GesellschaftshAUS Hoppenz in Elsterwerda
16.03.2019
Vor
fast
fünf
Jahren
habe
ich
mit
Frau,
Hund
und
zwei
vollen
Containerfahrzeugen
Elsterwerda
hinter
mich
gelassen
und
lebe
seitdem
in
Halberstadt.
Zwei
Städte,
die
unterschiedlicher
kaum
sein
könnten
und
dennoch
eines
gemeinsam
haben:
Hier
wie
dort
verfällt
ein
einstiger
Kulturtempel.
Beide
Häuser,
das
Gesellschaftshaus
Hoppenz
und
das
Kulturhaus
in
Halberstadt,
sehen
ihrem
Abriss
entgegen.
Eine
Gesellschaft
entledigt
sich
(im
Osten)
all
jener
Orte,
in
denen
einst
vielfältige
Geselligkeit
erlebbar
war
und
streicht
sie
einfach
aus
ihrem
historischen
Bestand,
ohne
ernsthafte
Gedanken
an
eine
Alternative
zu
verschwenden.
Es
macht
mich
fassungslos,
weil
ich
mir
vorzustellen
versuche,
wo
sich
Menschen
in
ihrer
Freizeit
zukünftig
niveauvoll
vergnügen
und
zwanglose
Geselligkeit
pflegen
sollen.
Warum,
frage
ich
mich
immer
öfter,
sollten
Menschen
an
einem
Ort
ohne
Kino,
Freibad,
Tanzlokal
sowie
einer
urigen
Kneipe,
idealer
Weise
mit
Billardtisch,
leben
wollen?
All
das
gab
es
einst
in
der
Kleinstadt
Elsterwerda
(und
auch
anderswo).
Es
ist
richtig,
dass
die Jugend freitags auf die Straße geht, um für ihre Zukunft zu demonstrieren. Eine vielfältige Kultur gehört dazu!
Meine
schönsten
Erinnerungen
an
den
Beat-Schuppen
„Hoppenz“
sind
die
vielen
Tanzveranstaltungen
in
den
1960er
Jahren
mit
den
Bands
von
Theo
Schumann,
Uve
Schikora,
Klaus
Renft,
den
Sputniks,
Berolina
Singers
oder
den
Virginias.
Ich
denke
an
die
Schulfeste
der
Penne,
an
die
Tanzstunden
mit
Frau
Schweitzer-Radant
aus
Lauchhammer
und
den
Fasching.
Mir
fällt
Konrad
„Conny“
Grafe
ein,
in
dessen
Kneipe
wir
in
der
Woche
gern
ein
Schnitzel
mit
Salat
plus
Bier
bestellten.
Natürlich
erinnere
ich
mich
an
meine
Konzert-Reihe
ROCK-MIX
mit
Kreis,
Prinzip,
Electra,
Lift,
Kerth,
City
oder
Pond,
die
ich
mit
Freunden,
oftmals
unter
beinahe
abenteuerlichen
Umständen,
auf
die
Bühne
bringen
durfte.
Ich
erinnere
mich
an
Szenen
hinter
der
Bühne
und
im
Kopfkino
ziehen
viele
Gesichter
vorüber,
mit
deren
Namen
jene
Konzerte
für
immer
verbunden
sind.
Selbst
heute
noch,
beinahe
vierzig
Jahre
danach,
werde
ich
manchmal
darauf
angesprochen
und
das
erfüllt
mich
mit
Stolz.
Mit
einigen
der
Musiker
von
damals
bin
ich
noch
immer
befreundet
und
wir
erinnern
uns
gern
an
diese
Konzerte
in
der
alten
Hütte
„Hoppenz“,
wenn
wir
uns
irgendwo
begegnen.
Rückblickend
kann ich ruhigen Gewissens konstatieren, ich habe dort eine wilde, bewegte und kreative Zeit gehabt.
ROCK-MIX mit Kreis, Lift, Electra und Pond (von links nach rechts).
Als
wäre
manches
erst
gestern
geschehen,
so
klar
ist
noch
heute
manche
Episode
in
meinem
Kopf.
Die
Gruppe
KREIS
reiste
damals
mit
einer
neuen
selbstgebauten
PA
an
und
die
Techniker
begannen
damit,
die
schweren
Boxen
erst
auf
der
Bühne
mit
einem
Anstrich
zu
versehen.
Zum
Konzert
waren
die
Arbeiten
beendet
und
die
überfüllte
Hütte
erlebte
ein
umjubeltes
Konzert.
