Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Cactus In A Garage - live bei Halleggers 09.09.2023 Vier junge Musiker fanden im Jugend-Jazz-Orchester Sachsen-Anhalt zueinander. Sie gründeten im Jahr 2020 eine Band, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft Jazz klingenden Ausdruck zu verleihen. Bei der Bundesbewegung „Jugend jazzt 2022“ holten sie einen Preis und heute sind „Cactus In A Garage“ in Halberstadt, im kleinen gemütlichen Jazz-Keller der Halleggers, live zu erleben. Warum sich eine Band nun ausgerechnet „Kaktus in der Garage“ nennt, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn die Story geht anders, als man sie im Internet nachlesen kann. Wieder einmal bin ich (zu) früh dran. Drinnen wird noch gewuselt, werden letzte Handgriffe erledigt. In der kleinen Bar gelingt mir Small Talk und ganz allmählich füllt sich der Raum mit Stimmengewirr, während der Hauskater das Schlagzeug inspiziert. Ich fühle mich wohl, bin entspannt, als die Dame des Hauses die Band des Abends ankündigt. Es scheint fast so, als würden sich die Töne von Saxophon und Gitarre ganz vorsichtig ans Publikum herantasten. Im Wechsel, und dann wieder im Gleichklang, entwickeln sich Melodien von „Children’s Jokes“, klingende Kinderscherze, die in einem exzellenten Solo des Saxophons kulminieren. Noch ein klein wenig zurückhaltend zwar, aber ein Mix aus Soul & Jazz deutet sich bereits jetzt an. Im Laufe des Abends werden wir jede Menge davon zu hören bekommen, stets um weitere Nuancen ergänzt und bereichert. Schon das zweite Stück „Summer Breethe“ deutet an, wohin die Reise gehen wird. Die Spielart Jazz wird mit hitzigen Orgel und Saxophon-Einlagen würzig verfeinert und rhythmisch swingt es sogar ein wenig sommerlich. Die Grooves nehmen Fahrt auf, der kleine Kaktus beginnt, langsam aufzublühen und kleine Stacheln auszubilden. Mit vertrackter und verschachtelter Rhythmik bekommen wir „Pent Up House“, ein Jazz-Klassiker von Sonny Rollins aus den späten 1950er Jahren, in der Bearbeitung der jungen Band zu hören. Eines der beiden Cover dieses Abends. Hinter der Schießbude (O-Ton des Gitarristen Joel Podolski) freut sich Lukas Rauch über unsere erstaunten Reaktionen. Nach einem Break erhöhen die Musiker die Taktzahl auf noch ein wenig schneller. Über einem hitzigen Rhythmusgeflecht tobt sich Konrad Buschhuter auf den Tasten der Hammondorgel aus, ehe man wieder gemeinsam zum ursprünglichen Thema zurück findet. Jetzt schwingen Publikum und Band im Gleichklang, die Stimmung ist gelöst und den Musikern sieht man das Vergnügen an, hier ihre Auffassung von Jazz präsentieren zu können. Aber auch mit Eigenkompositionen wie „Fiesta“ oder „Tulip Mania“, inspiriert von der schieren Masse und Pracht der Tulpen in den Niederlanden, überzeugt die Band und Lorenz Knauft erhält wieder Gelegenheit, uns sein exzellentes Können sowohl mit dem Saxophon, als auch der Querflöte solistisch zu präsentieren. Als Nicht-Jazz-Purist gelingt es mir ganz gut, mich in diese Musik hinein zu fühlen, ihrem Lauf zu folgen und mich an besonderen Solo-Darbietungen zu erfreuen. In manchen Momenten erwische ich mich sogar, wie ich gedankliche Vergleiche zur Jazz-Rock-Legende Colosseum entdecke, deren Faszination sich ja auch u.a. aus dem Zusammenspiel von Orgel und Saxophon speist. Dies ist dann auch jener Moment, in dem die Herkunft des Bandnamens erklärt wird. Die Geschichte trug sich während einer England-Tour mit dem Jugend-Jazz-Orchester Sachsen-Anhalt, in einem Irish Pub zu. Dort entdeckte man zwei Plaketten aus Blech an der Wand. Auf einer war ein Auto abgebildet, die andere zeigte einen Kaktus. Daraus wurde, nach zwei oder drei Gläsern, Cactus In A Garage. Von diesen zwei Blechdingern ließen sich vier Musiker inspirieren, ihrem Quartett diesen Namen zu geben. Etwas verrückt und ausgefallen vielleicht, aber die Assoziation zum Kaktus passt gut zu Konzerten auf kleinen Bühnen wie dieser! Bei der Bundesbewegung „Jugend jazzt 2022“ bekamen sie einen Preis. Heute erleben wir sie in Halberstadt und den Gitarristen Joel Podolski sogar, nach dem Konzert von Lunar X am gleichen Ort, ein zweites Mal ( HIER ). Die Musik wird nun mit „What A Candle Can Do“ etwas ruhiger, inklusive einem entspannten Solo für Orgel und Gitarre. Beim sich anschließenden „Hot Potato“ entdecke ich kleine musikalische Spielereien zwischen Saxophon und Gitarre, die mal solistisch und dann wieder unisono spielend agieren. Das zu beobachten, ist spannend und unterhaltsam zugleich. Mit der Komposition „Take Your Tricks“ spielen Cactus In A Garage ihre eigene Hommage an den deutschen Komponisten Franz Lambert und geben sich selbst noch einmal Gelegenheit, das besondere Zusammenspiel von Orgel, Flöte und Gitarre in der Band auszuleben. Seitdem ich in Halberstadt lebe, bin ich auf seltsame Weise dem Jazz, Dank Warnfried Altmann und Hermann Naehring, ein kleines Stückchen näher gekommen. Ich entdecke plötzlich Details, die mir bisher verborgen blieben und eventuelle Grenze zum anderen Genre sind zur Winzigkeit geschrumpft. Im Theater „Halberstadt jazzt“ zu erleben, ist mir inzwischen (fast) zum Bedürfnis geworden und bei Halleggers Gast zu sein, eröffnet mir eine weitere intime Dimension. Dafür bin ich sehr dankbar und freue mich auf nächste Überraschungen und Erlebnisse. Cactus In The Garage ist so eine – DANKE Euch allen. Cactus In A Garage (von lnks nach rechts): Konrad Buschhüter - Orgel Lorenz Knauft - Saxophone /Querflöte Joel Podolski - Gitarre Lucas Rauch - Schlagzeug