Gimme some Layla - Steve Winwood & Eric Clapton live 02.06.2010
Beide
haben
auf
ihre
Art
und
mit
ihrem
Streben
nach
immer
wieder
neuen
Wegen
und
Ausdrucksformen
die
Rockmusik
bereichert.
Sie
haben
beide
Höhen
erlebt
und
Triumphe
gefeiert,
sie
haben
Tiefen
und
Tragödien
durchlitten,
sind
daran
gewachsen
und
reifer
geworden,
aber
nicht
zerbrochen.
Im
Schmerz
schrieb
der
eine
„Tears
In
Heaven“,
der
andere
aus
Freude
„Back
In
The
Highlife
Again“.
Sie
schenkten
uns
Perlen
wie
„Layla“
oder
„Dear
Mr.
Fantasy“
und
Donnerschläge
wie
„Gimme
Some
Lovin’“
und
„Sunshine
Of
Your
Love“.
Die
veröffentlichten
einmalige
Albumklassiker,
sie
nachzuzählen,
habe
ich
mich
nicht
getraut,
aber
das
ist
auch
zweit-
oder
gar
drittrangig.
Wichtig
ist,
sie
können
es
noch
immer
und
noch
wichtiger, sie tun es!
In
England
schrieben
Fans
an
die
Mauern
„Clapton
is
God!“
und
nannten
ihn
liebevoll
SLOWHAND.
Den
17jährigen
Winwood
beschrieb
die
Rock-Presse
in
den
60ern
als
weißes
Wunderkind
mit
der
schwärzesten
Stimme.
Für
den
Moment
eines
gemeinsamen
Projektes
und
den
Atem
einer
Langrille
versuchten
sie
beide
im
„blinden
Vertrauen“
mit
BLIND
FAITH
gemeinsam
den
Rock-Olymp
zu
erobern
und
wären
dabei
beinahe
abgestürzt.
Sicher
hat
auch
diese
frühe
gemeinsame
Erfahrung
sie
geprägt.
Vier
Jahrzehnte
hat
es
gedauert
und
das
Erfahren
all
dessen,
was
Rock-Business
zu
geben
und
zu
nehmen
vermag,
bis
sie
erkennen
konnten,
dass
sie
beide
als
Musiker
wie
geschaffen
sind,
sich
gemeinsam
auf
der
Bühne
auszudrücken.
Der
Schlüssel
heißt
Blues,
Erfahrung
und
Leben.
Mir
fallen
nicht
so
sehr
viele
Musiker
ein,
die
durch
diese
Tür gemeinsam ohne Vorurteile und ohne Ängste gehen könnten.
Über
die
Jahrzehnte
hinweg
habe
ich
so
manchen
Wunsch
durch
mein
Leben
geschleift.
Was
hätte
ich
dafür
gegeben,
ein
einziges
Mal
CREAM
im
Original
live
erleben
zu
können.
Auch
die
legendären
TRAFFIC
hätte
ich
mir
noch
einmal
auf
eine
Live-Bühne gewünscht. Beides am besten als Klubkonzert mit ein paar hundert Leuten.
STEVE
WINWOOD
ist
mit
Geburtsjahr
1948
ein
reichliches
Jahr
älter
als
ich
selbst
und
ERIC
CLAPTON
(1945)
nur
unbedeutend
vor
mir
geboren.
Dies
ist
auf
besondere
Weise
meine
Generation,
meine
Gefühls-
und
Erlebniswelt
und
ein
Stück
weit
auch
Erfahrung.
Das
mag
sich
für
so
manchen
ziemlich
hoch
gestochen
anhören,
aber
mein
Gefühl
widerspricht
dem
nicht
und
nur
das
ist
mir
wichtig.
Ich
kenne
nahezu
jeden
ihrer
Songs,
habe
viele
von
ihnen
gespielt
und
gesungen
und
so
mancher
traf
mich
ins
Herz
oder
berührte
meine
Seele.
So
ist
es
kein
Wunder,
dass
ich
mir
schon
immer
ein
Treffen
mit ihnen gewünscht habe, so wie Tausende meiner Generation ganz sicher auch.
