B
rot & Salz live 1977 in Elsterwerda
März 1977
(BROT brechen, SALZ streuen, BROT & SALZ hören - Fritz Jochen Kopka)
Beat-Musik
war
meine
Jugenddroge.
Die
Beatles,
Swinging
Blues
Jeans,
Searchers,
Renegades
und
all
die
anderen
Pilzköpfchen
waren
die
Lieferanten
derselben
via
Dampfradio
im
heimischen
Wohnzimmer
und
per
„Kofferheule“.
Auch
eine
hauseigenen
„Drogenküche“
namens
AMIGA
gab
es
im
kleinen
Land,
und
einen,
der
schön
früh
das
Zeug
zum
Star
hatte:
THOMAS NATSCHINSKI.
Die
Geschichte
des
TEAM
4,
mit
seinem
Jugendfreund
Hartmut
König
gegründet,
ist
bekannt
und
die
drei
Langspielplatten
mit
der
THOMAS
NATSCHINSKI
GRUPPE
sind
Kult,
die
frühen
ersten
Singles
von
TEAM
4
begehrte
Sammlerobjekte.
Sie
allesamt sind Dokumente einer Zeit, in der auch hierzulande eine Menge möglich schien.
Als
die
Beatmusik
ihren
Kinderjahren
entsprungen
und
langsam
erwachsen
geworden
war,
versuchte
auch
Thomas
Natschinski,
gerade
„von
der
Fahne“
zurück
gekommen,
diesen
Schritt
ebenfalls
mit
der
neu
gegründeten
Gruppe
BROT
&
SALZ
nachzuvollziehen.
Diese
neue
Band,
die
sich
ganz
bewusst
vom
Namen
des
Bandleaders
verabschiedet
hatte,
trug
in
sich
das
personelle
Potential
zum
ganz
großen
künstlerischen
Erfolg.
Nicht
nur
der
Bandleader
THOMAS
NATSCHINSKI
war
dafür
ein
Garant,
sondern
auch
die
beiden
Sänger
und
Gitarristen
INGO
KOSTER
und
DETLEV
HAAK,
mit
ihrem
jeweils
sehr
typischen
Timbre.
Diese
Konstellation
strotzte
geradezu
vor
Power,
Ideenreichtum
und
den
vielen
Möglichkeiten.
Vervollständigt
wurde
die
neue
Besetzung
zu
Beginn
durch
den
exzellenten
Drummer
HERMANN
NAEHRING,
der
später
durch
PETER
MÜLLER
ersetzt
wurde,
sowie
durch
den
Bassisten
HELMUT
FROMMHOLD,
der
ebenfalls
als
Komponist
bekannt
war. Diese Combo hätte eigentlich wie der Blitz einschlagen und alle mit ihrer Musik „schockieren“ müssen.
Doch
die
Vielseitigkeit,
die
sich
aus
der
Unterschiedlichkeit
der
Musiker
ergab,
erwies
sich
sehr
schnell
als
Hemmnis
beim
Erarbeiten
eines
homogenen
Stils
und
der
Werdegang
der
Band
glich
eher
einer
Blaupause
von
Blind
Faith
aus
England,
die
international
als
Super-Group
mit
Clapton
und
Winwood
gestartet
waren
und
dennoch
so
etwas
wie
eine
Bruchlandung
hingelegt
hatten.
BROT
&
SALZ
wollten
zwar
an
frühere
Bandtraditionen,
angereichert
mit
Blues-
und
Folkeinflüssen,
anknüpfen,
trafen
aber
mit
ihren
anspruchsvollen
Songs
den
damaligen
Zeitgeist
nicht
mehr.
Die
ersten,
beim
Rundfunk
der
DDR
produzierten
Lieder,
klangen
zwar
irgendwie
vertraut,
trafen
aber
den
Nerv
und
Geschmack
der
jugendlichen
Masse
nicht.
