Crosby, Stills & Nash – Gesangsakrobatik im Gewitterregen
20.06.2013
In
meiner
Jugend
habe
ich
wahnsinnig
viel
und
sehr
gern
Musik
gehört,
denn
es
gab
tatsächlich
so
etwas
wie
ein
Überangebot
exzellenter
Künstler
und
Bands,
etwas,
das
ich
heute
so
sehr
vermisse.
Gern
erinnere
ich
mich
an
die
amerikanischen
BYRDS
und
ihre
vom
Folk,
Country
und
Rockmusik
inspirierten
Songs,
die
so
einzigartig
waren.
Die
Lieder
der
englischen
HOLLIES
waren
stets
von
oft
eingängigen
Melodien
und
besonderen
Ideen
geprägt
und
BUFFALO
SPRINGFIELD
kreierten
schon
sehr
früh
komplexe
Songs
mit
überraschenden
Harmoniewendungen.
Allen
drei
Gruppen
jener
Jahre
ist
gemeinsam,
dass
ihr
Klangbild
von
außergewöhnlichen
Musikerpersönlichkeiten
geprägt
wurde,
deren
Wirken
sich
letztlich
nicht
nur
auf
die
Bands,
sondern
weit
darüber
hinaus
nachvollziehen
lässt.
Wenn
solche
Musiker
gemeinsam
daran
gingen,
ein
Projekt
zu
starten,
konnte
man,
wie
im
Falle
von
CREAM
in
England,
sicher
sein,
auch
außergewöhnliche
Musik
dargeboten
zu
bekommen.
Genau
das
traf
für
die
1968
im
Hause
von
„Mama“
Cass
Elliott
(Mamas
&
Papas)
gegründete
Formation
zu,
die
sich
anschickte,
Rockgeschichte
zu
schreiben:
CROSBY,
STILL
&
NASH.
Ihr
Auftritt
beim
Woodstock-Festival
im
heißen
Sommer
1969
ist
legendär
und
ebenso
ist
ihr
zweites
Album
„Deju
Vu“,
bei
dem
das
Trio
erstmals
durch
NEIL
YOUNG
zum
Quartett
erweitert
wurde,
ein
anerkannter
Meilenstein
und
etablierte
die
vier
Herren
CROSBY,
STILLS,
NASH
&
YOUNG
als
Musikergemeinschaft,
deren
Einfluss
man
bis
heute
leicht
nachspüren
kann.
Falls
der
Begriff
vom
Superstar
eine
Berechtigung
hat,
sollte
man
ihn
im
Falle
dieser
Herren
unbedingt anwenden, denn ohne deren Musik, hätte die Rock-Historie eine gewaltige Lücke.
Auf
dem
Weg
zur
„Jungen
Garde“
in
Dresden
presst
mir
stickige
Sommerschwüle
Schweiß
aus
allen
Poren.
Zwar
sind,
versteckt
hinter
den
hohen
Baumwipfeln,
turmhohe
Wolkenberge
zu
sehen,
aber
wer
gibt
schon
bei
diesem
Wetter
etwas
auf
Wolken?
Der
Wettermann
jedenfalls
meinte,
Sachsen
und
Brandenburg
würden
an
diesem
Abend
locker
trocken
bleiben.
Genau
so
bin
ich
auch
ausstaffiert
und
alle,
die
in
die
„Garde“
hinein
wandern,
auch.
Alle
erwecken
wir
den
Eindruck
einer
Horde
langsam
in
die
Jahre
gekommener
Hippies
und
älterer
Blumenkinder.
Hier
fühle
ich
mich
wohl,
während
mir
das
erste
Getränk
beim
Schwitzen
hilft.
Aus
den
Boxen
dröhnt
Instrumentalmusik
aus
jener
Zeit,
als
alle
Hippies noch jung waren.
Nachdem
der
finale
Akkord
von
„A
Day
In
The
Life“
verklungen
ist,
betreten
sie,
beinahe
pünktlich,
die
Bühne
der
„Jungen
Garde“
und
GRAHAM
NASH
begrüßt
uns
mit
dem
obligatorischen
„Hallo
Dresden!“.
Dabei
kommen
viele,
so
wie
mein
Freund
und
ich,
gar
nicht
aus
der
Stadt.
Ich
nehme
es
mit
einem
Lächeln,
denn
der
vertraute
Sound
aus
„Deja
Vu“
(1972)
erreicht
meine
Ohren
und
ich
stehe
zunächst
vorn
und
grinse
Herrn
CROSBY
mit
seinem
schlohweißen
Haar
zu.
Mir
ist,
als
nicke
er
zurück,
während
der
Wind
das
Haar
um
seinen
Kopf
wirbelt.
Drei
Gitarren,
plus
eine
vierte
im
Hintergrund,
zirpen
und
scheppern
und
man
spürt
deutlich,
im
Vergleich
zum
Konzert
von
Crosby
&
Nash
im
Oktober
2011
im
Berliner
Admiralspalast,
dass
die
Gitarre
von
STEVEN
STILLS
den
Sound
viel
kompakter
und
deutlich
rockiger
macht.