In
meinen
Händen
halte
ich
ein
Konzertticket
mit
den
Namen
ERIC
CLAPTON
&
STEVE
WINWOOD
und
der
kurzen
Notiz
„Together
Live“
darauf
und
ich
fühle
mich,
als
würde
ich
gerade
vor
der
Abi-Prüfung
stehen
–
Anspannung
und
Freude
pur!
Es
prickelt
in
allen
Nervensträngen
und
mir
ist
wie
beim
ersten
Rendezvous.
Dabei
stehe
ich
doch
eigentlich
nur
vor
diesem
Berliner
Riesending
in
Blau,
bin
gekommen
mit
zwei
Freunden,
habe
einen
dritten
getroffen
–
OTwo
can
do
–
und
freue mich, wie ein Kind, das gerade seine Zuckertüte bekommen hat. Auf der Zuckertüte steht Block 219, unterer Rang und
erste Reihe mit freien Blick auf eine spartanisch anzuschauende Bühne.
Pünktlich
am
Ende
des
akademischen
Viertels
gehen
die
Lichter
aus
und
für
wenige
Augenblick
ist
das
Innere
der
Riesenmuschel
stockdunkel.
Gestalten
huschen
vorbei
an
glimmenden
Lichtern,
das
müssen
sie
sein.
Plötzlich
wird
mir
klar,
dass
da
vorn
eigentlich
nichts
anderes
als
die
Wiederauferstehung
von
BLIND
FAITH
die
Bühne
betritt
und
wie
zur
Bestätigung
kracht
mir
die
Gitarre
das
unverkennbare
Riff
von
„Hard
To
Cry
Today“
ins
Gesicht.
Die
Messe
beginnt
und
feucht sind die Augen dennoch.
In
der
Halle
entlädt
sich
ein
Schrei
aus
11000
Kehlen,
über
den
sich
ein
geschmeidiges
Klanggewitter,
von
der
Bühne
kommend,
legt.
Von
nun
an
bestimmen
nur
noch
Blues
und
Soul,
zwei
Stimmen,
zwei
Gitarren
und
eine
Hammond-Orgel
das
Geschehen.
Sie
begleiten
jeden
auf
seiner
eigenen
Reise
durch
ein
Universum
aus
Rock-Poesie
und
musikalischen
Assoziationen.
CLAPTON
lässt
bei
„After
Midnight“
seine
Stratocaster
singen,
„Presence
Of
The
Lord“
gestalten
die
Stimmen
von
CLAPTON
und
WINWOOD
über
den
weichen
Klängen
der
Orgel
gemeinsam,
so
als
wäre
BLIND
FAITH
erst
gestern
gewesen
und
dann
schneidet
sich
die
Gitarre
in
die
Ohren,
voll
überschäumender
Spiellust.
Genau
so
klingt
es
auch
von
der
Platte.
Die
beiden
da
vorn
strotzen
vor
Spielfreude,
man
merkt
ihnen
den
Spaß
an
ihrem
eigenen
zeitlosen
Repertoire
an.
Auf
diese
Weise
entwickelt
sich
das
Instrumentalstück
„Glad“
zu
einem
ersten
Höhepunkt,
bei
dem
mich
WINWOOD’s
markantes
Klavierspiel
und
CLAPTON
mit
der
Gitarre
in
einen
Rausch
aus
TRAFFIC
-
Zeiten
entführen,
aus
dem
ich
mich
erst
wieder
mit
„Well
Alright“
lösen
kann,
um
danach
mit
„While
You
See
A
Chance“
mit
zugeschnürter
Kehle
dem
Mann
an
der
Hammond
und
seiner
so
einmaligen
Stimme
zu
verfallen.
Ich
sitze
da,
in
meiner
Jugend
und
einem
Wechselbad
der
Emotionen
versunken,
die
ich
nicht
mal
ausleben
kann,
weil
die
raue
Stimme
und
die
ruppige
Gitarre
von
CLAPTON
aus
dem
Stand
„Crossroads“
hinterher
jagen.
