Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Die Schwarze Rosie rockt Halberstadt 09.06.2018 (BLACK ROSIE - the very best tribute ever to the music and musicians of AC/DC – and it is female!) Manchmal macht einem das Leben, dieses nimmermüde Chaostier, einfach so einen Strich durch den Tag, durch die ganze Woche oder, wie bei mir, durch ein ganzes Jahr. Es geht schon eine Weile nicht mehr danach, was ich gern möchte, sondern ich richte mich nach dem, was ich kann oder was gerade möglich ist. Meine Prioritäten werden neu definiert und das nicht immer zur Freude des Umfelds, aber das muss auch lernen, damit fertig zu werden. Also verzichte ich auf diverse Muggen in Berlin, Torgau sowie Braunsdorf und gönne mir trotzdem Konzeratmosphäre. Für musikalische Askese bin ich nicht geeignet, aber so ein alternder Sack fühlt sich natürlich von fünf knackigen Pardon Weiberärschen angezogen und inspiriert. Erst recht, wenn sie in tiefschwarzes Leder gekleidet und mit Rock-Gitarren geschmückt sind. Die fünf wilden Damen von BLACK ROSIE geben sich zwischen vier Kirchturmspitzen die Ehre, um genau dort ihre „Höllenglocken“ zu läuten. Weil AC/DC gerade verhindert sind, lade ich bei BLACK ROSIE meinen Akku wieder auf. Ganz ohne komme ich nicht über das Wochenende. Berlin, Braunsdorf, Dresden und Torgau sind gestrichen wegen „is nich“, aber in die Kirche wird man ja wohl noch gehen dürfen, oder? Noch ist von der Dämmerung nichts zu spüren. Auf der Bühne sehe ich die Pardon Weiberärsche, dem Publikum noch zugewandt. Dann ein kleiner Donnerschlag, drei deftige Gitarren-Akkorde, das Riff knallt uns entgegen, ich sehe in die Gesichter der Rock-Ladies und höre rhythmische „Hey, Hey“-Rufe über das Areal schallen „kein schlechter Platz für die Hölle“ und dann rockt die Gemeinde zu „Hell Ain’t A Bad Place To Be“. Da hüpft das olle Rockerherz in mir mit, während der Körper sich noch etwas Zeit damit lässt. Das Gerüst wackelt schon ein wenig und die Hüftschrauben sind auch locker. Die fünf Ladies aus Weimar, Hannover und dem Harz lassen vom ersten Moment an keinen Zweifel aufkommen, dass die erste Nachthälfte in Höllenglut & AyersRock glühen wird. Von den „schmutzigen Taten“ über die „Sündencity“ bis zur „Hochspannung“ wird alles vertreten sein, was AC/DC anziehend und magisch für eine gigantische Fan-Gemeinde macht und wer noch glaubte, das alles wäre nur was für knallharte und grimmige Kerle, der weiß es spätestens nach „Shot Down The Flames“ besser. Der Lady mit der feuerroten langen Lockenmähne, KARO BLASEK, wurde ein Organ geschenkt, mit dem sie auch Bon Scott hätte beeindrucken können. Die hat eine Bühnenpräsenz, von der manch „großer“ Rock-Star nur träumen kann und GABY NEITZEL, die flinkefinger Schönheit an der glühenden weißen Agnus Young Gitarre, spielt ein Brett, das viele ihrer Männerkollegen ganz schön alt aussehen lässt. So ausgestattet lassen sie „Walk All Over You“ auf die überschaubare Masse im Kreuzgang los. Es ist nichts weniger als ein deftig rockender Höllenritt, durch den ich hindurchgejagt werde. Wie geil ist das denn!? Was ich hier zu hören, zu sehen und zu staunen bekomme, ist nichts weniger als eine kompromisslose und leidenschaftliche Liebeserklärung von fünf Rock-Amazonen an ihre offensichtlichen Rock-Heroen. Die Damen von BLACK ROSIE haben sich der Songs von AC/DC so liebevoll angenommen, dass diese Show ungemein authentisch auf mich wirkt. Kracher