Colosseum buchstabieren den Blues live in Barby
31.10.2014
Das
hat
schon
was
von
einem
inneren
Vorbeimarsch,
von
innerer
Genüsslichkeit!
Man
fährt
zu
einem
Konzert
einer
Band,
deren
Mitglieder
allesamt
den
Opa-Status
weit
hinter
sich
gelassen
haben
und
in
großer
Gelassenheit,
ohne
selbstzufrieden
zu
sein,
auf
ihre
Band-
und
Solo-Karrieren
zurückblicken.
Sie
stehen
da,
drei
Armlängen
vor
mir
und
brettern
ihren
saftigen
Blues-
und
Jazzrock
in
die
Massen,
als
wäre
schon
morgen
das
jüngste
Gericht.
Keine
Spur
von
Rock-Legende
und
Ruhmeshalle!
Mir
hat
COLOSSEUM
frische
Brandmarken
in
die
Seele
gestanzt
und
ich
habe
das
Signum
glücklich
entgegen
genommen.
Zwei
Stunden
rockender
schweißtreibender
Orgasmus
in
der
Blues-Hölle
von
Barby, da vergisst man das Alter der Herren da vorn und das eigene gleich dazu. That’s all!
Nach
einer
Stunde
Fahrt
durch
die
unbekannte
Nacht
und
einem
kleinen
Umbogen
von
locker
zwanzig
Kilometern,
entdecke
ich
vor
Schönebeck
ein
Fahrzeug,
mit
einem
Zappa-Konterfei
am
Heck,
vor
mir.
Von
da
an
kann
ich
den
Weg
nicht
mehr
verfehlen
und
lande
genau
vor
dem
„Rautenkranz“.
Hier
ist
jeder
freie
Meter
zugeparkt
und
dennoch
finde
ich
zwei
Baumstämme
am
Fußweg,
die
mir
in
ihrer
Mitte
ein
freies
Plätzchen
anbieten.
Der
Abend
ist
wieder
einmal
gerettet.
Im
„Rautenkranz“
war
ich
noch
nie.
Es
war
immer
zu
weit
für
mich.
Doch
ich
fühle
mich
heimisch
von
der
ersten
Sekunde
an,
denn
solche
alten
Säle
haben
noch
Seele
und
die
sich
darin
tummeln,
drängen
und
schubsen,
sind
meinesgleichen.
Jeans,
Baumwollhemden,
graue
oder
keine
Haare
und
mit
einer
Ladung
Nostalgie
in
den
glänzenden
Augen.
Vor
dieser
Bühne
wird
Bier
noch
getrunken
und
geredet,
statt
mit
dem
Universum
zu
simsen.
Hier
gehöre
ich
einfach
dazu,
hier
bin
ich
geboren,
ohne
jemals
hier
gewesen
zu
sein.
Die
neben
mir
stehen,
haben
auch
das
Doppel-
Vinyl
„Live“
von
COLOSSEUM
zu
Hause
und
wissen,
wie
die
„Valentyne
Suite“
eingepackt
aussieht.
Einige
haben
die
Cover
ihrer
Helden
mitgebracht,
um
sie
nach
dem
Konzert
handschriftlich
veredeln
zu
lassen.
Auch
ich
habe
einen
Beutel mitgenommen und behüte ihn.
Es
ist
pünktlich
drei
Stunden
vor
Mitternacht,
da
begleiten
die
fünf
Herren
ihre
Lady,
das
Juwel
dieser
Band,
auf
die
Bühne.
Vor
dem
wuchtigen
Drum-Set
nehmen
Ikonen
einer
längst
vergangenen
Epoche
ihre
Instrumente
in
die
Hände,
nehmen
hinter
Becken,
Fellen,
Tasten
und
Mikrofonen
ihren
Platz
ein,
und
dann
beginnt
die
schwülwarme
Luft
beim
„Walkin’
In
The
Park“
zu
verdampfen.
Diese
brachiale
Akkordfolge
bringt
jeden
Saal
binnen
Sekunden
von
Null
auf
Hundert
-
„Shake,
Rattle
and
Roll“
für
die
verbrauchten
Knochen
und
Balsam
für
die
Erinnerungen.
Ich
fühle
mich
mitgerissen,
mein
Blick
trifft
auf
den
von
CHRIS
FARLOWE
und
direkt
vor
mir
lächelt
DAVE
GREENSLADE
still
und
genüsslich
beim
Spiel
mit
den
Tasten.
Jeder
kennt
jeden
Ton
und
jeder
Ton
presst
einen
neuen
Schub
Adrenalin
in
die
Adern.
