Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Ein doppeltes Jubiläum Oktober 2016 In diesen Tagen, ganz gewiss aber in diesem Monat, begehe ich so etwas wie ein Doppeljubiläum: Ich bin nunmehr schon 50 Jahre als Konzertgänger unterwegs, wenn die Muggen bei UVE SCHIKORA, der KLAUS RENFT COMBO oder der jungen STERN COMBO MEISSEN beim Jugendtanz 1966, die damals schon so etwas wie Konzertcharakter hatten, mitgezählt werden dürfen. Außerdem ich bin inzwischen schon 10 Jahre als „Aufschreiber“ von Konzertberichten im Lande unterwegs. Das erste Konzert, über das ich einen Text schrieb, fand am 29. September 2006 in der Dorfkirche von Lomnitz statt. Damals spielte LIFT schon in der kammermusikalischen Variante. Es war mein zweites LIFT-Konzert seit dem tödlichen Unfall im Jahre 1978 und ich war enttäuscht von dem, was ich bei diesem Konzert zu hören bekam. Das habe ich dann auch niedergeschrieben, weil es einfach aus mir heraus musste. Nur ein paar Wochen später, am 6. November des gleichen Jahres, war ich einer von geschätzten 700 Fans und Weggefährten im Leipziger Anker, die sich beim „Tanz auf dem Grab“ von ihrem Idol KLAUS RENFT während des Gedenkkonzertes verabschiedeten. Damals sah ich sie alle wieder, die an diesem Abend eine Initialzündung in mir auslösten; allen voran CÄSAR. Ich schrieb mir meine verheulte Seele aus dem Leib direkt in den Konzertbericht und wusste, das alles würde ich wieder öfter brauchen. An jenem Abend luden mich Tamara und Achim ein, zum Weihnachtskonzert von CÄSAR in den Anker zu kommen. Plötzlich war ich wieder mittendrin, ohne es auch nur zu ahnen. Ich wollte nur noch einmal nah bei Cäsar sein und dessen Musik live hören. Ein Schreiberling wollte ich bestimmt nicht werden! In diesen letzten zehn Jahren schrieb ich weit über 400 Konzertberichte. Ich schrieb Rezensionen und verfasste Texte über Rockstars und Bands und irgendwann passierte mir dann auch noch dieses Buch vom „Lebensgefühl Rockmusik“, das über 50 Jahre, entlang meiner Musikleidenschaften, zurück blickt. Wie viele Bands ich in diesen 50 Jahren live sah, kann ich nicht mehr exakt nachvollziehen, es müssen aber weit über 500 gewesen sein. Darunter Größen wie Niemen, Paul McCartney, die Rolling Stones natürlich, Joan Baez, Yes, das Collegium Musicum oder die legendären Berolina Singers und die frühen Sputniks mit Henry Kotowski. Einen von ihnen, den Saxofonisten Kurt „Saftl“ Gerlach (Dreiländereck, Berolina Singers), habe ich im August des Jahres 2008 ausfindig gemacht und war bei ihm zu Hause. Auch über solche Begegnungen, wie die mit Till Patzer und Wolfgang Scheffler, habe ich geschrieben. Dass mir damals auch noch die Idee kam, ab 1977 selbst Rock- und Blues-Konzerte sowie Abende mit Liedermachern und Folk-Musikern zu organisieren, macht für mich das Sahnehäubchen auf all diese beinahe unglaublichen Geschehnisse aus. Aber sie haben alle stattgefunden! Ich bin dankbar, dass ich das alles erleben durfte und noch immer darf. Wahrscheinlich bin ich einer von nicht mehr ganz so vielen, die aus eigenem Erleben aus jener Zeit und vor den Bühnen berichten können, ein Zeitzeuge eben. Es sind Erinnerungen, die mir niemand nehmen und ein Fundus, von dem ich bis heute profitieren kann. Ich war nie auf nur eine Band oder einen Künstler fixiert. Mir ging und geht es stets um Musik. Dass daraus ein so langer Zeitraum werden würde, war weder geplant, noch absehbar, aber ich genieße es, so viele verschiedene Konzerte live gesehen zu haben. Würde man mich nach meinem ganz persönlichen Fazit aus diesen 50 Jahren fragen, dann müsste ich sagen, dass ich froh bin, in einer Epoche aufgewachsen zu sein und Musikhören gelernt zu haben, in der sich Musik entwickeln konnte. Sie konnte Grenzen überschreiten und experimentieren. Die Zuhörer wie Plattenkäufer waren stets bereit, diese Wege mitzugehen. Das machte Musikerlebnisse spannend und Alben zu neuen Kunstwerken. Wenn Musik aufhört, sich zu entwickeln und Neugier einem Kalkül auf Chart-Notierungen geopfert wird, wenn sie so durchformatiert und beliebig austauschbar ist, wie heute die Masse der Angebote, dann ist Musik eigentlich schon tot und der Hörer nur Konsument einer Ware, ohne es wahrhaben zu wollen. Deshalb ist mein Interesse für heutige Rockmusik begrenzt und konzentriert sich auf ethnische Randgebiete, wo noch Experimente und Entwicklung stattfinden. Backstage im Gesellschaftshaus Elsterwerda bei POND 1978