Mit
Dankbarkeit
denke
ich
an
das
legendäre
Konzert
von
LIFT
mit
Gerhard
Zachar
und
Henry
Pacholski.
Damals
wurde
uns
die
komplette
Suite
„Meeresfahrt“
vorgestellt,
ohne
dass
deren
Titel
schon
existierte.
Nur
ein
Jahr
später
verunglückten
die
beiden
Musiker
auf
der
Rückfahrt
von
einer
Polentournee
tödlich.
Natürlich
denke
ich
an
das
Konzert
von
CITY,
an
die
Schwierigkeiten
mit
dem
Starkstrom
für
die
Lichtanlage
und
an
die
Fahrt
nach
Berlin,
um
vergessene
Schlagzeugteile
zu
holen,
während
wir
die
Massen
draußen
vor
der
Tür
warten
ließen
(ohne
dass
randaliert
wurde).
Ich
denke
an
KARUSSELL
und
die
Begegnung
mit
dem
unvergessenen
CÄSAR
sowie
an
einen
wundervollen
Bluesabend
mit
JÜRGEN
KERTH.
Auch
das
Konzert
mit
dem
neuen
Trio
POND
am
Nikolaustag
1978
wird
mir
unvergessen
bleiben.
Wir
hatten
in
nur
zwei
Jahren
insgesamt
14
Gruppen
auf
unserer
Bühne,
ehe
wir
ab
1979
aus
technischen
Gründen
in
das
Kulturhaus
Plessa
wechselten.
Schon
damals
hätte
man
das
alte
Haus
renovieren
müssen.
Das
hatte
man
zu
DDR-Zeiten
ebenso
wenig
in
Angriff
genommen,
wie
man
es
in
den
folgenden
drei
Dekaden
„aufblühender
Landschaften“
gegen
die
vielen
neuen
Widerstände
ebenso
wenig
umsetzen
konnte
oder
wollte.
Jeder
Kommentar überflüssig.
Heute
bin
ich
einer
jener
Zeitzeugen,
die
fast
schon
bedauernd
darauf
schauen,
wie
viele
Jugendliche
Gelegenheiten
suchen,
auf
vergleichbare
Weise,
wie
wir
damals,
ihre
Neigungen
auszuleben.
So
ganz
langsam
stirbt
hierzulande
eine
Nischenkultur
aus,
die
es
aber
braucht,
um
von
da
aus
die
„Höhen
der
Kultur“
empor
zu
klimmen
und
ich
frage
mich,
was
wird
wohl
die
Generation
meiner
Enkelkinder
in
der
Zukunft
erwarten?
Versinken
die
dann
tatsächlich
in
einer
„perfekten“
virtuellen
Scheinwelt,
während
die
Realität
„draußen“
unbemerkt
nach
dem
Willen
anderer
„gestaltet“
und
gesteuert wird??
Frontansicht und Bühneneingang ca. 2010
Normalerweise
sollte
ich
mich
freuen,
vielleicht
sogar
Stolz
empfinden,
wenn
Passagen
aus
meinem
Buch
zitiert
werden,
um
ein
besonderes
Geschehen
in
Erinnerung
zu
rufen.
Doch
im
Grunde
bin
ich
entsetzt,
weil
der
Zusammenhang,
in
dem
ich
von
der
„Lausitzer
Rundschau“
aus
meinem
Buch
zitiert
wurde
(
hier
),
einen
unrühmlichen,
ja
kaum
zu
fassenden
endgültigen
Zustand
umreißt.
Das
Gesellschaftshaus
“Hoppenz
“in
Elsterwerda,
über
viele
Jahrzehnte
ein
Zentrum
der
Kultur,
der
Geselligkeit
und
vielfältiger
Unterhaltung,
soll
nun
nach
Jahren
von
Siechtum
und
Verfall,
„endlich“
abgerissen
werden.
Diese
Gesellschaft,
in
die
Elsterwerda
eingebettet
ist,
schafft
es
locker,
Millionen
in
eine
Flughafenruine
zu
scheffeln,
Millionen
für
unsinnige
Beraterverträge
auszugeben
und
ad
hoc
Geld
für
„dringend
notwendige“
Rüstungsgüter
aufzutreiben,
während
überall
im
Land
Kulturhäuser
verfallen,
bis
sie
endlich
zum
Abriss
freigegeben
werden.
Dass
dahinter
System
steckt,
macht
wütend!