Ich
fühle
mich
wie
ein
Teenager
und
der
Rentner
in
mir
vergisst
sogar,
dass
heute
eigentlich
Rücken
angesagt
war.
In
den
ersten
Jubel
hinein
begrüßt
JOHN
HISEMAN
das
angereiste
Auditorium
und
stellt,
in
Anspielung
auf
die
Spielstätte,
am
Saxophon
Miss
„Barby“
THOMPSPON
und
„his
human
voice“,
CHRIS
FARLOW,
vor.
Beide
prägen
mit
ihrem
Spiel
und
Gesang
maßgeblich
den
Sound
der
Band,
doch
BARBARA
gilt
in
Anbetracht
der
Umstände
unsere
besondere
Anerkennung.
Respekt
zollt
die
Band
auch
einem,
dem
sie
immer
in
Freundschaft
verbunden
waren.
Vor
wenigen
Tagen
ging
JACK
BRUCE
für
immer
von
der
Bühne.
Ihm
zu
Ehren
bekommen
wir
nun
seine
Komposition
„Morning
Story“
mit
einem
hinreißend
singenden
Bassisten
MARK
CLARKE,
wechselseitig
mit
CHRIS
FARLOWE,
zu
hören. In der gefühlvollen Ballade glänzt BARBARA THOMPSON mit einem exzellenten, am Jazz orientierten, Solo.
COLOSSEUM
sind
unterwegs,
um
ihren
Fans
ihre
brandneue
Scheibe
„Time
On
Our
Side“
vorzustellen.
Eigentlich
mag
man
gar
nicht
glauben,
dass
zwischen
„Blues
In
Music“
und
„Stormy
Monday“
Dekaden
vergangen
sind
und
dennoch
können
beide
direkt
nebeneinander
bestehen.
Der
Sound
der
Band
ist
druckvoll
und
unheimlich
in
sich
geschlossen
und
dennoch
ergeben
sich
genug
Freiräume
für
einige
wunderschöne
Soli,
die
vor
allem
BARBARA
und
CLEM
CLEMPSON
für
instrumentale
Ausflüge
nutzen.
Es
ist
schon
überaus
beachtlich,
was
die
erkrankte
Saxophonistin
mit
ihren
Instrumenten
fabriziert,
wie
sie
den
Sound
der
Band
erst
zu
dem
Gebräu
aus
Blues,
Swing
und
Jazz
macht,
dass
bis
heute
zu
begeistern
und
zu
überraschen
versteht.
Fasziniert
hat
mich
auch,
mit
welcher
Aufmerksamkeit
sich
die
Musiker
gegenseitig
beschenken
und
welche
Spielfreude,
um
nicht
gar
Spielwut
zu
sagen,
daraus
entsteht.
Die
Gewinner
dieses
magischen
Spiels
sind
wir
vor
der
Rampe,
die
wir
CLEM
CLEMPSON
bei
„The
Way
You
Waved
Goodbye“,
um
nur
ein
Beispiel
zu
nennen,
bewundern.
Die
neuen
Nummern
begeistern
durch
die
Bank,
denn
sie
schließen
nahtlos
an
die
Klassiker
an
und
repräsentieren
dennoch
eine
frische
Band
von
Heute.
Das
Durchschnittsalter
der
Band
macht
den
Inhalt nur noch attraktiver.
Das
Konzert
begann
mit
einem
der
Klassiker
und
das,
was
der
Kenner
„closing
section“
nennt,
endet
natürlich
mit
der
Musik,
die
unsere
jüngeren
Jahre
prägte.
Wenn
man
um
die
zeitliche
Ausdehnung
der
dreiteiligen
„Valentyne
Suite“
und
von
„Lost
Angeles“
weiß,
dann
hat
man
auch
eine
ungefähre
Vorstellung
von
einem
„abschließenden
Konzertteil“
bei
COLOSSEUM.
Die
schwitzende
Masse
hinter
mir
jubelt,
als
DAVE
GREENSLADE
mit
der
Orgel
das
Thema
von
„January’s
Search“
intoniert
und
damit
die
großartige
Suite
einleitet.
Ich
mache
keinen
Hehl
daraus,
dieses
Stück
besonders
zu
lieben,
denn
von
ihm
geht
eine
einzigartige
Magie,
so
etwas
wie
ein
seltener
Zauber,
aus.
Die
Musik
steckt
voller
Harmonie
und
sie
ist,
trotz
drei
verschiedener
musikalischer
Themen,
ein
glitzernd
fließendes
Ganzes,
das
sechs
ausgeprägte
Individualisten
zu
einem
ewig
glänzenden
Diamant
verschmelzen.