Amiga
veröffentlichte
1973/74
insgesamt
3
Singles,
zur
Produktion
einer
Langspielplatte
kam
es
aber
nicht
mehr.
Irgendwie
hatte
der
Zeitgeist
die
Musiker
ausgebremst,
eine
anspruchsvolle
Mischung
aus
Rock,
Folk,
Blues
und
Country
kam
beim
Publikum
(noch)
nicht
an
–
die
Band
war
zu
früh
da
oder
der
Mainstream
schon
zu
weit
weg.
Genau
kann
man
das
heute
nicht
mehr
sagen,
vielleicht
aber
war
auch
der
Verzicht
auf
den
Namen
NATSCHINSKI,
und
die
damit
fehlende
Identifikation des Publikums mit dem Musiker, eine Ursache.
Als
ich
1977
begann,
Konzerte
nach
eigenen
Vorstellungen
zu
organisieren
und
im
Disco-Jahrzehnt
Rock-Bands
auf
die
Bühne
in
Elsterwerda
zu
bringen,
waren
BROT
&
SALZ
meine
Wunschkandidat
Nummer
eins.
Die
Kombination
Natschinski,
Frommhold,
Koster
und
Haak
wollte
ich
unbedingt
live
auf
heimischen
Brettern
haben,
doch
ich
erwischte
die
Band
leider
schon
in
ihrer
Spätphase
und
daher
in
völlig
veränderter
Besetzung.
Vom
ehemaligen
Natschinski-Kern
war
nur
noch
INGO
KOSTER
dabei
und
das
Konzertrepertoire
war
wohl
auch
auf
ihn
als
einzigen
verbliebenen
Sänger
sowie
THOMAS
FRIEDRICH, den zweiten Mann an der Gitarre, zugeschnitten.
Der
routinierte
Gitarrist
und
Sänger
INGO
KOSTER,
damals
noch
mit
Rauschebart
und
Mütze,
spielte
sich
dann
auch
live
durch
das
bekannte
Liedgut
seiner
Beat-
und
Rockerkarriere.
Das
waren
solche
großartigen
Lieder
wie
„Maja“,
der
Kulthit
aus
der
3.
LP
„Wir
über
uns“,
und
der
„Blues
vom
Abschied“
aus
dem
DEFA-Film
„Sabine
Wulf“.
Natürlich
fehlte
auch
der
eigentliche
Hit,
die
„Mokka-Milch-Eisbar“
nicht,
der
das
Beatles-Vorbild
„Ob-La-Di,
Ob-La-Da“
gar
nicht
erst
zu
leugnen
versucht. Hätten es die Pilzköpfe gewusst, sie wären sicher stolz gewesen.
Als
mitten
im
Konzert
bei
Thomas
Friedrich
eine
Gitarrenseite
riss,
reagierte
INGO
KOSTER
in
aller
Ruhe
und
sehr
routiniert
mit
dem
Spruch:
„Hast
du
Gelegenheit
zum
Blues,
dann
tu’s.“
Er
ließ
in
den
folgenden
Minuten
spontan
einen
Blues
vom
Feinsten
aus
seiner
Gitarre
sprudeln
und
improvisierte
im
Stile
eines
alten
Bluesmeisters.
Das
war
für
viele
überraschend
und
manchmal,
so
denke
ich
heute,
sind
diese
kleinen
Pannen
jene
Momente,
bei
denen
aus
einem
Musiker
ein
Musikant
und
aus
einem
Konzert
ein
besonderes
Ereignis
wird.
Den
Spruch
von
INGO
jedenfalls
habe
ich
bis
in
heutige
Zeiten
nicht
vergessen
und als wir kürzlich in Brieske über jenes frühe Konzert sprachen, musste er erstaunt darüber gelacht.
Natürlich
fehlten
auch
die
Songs
internationaler
Vorbilder,
wie
etwa
das
legendäre
„Helpless“
von
Crosby,
Stills,
Nash
&
Young
oder
„Southern
Man“
von
Neil
Young
nicht.