wie „Touch Too Much“ oder „If You Want Blood (You’ve Got It)” donnern druckvoll und dynamisch von der Rampe, die Riffs der Rhythmusgitarre sind scharf wie Rasierklingen und DÖRTE BAUMEISTER hat sichtlich viel Spaß dabei. Einfach großartig, wie es bei „Back In Black“ stampft, wie KARO mit einer Schiebermütze auf die Lockepracht röhrt & stöhnt. Die Bassgitarre, JEANINE LAMNGGEMACH, plus die Sticks von DAJANA BERCK stampfen diese kleine Bühne, einer Dampframme gleich, einige Zentimeter tiefer in den Boden, so mein Eindruck. So muss Rock’n’Roll klingen, so muss es sich anfühlen, wenn man mal wieder richtig durchgerüttelt werden möchte. Genau das kann ich in diesen Tagen gut gebrauchen (and I’ve got it). Da stehen die drei Saitenhexerinnen nebeneinander unisono in einer Reihe, um Bruchteile später für die wild agierende Frontfrau Platz zu machen, die in einem gewagten Spruch in die Menge hechtet. Die Menge brüllt und einige bekommen das Mikro vor die Nase gehalten. Wenig später posiert GABY bei einem ihrer Soli an der Kante und lässt mich staunend auf ihre flinken Finger schauen. Kaum habe ich mich davon erholt, liegt das Duo KARO & GABY vor mir auf der Bühne, um sich lasziv zum Sound ihrer Musik gegenseitig anzustacheln. Diese Ladies-Sow lässt nichts, aber auch wirklich gar nichts, in irgendeiner Form anbrennen. Hier brennt bestenfalls die Luft und zwar lichterloh, als der „Highway To Hell“ in den Nachthimmel lodert. Inzwischen hat die Nacht die Regie übernommen. Farbig angestrahlten Steinbögen und die Spots von der Bühne zeichnen Silhouetten in die Dunkelheit. Sie tauchen alles in ein zuckendes Spektakel, durch das wuchtige Hard-Rock- Riffs dröhnen. Noch immer toben diese Starkstrom-Ladies, in ihrer Mitte die „Rampenhexe“ KARO, wie losgelassen über die Bühnebretter. Davor die rockenden Fans, sich heftig in Headbanging sowie Luftgitarrespielen austobend. Bei „High Voltage“ scheinen überall kraftstrotzende Blitze zu zucken, bei „Riff Raff“ knallt es von allen Ecken, Enden und Wänden und als schließlich noch „Thunderstruck“ kommt, bin ich „wie vom Donner gerührt“ und kann es kaum noch erwarten, dass endlich auch „TNT“ aus allen Rohren gefeuert wird. Manno, was sind das für einmalige Rasse-Klasse-„Weiber“ „power load“!! In diesen Augenblicken ist all der Stress, sind alle Anstrengungen und manch körperliche Schmerzen vergessen, hinweggefegt von einem weiblichen Rock’n’Roll-Orkan. Die warme Sommernacht hat mich wie eine Zitrone ausgequetscht, mich vom Schweiß und lästigen Gedanken befreit. Ich sitze im Dunkel der Nacht glücklich auf einem Klappstuhl und genieße. Als aber die „Whole Lotta Rosie“ angestimmt wird, stehe ich neben der Bühne und will das Treiben spürbar mitbekommen. Der Rhythmus hämmert, treibt meinen Puls an und lässt mich zufrieden grinsen. Denke ich jedenfalls, als lautstark endlich die „Hells Bells“ geläutet werden. Am nächsten Tag wird mir mein Freund und Nachbar sagen, dass er auf seinem Balkon sitzend jeden Glockenschlag vernommen hat. BLACK ROSIE haben die ganze Domstadt erzittern lassen und ich stehe neben dieser Bühne. Mein dünnes Haupthaar mag inzwischen grau oder gar weiß sein, meine Muskelmasse möge vielleicht langsam schwinden, jedoch mein Herz pumpt wie wild und versorgt mein hellwaches Gehirn. Ich lebe, ich liebe und verdammt noch mal, diese Schwarze Rosie lässt mich genau das spüren. DANKE Ladies, das Gefühl ist großartig!