Die
Harmonien
von
„Carry
On“
strömen
in
die
von
hohen
Bäumen
gerahmte
Arena
und
den
drei
Sängern
vor
mir
ist
die
Freude
in
ihre
Gesichter
geschrieben.
STEVEN
STILLS
tritt
vor
zur
Bühnenkante
und
unter
dem
lauten
Jubel
der
Massen, dürfen wir ein allererstes Solo dieses Abends genießen. Weitere werden folgen.
Wir
bekommen
den
stampfenden
„Marakesh
Express“
zu
hören
und
erinnern
uns
alle
gemeinsam
an
„Long
Time
Gone“
und
damit
an
unsere
bewegten
wilden
Jugendjahre.
Inzwischen
ist
die
schwüle
Luft
beinahe
mit
Händen
zu
fassen
und
GRAHAM
NASH
lässt
sich
zynisch
zu
der
Bemerkung
hinreißen,
ein
amerikanischer
Präsident
hätte
gesagt,
dass
es
gar
keine
globale
Erwärmung
gäbe.
Sprach’
es,
setzt
sich
an
sein
Piano
und
lässt
aus
den
Tasten
mit
„
Our
House“,
die
nächste zauberhafte Nummer aus „Deju Vu“, erklingen. Mein Gott, ist das wundervoll anzuhören!
Wenn
STEVENS
STILLS
auf
der
Bühne
steht,
sollten
Melodien
von
BUFFALO
SPRINGFIELD
nicht
weit
sein.
Es
ist
schon
erstaunlich,
dass
sich
die
typischen
Klänge
der
Bands
jener
Jahre
noch
immer
so
wahnsinnig
frisch
und
auch
irgendwie
stolz
anfühlen.
Der
„Bluebird“
ist
ohnehin
eine
Hymne,
wie
sie
nur
selten
geschrieben
wurden.
Seine
Stimme
klingt,
so
meine
ich
zu
hören,
inzwischen
etwas
rauer,
was
ich
durchaus
als
angenehm
empfinde.
Sein
Spiel
auf
der
Gitarre
ist
über
jeden
Zweifel
erhaben
und
wie
zur
Bestätigung
folgt
die
nächste
Solo-Einklage
vorn
am
Bühnenrand.
Es
fühlt
sich
an,
als
wäre
noch
immer
„Summer
Of
69“,
wie
ihn
Brian
Adams
besingt.
Inzwischen
sitze
ich
wieder
mitten
im
Auditorium und fühle mich sauwohl bei dieser Musik.
Langsam
senkt
sich
der
Abend
über
das
Rund,
die
Luft
ist
noch
schwüler
und
vielleicht
auch
von
den
Emotionen
aufgeheizt
und
genau
in
diese,
von
den
Erinnerungen
und
Gefühlen
dominierte
Stimmung,
erklingt
„Teach
Your
Children“.
Es
wäre
Zeit,
die
kleinen
Lichter
zu
schwenken,
sich
in
den
Armen
zu
liegen
oder
einfach
nur,
so
wie
ich,
den
verinnerlichten Refrain mitzusingen. Herz, was willst du denn npch mehr?!
Die
drei
Herren
ihrerseits
gönnen
sich
„a
short
breack“,
doch
irgendwie
muss
das
irgendwer
da
oben
völlig
missverstanden
haben.
Die
dicken
dunklen
Wolken
sind
jetzt
genau
über
dem
Areal
der
Anlage
und
hinter
den
Bäumen,
die
sich
heftig
im
Wind
wiegen,
sieht
man
schon
das
Leuchten
der
Blitze.
Erst
noch
vorsichtig,
dann
immer
heftiger,
beginnt
es
zu
regnen.
Ich
bin
gewappnet,
ziehe
die
Kunsthaut
über
und
dann
beginnt
es
wirklich
wie
aus
Eimern
und
Badewannen
zu
schütten,
was
eine
Stimme
aus
dem
Hintergrund
zu
der
Ansage
verleitet,
wir
mögen
bitte
warten,
uns
unterstellen
und
wenn
alles
vorüber
wäre,
würde
das
Konzert
fortgesetzt.
Entsprechend
lustig
sind
die
Reaktionen
der
Dresdner
und
Gäste,
die
ja
allesamt
mit
viel
Wasser
ganz
gut
umzugehen
verstehen.
So
bleibt
den
Musikern
da
vorn
nichts weiter, als den Gig bei strömenden Regen, so wie damals im Schlamm von Woodstock, fortzusetzen.
Einstmals
gab
es
hierzulande
eine
Combo
namens
Alexanders
und
im
Radio
konnte
man
deren
schöne
Ballade
von
der
„Hoffnung“,
mit
der
Stimme
von
Herbert
Dreilich,
hören.