Die
beiden
Saitenkünstler
CLAPTON
&
WINWOOD
spielen
sich,
einem
Traumpaar
gleich,
mit
ihren
Gitarrenkünsten
in
einen
wahren
Rausch
und
nehmen
jeden
Einzelnen
mit
auf
diese
kantige
Hatz
über
die
„kreuzenden Straßen“.
Mittendrin
gibt
es
eine
Phase
der
Besinnung
in
Blues.
CLAPTON
sitzend
mit
Akustic-Gitarre
zelebriert
den
Klassiker
„Key
To
The
Highway“
und
STEVE
WINWOOD
lässt
mit
„Georgia
On
My
Mind“
einen
Hauch
Glückseligkeit
entstehen.
Wer
bis
jetzt
noch
keine
Gänsehaut
hatte,
bekommt
sie
als
geballte
Ladung.
Allein
für
diesen
Moment
WINWOOD
mit
seiner
Hammond
hätte sich wahrscheinlich die Fahrt nach Berlin gelohnt.
Doch
auch
der
nächste
Song
hätte
so
ein
Grund
sein
können,
denn
auf
„Layla“
haben
sie
alle
gewartet
und
als
die
ersten
Akkorde
ertönen,
ist
die
Arena
aus
dem
Häuschen.
Ich
schwebe
auf
einer
Woge
der
Erinnerungen.
Das
ändert
sich
auch
nicht,
als
noch
einmal
Musik
vom
einzigen
BLIND
FACE
–
Album
erklingt,
denn
nichts
anderes
sind
die
beiden
Männer
da
vorn
„Can’t
Find
My
Way
Home“
singend
und
spielend.
Wahrscheinlich
haben
Ginger
Baker
und
Rick
Grech
die
Ohren
geklingelt,
egal,
wo
sie
gerade
waren.
Ohne
es
wirklich
zu
registrieren,
haben
wir
während
des
Konzertes
die
vollständige
A-
Seite
der
einzigen
BLIND
FAITH-LP
live
vorgesetzt
bekommen.
Das
wird
nach
dieser
Tour
wohl
nie
wieder
so
zu
erleben
sein.
Was
dann
passiert,
können
Jüngere
wahrscheinlich
nicht
nachvollziehen,
weil
es
für
sie
aus
einer
anderen
Welt
zu
kommen
scheint.
Urplötzlich,
schneller
als
ich
zu
denken
vermag,
beginnt
mein
Herz
zu
springen,
der
Puls
jagt
und
meine
Arme
reißen
sich
von
selbst
in
Höhen,
die
ich
normalerweise
nicht
erreichen
würde.
Die
Orgel
tönt,
der
Rhythmus
knallt
die
Luft
an
die
Wände
–
„Gimme
Some
Lovin’“
schießt
mich
von
der
Rampe
und
ich
fühle
mich
wie
ein
Sylvesterböller,
übersprühend
und voller Funken!
CLAPTON
und
WINWOOD
spielen
sich
mit
Leichtigkeit
durch
Klassiker
von
BLIND
FAITH
und
TRAFFIC,
würdigen
unbekannter
Blues-Meister
und
bieten
einen
Rausch
eigener
Songs,
wie
es
abwechslungsreicher
und
faszinierender
nicht
sein könnte.
Doch
der
eigentliche
Höhepunkt
ist
einem
gewidmet,
der
locker
in
dieser
Liga
mithalten
würde,
wenn
er
denn
könnte.
„Voodoo
Chile“
aus
„Electric
Ladyland“
wird
zur
hymnischen
Würdigung
eines
Mannes,
bei
dessen
Aufnahmesession
zur
ursprünglichen
Fassung
einst
auch
STEVE
WINWOOD
an
der
Orgel
saß
und
den
ERIC
CLAPTON
verehrte.
