Born in the Diktatur – einer von gestern
August 2015
Ich
wurde
in
ein
Land
hinein
geboren,
von
dem,
außer
unseren
Erinnerungen,
nur
noch
das
böse
Wort
„Diktatur“
in
die
Zukunft
überlebt
hat.
Jedenfalls
erweckt
man
offiziell
diesen
Eindruck.
Es
gab
ein
unterdrückendes
Schulsystem,
eine
ebensolche
Kinder-
und
Jugendorganisation,
wir
wurden
von
der
Polizei
nur
gegängelt,
von
der
Stasi
observiert
und
von
der
Gewerkschaft
stets
entmündigt.
Es
gab
eine
herrschende
Partei
und
die
anderen
Blockflöten
waren
nur
dazu
da,
sie
zu
unterstützen.
Wider
Willen,
versteht
sich.
Es
lebte
sich
also
schlecht
in
dieser
DDR,
denn
es
gab
nur
Druck,
Überwachung
und
diese
hässlichen
Plattenbauten.
Es
gab
verarmte
Städte
und
hinter
dem
Mond
noch
ein
paar
Dörfer,
sowie
den
Trabbi.
Habe
ich
was
vergessen?
Allerdings,
und
das
ist
die
gute
Nachricht,
konnte
man
in
diesem
Land
glücklicherweise
Westradio
und
Westfernsehen
empfangen.
Also
auch
einen
Song
von
Bruce
Springsteen:
„Born
In
The
USA“.
Darin
besingt
er,
wie
er
„Gottes
eigenen
Land“
sieht
und
ich
merke
dann,
was
ich
in
der
Diktatur
vermissen
musste. Beispiel gefällig?
„Got in a little hometown jam
So they put a rifle in my hand
Sent me off to a foreign land
To go and kill the yellow man.”
Aus
irgend
so
einem
Grunde
sind
meine
Erinnerungen
anders,
als
das,
was
andere
heute
über
dieses
Land,
das
eine
Diktatur
war,
mir
erzählen.
Vielleicht
liegt
es
daran,
dass
bei
mir
zu
Hause
kein
Diktator
lebte
und
in
der
Schule
auch
keiner
war.
Dort
ging
sogar
ein
Pfarrersohn
aus
dem
benachbarten
Prösen
zur
Penne
und
der,
namens
Reinhard
Höppner,
wurde
nach
dem
Jahre
1989
sogar
Ministerpräsident
von
Sachsen
-
Anhalt.
Dumm
gelaufen!
Meine
frühe
Kindheit
verbrachte
ich
in
einem
Dorf
im
Schraden.
Hinter
dem
Haus
war
ein
Hof
mit
einem
großen
Garten
und
dann
nur
noch
Feld,
so
weit
man
sehen
konnte.
Wir
hatten
eine
Wohnung
im
oberen
Geschoß
und
zur
Toilette
mussten
wir
über
den
Hof
–
auch
im
Winter.
Die
Wohnung
wurde
mit
Briketts
aus
der
Kokerei
geheizt,
das
Wasser
auf
dem
Ofen
erwärmt.
Im
Sommer
hat
meine
Mutti
meinen
Bruder
und
mich
einfach
in
den
Holzbottich
gesteckt
und
abgeschrubbt.
Das
Wasser
kam
direkt
aus
der
Leitung,
war
also
kalt,
denn sonst wären wir Weicheier geworden.
Meine
Eltern
besaßen
nie
ein
Auto.
Wenn
sie
Urlaub
und
wir
Ferien
hatten,
fuhren
wir
mit
der
Bahn.
Im
Zug
saßen
wir
auf
harten
Holzbänken
und
das
Gepäck
lag
über
uns
in
einem
Gepäcknetz.
Später
waren
es
Kunstledersitze
und
die
Gepäckablage
bestand
aus
Leichtmetall.
Wir
fuhren
in
die
Thüringer
Berge
im
Winter
und
sonnten
uns
auf
Usedom
im
Sommer.
In
den
Ferienlagern
schliefen
wir
auf
Strohsäcken
und
später
auf
Luftmatratzen. Ich erinnere mich heute gern an eine sehr schöne und erlebnisreiche Kindheit.
mit Zuckertüte mit Opa und Seppel
Den
Weg
zur
Schule
gingen
wir
zu
Fuß
mit
einem
Ranzen
auf
dem
Rücken.
In
den
ersten
Jahren
noch
mit
einer
Brottasche
um
den
Hals.
Darin
waren
Bemmen
oder
Schnitten,
manchmal
Äpfel
und
Birnen.
Mittagessen
gab
es
(für
alle)
in
der
Schule
und
die
Hausaufgaben
haben
wir
im
Hort
erledigt.
Danach
zogen
wir
über
die
Wiesen
oder
durch
die
Wälder,
zu
denen
wir
mit
dem
Fahrrad
fuhren.
Die
Eltern
wussten
selten,
wo
wir
waren
und
manchmal
kamen
wir
erst
in
der
Dämmerung
nach
Hause.
Wir
hatten
uns
Schrammen
zugezogen
und
Beulen
geholt,
hatten
uns
in
die
Finger
oder
die
Hand
geschnitten
oder
kamen
auch
mit
kaputten
Hosen.
Das
passierte
eben
und
keiner
wollte
wissen,
wer
daran
schuld
hatte.
Es
waren
einfach
nur
Unfälle,
die
manchmal
geschehen. Eine Versicherung dagegen gab es nicht und Mutter hat unsere Hosen wieder genäht.