Das
waren
gesangliche
Höhepunkte,
die
später
mit
dem
Projekt
DREI
fortgesetzt
und
mit
deutschen
Texten
sowie
eigenen
Kompositionen
perfektioniert
wurden.
An
jenem
Märzabend
im
Jahre
1977
standen
außerdem
der
Bassist
ECKHARD
„Ecke“
KREMER,
ehemals
Vroni
Fischer,
sowie
HORST
SCHMÄKE,
den
ältere
Fans vielleicht noch von Opus (Berlin) kennen, auf der Bühne in Elsterwerda.
Wenn
ich
heute
daran
zurück
denke,
staune
ich
über
die
naive
Entscheidung,
meine
ganz
persönliche
Konzertleidenschaft
live-haftig
ausgerechnet
mit
BROT
&
SALZ
gestartet
zu
haben
und
das
auch
noch
erfolgreich.
Die
Band
war
im
Vergleich
zu
anderen
(Karat,
Puhdys,
City,
Stern
Combo
Meissen)
bei
weitem
nicht
so
bekannt
und
mit
dem,
was
sie
im
Konzert
zu
bieten
hatte,
auch
nicht
auf
den
Bedarf
breiter
Massen
ausgerichtet.
Das
war
sicher
auch
einer
der
Gründe,
warum
sich
die
Band
Ende 1977 auflöste und INGO KOSTER mit Carsten Görner und Burkhard Neumann als DREI einen neuen Versuch wagte.
Thomas
Friedrich
stieg
bei
Peter
Paulick
in
die
Fußabdrücke
von
Henry
Kotowski
und
war
im
Duo
mit
ihm
als
PETER
&
PAUL
erfolgreich.
Thomas
Natschinski
hatte
sich
schon
eher
zurückgezogen
und
sich
anderen
Projekten
verschrieben,
eher
er
noch
einmal dem Lockruf von KARAT folgte und dort für drei Jahre als „Aushilfe“ an den Tasten agierte.
BROT
&
SALZ
sind
für
mich
auch
noch
heute
eine
ganz
besondere
Briese
Salz
in
der
Rockhistorie
des
ehemaligen
kleinen
Landes,
das
eine
ausgeprägte
Szene
hatte,
von
der
heute
nur
noch
wenige
etwas
ahnen
und
noch
weniger
wirklich
richtiges
wissen
und
verstehen!
Als
zum
60.
Geburtstag
von
Thomas
Natschinski
in
der
Berliner
WABE
ein
Teil
dessen
wieder
live
erklang,
konnte
ich
den
Wunsch
nicht
verdrängen,
es
möge
geschehen,
dass
diese
Lieder
aus
jener
Zeit
noch
einmal
live
auf
einer
Bühne,
mit
wenigstens
einigen
der
damals
handelnden
Personen,
zu
erleben
wären.
Die
Lieder
von
Natschinski’s
Projekten
wären
es
allemal
wert
und
tief
in
mir
drinnen,
wäre
mir
so
ein
Live-Projekt
jederzeit
lieber,
als
eines
der
nächsten
unvermeidbaren
Gedenk-Konzerte,
die
ich
nicht
wirklich
mag.
Es
möge
sich
ein
Sponsor
und
der
Wille
finden,
Musiker
wie
Natschinski,
Koster,
Haack,
Naehring
und
Gäste
noch
einmal
gemeinsam
auf
eine
Bühne
zu
bringen,
um
diese
Lieder
und
Musiker zu ehren und uns Liebhaber zu erfreuen.
Wenn
wir
es
nicht
schaffen,
wird
man
uns
in
späteren
Jahren,
wenn
in
diesem
Land
auch
die
Leistungen
des
"Rock
Made
In
The East" offiziell anerkannt sind, vielleicht nicht verstehen und das wäre nicht im Sinne der Geschichte!