Der
Song
wird
durch
CLAPTON’s
Gitarre
und
WINWOODs
Stimme
zu
einem
Rausch
der
Ekstase
und
mehrmals
ist
mir
so,
als
würde
JIMI
HENDRIX
jeden
Augenblick
auf
die
Bühne
schreiten,
seine
weiße
Stratocaster
umhängen
und
den
beiden
Hexenmeistern
da
unten Paroli bieten. Einzig und allein das wäre noch einer oben drauf gewesen. Ich hab’ Dich dennoch gehört, Jimi !
Kein
Clapton-Konzert
ohne
„Cocain“,
auch
dieses
nicht.
Dieser
Song
und
der
Mann
sind
ein
Paar,
auch
am
Ende
dieses
Abends.
Nachdem
beide,
CLAPTON
und
WINWOOD,
noch
einmal
ausgiebig
mit
den
Gitarrensaiten
zaubern,
sich
gegenseitig
treiben
und
sich
von
einem
Gitarrenduell
zum
nächsten
verführen,
ist
das
Konzert
vorüber.
Wir
haben
zwei
Ausnahme-
Rocker
erlebt,
mit
einer
Band
im
Rücken,
die
souveräner
nicht
hätte
agieren
können.
Allen
voran
CHRIS
STAINTON
an
den
Tasten,
einer
aus
dem
legendären
„Mad
Dogs
&
English
Men“
–
Team,
der
mehrmals
die
Möglichkeit
nutzte,
sein
Ausnahmetalent
als
Tastenmann
zu
zeigen.
Wie
der
mit
seinen
flinken
Fingern
die
Quinten
und
Terzen
auf
den
schwarzen
und
weißen
Tasten
ausgelassen
tanzen
ließ,
war
atemberaubend
einmalig.
Wir
hatten
soeben
eine
Band
von
Ausnahmekönnern
live
erlebt.
Danach
gab
es
mehrere
gemeinsame
Verbeugungen
im
Scheinwerferlicht
und
die
Bühne
stand wieder verlassen, als wäre nichts geschehen..
Doch
noch
ein
einziges
Mal
traten
sie
alle
gemeinsam
vor
ihre
Fans,
um
aus
frühen
TRAFFIC-Jahren
„Dear
Mr.
Fantasy“
erklingen
zu
lassen.
WINWOOD’s
Stimme,
zwischen
Zerbrechlichkeit
und
urwüchsiger
Gewalt
jonglierend,
sowie
CLAPTON’s
schneidendes
Gitarrenspiel
schickten
uns
danach
unwiderruflich
in
die
Berliner
Nacht,
raus
auf
die
vom
Wind
zerzausten
Straßen und auf die unterschiedlichen Wege nach Hause.
Auf
dem
Autorücksitz
hänge
ich
dann
den
vergangenen
reichlich
zwei
Stunden
noch
einmal
nach
und
innerlich
zufrieden
erkenne
ich,
mit
den
60er,
70er
und
auch
80er
Jahren
die
wohl
innovativsten
und
kreativsten
Jahre
internationaler
Rockmusik miterlebt und an diesem Abend zwei ihrer herausragenden Idole auch live erlebt zu haben.
Wer
die
Songs
seiner
wilden
Jugend
später
als
Erwachsener
noch
immer
in
seinem
Herzen
fühlt
und
im
Ohr
klingen
hört,
sie
gar,
wie
vielleicht
so
mancher
gestern,
seinem
Enkelkind
live
unter
Tausenden
vorführen
kann,
wie
sie
klingen,
darf
wohl
sagen,
SUPERSTARS
und
große
Charaktere
in
genialer
Schlichtheit
erlebt
zu
haben.
Musiker
und
Musik,
die
auch
weitere
50
Jahre
locker
überstehen
werden.
Alles
andere
wird
dem
schnellen
Geld
als
Opfer
zum
Fraß
vorgeworfen
werden.
Immer
und
immer
wieder.
In
50
Jahren
redet
darüber
niemand
mehr
–
über
CLAPTON,
WINWOOD,
BLIND
FAITH
und
TRAFFIC
sowie
den
gestrigen
Abend
aber
wohl.
CLAPTON
und
WINWOOD
sind
nicht
Gott,
ganz
bestimmt
nicht,
aber
ihre
Musik,
die
ist
unsterblich. Jede Wette!