Wir
bastelten
uns
Pfeil
und
Bogen
mit
dem
Taschenmesser
und
bauten
Baumhäuser
in
drei
Meter
Höhe
sowie
Buden
im
Dickicht.
Wir
saßen
in
der
Kiesgrube
um
ein
offenes
Feuer
herum
und
legten
die
vom
Feld
geklauten
Kartoffeln
in
die
Glut.
Die
haben
wir,
von
Ruß
und
Erde
dreckig,
gegessen
und
uns
dabei
wie
Indianer
und
Cowboys
gefühlt,
die
in
der
Prärie
saßen.
Wir
besaßen
weder
Videospiele
noch
eine
Playstation,
hatten
keine
Computer,
kein
Handy
und
erst
recht
nirgends
„gefällt
mir“
eingesammelt
–
wir
hatten
Freunde,
ein Katapult und einen Rechenschieber.
Das
Fernsehen
sendete
ein
einziges
Programm
und
mittags
das
Testbild.
Manchmal
auch
einen
Testfilm
in
schwarz
und
weiß.
Wir
hörten
spannende
Hörspiele
im
Radio,
lasen
Karl
May
und
Abenteuerbücher
aus
der
Bibliothek
und
wir
haben
manche
Bücher
getauscht,
so
wie
die
frühen
Mosaikhefte
und
später
die
BRAVO
aus
dem Westen.
Ich
lebe
immer
noch,
hatte
eine
glückliche
Kindheit
und
Jugend
und
bin
trotz
all
der
Dummheiten
und
Streiche
frei
und
verantwortungsbewusst
aufgewachsen.
Im
UTP
und
ESP
–
auch
bei
uns
gab
es
schon
Abkürzungen
-
habe
ich
meine
handwerklichen
Fähigkeiten
verbessert
und
gelernt,
schwierige
Aufgaben
gemeinsam
zu
lösen.
Wir
waren
stolz,
wenn
wir
wieder
etwas
geschafft
hatten
und
haben
bei
kleinen
Niederlagen
versucht,
eine
Lösung
zu
finden.
Wir
waren
eine
Generation
der
Tüftler,
Bastler,
Erfinder
und
innovativer
Problemlöser
mit
der
Bereitschaft,
auch
einmal
selbst
etwas
zu
riskieren.
Ich
denke,
wir
hatten
Freiheiten,
Erfolge
und
Niederlagen,
mit
denen
wir
umzugehen
wussten.
Die
einzig
gültige
Regel
hieß
Achtung,
sich
gegenseitig
zu
respektieren
und
Verantwortung
für
eigenes
Handeln
übernehmen.
Wer
dennoch
mal scheiterte, konnte auf die Hilfe und Unterstützung von Freunden bauen.
Heute
bin
ich
im
Herbst
des
Lebens
angekommen
und
bin
stolz
auf
meine
beiden
Kinder.
Wir
haben
sie
beide
verantwortungsbewusst
erzogen
und
ihnen
den
Weg
in
die
Zukunft
gezeigt.
Den
Schritt
aus
der
Enge
des
kleines
Landes,
in
dem
wir
geboren
wurden,
hinaus
in
die
Ungewissheit,
Freiheit
und
Allmacht
des
Marktes
haben
wir
gemeinsam
geschafft.
Vielleicht
wünsche
ich
deshalb
manchmal
meinen
Enkeln
und
anderen
Kindern
ein
wenig
mehr
von
dem,
was
meine
Generation
erfahren
hat,
selbst
wenn
es
die
meisten
nicht
verstehen
und
ihre
Eltern
ablehnen
werden.
Den
Umgang
mit
der
Freiheit
sollten
Kinder
und
Eltern
erlernen
dürfen,
statt
sie
mittels
Gewalt
gegen
andere
durchzusetzen
versuchen.
Recht
und
Achtung
sollte
man
nicht
einklagen
müssen,
sondern
sich
gemeinsam
erarbeiten.
Ich
dusche
übrigens
immer
noch
kalt
und
nehme
mir
auf Reisen eine Bemme oder Apfel mit.
Was
heute
mit
unseren
Enkelkindern
gemacht
wird,
nenne
ich
über
weite
Strecken
„in
Watte
verpacken“.
Fächer
in
der
Schule
abzuwählen
ist
Entmündigung
und
Ablegen
von
Verantwortung,
die
sie
spätestens
im
eigenen
Leben
doch
wieder
übernehmen
müssen,
ohne
dies
je
gelernt
zu
haben.
Schuld
sind
immer
andere.
Ich
bin
froh,
in
einer
anderen
Zeit
aufgewachsen
zu
sein.
Ich
bin
in
eine
Diktatur
hinein
geboren
und
dort
groß
geworden,
vor
1989,
also
einer
von
gestern,
und
ich
bin
stolz
auf
mein
Leben!
Das
ist
auch
einer
der
Gründe,
weshalb
ich
angefangen
habe,
von
meinem
Lebensgefühl
zu
erzählen,
so
wie
ich
es
erlebt
habe
und
sehe
und
nicht,
wie
andere
es
gern
hätten,
wie
ich
es
sehen
soll.
Ich
musste
übrigens
auch
nicht
weg
ins
„Ausland,
um
dort
einen
Gelben
Mann
zu
töten“,
wie
Bruce
Springsteen
singt.
Ich
war
nur
18
Monate
bei
der
Fahne
und
froh,
als
diese
Zeit
vorüber
war.
Ich
bin
halt
einer
aus
dem
Gestern
und
meine
Biografie
kann
niemand
umschreiben
oder
von
irgendeiner
Festplatte
löschen.
Selbst
wenn
ich
einst
gegangen
sein
werde,
war ich doch da – born in the Diktatur!