Bei DuckTapeTicket auf der Huysburg
09.09.2017
Die
Huysburg,
nördlich
von
Halberstadt
auf
einem
Bergrücken
des
Huy
gelegen,
ist
ein
stiller
Ort,
wo
man
gut
auf
Entschleunigung
schalten
kann.
Manchmal
brauche
ich
das
auch,
so
wie
heute.
Mir
hilft
dann
oft
Musik,
weil
sie
meine
Aufmerksamkeit
fordert
und
mich
entführt.
Für
eine
reichliche
Stunde
weg
von
den
kleinen
Alltagsgespenstern,
die
zu
besiegen
nicht
immer
leicht
ist.
Es
tut
mir
gut,
aus
der
Stadt
heraus
zu
fahren,
hoch,
in
Richtung
der
bewaldeten
Hügel.
Oben
durchatmen,
eintreten
und
im
Innenhof
ganz
langsam
runterkommen.
In
der
Nachmittagssonne
blüht
es
bunt
vor
den
Mauern,
es
ist
still
und
selbst
der
Wind
wird
hier
faul
und
träge.
Es
fühlt
sich
an
wie
„Lazy
Sunday
Afternoon“
(1968)
von
den
guten
alten
Small
Faces.
„I've
got
no
mind
to
worry
I
close
my
eyes
and
drift
away”.
Beinahe
hätte
ich
leise
für
mich
diese
Melodie
gesummt,
als
ich
die
Kirche
betrete.
Schön,
wieder
hier
sein
zu
können.
Es
tut
irgendwie
gut, hier Ruhe und Besinnung zu finden und Musik zu hören.
Drei
klassische
Streichinstrumente,
zwölf
Saiten
und
drei
junge
Typen
in
adrett
schwarzer
Kleidung
in
einer
Kirche
aus
uraltem
Stein.
Es
ist
Samstagnachmittag,
Kaffeezeit
und
gleich
werden
wir,
suggeriert
dieser
Anblick,
ein
Menuett
oder
eine
Sonate
zu
hören
bekommen.
Stattdessen
füllt
das
Kratzen
eines
Bogens
auf
den
Saiten
des
Cello
den
Raum.
Ein
Mal,
zwei
Mal,
dann
wieder
und
rhythmisch
entwickelt
sich
ein
Groove.
Der
Cellobogen
kratzt
und
streichelt
die
Saiten
des
Instruments,
lockt
Violine
und
Viola
in
das
Spiel
einzusteigen,
aus
dem
sich
eine
Melodieschleife
entwickelt.
Viola
und
Violine
werfen
sich
die
Einsätze
zu
und
spielen
mit
dem
Melodiestück
auf
immer
wieder
neue
Weise.
Klassik
–
nein
danke!
Dies
hier
ist
einfach
nur
Spaß
am
Musizieren,
wie
sich
dieses
„You
don’t
have
to
be
drunk
to
feel
that
way
(but
it
certainly
helps)“
entwickelt,
jedem
der
drei
Instrumente
Melodie-
oder
Rhythmusfunktion
zuspielt
und
sicher
einige
Zuhörer
nach
nur
drei
Minuten
ratlos
staunen
lässt.
Diese
haben
gerade
live
mitbekommen,
wie
„klassische“
Strukturen
einfach
mal
so
beiseite
geräumt
werden,
um
frei
und
ohne
Grenzen
drauflos
zu
musizieren.
Ich
bin
baff!
So
also
hört
und fühlt Innovation auf musikalisch an, so also wird sich diese Kaffeemusikstunde im alten Kirchengemäuer fortsetzen.
Im
Unterschied
zu
gängigen
Rockmusik-
und
Liedstrukturen,
kennt
das
freie
Spiel
keine
vorgegebenen
Grenzen.
Die
drei
Musikanten
setzen
dort
an,
wo
Fusionsrock
sowie
Jazz
beginnen
(oder
enden?)
und
mixen
dann
all
das
hinzu,
was
ihnen
an
Gedanken
und
Einflüssen
über
den
Weg
läuft.
Ein
Stück
namens
„Kirschgrün“
kann
dann
das
Ergebnis
sein,
wobei
das
Wortspiel
synonym
für
die
instrumentale
Finesse
stehen
darf.
Ein
anderes,
vom
Cellisten
komponiert,
nennt
er
„Humbold-Kalmar“
und
lächelt
bei
der
Ansage.