Am
heutigen
Abend
erklingt
endlich
live
das
Original
„Helplessly
Hoping“
von
CROSBY,
STILLS
&
NASH
gesungen,
das
ebenfalls
aus
dem
Sommer
1969
stammt.
Was
für
ein
Gefühl,
die
drei
alten
Barden
dieses
sehnsuchtsvoll
und
schwermütig
klingende
kleine
Liedchen
singen
zu
hören.
Sie
können es noch immer und beinahe würde ich meinen, noch besser.
Gemeinsam
graben
sie
auch
die
alte
Dylan-Nummer
„Girl
From
The
North
Country“
aus
und
durch
den
Regenvorhang
und
meine
beschlagenen
Brillengläser
hindurch
wirkt
das
Szenario
gerade
wieder
wie
ganz
weit
weg,
fast
unwirklich.
Nur
die
nassen
Füße
und
das
plätschernde
Wasser
behindern
meine
Tagträume
ein
wenig,
in
die
hinein
GRAHAM
NASH
ein
neues
Lied,
inspiriert
von
religiös
motivierten
Selbstverbrennungen
im
fernen
Osten
und
Asien,
ankündigt.
Dieser
Song
„Burning
For
Buddah“
hat
einen
brandaktuellen
Text
und
schließt
klanglich
nahtlos
an
die
Klassiker
an,
von
denen
mit
„Almost
Cut
My
Hair“,
gesungen
von
DAVID
CROSBY,
sogleich
ein
nächster
folgt.
Auch
der
Titelsong
der
„Deju
Vu“
erklingt
und
all
die
Melodien
kommen
mir
vor,
als
hätten
sie
diese
vier
Jahrzehnte
gar
nicht
auf
dem
Buckel.
Sie
sind
wunderschön
anzuhören,
sind
zeitlos
gültig
und
außerdem
noch
immer
Messlatte
für
vieles,
was
man
uns
heute
als
Musik vorzusetzen versucht.
Das
Regenfinale
von
Dresden,
bei
dem
man
die
Musiker
nur
noch
durch
nasse
Bindfäden,
die
vom
Himmel
zu
hängen
scheinen,
erkennen
kann,
bildet,
sofern
der
Regen
meine
Birne
nicht
aufgeweicht
hat,
die
Rock-Suite
„Judy
Blue
Eyes“,
die
sie
dereinst
aus
bestimmten
Gründen
der
Sängerin
Judy
Collins
gewidmet
hatten.
Es
ist
das
tosende
Finale
der
Stimmen
und
fein
gesponnenen
Harmonien.
Wir
erleben
das
finale
Solo
des
Gitarristen
STEVEN
STILLS,
der
seiner
Akustik-Klampfe
Töne
entlockt,
die
nicht
aus
diesem
Leben
zu
kommen
scheinen.
Was
für
ein
Klang,
was
für
ein
Groove
und
welch
wunderschönen
Inspirationen
stecken
in
diesen
Momenten.
Wenn
diese
Gitarre
und
die
perfekte
Vokalakrobatik
von
CROSBY,
STILLS
&
NASH
eine
Melodie
formen,
wird
meist
eine
Hymne
daraus.
Gefühlt
und
dem
Regen
trotzend
ist
dieser
Abend
ein
einziges
Opus,
allerdings
und
gerade
wegen
des
Regens,
viel
zu
kurz.
Da
hätten
die
in
den
Pfützen
sich
wiegenden
Körper
durchaus
noch
zwei
oder
drei
Songs
mehr
vertragen
können
und
die
Herzen
der
oft weit angereisten Fans erwärmen sollen.
Vor
der
Bühne
wiegt
sich
im
strömenden
Regen
ein
Meer
von
Köpfen.
Die
meisten
ohne
Schirm
und
Plane
und
deshalb,
wie
die
beiden
Ladies
vor
mir,
pitschenass,
aber
glücklich.
Wer
diese
Tour
verpasst
hat,
muss
wohl
sehr
viel
Glück
haben,
wenn
er
dieses
Erlebnis
der
Superlative,
kühlende
Regendusche
inbegriffen,
noch
einmal
haben
möchte.
Der
glasklare
Harmoniegesang
der
drei
Veteranen
des
Rock
ist
und
bleibt
unerreicht,
ihre
Stimmen
passen
zueinander,
wie
der
berühmte
Deckel
zum
Topf.
Es
ist
Musik
für
die
Ewigkeit
und
vor
allem
sind
die
drei
Stimmen
von
GRAHAM
NASH,
DAVID
CROSBY
und
STEVEN
STILLS
so
etwas
wie
der
Ausdruck
gesanglicher
Perfektion.
Es
ist
einfach
zum
Heulen
schön,
wenn
sie
singen.
Das
konnte
mir
selbst
die
Regenflut
im
zweiten
Konzertteil
nicht
vermiesen.
Ich
war
dabei
und
Punkt.