Falls
dort,
wie
angekündigt,
20
Wohnungen
errichtet
werden,
darf
man
getrost
davon
ausgehen,
dass
weder
der
Staat,
noch
die
Stadt
Elsterwerda,
diese
Aufgabe
übernehmen
werden.
Ein
Investor
hat
in
aller
Regel
privatwirtschaftliche
Interessen
und
ist
von
daher
weit
davon
entfernt, „Gutes tun“ zu wollen. Zumindest nicht für die Allgemeinheit.
Außenansichten sowie Saal mit Bühne 2018 - Dank für die Fotos an Daniel Gürntke aus Elsterwerda.
Um
die
Ruine
des
Gesellschaftshauses
“Hoppenz”
rankt
sich
inzwischen
ein
Bauzaun.
Dahinter
versuchen
sich
einige
Mauerreste
verzweifelt
senkrecht
zu
halten,
während
die
Dachkonstruktion
vom
Saal
den
Geist
aufgegeben
hat,
längst
eingebrochen
ist.
Nur
wer
die
alte
Hütte
noch
aus
besseren
Zeiten
kennt,
kann
sich
vor
diesem
Haufen
Schutt
noch
vorstellen,
wie
am
Bühneneingang
die
Boxen
geschleppt
wurden,
während
vorn
schon
die
ersten
Fans
auf
Einlass
warteten.
Ich
habe
damals
nur
zwei
Minuten
Fußweg
entfernt,
um
die
Ecke,
in
der
Breitscheidstraße,
gegenüber
dem
HO-Laden
von
Frau
Berndt,
gewohnt.
Wenn
ich
sonnabends
meinen
Kopf
aus
dem
Fenster
gesteckt
habe,
konnte
ich
schon
hören,
ob
der
Jugendtanz
bereits
begonnen
hatte.
Dann
bin
ich
losgelaufen
und
war
Augenblicke
später
bei
meinen
Freunden.
Davon,
und
von
solchen
kompakten
Erlebnissen,
kann
die
Jugend
heute
nicht
einmal
mehr
träumen.
Sie
können
sich
schlichtweg
nicht
vorstellen,
dass
in
der
DDR
auch
auf
alternativen
Wegen
zu
leben
möglich
war.
Das
ist
Teil
des
Systems
und
das
macht
traurig,
weil
es
vielen
Lebensleistungen
der
einfachen
Menschen
in
der
DDR
schlicht
nicht
gerecht
wird.
Dies
ist
einer
der
Gründe,
weshalb
ich
meine
Erinnerungen
und
Gedanken
aufschreibe
und
im
Netz
öffentlich mache – wider das Vergessen.
Der Saal vom Gesellschaftshaus “Hoppenz”, ehe das Dach
eingestürzt ist. Kaum zu glauben, aber darin habe ich vor
vor 40 Jahren die beliebten Rock-Konzerte durchgeführt.
Vielen Dank Herrn Matthias Lochmann, dass ich das Foto
hier zeigen darf.
Foto Gesellschaftshaus ca. 1930, (Stadtarchiv Elsterwerda)
Nachtrag vom Juni 2019
Das
Haus
ist
Geschichte,
der
einstige
Tanz-Tempel,
der
spätere
Rock-Schuppen
und
letztlich
auch
Disco-Palast
existiert
nicht
mehr.
Ich
hoffe,
eine
kommende
Generation
wird
bedauern,
was
aktuell
an
diesem
Ort
geschieht
und
selbst
wenn
man
die
Steine
zerkloppt
und
dort
ein
anderes
Gebäude
stehen
wird,
die
Erinnerungen
vieler,
die
im
Gesellschftashaus
“Hoppenz” Elsterwerda erlebnisreiche und emotionale Stunden hatten, kann man nicht auslöschen. Schade drum!
DANKE meinem alten Kumpel und damaligen Mitstreiter
Hartmut Schubert
für diese drei Fotos.
Von
einem
ehemaligen
Schulkameraden
bekam
ich
am
3.
Juli
2019
diese
beiden
Fotos
geschickt.
Danke
Heinz!
Jetzt
ist
die
alte
Hütte
wirklich
platt
und
bald
wird
dort
nichts
mehr
an
“Hoppenz”
erinnern.
Da
können
einige
richtig
“stolz”
drauf
sein, dass keine andere Lösung gefunden werden konnte. Der Markt und die Nachfrage haben es geregelt - Hallelujah!