Meine
Ohren
erkennen
Strukturen,
die
ich
von
der
Gruppe
Bayon,
aber
auch
vom
Swing
kenne,
die
sich
mit
rhythmischen
Elementen
aus
Blues
und
Jazz
zu
einem
neuen
Ganzen
vermengen.
Dazwischen
jede
Menge
solistischer
Freiheiten
für
jeden
Instrumentalisten.
Da
macht
es
einfach
nur
Spaß,
in
der
ersten
Reihe
zu
sitzen,
dem
musikalischen
Handwerk
zuzusehen
und
den
Klängen
und
Melodien
zu
lauschen.
Einfach
wundervoll!
Ihre
eigenen
Kompositionen
ergänzen
DuckTapeTicket
an
diesem
Abend
mit
„On
A
Clear
Day“,
einem
Song,
der
in
den
frühen
1970er
Jahren
ein
Erfolg
für
Barbra
Streisand
war.
Auch
diese
alte
Nummer
muss
es
sich
gefallen
lassen,
verspielt
neu
zusammengesetzt
zu
werden,
wobei
jeder
der
drei
Musiker
sich
solistisch
in
den
entstehenden
Freiräumen
präsentieren
darf.
Das
klingt
wirklich
beeindruckend
und
manchmal
meine
ich
sogar,
aus
den
Soli
so
etwas
wie
Gypsy-
Klänge
heraushören
zu
können.
Das
Spektrum
ist
breit
und
das
Spiel
der
drei
Instrumentalisten
ideenreich.
Aus
all
dem
Gehörten
picke
ich
mir
ein
Stück
mit
einem
Hauch
von
Balkan-Folklore
als
meinen
Favoriten
heraus,
das
nach
einer
Reise
durch
den
Balkan
entstand.
„Randunika“
(Die
Schwalbe)
klingt
zauberhaft.
Ich
kann
tatsächlich
all
das
Zwitschern
der
Vögel
im
Spiel
erkennen
und
staune,
wie
die
Bögen
mal
mit
Eleganz
und
dann
wieder
grob
kratzend
über
die
Saiten,
ja
sogar
über
den
Geigenkörper
gleiten,
um
Schwingungen
und
Klänge
zu
erzeugen,
die
man
von
Violine,
Viola
oder
Cello
„normalerweise“
nicht
erwarten
würde.
In
diesen
Momenten
wird
mein
Erlebnishorizont
wieder
um
Einiges
nach
hinten verschoben, fallen Grenzen und schließen sich Schubladen (für immer).
Während
der
letzte
Ton
im
Kircheninnern
verhallt,
kommt
staunende
Stille
auf,
aber
dann
braust
der
Beifall.
Die
Musiker
von
DuckTapeTicket
verschwinden
hinter
einem
Vorsprung
und
dann
scheint
das
Konzert
beendet.
Doch
irgendwer
im
Publikum
will
das
so
noch
nicht
hinnehmen.
Zögernd
beginnt
er
wieder
zu
klatschen
und
plötzlich
sind
wir
alle
dabei,
um
eine
Zugabe
von
Anna-Sophie
Becker
(Viola),
von
Zuzana
Leharova
(Violine)
als
Gast
und
Veit
Steinmann
(Cello)
zu
erbitten.
Denen
ist
die
Freude
in
ihren
Gesichtern
gut
abzulesen,
als
sie
wieder
vor
uns
stehen,
um
uns
noch
„Apreslude“ zu schenken.
Noch
einmal
Klänge
zwischen
allen
Kategorien
und
Schubladen,
nirgendwo
wirklich
zu
verankern
und
dennoch
irgendwie
wohlbekannt,
dennoch
eine
neue
Entdeckung.
Mir
ist,
als
hätte
ein
frischer
Wind
durch
die
Windungen
meiner
Gehirnzellen
geblasen,
den
Blick
und
das
Gehör
wieder
neu
justiert.
Als
mich
draußen
auch
die
Abendsonne
empfängt,
bin
ich
wieder
etwas
leichter
und
beswingter,
hat
der
Tag
einen
versöhnlichen
Ausklang
gefunden.
Der
weite
Blick
vom
Huy,
über
Halberstadt
in
der
Senke,
bis
zum
Harz
ganz
weit
hinten,
öffnet
dann
noch
die
letzten
verschlossenen
Poren.
Ich
atme
wieder
frei
(und
wer
die
Bedeutung
der
kleinen
Ente
ergründen
will,
sollte
selbst
zu
den
„EntenMusikanten“
fahren und sie fragen). Danke DuckTapeTicket!