Sowohl
MARK
als
auch
CLEM
und
BARBARA
brillieren
mit
solistischen
Ausflügen,
die
sich
aber
immer
wieder
in
die
Themen
der
Suite
einfügen.
Oh
„Valentyne“,
ick
liebe
dir
und
das
Drum-Solo
von
JOHN
HISEMAN
ist
ohnehin
über
jeden
Zweifel
erhaben.
Wann
bekommt man schon einen der (immer noch) weltbesten Trommler live zu hören und zu sehen.
Das
„Satisfaction“
von
COLOSSEUM
heißt
„Lost
Angeles“.
Die
Grundidee,
eine
vom
Smog
und
einer
ewig
hetzenden
Menschmasse
erfüllten
(wüsten)
Stadt
zu
verlassen,
dort
nicht
mehr
leben
zu
wollen,
transportiert
einen
Sehnsucht,
die
Menschen
überall
auf
der
Welt
kennen.
Selbst
wenn
man
den
Text
nicht
verstehen
kann,
der
Musik
ist
genau
diese
Stimmung
eigen.
Sie
vermittelt
genau
diese
Unruhe,
die
uns
beim
Hören
in
ihren
Bann
zieht.
Bei
diesem
Rock-Epos
bleiben
keine
Wünsche
offen,
denn
wir
erleben
in
Barby
die
Band
COLOSSEUM
in
absoluter
Höchstform
und
mit
instrumentaler
Raffinesse
spielend,
dass
einem
schwindlig
werden
kann.
CLEM
und
MARK
spielen
sich
mit
Gitarre
und
Bass
ganz
allmählich
ich
einen
wahren
emotionalen
Rausch,
der
keine
Grenzen
zu
kennen
scheint.
Immer
wieder
erfinden
sie
neue
Ansätze,
spielen
damit
und
zitieren
so
ganz
nebenbei,
mit
einem
Lächeln
im
Gesicht,
die
„Ghost
Riders
(In
The
Sky)“
und
spielen
in
parallelen
Läufen
die
Melodie
von
„Eleanor
Rigby“,
um
sich
dann
wieder
gegenseitig
zu
übertreffen.
CLEM
CLEMPSON
lässt
seine
Finger
über
die
Bünde
der
Gitarre
hetzen
und
MARK
CLARKE
untersetzt
die
Hatz
mit
dem
Motiv
von
„25
Or
6
To
4“,
auf
seinem
Bass
gespielt.
Hey,
wer
kann
und
macht
denn
heute
noch
solche
Kunststücke?? COLOSSEUM – Punkt.
Natürlich
habe
ich
gewusst,
was
mich
erwarten
würde.
Gestaunt
habe
ich
dennoch,
mit
welcher
Power
und
Energie
diese
Kapelle
ihre
Musik
noch
immer
zelebriert.
Ich
darf
erleben,
wie
Musiker
so
etwas
wie
Routine
zur
Nebensächlichkeit
degradieren
und
an
jedem
einzelnen
ihrer
eigene
Töne
unheimlich
viel
Vergnügen
haben.
Wenn
das
alles
auch
noch
auf
einer
Dorfbühne
geschieht,
wo
der
Rock’n’Roll
und
der
Blues
den
Putz
sichtbar
von
den
Wänden
rieseln
lässt,
dann
könnten
Jüngere
vielleicht
eine
leise
Ahnung
davon
bekommen,
warum
wir
alten
Säcke
diese
Musik
und
ihre
Macher
so
einheimlich
lieben.
Beide
sind
wie
wir
und
wir
sind
inzwischen
ein
Teil
von
ihnen
geworden,
zusammen
ein
in
der
Musik
verewigtes
Gut
der
Geschichte.
Wir,
die
Band(s),
die
Musik
und
die
Fans
sind
noch
immer
im
Soul,
Blues,
Jazz,
Swing
und
Rock
vereint,
sind
miteinander
verschmolzen.
Es
gibt
keine
Stars,
nur
Freunde
und
Weggefährten,
die
einen
Weg
gemeinsam
mit
der
„Zeit
an
unserer
Seite“
gehen,
solange
es
eben
noch
geht.
Mit
meinen
frischen
Brandmarken
von
COLOSSEUM
in
meiner
Seele
und
einer
neuen
Ladung
Hitze
im
Blut,
kann
das
noch
verdammt
lange
so
bleiben.
Ich
habe
die
Geschichte
des
Rock
live
gesehen
und
erlebt,
das
Monument
heißt
COLOSSEUM.