese
zarte
Person
ausstrahlt,
erfahre
ich
nur
selten.
Ihre
Emotionen
erlebt
man
mit
jedem
Ton,
gleich
ob
sie
sich
mit
einem
Touch
von
Folk
umhüllt,
oder
schlicht
„Bau
mir
ein
Heim“,
eines,
in
dem
man
sich
gut
fühlt,
singt.
Wir
hören
ein
Lied
vom
„Wirbelwind
(Ya-bab-ba-by-ya)“,
das
sie
in
Norwegen
gern
mit
ihrem
Schwindelfrei-Orchester
aufführt
und
das
selbst
solo
wie
ein
fröhlicher
Tango
daherkommt.
Mit
ihrer
Stimme
ersteigt
sie
dabei
verspielt
leicht
schwindelerregende
Höhen
und
lässt
uns
die
blanke
Lust
am
Leben
spüren.
Dann
wiederum
erleben
wir
mit
ihr
sehr
emotional
„Var
beste
dag“
(Dein
bester
Tag)
und
immer
wieder
ein
einfühlsam
gespieltes
kleines
Akkordeon,
das
die
Wirkung
ihrer
Stimmung
sehr
sparsam
unterstreicht.
Diese
Frau
ist
schlicht
die
geballte
Power
selbst
in
den
leisen
Tönen.
Und
dann
lächelt
sie
ins
Publikum,
wenn
sie
uns
wieder
eines
ihrer
Lieder
gesungen
hat.
Sehr
sympathisch!
Eines
ihrer
Lieder
allerdings
berührt
mich
in
besonderer
Weise.
Dieses
„Heja“
kommt
von
ihr
wie
ein
Rausch
aus
Melancholie
und
protzender
Schönheit,
der
sich
bei
mir
tief
unter
der
Haut
festsetzt
und
dort
ein
feines
Kribbeln
erzeugt.
Auf
mich
wirkt
sie
beim
Phrasieren
wie
eine
weibliche
Mischung
aus
Leonard
Cohen
und
Tom
Waits,
unheimlich
tief
berührend
und
die
Sinne
aufkratzend,
aber
glockenhell
und
mit
einer
Leichtigkeit,
wie
man
sie
etwa
von
Joni
Mitchell
kennt
und
liebt.
Dabei
füllen
ihre
Lieder
den
Spannungsbogen
zwischen
Folk,
Musette,
Swing
und
Zigeunerfeeling
mit
der
Leichtigkeit
eines
Lächelns
aus.
Ich
sitze
verloren
in
diesem
Gotteshaus
und
werde
von
den
Melodien
der
Blonden
sicher
geleitet,
von
deren
Energie
gehalten.
Es
ist
wie
Schweben,
aber
mit
wachen
Sinnen.
Klang
aus
ihrem
Mund
eben
noch
die
geballte
Power
einer
geschulten
Stimme,
haucht
sie
einen
Augenblick
später
ein
zartes
Flüstern
zu
unseren
Füßen,
das
man
ehrfürchtig,
wie
in
diesen Mauern sicher üblich, auf die Knie fallen möchte. Was für eine Präsenz, was für eine Ausstrahlung!
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Sie
spricht
beinahe
perfekt
unsere
Sprache
und
ihr
norwegischer
Touch
fühlt
sich
wie
ein
besonderes
Gewürz
an.
Sie
lächelt
stets
bei
den
Geschichten,
die
sie
zu
den
Liedern
erzählt,
spricht
Wahrheit
mit
fröhlicher
Leichtigkeit
aus,
wenn
sie
fabuliert,
dass
wir
„das
letzte
Stück
immer
allein
gehen
müssen“,
aber
nicht
zwangsläufig
einsam.
Das
passende
Lied
dazu
bedeutet
etwa
„Knie
dich
zu
mir“.
Es
klingt
wie
Musette,
ist
wie
ein
Gebet
und
dennoch
hören
wir
eine
einfühlsam
beschwingte
Melodie. Danach bedankt sie sich, verbeugt sich und meint, uns jetzt in den späten Nachmittag schicken zu dürfen.
„Wenn
ich
eine
Zugabe
singen
dürfte“,
sagt
sie
und
meint
ihre
Überlegungen
vor
diesem
Konzert
hier
auf
der
Huysburg,
„dann
möchte
ich
ein
ganz
besonderes
Lied
singen
dürfen“.
Sie
präsentiert
uns
als
ihr
Lieblingslied
eine
Melodie
von
Tom
Waits,
dem
scheinbar
schrulligen
Querkopf,
und
dann
singt
sie
dieses
zauberhafte
„Tango
Till
They’re
Sore“
(Tango,
bis
sie
wund
sind),
dass
mir
ein
kalter
Schauer
über
meinen
Rücken
läuft.
Wie
groß
auch
die
Gegensätze
sein
mögen,
ihre
Darbietung
ist
intensiv
und
expressiv
gleichzeitig,
wie
das
raue
Original.
Die
meisten
hier,
so
meine
Überzeugung,
merken
diesen
Riesenbogen
des
Ausdrucks
gar
nicht.
Beeindruckend
ist
es
allemal,
wie
GURO
VON
DERMETEN
sich
das
Lied
zu
Eigen macht und äußerst selbstbewusst dazu. Großartig!
Wenig
später,
nach
dem
Konzert,
habe
ich
Gelegenheit
für
ein
kurzes
Gespräch.
Ich
erlebe
eine
ganz
natürliche
Frau,
die
Freundlichkeit
ausstrahlt
und
Nähe
zulässt.
Mit
einem
neu
erworbenen
Vinyl
in
der
Hand
und
voll
intensiver
Eindrücke
klingt
der
Nachmittag,
mit
einem
Eis
im
Becher,
auf
der
Huysburg
aus.
Als
ich
gehe,
weiß
ich,
dass
ich
spätestens
Ende
Dezember,
zum „Konzert zwischen den Jahren“, wieder hier sein werde, um skandinavisch klingender Poesie in Liedern zu lauschen.